Wassertouristische Hängepartie um Schleuse Zaaren geht erneut in die Verlängerung

Dem Tourismus auf den Wasserstraßen droht der Kollaps. Der ADAC Berlin-Brandenburg fordert eine umfassende Bestanderhebung und einen eigenen Posten für Nebenwasserstraßen im Bundeshaushalt.

21. Juni 2019 – Die Bauzeit und damit die Sperrung der wassertouristisch bedeutsamen Schleuse Zaaren verlängert sich laut Pressemitteilung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes vom 21. Juni 2019 abermals – und damit bereits zum dritten Mal:

Aufgrund eines Blitzeinschlags ins zuliefernde Betonwerk Templin kann demnach der zuletzt angekündigte Fertigstellungstermin 1. August 2019 nicht gehalten werden. Ein neuer Termin ist nicht bekannt. Für die betroffenen Unternehmen ist damit die Wassertourismussaison endgültig erledigt.

„Blitzschlag als letzter Akt des Dramas Schleuse Zaaren“

„Der letzte Akt des Dramas um die Schleuse Zaaren – ein Blitzschlag in die Betonmischanlage – ist zweifelsohne höhere Gewalt. Dennoch kostet die erneute Verlängerung der Sperrzeit die betroffenen Unternehmen nun endgültig die Saison und ist der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen und sie in ihrer Existenz erschüttern dürfte.“ So fasst Peter Heydenbluth, Präsident der Industrie und Handelskammer Potsdam, der an dieser Stelle für das Bündnis für Wasserstraßen spricht, die Situation zusammen.

 

„Die vorliegende Verkettung von Umständen, die zu einer Sperrung für die nahezu gesamte Saison führt, zeigt einmal mehr: Es bedarf einer Gesamtstrategie für die Instandsetzung der überalterten Schleusen in Abstimmung mit den regionalen Akteuren sowie eine Realisierung der Baumaßnahmen vornehmlich außerhalb der Saison. Voraussetzung dafür wiederum ist eine bessere personelle Ausstattung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung,“ so Heydenbluth.

2,1 Millionen Euro Schaden durch Sperrung bis 1. August

Auf Abfrage des Bündnisses für Wasserstraßen prognostizierten 23 Unternehmen schon im Frühjahr einen Gesamtschaden von 2,1 Millionen Euro durch die Sperrung der Schleuse Zaaren bis zum 1. August. Der Schaden dürfte nun wohl noch höher ausfallen. Bei den Unternehmen handelt es sich um unmittelbar betroffene Vercharterer, Hafenbetreiber und Flusskreuzfahrtanbieter. Die entfallenden nachgelagerten Ausgaben für Gastronomie, Einkäufe und Freizeitwirtschaft in der Region sind hierbei noch nicht berücksichtigt.

Aus dem „Bad Practice Zaaren“ lernen: Regionalkonferenzen für die Zukunft

Nun gilt es den Blick nach vorn zu richten und aus dem „Bad Practice Schleuse Zaaren“ zu lernen. Schließlich besteht ein weitreichender Investitionsstau an der maritimen Infrastruktur in Deutschland: Der Altersmittelwert bei Schleusen liegt etwa bei 105 Jahren. Baumaßnahmen in den kommenden Jahren sind also dringend erforderlich.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat vor Kurzem in einem Termin mit Vertretern des Bündnisses für Wasserstraßen in Aussicht gestellt, künftig  Regionalkonferenzen jeweils im Herbst eines Jahres für die kommende Saison etablieren zu wollen: In diesen sollen die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter über Sperrungen bzw. Planungen für das nächste Jahr informieren und die regionalen Akteure in die Langfristplanung einbeziehen. „Wir freuen uns auf den Dialog und die angekündigte Transparenz. Die Regionalkonferenzen begrüßen wir ausdrücklich“, so Peter Heydenbluth, „und sagen schon heute unsere Kooperation zu. In jedem Fall gilt es, aus der Krise zu lernen und ein zweites Zaaren unter allen Umständen zu verhindern.“

Hinweis zur Befahrbarkeit

Trotz der fortbestehenden Sperrung der Schleuse Zaaren sind die Müritz, die Mecklenburgische Seenplatte und die Nordbrandenburgischen Gewässer, von den Rheinsberger Gewässern über Fürstenberg hinaus bis einschließlich Schleuse Regow, weiter von Norden erreichbar. Von Berlin kommend ist das Fahrtgebiet der Havel bis über Zehdenick hinaus (Schleuse Schorfheide) erreichbar. Auch die Reviere Finowkanal mit Langem Trödel, Werbellinsee und die Ruppiner Gewässer stehen als Ausweichreviere ohne Einschränkung zur Verfügung.

Bündnis für Wasserstraßen

Das Bündnis für Wasserstraßen setzt sich aus Industrie-und Handelskammern, Verbän-den, Wassertourismusinitiativen und weiteren Partnern zusammen und engagiert sich für den Wassertourismus, die Wassertourismusbranche und den Erhalt der wassertouristischen Infrastruktur in Deutschland.

Kernforderungen des Bündnisses für Wasserstraßen – aktuelles Positionspapier: WIN Brandenburg