Marinas in Norditalien startklar!
Nach Monaten der Ungewissheit, der strengen Ausgangssperren und heftigen wirtschaftlichen Auswirkungen ist es endlich so weit: Pünktlich zu Pfingsten haben die Strände in Lignano Sabbiadoro am 30.5. die Badesaison eingeläutet und seit dem 3. Juni sind die italienischen Grenzen geöffnet. Damit steigt die Hoffnung, dass mit der Aufhebung der Reisewarnungen zum 15. Juni auch wieder deutsche Touristen nach Italien kommen.
Noch weiß niemand, wie die Sommersaison laufen wird. Werden Einheimische und Gäste aufgrund der Coronakrise überhaupt an den Strand oder in die Marinas und auf ihr Boot kommen? Wird es ganz im Gegenteil wie im britischen Bournemouth zu Massenansammlungen sonnenhungriger Menschen mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit aller kommen? Beides scheint gleichermaßen ein Alptraum. „Wie ist der Neustart verlaufen?“, haben wir daher Marinabetreiber und Strandkonzessionäre in Friaul-Julisch Venetien gefragt, die mit der Adria einen der bekanntesten Hotspots für Badeurlauber und rund 7.000 Bootsliegeplätze aufweisen.
Ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept liegt beiden zugrunde. Fortunato Moratto, Marinachef in der ADAC Stützpunktmarina Sant’Andrea bei San Giorgio di Nogaro, Stefano Sponza, Marinachef der ADAC Stützpunktmarina Porto San Rocco und Giorgio Ardito, Betreiber der ADAC Stützpunktmarina Uno, Strandkonzessionär in Lignano Pineta und Hotelier erläutern die wichtigsten Punkte.
Welche Bereiche in den Marinas der Marinakooperation FVGMarinas in Friaul-Julisch Venetien sind einsatzbereit? Sind die Büros geöffnet? Ist es möglich, Arbeiten am Schiff durchführen zu lassen?
„In der Marina ist alles für den Start vorbereitet. Marinas zählten auch im Lockdown zu den essentiellen Wirtschaftsbereichen. Die Boote wurden versorgt und bewacht, auch die Arbeiten an den Schiffen nehmen wieder Fahrt auf“, erzählt Fortunato Moratto. Auch das Marinabüro in Porto San Rocco oder die übrigen Marinabüros in Triest, Grado oder Lignano Sabbiadoro der 20 Marinas von FVGMarinas sind regulär geöffnet.
Unter Einhaltung der Hygieneregeln (Maske, Desinfektion der Hände und nur eine begrenzte Anzahl Menschen im Büro, um einen Mindestabstand von 1 m einzuhalten) kann man sich an die Mitarbeiter in den Marinas wenden. Willkommen ist es weiterhin, wenn eine Anfrage telefonisch oder per Mail erfolgt. Wartungsarbeiten am Schiff sind möglich und da Boote als Zweitwohnsitz gelten, ist es auch erlaubt, an Bord zu schlafen. Die sanitären Bereiche und Stege dürfen ebenfalls unter Einhaltung der Hygieneregeln betreten werden. Eine gute Nachricht: An Bord ist eine Maske nicht notwendig, solange man sich im Familienkreis aufhält.
Darf man in Italien nach den Lockerungen wieder segeln?
Bis zum 3. Juni durfte man nur innerhalb der eigenen Region (also beispielsweise in Friaul-Julisch Venetien) bewegen. Wenn man bisher von Muggia oder Triest bis nach Lignano-Sabbiadoro segeln oder mit dem Motorboot unterwegs sein konnte, ist nun auch das Bootfahren innerhalb der Regionen möglich. „Allerdings warten wir auf Regelungen, grenzübergreifend etwa nach Kroatien oder Slowenien unterwegs zu sein“, ergänzt Stefano Sponza.
Wie kann ich aus Bayern nach Italien einreisen?
Bis zum 3.6. galt: Die Einreise ist nur aufgrund von klaren beruflichen Notwendigkeiten und für ein Maximum von 72 Stunden (verlängerbar um weitere 48 Stunden für besondere Bedürfnisse) erlaubt. Die Einreise nach Italien ist nun ohne Quarantäne möglich. Noch gilt für Deutsche eine weltweite Reisewarnung, die zum 15. Juni fällt. Wer davor aufbrechen möchte, sollte sich bei seiner Kranken- bzw. Reisekrankenversicherung erkundigen, inwieweit Behandlungs- und Rücktransportkosten übernommen werden, falls man in Italien krank wird. Laut Medienberichten ist eine 14-tägige Quarantäne nach der Rückkehr inzwischen nicht mehr nötig.
Und die österreichische Grenze?
Bis zum 15. Juni ist die Grenze nach Italien für Österreicher nicht geöffnet, als Deutsche ist es allerdings möglich, aus Österreich auszureisen. Wie sich danach die Situation darstellt, wird man sehen.
Wie sieht das Sicherheitskonzept an den Pools aus?
Hier berichtet Fortunato Moratto: „Noch ist der Pool in der Marina Sant’Andrea nicht geöffnet. Wir denken darüber nach, den Zugang über eine Vorbuchung und Timeslots zu regulieren und selbstverständlich alle notwendigen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen wie Desinfektion zu gewährleisten. Auch hier gibt es strenge Vorgaben durch die Regierung. So kann der Eintritt kann bei erhöhter Körpertemperatur (höher als 37,5 Grad) verweigert werden.“
Und am Strand in Lignano?
Die Strände durften am 30. Mai unter Auflagen öffnen. Giorgio Ardito, Strand- und Marinabetreiber sowie Hotelier, hat viel Aufwand in die sichere Strandgestaltung gesteckt. Die Gehwege vom Strandeingang bis zum Meer und wieder zurück sind separat voneinander angelegt. Am Eingang des Strands erhalten Besucher ein farbiges Armband. Dort steht auch Desinfektionsgel zur Verfügung. Zwischen den einzelnen Sonnenschirmen ist mehr Platz als bisher, und die Schirme stehen versetzt voneinander, um den Platz optimal zu nutzen. So stehen jedem Besucher zwischen 16 und 30 qm zur Verfügung.
„Wir Betreiber haben großen Wert auf die Desinfektion gelegt, indem wir die hygienische Reinigung der Sonnenschirme, Liegen und Liegestühle garantieren, und die sanitären Anlagen, Duschen und Kabinen durchgehend reinigen. Die Auswahl des richtigen Desinfektionsmittel war aufwendig, denn es musste einerseits wirksam, aber andererseits nicht umweltschädlich für den Strand und das Meer sein, Die Vorabbuchung online wurde optimiert, und vom Sonnenschirm aus kann man sich mithilfe eines QR-Codes Snacks und Getränke an der Strandbar bestellen und dann abholen, ohne Schlange zu stehen. Auch der berührungslose Zugang zu den Sanitäranlagen ist gewährleistet“, erzählt Giorgio Ardito.
Wie sieht es mit der Ausreise aus Italien mit dem eigenen Boot mit Freunden nach Kroatien aus?
Hierfür, das sagen sowohl Fortunato Moratto als auch Stefano Sponza, gibt es Stand heute noch keine gesicherten Informationen. Es wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen, inwieweit die Grenzüberschreitung mit Booten und das Aus- und Einklarieren unter deutscher und italienischer Flagge möglich ist. Für die Zwischenzeit gibt es in Friaul-Julisch Venetien viel zu entdecken.
Und auch die Nachricht, dass von 8 der 20 Sportboothäfen von FVGMarinas mit der Blauen Flagge vor wenigen Tagen für ihr herausragendes Engagement im Umweltschutz und die Reinhaltung der Gewässer ausgezeichnet wurden, scheint ein gutes Omen für alle, die diesen Küstenabschnitt Italiens und seine Bewohner lieben.
Hintergrundinformationen FVGMarinas:
20 Sportboothäfen aus Friaul-Julisch Venetien haben sich zum Netzwerk FVGMarinas zusammengefunden. Im Verhältnis zur begrenzten Dimension der Region ist die Leidenschaft für den Wassersport bei uns sehr groß. Das zeigt sich, wenn man die Anzahl von Marinas (20) mit der Einwohnerzahl von 1,2 Millionen ins Verhältnis setzt. Unsere Marinas bieten Wassersportlern rund 7.000 Liegeplätze zwischen 7 und 100 Metern Länge. Die Region ist eine touristische Destination erster Güte, so die berechtigte Überzeugung der Marinabetreiber.