Mit der Drohne an Bord, Teil 2: Tipps

Segelyacht vor Helsinki

Drohnen erfreuen sich auch im Wassersport immer größerer Beliebtheit. Wir haben Tipps zusammengestellt und erklären, worauf man achten sollte. Teil 2: Tipps zum fliegen und wie man startet und landet.

Mit Quadrokoptern und deren hochauflösenden Kameras sind ungeahnte und völlig neue Perspektiven möglich, seinen Törn in Bild und Video festzuhalten. An Land mit festen, unbeweglichem Boden unter den Füßen fliegen sich die meisten Drohnen kinderleicht. Anders jedoch sieht es an Bord einer Yacht aus, die dazu noch in Fahrt ist und generell weniger Platz zum starten und landen bietet. Dort gestalten sich die Flugmanöver sehr viel schwieriger. Damit die Aufnahmen gelingen und die Drohne nicht baden geht, haben wir einige Tipps zusammengestellt.

 

Vor der Abreise

Die Koffer sind gepackt, der Urlaub an Bord steht kurz bevor und natürlich soll die neue Drohne mit, um möglichst schöne Aufnahmen von unterwegs machen zu können. Vor der Abreise gilt es jedoch zunächst, sich über die rechtlichen Bestimmungen des Reiselandes zu informieren. Manche Länder außerhalb der EU haben viel strengere Gesetze, andere nehmen das Ganze eher locker. Da jedoch seit Jahren – auch wegen zahlreicher Probleme – die Gesetzeslage immer wieder ändert, sollte man sich möglichst erst ein paar Tage vor der Abreise schlau machen.

Sollte die Reise gar mit dem Flugzeug beginnen, muss man darauf achten, die Akkus des Fluggerätes im Handgepäck zu verstauen. LiPo Akkus gelten als Gefahrengut und daher dürfen sie nicht im Aufgabegepäck transportiert werden. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich die Stromspeicher entzünden, jedoch sollten die Kontakte an den Akkus vorsichtshalber während des Transportes abgeklebt werden.

Hilfen beim Flug

In den letzten Jahren ist die Entwicklung bei den Multikoptern atemberaubend weit vorangeschritten. Brauchte man für die ersten Modelle noch Erfahrung, kann man die fliegenden Kameras heute ohne jede Vorerfahrung fliegen. Die meisten Modelle verfügen über eine intelligente Software, die das Fliegen zum Kinderspiel machen. Starten geht mit einem Klick aufs Handydisplay und die Landung erfolgt vollautomatisch am Startpunkt. Was an Land jedoch hilfreich ist, führt auf See zu Schwierigkeiten. Schließlich bewegen sich Boote, solange sie nicht im Hafen fest am Steg liegen. Eine automatische Landung an genau dem Punkt, an dem man gestartet ist, führt zur Wässerung des teuren Gadgets. Daher sollte man vor dem Kauf darauf achten, dass das gewünschte Modell über eine Abschaltfunktion der Flughilfen verfügt und voll manuell geflogen werden kann.

DJI Mavic
Moderne Drohnen verfügen über zahlreiche Automatikprogramme

Flugtraining

Bevor man die Drohne an Bord benutzt, ist ein ausreichendes Flugtraining an Land erforderlich. Die Funktionen der Steuerknüppel sollten auch mit geschlossenen Augen bekannt sein. Auf See können bereits die kleinsten Flugfehler den Totalverlust zur Folge haben. Daher sollte man verschiedene Manöver zunächst solange an Land üben, bis alles sitzt. Klappen Starts, Landungen und Flüge dann gut, kann man das gleiche auch in Bewegung trainieren. Man wird feststellen, dass es sehr viel mehr Feingefühl und Erfahrung benötigt, eine Drohne in seine Hand zu landen, wenn man dabei langsam vorwärts oder rückwärts geht. Dabei bekommt man bereits auch einen Vorgeschmack auf das, was einem auf einer Yacht in Fahrt erwartet. Erst wenn diese Manöver unter verschiedenen Wetter- und Windbedingungen und Fortbewegungsgeschwindigkeiten ohne jegliche Probleme funktionieren, sollte man auf das Boot umziehen und dort die ersten Flugversuche vom Deck aus unternehmen. Immer daran denken: In vollen Häfen ist das Fliegen untersagt.

Klappen die Manöver auch im Hafen, kann man als nächstes an einem ruhigen Ankerplatz bei gutem Wetter sein fliegerisches Können ausprobieren.

Anfänger werden schnell sehen, dass das Fliegen in der Praxis dann doch nicht so einfach ist, wie es zunächst erscheint. Neulinge haben am Anfang oft Probleme damit, dass die Drohnen kein sichtbares Vorne und Hinten haben. Wenn sie weiter weg sind, ist die Ausrichtung schwer zu erkennen. Aber mit ein wenig Übung landet man schnell vorwärts, rückwärts und auch seitwärts.

 

Boot vor Annker
Übung macht den Meister – und gute Bilder

Starten

Der Start von Bord aus ist die einfachste Übung. Die meisten Drohnen sind so leicht, dass man die flache Hand als Startplatz benutzen kann. Man sollte jedoch immer achtern vom Heck aus starten, wenn sich das Boot in Fahrt befindet. Denn dann fliegt die Drohne gleich nach dem Abheben achteraus und läuft nicht Gefahr, mit dem Aufbau oder dem Mast zu kollidieren. Als erstes gilt es, schnell Höhe zu gewinnen, daher sollte der entsprechende Steuerknüppel beherzt bedient werden und der Kopter gleich auf ein paar Meter gebracht werden.

Auf Motoryachten sind Start und Landung viel einfacher als auf Segelbooten und -yachten, wo das stehende Gut im Weg sein kann. Achterstag oder Backstag zum Beispiel erschweren den Start vom Heck aus erheblich. Dort ist sehr viel Feingefühl erforderlich, um nicht nach dem Abheben sofort in die Drähte zu fliegen.

Generell rät sich vor dem Start auf Booten stets eine Kalibrierung des Kompasses der Drohne, auch wenn die Software nicht danach fragt. Die magnetischen Ablenkungen auf Yachten sind teilweise enorm und sicher ist sicher.

Sinnvoll vor allem für Fluganfänger ist eine Checkliste, die man vor dem Start durchgehen sollte. Darf man überhaupt fliegen? Sind die Akkus vom Smartphone, Fernsteuerung und der Drohne geladen? Wie ist die aktuelle Windstärke? Hat die Drohne vorm Start einen guten GPS-Empfang? Ist die Speicherkarte eingesetzt und hat sie genug Platz? Es gibt viele Punkte, die man vor dem Start beachten sollte, um im Flug keine bösen Überraschungen zu erleben. Auch wenn die meisten Drohnen selbst ihre Systeme checken, bevor man überhaupt starten kann, rät sich eine Checkliste allemal.

 

DJI Phantom
Abgehoben: Eine DJI Phantom

Landen

Eine sichere Landung an Bord ist das schwierigste Manöver. Nun zahlt sich aus, dass man die Drohne voll manuell fliegen kann. Viele zum Beispiel haben Landesensoren. Diese verhindern einen ungewollten Aufprall am Boden. Was an Land recht praktisch erscheint, führt an Bord zu Problemen. Denn fliegt man auf seine Hand zu, erkennt die Drohne automatisch per Sensor ein Hindernis und fliegt automatisch erst einmal wieder hoch. Dann muss man den Knüppel zur Höhhensteuerung halten, damit sie danach weich landet, weil man ihr damit die Erlaubnis dazu gibt. In dieser Zeit ist das Boot jedoch schon wieder ein paar Meter weiter weg und so würde der Kopter dann im Wasser landen. Zwar kann man auch während der automatischen Landephase noch in die Richtung eingreifen, der kurze Satz nach oben jedoch hat zur Folge, das man wertvolle Zeit verliert und die Drohne doch schon fast gelandet war, bevor sie erst wieder auf eine Sicherheitshöhe geht. Um mit dieser Funktion zu landen, muss man schon ein absoluter Vollprofi sein. Daher rät es sich, diese Funktionen vor dem Start abzuschalten.

Wichtig ist es, den richtigen Zeitpunkt zu finden, die Drohne aufzusetzen. Und dann sollte man in der Regel beherzt den Steuerknüppel nach unten ziehen, um wertvolle Zeit zu sparen. Jede Sekunde, die man verliert, haben wieder eine Positionsveränderung zur Folge. Hat man jedoch genug geübt, wird man den Kopter jedoch bald schon sanft, weich und sicher landen können.

Egal, ob man nun Profi oder Anfänger ist: Die Landung einer Drohne auf einem sich in Fahrt befindlichen Boot ist so eine Art Königsdisziplin. Vor allem auf Segelyachten mit den Aufbauten und der Krängung unter Segeln stellen eine echte Herausforderung dar. Wenn vorhanden, kann man sich auch in ein Dingi begeben und von dort aus die Aufnahmen machen. Oder man stoppt für die Landung einfach kurz auf. Die paar Minuten verlorene Zeit sind besser als eine verlorene Drohne.

Wie mutig man für eine Landung, dazu noch als Einhandsegler, sein muss, zeigt der Norweger Erik Anderaa in einem Video

 

Fliegen

Das Fliegen selbst stellt die einfachste Übung dar. Hier kann man auch die automatischen Systeme nutzen, die viele Drohnen dem Anwender anbieten: Vorbeiflug, Verfolger, 360 Grad Rundumflug – die Möglichkeiten und Automatikprogramme sind riesig und garantieren spektakuläre Aufnahmen.

Fliegt man indes manuell, sind vor allem zwei Dinge zu beherzigen: Die Geschwindigkeit und die Bewegung der Drohne. Beides sollte sanft und langsam sein, um keine zu hektischen Aufnahmen zu generieren. Neue Modelle verfügen häufig über entsprechende Flugmodi, wie DJIs „Cine Smooth“-Modus, wo die Begegungen sehr sanft durchgeführt werden. Wild und hektisch um die fahrende Yacht umherzufliegen  führt hinterher zur Ernüchterung bei der Betrachtung der Aufnahmen. Oft ist es besser, die Drohne einfach in der Luft „abzustellen“ und mit der Yacht durchs Bild zu fahren. Solange die Drohne fliegt, kann man jedoch vieles ausprobieren. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – im Gegensatz zu Multikoptern.

 

Yacht von Drohne aus fotografiert
Fotografieren mit Drohnen kennt (fast) keine Grenzen

 

Fazit

Mit Drohnen ist es im Prinzip wie mit dem Führen einer Yacht: Übung macht den Meister, Entschlossenheit mit Bedacht und die nötige ruhige Hand führen meistens zu den besseren Manövern. Wer das beherzigt, wird an den fliegenden Kameras sehr viel Freude haben und erst recht an den tollen Aufnahmen.

Es muss nicht immer so ende, wie in diesem Video:

 

 

 

 

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