Video Interview: Von Indien durchs Piratengebiet ins Mittelmeer.
Nachdem sie mehr als ein Jahr wegen Corona in Indien festsaßen, sind Joanna Barck und Marcel Dolega auf ihrer Segelyacht „Chulugi“ nun im Mittelmeer angekommen. Im Videointerview berichten sie über die Fahrt durch das berüchtigte Piratengebiet, das nervige Rote Meer, die Passage des Suezkanals und weshalb Griechenland EU-Bürgern die Einreise verweigert.
„Der Suezkanal ist irgendwie so, als würde man durch den Rhein-Herne-Kanal fahren“. Solch eine Aussage kann man wohl nur von Seglern erwarten, die schon fast alles gesehen und erlebt haben. Und Erlebnisse hatte Marcel Dolega in den Wochen vor der Passage des Kanals, der ins vertraute Mittelmeer führt, mehr als genug. Anfang Dezember brach die „Chulugi“- Crew im indischen Kochin auf, um nach einem langen und ungewissen Jahr in Indien endlich wieder Richtung Europa zu kommen. Die Lage ist weltweit für Segler wegen der Pandemie sehr unsicher und ungewiss und so suchten Joanna, Marcel und der tapfere Bordhund Nico das Weite. Im ersten Video-Interview berichteten sie uns von der Zeit in Indien.
Die Strecke hat es durchaus in sich und ist bei Seefahrern in der ganzen Welt berüchtigt. Vor allem das Gebiet um das Horn von Afrika hat in den letzten Jahren wegen zahlreicher Piratenübergriffe an trauriger Berühmtheit gewonnen. Immer wieder wurden und werden auch Segelyachten in dem Seestück zwischen der jemenitischen und somalischen Küste überfallen, verschleppt oder entführt. Im Interview erzählen die Zwei, wie die Prozedur der Zusammenarbeit mit dem MSCOA (Maritime Security Centre – Horn of Africa) ablief und wie überwacht das Gebiet wirklich ist. „Jeden morgen flog ein japanischer Kampfjet über uns und funkte uns an“, berichtet Joanna. Zum Glück kam es zu keinem Zwischenfall, nur eine verdächtige Beobachtung wurde unterwegs gemeldet. Und schließlich kamen sie glücklich und schneller als erwartet in Suakin (Sudan) an, um dort Diesel zu bunkern und die weitere Reise vorzubereiten.
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Anschließend wurde in einem wahren Husarenritt ohne jeglichen Zwischenstopp das Rote Meer durchkreuzt. „Viele wettern unterwegs in den Buchten and er Küste ab, das war uns aber wegen der zahlreichen Riffe zu unsicher und so sind wir in einem Stück durchgefahren“, erzählen uns die Zwei. Das das wohl eine gute Entscheidung war, zeigt der Fall einer französischen Yacht, ebenfalls zwei Wochen nach der Chulugi aus Kochin kommend: die Yacht lief auf ein Riff und musste aufgegeben werden.
Die „Chulugi“-Crew ist nun in Finike, in der Türkei angekommen, nachdem das eigentliche Ziel, Kreta, nicht angelaufen werden durfte. Nun soll das Boot weiter nach Marmaris gesegelt werden, wo es nach zwei Jahren wieder aus dem Wasser soll und eine große Inspektion ansteht.
Wie die weiteren Pläne sind, ist nicht klar. Das hängt letztlich von dem Verlauf der Corona Pandemie ab und davon, was in Zukunft wieder erlaubt sein wird. Egal, wohin es die drei Weltenbummler treibt, wir wünschen ihnen alles Gute und immer ’ne Handbreit. Auf ihrem sehens- und lesenswerten Blog lässt sich die Reise verfolgen.