Segel im Winter lagern: So geht`s.
Das Segelkleid - Textiler Motor von Segelyachten und -booten
Für den Segelspaß ist das Segelkleid prinzipiell der wichtigste Ausrüstungsgegenstand an Bord. Dennoch wird im Winter häufig eher Wert auf die Pflege und Wartung von GFK, Holz, Motor und Elektrik gelegt. Die Segel indes werden oft lediglich abgeschlagen, in den Segelsack gesteckt, in der Garage oder dem Keller aufbewahrt und eher stiefmütterlich behandelt. Dabei kommt es jedoch immer wieder zu fehlerhaften Lagerungen und dadurch folgend zu teuren Schäden von Laminaten, Fasern und Verstärkungen.
Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengestellt, worauf bei der Lagerung der Segel über die Winterpause zu achten ist.
Durchsicht in der Segelmacherei ©Frog Sails
1. Vorm Verpacken immer trocknen
Sven Kraja, Inhaber der Schleswiger Segelmacherei „Frog Sails“ erklärt den wichtigsten Punkt der Segellagerung: „Gerade im Herbst ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, weshalb die Segel oftmals feucht sind. Außerdem kommt es nicht selten vor, dass kurz vorm Auswassern des Bootes und Abschlagen der Tücher noch ein Regenschauer vorbei zog. Segeltücher sollten jedoch niemals feucht eingelagert werden, sondern müssen vor dem Verpacken und dem Einlagern komplett und sorgfältig getrocknet werden.“
Komplizierter wird dieser Umstand dadurch, dass Segel, die mit Salzwasser in Berührung kommen, generell mit Frischwasser gespült werden sollten, um Salzreste zu entfernen. Salzkristalle ziehen Feuchtigkeit an, so dass ein „salziges Segel“ niemals vollkommen trocken lagern kann.
Das Resultat von Feuchtigkeit in eng gepackten Segeln bemerken viele Eigner dann erst im Frühjahr, wenn das Segel ausgerollt und angeschlagen wird: Unschöne Stockflecken und Schimmel, Rost an den Kauschen. Was auf den ersten Blick nur optische Mängel sind, kann langfristig zu Schäden in den Fasern und Nähten und zur Materialermüdung von Laminaten führen.
Daher ist ein vollständiges Trocknen der Tücher wichtig.
2. Durchsicht und Prüfung
Bevor die Segel in ihren Winterschlaf geschickt werden, sollten sie auf Beschädigungen, Scheuerstellen, kleine Risse oder andere Auffälligkeiten kontrolliert werden. Der Herbst ist der beste Zeitpunkt, die Segel zum Segelmacher zu geben, um kleine Schäden frühzeitig beheben zu lassen. „Meistens sind kleine Reparaturen mit wenig Aufwand und Kosten verbunden. Wartet man zu lange, kann es später dann sehr teuer werden oder das Segel sogar unbrauchbar,“ so Sven Kraja. Im Frühjahr arbeiten die meisten Segelmachereien unter Hochdruck und haben kaum Zeit für kurzfristige Durchsichten. Deshalb sollten solche Inspektionen und generell anfallende Arbeiten an den Segeln immer am Saisonende zu planen, damit es im Frühjahr zum Wunschtermin wieder losgehen kann.
3. Der richtige Lagerort
Der ideale Ort, um die Tücher über den Winter aufzubewahren, ist trocken, gut belüftet und mindestens leicht beheizt. Im feuchten Keller können Schimmel und Stockflecken entstehen, im unbeheizten Schuppen kann es durch Frost gar zu erheblichen Beschädigungen von Fasern und Laminaten kommen.
Außerdem sollte genug Platz vorhanden sein, um auch Langsäcke und große Segelsäcke nicht zu dicht zu packen oder gar übereinander zu stapeln. Weiche Fahrtentücher können zwar auch gestapelt werden, weil Knicke ihnen nicht so schnell Schäden zufügt wie Laminatsegeln, besser ist in jedem Fall aber eine lockere und gut belüftete Lagerung. Teure Laminate indes sollten nur locker gerollt und knickfrei aufbewahrt werden.
4. Das richtige Verpacken
Vor dem Verpacken in den Segelsack oder bei gerollten Tüchern im sogenannten Langsack sollten die Latten entfernt oder zumindest entspannt werden. Laminate sollten grundsätzlich nur locker gerollt werden, Dacrontücher können sorgsam gefaltet aufbewahrt werden. Beim Falten sollte darauf geachtet werden, nicht immer an den selben Knickstellen zu falten, sondern zu variieren, um auch hier nicht immer die gleichen Punkte zu belasten. Vor allem die Verstärkungen sollten eher ohne Knicke lagern.
5. Winterlager in der Segelmacherei
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will oder keine Möglichkeit zur fachgerechten Aufbewahrung besitzt, kann seine Segel auch in der Segelmacherei einlagern lassen. Die meisten Segelmacher bieten Pauschalangebote an, in denen Durchsicht, kleinere Reparaturen und schonende Lagerung beinhaltet sind. Segelmacher Kraja: „Vor allem bei größeren Yachten mit viel Segelfläche ist die Lagerung zu Hause ein großer Aufwand. Das fängt schon bei der Trocknung an. Wer kann schon ein über 40 Quadratmeter großes Segel trocknen? Wenn die Tücher nach der Saison dann sowieso zur Durchsicht herkommen, bietet sich die Lagerung in der Segelmacherei natürlich an.“ Kleinere Arbeiten seien mit einer Winterlagerpauschale oft gedeckelt, so der Segelmacher.
Auf Sicht ist ein solcher Komplettservice auch günstiger, denn die Segel halten länger und teure Schäden unterwegs sind immer mit hohen Kosten oder Neuanschaffungen verbunden.