Antifoulingfolien und Coatings. Umweltschonende Alternativen gegen Bewuchs.

Folien und Coating gegen Bewuchs am Unterwasserschiff

Wohl mit kaum einem Thema haben Bootseigner so häufig zu tun wie mit dem Bewuchs-Schutz des Unterwasserschiffs. Nahezu jedes Jahr muss das Unterwasserschiff neu behandelt werden, um nicht nach wenigen Wochen unter Muscheln, Pocken und Algenbewuchs belastet zu sein. An den Stegen und in den Häfen wird oft diskutiert, welches Antifouling das Beste ist – die perfekte Lösung hat indes niemand parat, denn je nach Bedingungen und Revier wirken die Unterwasserschiff-Anstriche unterschiedlich gut oder schlecht.

Zusätzlich schränkt die Gesetzgebung im Hinblick auf den Gewässerschutz die Hersteller der Antifouling-Farben immer häufiger ein und die Liste der erlaubten Biozide wird immer kleiner. Fast jeder Eigner kennt das Problem, wenn das Antifouling, welches jahrelang immer gut funktionierte, plötzlich schlechter vor Bewuchs schützt. Oftmals liegt es daran, dass manche Biozide, also die bewuchshemmenden Zusätze, aufgrund der Umweltregularien nicht mehr eingesetzt und durch andere Mittel ersetzt werden müssen.

Neue Technologien setzen sich deswegen am Markt immer mehr durch. Zum einen Antifoulingfolien, zum Beispiel auf Silikonbasis, deren Oberfläche keinerlei Bewuchs zulassen, langfristig und nachhaltiger vor Algen, Muscheln und Pocken schützen. Zum anderen sogenanntes „Coating“ oder „Roll-Coating“ – ein Verfahren, bei dem eine biozidfreie Beschichtung dauerhaft auf das Unterwasserschiff aufgetragen wird. Beide Varianten stellen eine gute Alternative zu herkömmlichen Antifoulingfarben dar.

 

 

Antifoulingfolie Applikation
Applikation einer Antifoulingfolie auf Silikon-Basis. Foto: www.antifoulingfolien.de

Das Problem mit Antifouling

Das Problem an herkömmlichen Antifoulings besteht darin, dass sie unter Wasser die Biozide freigeben und diese in die Umwelt bzw. das Wasser gelangen und es belasten. Die Umweltregularien und Gesetzgebungen werden immer strenger – und das weltweit. In Australien und Neuseeland zum Beispiel wird von einlaufenden Schiffen mittlerweile die Einhaltung der dort sehr strengen Regeln so stark kontrolliert, dass bereits Kreuzfahrtschiffe, die keinen zugelassenen Unterwasserschutz vorweisen konnten, im Hafen an die Kette gelegt und an der Weiterfahrt gehindert wurden. Zwar sind innerhalb der EU-Gewässer die Gesetze noch nicht so streng, aber die Vorschriften dürften in Zukunft auch hier immer enger gefasst werden. Der Markt für entsprechende Alternativen öffnet sich also künftig wohl immer mehr.

 

Zwar sind sogenannte FRCs (Fouling-Release-Coatings) nicht immer frei von jeglicher vollständiger Umweltbelastungen, eine schwedische Studie (hier die deutsche Übersetzung als PDF) zeigt aber, dass moderne Coating wesentlich weniger toxisch sind und somit deutlich umweltfreundlicherer Ergebnisse erzielen.

Fester Sitz der Folien
Belastungstest einer Silikonfolie. Foto: www.antifoulingfolien.de

Wie wirken Antifoulingfolien?

Seit einigen Jahren hat sich eine Alternative etabliert, die wirksam ist und deren Anbieter Haltbarkeiten als Richtwerte von um die 5 Jahren versprechen bzw. garantieren: Antifouling-Folien. Vor allem in der Berufsschiffahrt kam diese Methode des Schutzes vor Bewuchs zunächst zum Einsatz, aber auch in der Sport- und Freizeitschifffahrt verbreiten sich die Folien fürs Unterwasserschiff immer mehr.

Antifoulingfolien wirken, in dem die Oberflächenmaterialien keinerlei oder nur kaum Bewuchs zulassen. Hier kommt häufig zum Beispiel Silikon zum Einsatz. Die Folienhersteller geben teils lange Garantiezeiten auf ihre Produkte. Hier muss jedoch unterschieden werden: Die Garantie über eine Haltbarkeit sagt nichts über die Dauer der Wirkung aus. Auch Folien benötigen ein gewisses Maß an jährlicher Pflege und eine fachgerechte Vorarbeit, Applikation und Behandlung. Silikonfolien zum Beispiel halten der Erfahrung nach am besten, wenn das Unterwasserschiff vorher mit einem Epoxiprimer beschichtet wird.  Das obenstehende Bild zeigt den sehr festen Sitz einer Folie bei einem Belastungstest.

Sollte es unterwegs mal zu Beschädigungen wie leichter Grundberührung kommen, können die Stellen leicht und einfach repariert werden. Beschädigte Folien können zum Beispiel auch in vielen Fällen mit einem speziellen Hydrogel ausgebessert werden.

Wichtig ist auch der Umgang nach der Applikation: so müssen zum Beispiel beim Kranen von Silikonprodukten die Gurte sauber und bestenfalls nass sein oder mit zum Beispiel einem Malervlies weich abgepolstert werden, weil sie Beschädigungen an der Folie hinterlassen können. Bei fachgerechter Behandlung können Haltbarkeiten von 5 Jahren oder gar noch länger erzielt werden. Wenn die Haltbarkeit so lange gestreckt werden kann, rechnen sich die Mehrkosten im Vergleich zu Antifoulingfarben auf Dauer und auch die nachhaltige Bilanz steigt. Abgesehen vom glatten Unterwasserschiff und den daraus resultierenden, verbesserten Fahrwerten.

Welche Folie und welches Material die beste Lösung ist, hängt vom Revier, der Nutzung des Bootes und der Beschaffenheit des Unterwasserschiffs ab. Fachbetriebe geben entsprechend Auskunft, für welches Boot und welches Fahrtgebiet ein idealer Schutz besteht.

 

Antifoulingfolie aus Silikon
Lange Haltbarkeit, guter Bewuchsschutz: Full-Release-Coating Foto: www.antifoulingfolie.de

Coatings gegen Unterwasserbewuchs

Neben den Folien setzen sich in jüngster Vergangenheit sogenannte FRC-Coatings immer mehr durch. Ein Coating, also eine spezielle Beschichtung, unterscheidet sich vom herkömmlichen Antifouling auch dadurch, dass keinerlei Biozide abgegeben werden, sondern die Beschaffenheit der Oberfläche das Unterwasserschiff schützt. Der Bewuchs wird hier also nicht durch chemische Prozesse, sondern durch die physikalische Beschaffenheit verhindert.

Coatings werden in der Regel mit der Rolle auf das Unterwasserschiff appliziert, also ähnlich wie beim Antifouling. Die Beschichtung ist meist sehr lange haltbar, auch hier geben die Hersteller teilweise sehr lange Richtwerte an, die bis zu 90 oder gar 120 Monate betragen können. Die Beschichtungen müssen allerdings regelmäßig „begleitet“, sprich gepflegt und kontrolliert werden, um Beschädigungen zu erkennen und ausbessern zu können. Manche Coatings können nach einiger Zeit im Gebrauch durch einen Überanstrich erneuert und aufgefrischt werden.

Auch hier gilt, dass die Applikation am besten von einem Fachbetrieb übernommen wird, um besonders gute und langanhaltende Ergebnisse zu erzielen. Auch wenn es bereits Produkte gibt, die für Endanwender angeboten werden, sind diese meistens in der Schichtdicke und Langzeitwirkung reduziert. Außerdem kann ein Fachbetrieb durch Beratung sogar Kosten sparen –  manche Coatings zum Beispiel lassen sich laut Hersteller sogar auf bestimmte bestehende Hart-Antifouling-Anstriche auftragen – hier kann ein ausgebildeter Applikateur entsprechend Auskunft geben.

Fazit und Vorteile

Coatings und Antifoulingfolien stellen eine gute Alternative dar, im Hinblick auf die Umwelt sogar eine wesentlich bessere. Kosten können auch bei der Applikation durch einen Fachbetrieb gespart werden, in dem die Vorbereitung der Unterwasserbeschichtung in Eigenleistung erfolgt. Eine fachgerechte Vorbereitung und Applikation sorgen für eine lange Freude an einem sauberen Unterwasserschiff ohne Bewuchs, weniger Arbeitsaufwand pro Saison, weniger Umweltbelastung und letztlich in der Summe auch für geringere Kosten auf die gesamte Nutzungsdauer gesehen.

Die Vorteile von Folien und Coatings im Überblick:

  • Folien und Roll-on-Coatings tragen sich nicht ab und verlieren ihre Wirkung nicht nach einer Saison
  • Teils sehr lange Haltbarkeit von über 5 Jahren und mehr
  • Schutz vor Bewuchs durch physikalische Beschaffenheit, nicht durch Abgabe chemischer Stoffe
  • Wenig Pflegeaufwand – erspart das jährliche Erneuern des Unterwasseranstrichs
  • Durch die glatte Oberfläche wird der Fließwiderstand reduziert und das Boot schneller bzw. spritsparender
  • Kein Abdecken der angrenzenden Fläche wie Rumpf nötig
Silikonfolie auf Pogo 30
Hält bereits seit 5 Jahren: Pogo 10.0 Segelyacht mit Antifoulingfolie auf Silikonbasis, Fahrtgebiet westl. Ostsee. Foto: www.antifoulingfolie.de