Ratgeber Seenotsender: Welche Systeme für welchen Zweck?

Seenotsender und Notfallsender

Bei Seenotfällen wie Havarien oder überbordgegangenen Personen sind die sofortige Alarmierung und die Lokalisierung wichtig, um Rettungsmaßnahmen einleiten zu können und um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Seenot- oder Notfallsender helfen, die Position des Notfalls zu übermitteln, andere Schiffe über die Notlage zu informieren und um einen generellen Alarm auch automatisch auszulösen.

Es gibt verschiedene Arten von Notfallsendern und Alarmierungsystemen, die für verschiedene Einsatzzwecke und -gebiete sinnvoll sind. Neben den verschiedenen Lösungen für die Signalübermittlung, wie AIS, Radar oder per Satellitensignal, besteht der wesentliche Unterschied darin, ob die Sender einer bestimmten Person oder einer Yacht zugeordnet sind. Wir stellen die unterschiedlichen Systeme vor.

Personenbezogene Seenotsender

Im Falle eines Überbordgehens einer Person, MOB oder POB genannt, kommen MOB-Systeme zum Einsatz, also Sender, die sich an der Person befinden, über den Notfall alarmieren und die Position der überbordgegangenen Person informiert. Hier unterscheidet man zwischen verschiedenen Systemen:

  • Bordeigene Systeme, wie zum Beispiel MOBOS (Man-over-Board-Operating-System), lösen an Bord einen Alarm aus, informieren die Crew über den Notfall und senden die Position, damit ein MOB-Manöver eingeleitet wird und die Person im Wasser genau lokalisiert wird. Dieses System ist jedoch nur sinnvoll, wenn sich an Bord mehrere Personen befinden, weil MOBOS eine für das jeweilige Boot gekapselte Lösung darstellt.

 

  • Ebenso funktioniert AIS-SART (AIS Search and Rescue Transmitter), bei dem der Seenotsender zu Beispiel an der Rettungsweste getragen wird und im Notfall einen Alarm an Bord auslöst. Die Position des MOB kann dann sofort auf dem bordeigenen Kartenplotter lokalisiert werden und entsprechende Rettungsmaßnahmen ergriffen werden. AIS SART hat aber gegenüber dem MOBOS-System einen Vorteil, weil über das AIS Signal auch andere Schiffe in unmittelbarer Reichweite über das AIS-System alarmiert werden. AIS SART entweder als bordeigene Lösung oder in befahrenen Gebieten und Küstenrevieren eingesetzt, also immer dort, wo sich andere Schiffe oder Personen in der Nähe befinden, um die Person retten zu können. AIS-SART ist auch ideal für die Verwendung auf Rettungsinseln.

 

  • Einhandsegler, die auf der Hochsee unterwegs sind sowie Skipper, die häufig mit unterschiedlichen Booten und Yachten unterwegs sind, greifen besser auf einen PLB-Seenotsender (Personal Locator Beacon) zurück. PLBs senden im Notfall über das COSPAS-SARSAT-Satellitensystem, ein eigens für Notfälle eingerichtetes Satellitennetzwerk, das Alarmsignal und die Position an weltweit mehr als 40 Bodenstationen. Zusätzlich sendet PLB über 121,5 MHz lokale Peilsignale, um Rettungskräften in der Nähe das Orten der Notfallposition zu erleichtern. Um die Genauigkeit von PLBs zu erhöhen, können sie mit zusätzlich mit GPS ausgestattet werden. Ohne GPS kann die Abweichung der Position bis zu 5 Kilometer betragen, mit GPS nur maximal 62 Meter. Zu beachten gilt: PLBs können in Deutschland nicht registriert werden, stattdessen muss die Frequenzzuteilung und Anmeldung über das Ausland erfolgen.

 

Zum Thema „persönliche Seenotsender“ hat der Fachverband Rettungsmittel e.V. im Rahmen seiner „Online-Akadademie“ viele Fragen von Nutzern in einem Video beantwortet. Hier geht’s zum Artikel und zum Video.

 

 

Seenotsender Rettungsweste

Yachtbezogene Seenotsender

Im Gegensatz zu den personenbezogenen Systemen gibt es Notfallsender, die nicht für eine Person, sondern für eine Yacht registriert werden. Auch hier gibt es verschiedene Lösungen.

  • EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon) arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die bereits genannten PLB-Notfallsender. Der Unterschied: EPIRBs sind immer auf eine Yacht registriert und keiner Person zugeordnet. EPIRBS sind in der Lage, auch automatisch ohne ein Notfallsignal zu senden und gehören zum Global Marine Distress an Safety System, kurz GMDSS. Sie werden über die Bundesnetzagentur registriert und angemeldet. Auch EPIRBS senden sowohl über das COSPAS-SARSAT-Satellitensystem als auch über die sogenannte „Homing-Frequenz“ 121,5 MHz, welche vor Ort zum Beispiel auch von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger verwendet wird. Das Notfallsignal wird für eine Dauer von 48, bei manchen Systemen sogar 96 Stunden gesendet.

 

  • Sportboote und Yachten können auch mit einem Radar-S.A.R.T.-System ausgestattet werden. Hier wird über das Radarsystem ein schiffseigenes Peilsignal geendet (S.A.R.T.= Search an Rescue Transponder), welches die Entfernung und Richtung des Havaristen an andere Schiffe mit Radarsystemen übermittelt. Vor allem für die Lokalisierung des in Seenot geratenenen Schiffes ist Radar-S.A.R.T. für in der Nähe befindliche Schiffe sehr hilfreich. Radar-S.A.R.T. aktiviert sich im Notfall automatisch, sobald es von einem Radarstrahl getroffen wird. Dieses Seenotsendesystem kann in befahrenen Gebieten und Küstenrevieren hilfreich sein. Für die Hochsee eignet es sich weniger, weil nur in der Umgebung befindliche Schiffe das Signal empfangen können.
Zwei Mann in Seenot: Rettungsinsel auf der boot Düsseldorf.

Wartung von Seenotsendern

Seenotsender müssen – ähnlich wie Rettungsweste und andere Rettungsmittel, einer regelmäßigen Wartung unterzogen werden. Vor die enthaltenen Batterien geben die Wartungsintervalle vor. Wie oft der Sender gewartet werden sollte, hängt vom jeweiligen Hersteller, der Sendeleistung und der Sendedauer ab. Jeder Hersteller hat andere Vorgaben, die möglichst genau einzuhalten sind, damit im Fall der Fälle der Seenotsender auch zuverlässig funktioniert.

 

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