Boote und Yachten am Liegeplatz bei Sturm sichern

In den letzten 30 Jahren hat die mittlere jährliche Windgeschwindigkeit um 10% abgenommen. Gleichzeitig nimmt die Häufigkeit an Sturmtiefs im Bereich Nordatlantik zu. Auch Europa verzeichnet eine ansteigende Zahl an jährlichen Sturmtagen. In Wettersimulationen mit regionalen Klimamodellen errechnet sich eine Steigerung der Sturmtage von 19 bis 33%. Die Intensität von Sturmtiefs nimmt zu und die Windgeschwindigkeit solcher Stürme steigt um 5%. Einzig im Mittelmeerraum nimmt die Sturmhäufigkeit ab. (Quelle: ZAMG/GeoSphere)

In Europa selbst nimmt – in den Multi-Model-Ensembles von Simulationen mit regionalen Klimamodellen – die Frequenz der Sturmtage um 19 bis 33 % zu, Nordwest- und Westwetterlagen werden häufiger. Vom östlichen Atlantik bis hin zur Nordsee nimmt die Intensität von Sturmtiefs um 10 % zu. Darüber hinaus steigt die Windgeschwindigkeit bei Sturmereignissen in großen Teilen von Mittel- und Nordeuropa um 5 %. Eine generelle Abnahme und Abschwächung der Sturmtätigkeit ist im Mittelmeerraum zu erkennen. (ZAMG/GoeSphere)

Starkwind und Stürme: Gefahren für Bootsfahrer

Auch Sportbootfahrer, Eigner und Charterer sind während der Saison von der Zunahme der Starkwind- und Sturmtage betroffen. In den vergangenen Jahren häufen sich die Meldungen über Schäden, die vor allem in den Häfen durch losgerissene, beschädigte und sogar gesunkene Yachten und Boote. Die meisten Stürme werden in den Marinas und Häfen abgewettert, die in aller Regel auch einen guten Schutz bieten. Allerdings kann es immer wieder zu Wetterlagen durch Sturmtiefs kommen, die auch den Booten und Yachten am Steg oder in der Marina vor Anker arg zusetzen können.

Egal ob Motorboot oder Segelyacht – am Liegeplatz sollten stets sichernde Maßnahmen und Vorkehrungen getroffen werden, um auch stärkere Stürme und damit oft einhergehende wechselnde Wasserstände schadlos zu überstehen. Dabei wird zwischen drei verschiedenen Szenarien unterschieden:

Sturmfront Hafen

Das verlassene Boot sichern

Nicht jeder Eigner hat die Möglichkeit, vor einer angekündigten Sturmfront zum Boot zu fahren, Leinen auszubringen und das Boot zu sichern und zu kontrollieren. Viele Bootsbesitzer haben ihre Sommerliegeplätze weit vom Wohnort entfernt und können den Platz nicht schnell mal zwischendurch besuchen. Auch wenn der Wetterbericht beim Verlassen der Yacht eine milde und schöne Woche voraussagt, kann es immer wieder zu unvorhergesehenen Stürmen oder Gewitterfronten kommen. Deshalb gilt immer folgende Faustregel:

Auch wenn das Boot nur über ein paar Tage verlassen wird, sollte es immer so gesichert sein, dass es auch die schwersten Sturmfronten übersteht.

Zu Sicherung des Bootes, wenn es verlassen wird, gehören immer folgende Punkte:

  • Kontrolle des Zustands der Leinen und Moorings
  • Kontrolle der Belegknoten
  • Festmacher ggf. über Kreuz legen, um starkes schwojen zu verhindern
  • Festmacher sollten ausreichend dimensioniert sein und weder am Steg noch am Boot schamfilen
  • Ggf. zusätzliche Leinen ausbringen bzw. doppelte Leinenführung
  • Ruckfender in den Leinen minimieren harte, ruckartige Belastungen der Beschläge und Klampen
  • Bei Liegen vor Bug- oder Heckanker: auf festen Sitz kontrollieren
  • Fender ausbringen und kontrollieren
  • Bewegliche Dinge an Deck entfernen
  • Persenninge auf Schäden oder Risse kontrollieren und ggf. abmontieren
  • Rollsegel zusätzlich mit Bändseln oder Zeisingen sichern und die Schoten entfernen, um ein ausrollen zu verhindern (auch bei Fock-Persenningen)
  • Baumkleider sichern, ggf Segel abschlagen und unter deck verstauen
  • Boot auch unter Deck klarmachen, keine losen Gegenstände liegen lassen
  • Landstromkabel entfernen
  • Pinne arretieren oder Steuerradblockierung festdrehen
  • Seeventile schließen
  • Bei der Kontrolle auch einen Blick auf die Nachbarlieger werfen und ggf. die Eigner/Hafenpersonal über Auffälligkeiten informieren

Wichtig: Beim Belegen der Festmacher kommt noch ein entscheidender Punkt hinzu, wenn das Boot verlassen wird. Im Falle eines Sturmes und/oder bei fallenden oder steigenden Wasserständen muss das Hafenpersonal häufig die Leinenbelegung, die Leinenführung und die Länge der Leine der Situation anpassen. Deshalb sollten die landseitig belegten Leinen niemals auf Slip gelegt werden, also zum Boot zurücklaufen, sondern am Stegpoller belegt sein. Andernfalls muss das Hafenpersonal immer auf die Boote steigen, um zum die Leinen anzupassen.

Der Hafenmeister sollte vor jedem Verlassen des Schiffes über die Abwesenheit informiert werden und natürlich über die Kontaktdaten verfügen oder gar über einen Ersatzschlüssel. Sollte der Liegeplatz besonders ungeschützt sein oder in einer für die angekündigte Sturmrichtung ungünstigen Stelle liegen, kann mit dem Hafenmeister ein Ausweichplatz vereinbart werden, um das Tief sicher abwettern zu können.

Manche Hafenbetreiber bieten auch einen speziellen Bordüberwachungsservice an, wie zum Beispiel mit der Sense4Boats App

Sturm im Hafen an Bord abwettern

Die meisten Skipper und Crews werden angesagte Stürme in den Häfen und Marinas abwettern und an Bord bleiben, während die Front durchrauscht. Das macht zwar vieles einfacher, weil stets auf die Situation an Bord reagiert werden kann – aber auch hier gibt es einiges zu beachten. Der größte Unterschied besteht in der Belegung der landseitigen Leinen. Da das Boot und seine Festmacher nun nicht vom Steg aus, sondern von Bord aus an die Gegebenheiten angepasst werden müssen, sollten die Leinen nun generell auf Slip gelegt, also zum Boot zurückgeführt werden, da sonst im Sturm das Boot verlassen werden muss, um anders zu belegen.

Ansonsten gelten alle bereits genannten Vorsichtmaßnahmen. Zusätzlich kommen bei bewohnten Yachten ein paar Punkte hinzu, weil sich oft viele Gegenstände an oder unter Deck befinden: Aufgepumpte Dingis sollten verstaut, Sonnensegel entfernt und Aufbauten wie Kuchenbuden der Cockpitzelte abmontiert werden, um dem Wind keine zusätzliche Angriffsfläche zu bieten. Bläst der Sturm über Nacht, können auch Wachen eingeteilt werden, um die Situation durchgängig im Auge zu behalten. Auch auf andere, verlassene Boote ein Auge werfen und ggf. reagieren oder das Hafenpersonal verständigen.

Als Festlieger ist es auch hilfreich, die Kontaktdaten mit den Nachbarn auszutauschen um im Notfall Rückfragen halten zu können.

Als Gastlieger den Sturm überstehen

Auch als Gastlieger kann es vorkommen, dass ein Törn unterbrochen und das Boot in der Marina allein liegen bleibt. Hier ist neben allen aufgeführten Punkten wichtig, mit dem Hafenmeister die Kontaktdaten auszutauschen. Bei der Gelegenheit sollte auch nachgefragt werden, ob das Boot an dem Platz sicher und auch bei Stürmen geschützt liegt oder ein anderer Liegeplatz besser geeignet ist. Einheimische kennen die Eigenarten der Häfen meistens sehr gut. Sie wissen, wo zum Beispiel bei welcher Windlage starker Schwell entstehen kann und wo nicht. Deshalb sollte vorm Verlassen immer abgesprochen werden, ob und wo das Boot am sichersten liegt.

Boote am Steg

Fazit zur Sturmsicherung

Egal ob nur ein paar Tage oder mehrere Wochen: Es sollte immer mit Sturm, Gewitter oder gar Orkanen gerechnet werden, wenn das Boot im Hafen vertäut liegt. Die meisten Schäden entstehen durch Unachtsamkeiten, Leinen im schlechten Zustand oder falsch vertäute Boote. Wer sein Boot immer gewissenhaft sichert und auf den Zustand des Materials achtet, braucht in aller Regel auch schweres Wetter nicht zu fürchten.