Segeln lernen: Die wichtigsten Tipps für Anfänger
Segeln lernen wird immer beliebter. In unserem Ratgeber zum Thema erfährst du alles, was du für den Einstieg in den Wassersport wissen musst und findest Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Segeln lernen ist im Trend und die Nachfrage steigt konstant. Kein Wunder, schließlich ist Segeln ein naturnaher Freizeitsport, der vom Jollensegeln auf dem heimischen Stadtteich über den Wochenendtörn bis zur Weltumsegelung vielfältige Möglichkeiten bietet. Laut dem Statistikdienst „Statista“ interessierten sich im Jahr 2020 rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland für den Segelsport.
Die Fragen, die sich viele Interessierte stellen, bevor sie den Einstieg in die Welt unter Segeln suchen, sind fast immer die gleichen:
- Wie lerne ich segeln?
- Wie lange dauert es, bis ich segeln kann?
- Ist es schwer, segeln zu lernen?
- Was kostet Segeln als Hobby?
- Brauche ich einen Führerschein, um zu segeln?
In unserem Ratgeber zum Segeln lernen beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das Thema.
Segeln lernen: So gelingt der Einstieg
Wo und wie der Einstieg ins Segeln am besten gelingt, hängt davon ab, welches Ziel verfolgt werden soll, denn es gibt mehrere Möglichkeiten, segeln zu lernen. Dazu gehört:
- Das Segeln lernen auf Jollen
- Der Besuch einer Segelschule
- Eine Mitgliedschaft in einem Segelclub oder Segelverein
- Einen Sportbootführerschein machen
- Das Segeln lernen durch Mitsegeln
Segeln lernen auf Jollen
Empfehlenswert ist dabei, auf kleinen Jollen das Segeln zu lernen. Auf Jollen lässt sich der Wind besser spüren, alles ist direkter und fühlbarer, was Dir auch später zugute kommt, wenn Du später einmal mit einer größeren Yacht unterwegs bist. Mit etwas Erfahrung und als Mitsegler auf Yachttörns lassen sich weitere Erfahrungen im Yachtsegeln sammeln.
Eine Segelschule besuchen
Der klassische Weg ist zunächst der Besuch einer Segelschule, die entsprechende Anfängerkurse anbietet. Das kann entweder zu Hause am heimischen oder nahegelegenen See sein oder bei einem Intensivkurs im Urlaub. Anschließend wirst Du nach einer bestandenen Prüfung in der Lage sein, eine Segeljolle oder ein kleines Segelboot zu segeln und zu beherrschen. Urlaubs-Crashkurse gibt es bereits ab einer Dauer von einer Woche. In jedem Fall solltest Du bei der Wahl der Segelschule darauf achten, das die Segellehrer auch zertifiziert sind.
Mitgliedschaft in einem Segelclub oder Segelverein
Eine andere, häufig gewählte Lösung für den Einstieg in den Segelsport ist eine Mitgliedschaft in einem Segelclub bzw. Segelverein. Viele Vereine bieten Kurse an, organisieren Ausbildungen oder Ausbildungstörns. Die Wahl des Vereins hängt auch davon ab, ob Du später Regatten segeln möchtest oder eher Fahrtensegeln auf größeren Segelbooten und -yachten bevorzugst.
Manche Vereine spezialisieren sich vornehmlich auf den reinen Sport, andere wiederum bieten auch Hochsee-Ausbildungen an. Perfekt ist es, wenn ein Verein alle Bereiche abdeckt, denn viele Einsteiger, die am Anfang nur den sportlichen Aspekt suchen, sehnen sich später nach einem ausgedehnten Törn auf hoher See oder an der Küste. Hier ist es am besten, einfach mal bei einem Verein vorzusprechen.
Der Sportbootführerschein Binnen unter Segeln
Im Gegensatz zum Sportbootführerschein See werden bei der Ausbildung zum Sportbootführerschein Binnen unter Segeln auch Kenntnisse vermittelt, um ein Segelboot sicher zu führen und zu manövrieren. Daher ist auch ein entsprechender Sportbootführerschein eine Möglichkeit, um Segeln zu lernen.
Segeln lernen durch Mitsegeln
Auch wenn Du einen Segelkurs erfolgreich absolviert hast, benötigst Du danach noch immer Praxis. Hier sind Angebote zum Mitsegeln ideal, um weiterzukommen und neue Situationen und andere Bootsklassen kennenzulernen.
Mitsegeln wird von vielen Schulen oder Ausbildungsunternehmen angeboten. Es gibt aber auch im Internet Foren, Plattformen und Communities, bei denen („Hand gegen Koje“) privates Mitsegeln angeboten wird – teils gegen Kostenbeteiligung, teils nur gegen Mithilfe an Bord. Praxis schadet jedenfalls nie, denn selbst erfahrene Segler lernen immer wieder neue Situationen kennen, die es zu meistern gilt.
Wie lange dauert es, segeln zu lernen?
Es gibt – vor allem während der Ferienzeit – viele Schulen, die Intensivkurse, z.B für die Dauer eines Urlaubes, anbieten. Solche Kurse dauern zum Teil nur eine Woche.
Wenn Du hingegen bei einer heimischen Segelschule im Alltag einen Segelkurs belegst, zieht sich der Zeitraum entsprechend länger hin. Du kannst aber davon ausgehen, dass Du nach etwa 20 Stunden bereits mit einer kleinen Segeljolle umgehen kannst.
Profis werden Dir allerdings berichten, dass man niemals auslernt. Segeln ist nicht gleich Segeln. Es ist ein großer Unterschied, ob Du auf einem geschützten, windarmen Binnensee eine Jolle segelst oder auf hoher See bei viel Wind und Seegang eine Yacht.
Bis zum Zeitpunkt, an dem Du eine seegängige Yacht beherrschst, dauert es ein wenig länger und benötigt auch Praxis. Auch hier ein Beispiel zur Einordnung:
- Inhaber eines Sportbootführerscheines müssen 300 Seemeilen Praxis nachweisen, um für das Absolvieren des Sportküstenschifferscheines (SKS) zugelassen zu werden.
- 700 Meilen später kannst Du dann den SSS (Sportseeschifferschein) machen.
- Der Sporthochseeschifferschein (SHS) erfordert 1.000 Seemeilen (nach dem SSS).
Danach werden weitere, verschiedene Kurse und Fortbildungen, wie Schwerwetterausbildung, angeboten. Im Prinzip ist das wie Autofahren zu lernen – mit der Zeit und Praxis wirst Du immer sicherer und souveräner auf dem Segelboot.
Ist es schwer, segeln zu lernen?
Kurz und bündig: Nein. Segeln lernen ist keine komplizierte Wissenschaft. Wie bereits erwähnt, kannst Du davon ausgehen, dass Du nach 20 Stunden Praxis beim Kurs ein Boot von A nach B segeln kannst und alle erforderlichen Manöver beherrschst.
Ein Segelboot benötigt zum Vorwärtskommen nur den Wind, der aus verschiedenen Richtungen in verschiedenen Stärken weht. Wie sich ein Boot verhält und welche Manöver gefahren werden müssen, um bei verschiedenen Windrichtungen zu einem Ziel zu kommen, ist recht schnell erlernbar.
Anspuchsvoller werden später Themen wie
- Navigation
- Lesen von Seekarten
- Vorfahrtregeln
- Tidenberechnung
- Wetterkunde.
Für vieles gibt es mittlerweile allerdings elektronische Helfer, wie GPS, sodass einige Bereiche in den vergangenen Jahrzehnten immer einfacher zu beherrschen sind. Mittlerweile kannst Du die Navigation sogar auf dem Smartphone per App machen.
Was kostet Segeln als Hobby?
Die gute Nachricht zu Beginn: Segeln kostet wenig Geld. Die schlechte danach: Segeln kann viel Geld kosten. Abhängig sind die Kosten vor allem davon, was Du auf einem Segelboot machen willst und wo. Denn davon hängt die Bootsgröße, die Ausstattung, die Liegeplatzkosten, Wartung, Versicherung etc. ab.
Segeln wird oft als sehr elitär dargestellt, ist es aber nicht. Um mit einer Jolle oder einem Kleinkreuzer anzufangen, benötigst Du kein großes Budget, vor allem, wenn Du Mitglied eines Segelvereins bist und auf deren Boote zurückgreifen kannst.
Aber auch, wenn Du vom eigenen Boot träumst: Kleine, gebrauchte Segelboote gibt es oft schon sehr günstig zu kaufen, meist günstiger als ein gebrauchtes Auto. Wenn Du handwerkliches Geschick besitzt – umso besser, denn das spart Geld bei den Arbeiten zum Beispiel im Winterlager.
Dazu kommen dann Kosten wie eine Versicherung, Liegeplatz und die erforderliche Ausrüstung, wie zum Beispiel Segelbekleidung, Rettungsweste und ähnliches. Aber keine Angst – auch das muss alles nicht viel Geld kosten und hängt von den eigenen Ansprüchen ab.
Wenn Du von einem Segelurlaub auf See träumst, kommt gleich die zweite gute Nachricht im Bezug auf die Kosten: Der Wind ist völlig umsonst. Das Fortbewegen ist also gratis zu haben, Boote gibt es günstig und auch zu ankern, statt im Hafen zu übernachten kostet erst einmal gar nichts. Wenn Du kein eigenes Boot besitzt oder besitzen möchtest, findest Du auch oft preiswerte Angebote für Charteryachten, also Boote zum Mieten.
Brauche ich einen Führerschein, um zu segeln?
Grundsätzlich benötigst du keinen Führerschein zum segeln. In Deutschland dürfen Boote unter 15 Meter Länge bis zu einer Motorisierung von 11,03 KW bzw. 15 PS (Elektromotor: 7,5 KW) ohne Führerschein gefahren werden. Allerdings bestätigen Ausnahmen die Regeln: In manchen Bundesländern/Revieren/Gewässern sind andere Regeln vorhanden.
Hat das Boot mehr als 15 PS oder zum Beispiel im Bundesland Berlin mehr als 3 qm Segelfläche, ist ein Schein erforderlich. Unterschieden wird zwischen
- Binnenscheinen
- und dem Sportbootführerschein See
Die Binnenscheine können zum Beispiel als reiner Segelschein (Sportbootführerschein-Binnen unter Segeln) oder Motorbootschein (Sportbootführerschein-Binnen unter Motor) erworben werden.
Der Sportbootführerschein See (SBF See) hingegen, der für Boote über 15 PS an der Küste erforderlich ist, ist ein reiner Motorbootführerschein und gilt auch für Segelboote über 15 PS.
Hier eine tabellarische Übersicht der erforderlichen Sportbootführerscheine:
Geltungsbereich | Führerscheinpflicht für Fahrzeuge | Voraussetzung | Führerschein |
---|---|---|---|
Binnenschifffahrtsstraßen | mit Motor > 15 PS (11,03 kW) > 7,5 kW Elektromotor ≤ 20 m Länge | Mindestalter 16 Jahre ärztliches Zeugnis | SBF* mit Antriebsmaschine |
Binnenschifffahrtsstraßen | mit Segel > 6 m² Segelfläche in Berlin und Brandenburg laut SpFV (Anlage 8) | Mindestalter 14 Jahre ärztliches Zeugnis | SBF* unter Segel |
Seeschifffahrtsstraßen (3-sm-Zone und Fahrwasser innerhalb der 12-sm-Zone) | mit Motor > 15 PS (11,03 kW) > 7,5 kW Elektromotor keine Längenbegrenzung | Mindestalter 16 Jahre ärztliches Zeugnis | SBF |
Wenn Du ein bestimmtes Revier/Gewässer hast, in dem Du segeln willst und nicht sicher bist, solltest Du vorher, zum Beispiel bei den zuständigen Wasser- und Schifffahrtsämtern zur Sicherheit nachfragen, denn viele Bundesländer haben eigene Regelungen. Gern kannst Du aber auch bei uns, der ADAC Sportschifffahrt, nachfragen.
Wenn Du also ein eigenes Segelboot besitzt, welches weniger als 15 PS Motorisierung besitzt, kannst Du fast überall segeln gehen, ohne einen Führerschein zu besitzen.
Anders sieht die Sache aus, wenn Du ein Boot mieten willst. Fast alle Vercharterer verlangen einen amtlichen SBF See oder Binnen, je nach Revier. Manche Hochseeyachten werden sogar nur dann vermietet, wenn ein SKS (Sportküstenschifferschein) vorgelegt werden kann. Aber auch hier hat jeder Anbieter seine eigenen Regeln.
Manche Charterunternehmen bieten für kleine Segelboote bis 15 PS an, auch ohne Führerschein chartern zu können, zum Beispiel in Verbindung mit einem Skippertraining. Auch da hilft es, vorher nachzufragen und sich über die Bedingungen zu informieren.
Segeln lernen: Tipps für Anfänger
Mit diesen Tipps fällt Dir der Einstieg in den Segelsport leichter:
- Um segeln zu lernen und herauszufinden, ob Dir das Ganze überhaupt gefällt, ist es ratsam, wenn Du zunächst mit einem Segel-Grundkurs beginnst. Willst Du danach weitermachen, stehen Dir viele Möglichkeiten zu Verfügung, Deine Kenntnisse und Fähigkeiten immer weiter zu verbessern. Klein anfangen ist die Devise.
- Für viele Anfänger sind vor allem die Fachbegriffe zunächst eine große Hürde. Hier lohnt es sich, begleitend zum Segelkurs entsprechende Literatur für Segelanfänger zu besorgen, um über theoretische Vorerfahrung zu verfügen und um bei der Praxisausbildung zu wissen, wovon der Lehrer gerade spricht. Wer Luv von Lee unterscheiden kann und weiß, was eine Saling oder eine Pinne ist und wie man eine Fock back stellt, dem fällt der Segelkurs leichter.
- Hilfreich ist es auch, sich vor Beginn des Segelkurses über die verschiedenen Segelmanöver zu informieren. Da dabei auch die Abläufe wichtig sind, eignen sich Videos oft besser als zum Beispiel bebilderte Bücher. Erklärvideos und Lern-Tutorials gibt es zahlreich in kostenloser Form im Internet, zum Beispiel auf Youtube. Auf der Videoplattform www.segel-filme.de steht die gut gemachte Videoreihe „Lass uns segeln!“ zur kostenlosen Ansicht zur Verfügung, in der alles Wissenswerte zusammengefasst ist. Das Hamburger Unternehmen verfügt übrigens auch über eine Video-Trainings-App, die vor allem für das Erlangen der Sportbootführerscheine hilfreich ist.
- Wer ist nicht gern am Wasser? Da kann der Segelneuling gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sich an einen See oder an die Küste zu setzen und dabei erfahrenen Seglern zusehen, wie sie ihre Manöver fahren. Auch das hilft zur Vorbereitung auf den anstehenden Segelkurs.
- Einen Segelkurs sollte man frühzeitig buchen und nicht erst, wenn das Wetter schön warm wird. Erfahrungsgemäß sind viele Kurse schnell ausgebucht, daher lohnt es sich, bereits im Herbst oder Winter fürs Folgejahr einen Kurs zu suchen und sich anzumelden.
- Mache Dir vor dem Segelkurs Gedanken, was Du später eigentlich machen willst, und wo. Wenn Du zum Beispiel planst, Dir ein Boot über 15 PS zu kaufen, reicht ein einfacher Segelkurs nicht aus. Dann benötigst Du mindestens einen Sportbootführerschein. Wichtig dabei: Der SBF See (Sportbootführerschein See) beinhaltet keinerlei Segelmanöver und ist streng genommen eigentlich nur ein Motorbootschein. Hier ist es sinnvoll, wenn Du die beiden SBF Binnen unter Segeln und unter Motor gleich mitmachst, weil Du dann auch das Segeln lernst und danach auf allen Gewässern fahren darfst.
- Kurse mit weniger Teilnehmern sind oft lehrreicher, weil die Lehrer mehr Zeit haben, sich individuell um die Segelschüler zu kümmern. daher bei der Auswahl der Segelschule oder des Kurses ruhig nachfragen, wie viele Personen für den Kuss zugelassen sind.
- Der Deutsche Segler Verband (DSV) hat auf seiner Internetseite eine Liste von anerkannten Segelschulen zusammengestellt.
Du willst mehr zum Thema wissen? In unserer Übersicht zum Einstieg in den Wassersport findest du weitere Informationen.