Wetter im Mittelmeer: Worauf Skipper achten sollten
Das Mittelmeer ist meteorologisch gesehen ein besonderes Gebiet, dessen Wetter je nach Region und Jahreszeit unterschiedliche Anforderungen an Skipper stellt. In einem ADAC Online Seminar gab der Wetterexperte Michael Grossmann Tipps, worauf man im Mittelmeer achten sollte.
Das Mittelmeer ist meteorologisch gesehen eine Badewanne, die von hohen Gebirgen umgeben ist. Dieser Umstand wirkt sich auch auf das vorherrschende Wetter aus und stellt Skipper vor besondere Herausforderungen: Nicht nur ist das Wetter in den einzelnen Regionen des Mittelmeers so unterschiedlich, wie in kaum einem anderen europäischen Seerevier. Auch je nach Jahreszeit gibt es große Unterschiede und immer wieder treten starke Stürme und besondere Wetterphänomene auf. Mitunter kann das Mittelmeerwetter sogar gefährlich werden.
In einem ADAC Online Seminar – exklusiv für Abonnenten der ADAC Skipper News und Mitglieder des ADAC Skipper Clubs – gab der erfahrene Skipper, Ausbilder und Seewetterexperte Michael Grossmann kürzlich Tipps, mit welchen Besonderheiten beim Wetter im Mittelmeer zu rechnen ist.
Mittelmeerwinde: Mistral, Bora und Co
Im Mittelmeer können besonders starke Winde auftreten, die das Segelgeschehen enorm beeinflussen. Zu den bekanntesten Mittelmeerwinden gehören:
- Mistral
- Le Marin
- Gregale
- Bora
- Etesien
- Scirocco
Der Mistral
Der Mistral oder Maestrale ist ein starker Nordwestwind, der auch Orkanstärke erreichen kann und vor allem im Golfe du Lion an der französischen Mittelmeerküste weht.
- Jetzt weiterlesen: Der Mistral – kalter Wind aus dem Rhône Tal
Le Marin
Le Marin oder der Seemann ist ein regelmäßiger, starker Wind aus Südost. Er weht in der Regel ebenfalls im Golfe du Lion und an den Balearen.
Gregale
Der Graegale oder der Grieche ist ein Nordostwind mit kalter Strömung. Er weht insbesondere im zentralen und westlichen Mittelmeer.
Bora
Die Bora ist ein starker Nordost- oder Ostwind in der Adria. Es gibt die Bora in zwei Varianten, die teils heftige Stürme hervorrufen kann: Die schwarze (zyklonale) Bora und die weiße (antizyklonale) Bora.
- Jetzt weiterlesen: Die Bora – der Fallwind an der Adria
Etesien oder Meltemi
Die Etesien, was so viel wie die Wiederkehrenden bedeutet, sind ein Nordwind im östlichen Mittelmeer. Sie sind auch als Meltemi oder Passat des Mittelmeers bekannt. Wehen die Etesien, besteht die Gefahr von starken Fallwinden.
- Jetzt weiterlesen: Meltemi – der Wind in der Ägäis
Scirocco
Der Scirocco ist ein Südwind, der im gesamten Mittelmeerraum wehen kann. Er entsteht aus heißer Saharaluft und wird gerne von heftigen Gewittern begleitet.
- Jetzt weiterlesen: Der Scirocco – der heiße Wind aus der Sahara
Wetterphänomene im Mittelmeer
Neben vorherrschenden Winden treten im Mittelmeer auch mehrere Wetterphänomene und besondere Wettereffekte auf. Beispiele dafür sind etwa
- Das Genuatief
- Düseneffekte
- Der Medicane
Das Genuatief
Das Genuatief oder die sogenannte Genuazyklone ist ein Leetief im Golf vom Genua. Es hat seinen Ursprung als Tief im Atlantik, das in das westliche Mittelmeer zieht und sich im Golf von Genua vertieft. Dort wandert es über Italien und südlich davon vorbei in die Adria, wo es für heftige Boras sorgt. Auch für die anderen im Mittelmeer auftretenden Starkwinde ist das Genuatief oftmals verantwortlich.
Düseneffekte
Düseneffekte treten auf, wenn die Windströmung kanalisiert oder eingeengt wird. Muss also eine enge Stelle passiert werden – etwa eine Meerenge – nimmt dort die Windgeschwindigkeit oftmals sehr stark zu. Ein bekanntes Beispiel hierfür im Mittelmeer ist die Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien.
Der Medicane
Der Medicane ist ein Wetterphänomen, das insbesondere in den letzten Jahren mit zunehmender Regelmäßigkeit aufgetreten ist. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern Medi(terranean) und Hurri(cane). Sie kommen insbesondere zwischen Ende September und Ende Oktober vor und können im zentralen Mittelmeer von Sizilien über das ionische Meer bis in die Ägäis hinein auftreten.
Medicanes führen zu heftigen Stürmen, die auch Orkanstärke mit Böen bis zu 70 kn erreichen können und starkem Niederschlag. Sie entstehen durch einen Kaltluftvorstoß ins östliche Mittelmeer und werden unter anderem durch die sich erhöhende durchschnittliche Wassertemperatur des Mittelmeers begünstigt.
Nützliche Apps und Website zum Wetter im Mittelmeer
Im Vortrag nannte Michael Grossmann mehrere hilfreiche Apps und Websites, die bei der Törnplanung helfen können, das Seewetter im Mittelmeer besser zu deuten.
Apps
Seewetterberichte
- Griechischer Seewetterbericht
- Kroatischer Seewetterbericht
- Italienischer Seewetterbericht
- Französischer Seewetterbericht
- Spanischer Seewetterbericht, Küste
Daneben bietet auch die Website des Deutschen Wetterdienstes (DWD) umfangreiche Informationen zum Wetter auf See und zahlreiche Services, darunter eine individuelle Seewetterberatung.
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Titelbild: Pixabay/Kito32