Seezeichen und Betonnung: Alles Wichtige in der Übersicht
Seezeichen sind eine der wichtigsten Hilfen zur sicheren Navigation auf dem Wasser. Was Skipper über die Betonnung auf See wissen müssen und die wichtigsten Schifffahrtszeichen in der Übersicht.
Eine der wichtigsten Hilfen zur Navigation auf dem Wasser sind Seezeichen oder Schifffahrtszeichen. Die Seezeichen dienen zur Betonnung von Schifffahrtswegen und kennzeichnen die Ränder und den Verlauf von Fahrwassern sowie Gefahrenstellen in Seerevieren, Flüssen und Binnenrevieren. Seezeichen liefern damit einen großen Beitrag zur Sicherheit auf See.
In unserem Ratgeber klären wir alles Wichtige zu Seezeichen und der Betonnung auf See.
Inhaltsverzeichnis
Definition und Geschichte von Seezeichen
Als Seezeichen werden diverse Arten von Tonnen, Baken und Leuchttürmen bezeichnet. Sie gelten im Bereich der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung (SeeSchStrO), der Binnenschifffahrtsstraßenordnung (BinSchStrO) sowie der Kollisionsverhütungsregeln, kurz KVR.
Geschichte von Seezeichen
Seezeichen wurden bereits vor etwa 1000 Jahren eingeführt. Zuvor wurden zur Orientierung und Navigation an der Küste natürliche Landmarken und feststehende Objekte wie Baumgruppen, Inseln, Felsen, Hügel oder Küstenformationen genutzt. Diese sichtbaren Orientierungshilfen wurden durch das Aufschütten von Steinhaufen oder Holzgerüsten durch künstliche Sichtmarken erweitert – und damit entstanden die ersten Baken, also die ersten Seezeichen.
Dieses System entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter und wird seit 1982 durch die IALA, die International Association of Marine Aids to Navigation and Lighthouse Authorities, weltweit geregelt.
Arten von Seezeichen
Die IALA-Richtlinie definiert fünf weltweit gültige Arten von Tonnen und Seezeichen:
- Lateraltonnen
- Kardinaltonnen
- Mitte-Fahrwasser-Tonnen
- Einzelgefahrenstellen
- sonstige Betonnung.
Seezeichen können beleuchtet und unbeleuchtet sein. Zusätzlich kommen Tonnen zum Einsatz, die akustische Signale senden. Hierher stammt übrigens der Begriff „Heulboje“, auch wenn der Begriff Boje bei der Bezeichnung von Tonnen nicht benutzt wird.
Unterschieden wird zudem zwischen
- festen Seezeichen (Feste Baken, Leuchttürme)
- und schwimmenden Seezeichen (Tonnen und Feuerschiffe).
Das Lateralsystem der Seezeichen: Rote und grüne Tonnen
Das Lateralsystem ist ein System zur Markierung und Begrenzung von Fahrwassern in der Schifffahrt. Die seitliche Kennzeichnung von Schifffahrtstraßen erfolgt sowohl durch die Farben der Betonnung als auch durch die Form des oben auf einer Tonnen oder Balke angebrachten Toppzeichens sowie durch die Nummerierung der Tonnen.
Weltweit gibt es zwei unterschiedliche Lateralsysteme:
- Lateralsystem A
- Lateralsystem B
Lateralsystem A
Das Lateralsystem A gilt im Bereich von Europa, Afrika, Asien, Australien und Grönland. Es wird durch die folgenden Eigenschaften gekennzeichnet:
Steuerbordtonnen
- Farbe: Grün
- Toppzeichen: spitz (Kegel)
- Nummerierung: Ungerade Zahl
Backbordtonnen
- Farbe: Rot
- Toppzeichen: stumpf (Zylinder)
- Nummerierung: Gerade Zahl
Lateralsystem B
In Nord- und Südamerika indes gilt das Lateralsystem B. Es hat die folgenden Eigenschaften:
Steuerbordtonnen:
- Farbe: Rot
- Toppzeichen: spitz (Kegel)
- Nummerierung: Gerade Zahl
Backbordtonnen:
- Farbe: Grün
- Toppzeichen: stumpf (Zylinder)
- Nummerierung: Ungerade Zahl
Fahrtrichtung beim Lateralsystem
Auf Seeschifffahrtstraßen im Bereich des Lateralsystems A wird immer von der Richtung „von See kommend“ ausgegangen. In dieser Fahrtrichtung sind die grünen Tonnen an Steuerbord, die Roten werden mit der Backbordseite passiert.
„Von See kommend“ ist auch die Vorgabe der Betonnungsrichtlinie im Bereich der Binnenwasserstraßen, wenn man davon ausgeht, dass Flüsse stets im Meer münden. Flussaufwärts, also gegen die Fließrichtung, befinden sich die grünen Tonnen an der Steuerbordseite. Diese Fahrtrichtung wird auch als „Bergfahrt“ bezeichnet. Die Betonnung ist also neben der Navigation auch zur Orientierung hilfreich, denn bei der Anmeldung an Schleusen muss oftmals angegeben werden, ob „zu Berg“ oder „zu Tal“ geschleust werden soll.
Mitte-Fahrwasser-Tonnen
Im Lateralsystem integriert sind zusätzlich noch die Mitte-Fahrwasser-Tonnen, die senkrecht rot-weiß gestreift sind und die Mitte eines Fahrwassers markieren. In Seerevieren wird sie auch auch als Ansteuerungstonne bezeichnet, weil sie den seeseitigen Anfang von Fahrwassern markiert.
Kreuzungen beim Lateralsystem
Kreuzen sich Fahrwasser, oder mündet ein Fahrwasser in ein anderes, werden die Kreuzungen durch grün-rot oder rot-grün gestreifte Tonnen markiert. Grüne Tonnen mit einem roten Streifen in der Mitte kennzeichnen die Steuerbordseite des durchgehenden Fahrwassers und die Backbordseite des abzweigenden, bzw. einmündenden Fahrwassers. Rote Tonnen mit grünem Streifen in der Mitte markieren die entsprechend andere Seite.
Kardinalsystem: Kennzeichnung von Gefahrenstellen
Kardinaltonnen werden auch als Untiefentonnen, Gefahrentonnen oder auch Wracktonnen bezeichnet., womit auch geklärt ist, wozu das Kardinalsystem dient: Zur Markierung und Kennzeichnung von Gefahrenstellen auf See. „Kardinal“ ist vom lateinischen „cardinalis“ abgeleitet und bedeutet „wichtig“.
Gefahrenstellen mit größerem räumlichen Ausmaß wie Untiefen oder Wracks können mit Kardinaltonnen gekennzeichnet werden. Unterschieden wird hier in vier Quadranten, die den Himmelsrichtungen entsprechen. Die unterschiedlichen Quadranten können mit einer Kardinaltonne markiert werden. Die unterschiedlichen Toppzeichen und die je nach Quadrant unterschiedliche farbliche Gestaltung (gelb-schwarz) geben an, wo sich die Gefahrenstelle befindet und wo die Tonne umfahren werden muss.
Die Toppzeichen bestehen bei Kardinaltonnen aus je zwei schwarzen Kegeln, die unterschiedlich zueinander angeordnet sind. die vier Quadranten/Himmelrichtungen werden wie folgt gekennzeichnet:
Quadrant/Himmelsrichtung | Farbanordnung | Toppzeichen (zwei Kegel) | Befeuerung |
---|---|---|---|
Nord Nördlich umfahren | schwarz/gelb | Beide Kegel zeigen nach oben | Ununterbrochenes Blitzen |
Ost Östlich umfahren | schwarz/gelb/schwarz | Oberer Kegel Sitze nach oben, unterer zeigt Spitze nach unten. Optisch einer Raute gleich | 3 Blitze in Gruppen (3 Blitze, Pause, 3 Blitze. usw.) |
Süd Südlich umfahren | gelb/schwarz | Beide Kegel zeigen nach unten | Gruppen von 6 Blitzen und ein Blinken. (6 Blitze, ein Blinken, 6 Blitze usw.) |
West Westlich umfahren | gelb/schwarz/gelb | Oberer Kegel Spitze nach unten. Unterer Kegel Spitze nach oben. | Gruppen von 9 Blitzen und Pause |
Je nach Gegebenheit, Fahrwasser oder Situation wird nicht jede Gefahrenstelle durch vier Kardinaltonnen markiert. Eine der Küste vorgelagerte Untiefe wird zum Beispiel meistens nur durch eine Gefahrentonne gekennzeichnet.
Es gibt aber auch Situationen, wo zwei, drei oder vier Kardinaltonnen zur Kennzeichnung eingesetzt werden. Befindet sich zum Beispiel eine Untiefe mitten in einem Fahrgebiet, in dem aus allen Richtungen Schiffe die Stelle passieren, werden alle vier Quadranten gekennzeichnet. Auch bei weit ausgedehnten Gefahrenstellen kommen meistens mindestens zwei Kardinaltonnen zum Einsatz.
Einzelgefahrenzeichen für kleinere Gefahrenstellen
Im Gegensatz zu Kardinaltonnen, die meistens Gefahrenstellen von größerem räumlichen Ausmaß markieren, kennzeichnen Einzelgefahrenzeichen kleinere Gefahrenstellen, die an allen Seiten umfahren werden kann.
Einzelgefahrentonnen sind schwarz-rot-schwarz und haben als Toppzeichen zwei schwarze, übereinander stehende Bälle. Die Befeuerung besteht aus einer Kennung von einer Blitzgruppe bestehend aus zwei weißen Blitzen.