Interboot 2024: Optimismus in der Wassersportbranche
Auf der Interboot 2024 gaben Expertinnen und Experten aus der Wassersportwirtschaft kürzlich einen interessanten Ausblick auf die anstehenden Chancen und Herausforderungen der Branche.
Die Messe Interboot, die alljährlich im Herbst in Friedrichshafen stattfindet, ist seit jeher ein beliebter Treffpunkt der Boots- und Wassersport-Branche. Beim traditionellen Branchengespräch, das einen Fixpunkt im Messeprogramm darstellt, gaben auch in diesem Jahr wieder mehrere Expertinnen und Experten aus der Wassersportwirtschaft einen Überblick über die aktuelle Lage in der Branche.
Bootsmarkt: Optimismus trotz Herausforderungen
Insgesamt blickt die Branche wieder etwas optimistischer auf den Bootsmarkt. Nach dem Corona-Boom war der Markt in den letzten Jahren durch Preissteigerungen zunehmend unter Druck geraten. Auch die Bilanz im ersten Halbjahr 2024 war äußerst durchwachsen. Nun könnte jedoch eine Trendwende in Sicht sein. Dem Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersport Wirtschaft (BVWW), Karsten Stahlhut hätten die Events in den letzten Wochen gezeigt, dass die Talsohle vorerst durchschritten sein dürfte. „Es kommt wieder vermehrt zu Abschlüssen und Boote werden verkauft“, so Stahlhut.
Nach den außergewöhnlichen Corona-Jahren müsse man sich in der Branche nun jedoch auf einen Käufermarkt einstellen, in dem die zuletzt drastisch angestiegenen Preise wieder bröckelten. Zusätzlich würde ein großes Angebot an Gebrauchtbooten auf den Absatz drücken. Endverbraucher könnten allerdings von Rabattaktionen auf Lagerboote oder kostenfreie Extras profitieren.
Generationenwechsel unter den Eignern
Auch das Thema des Generationenwechsels beschäftigt die Branche. Zunehmend würden jüngere Eigner in den Wassersport einsteigen. Die Preissteigerungen bei Neubooten erschweren den Einstieg jedoch zunehmend. „Was vor sechs Jahren um die 50.000 Euro gekostet hat, liegt jetzt bei fast 80.000 Euro. Das können sich weniger Eigner leisten“, sagt Dennis Pfister, Verkaufsleiter beim Schwebheimer Bootsbauer Boote Pfister, einem der größten Aussteller auf der Messe. Pfister sieht hier auch bei den Herstellern Handlungsbedarf, um den Einstieg erschwinglich zu halten.
Der altersbedingte Umbruch sei laut Sonja Meichle, Geschäftsführerin bei Ultramarin Meichle + Mohr auch am Bodensee zu spüren. Die Umsätze bei Booten würden sich hier angesichts der teuren Neumodelle weitgehend auf Gebrauchtboote konzentrieren. Doch noch eine Entwicklung beobachtet Meichle: „Es kommen jüngere Menschen zu uns, die mehr nach Segelbooten als nach Motoryachten fragen. Das liegt auch an der Zukunftsdiskussion, was künftig überhaupt noch erlaubt sein wird auf dem Bodensee.“
Antriebswende als Chance
Der Diskussion rund um die Dekarbonisierung am Bodensee, aber auch dem Thema Antriebswende im Allgemeinen wurde im Rahmen der Messe ein eigenes Austauschformat gewidmet. Bei einer Podiumsdiskussion am 25.09. kamen mehrere Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wassersport – darunter auch vom ADAC – zusammen, um zu eruieren, wie eine Antriebswende gelingen könne.
Für Dr. Steffen Häbich, Bereichsleiter Special Interest beim ADAC, sei die angestrebte Antriebs- und Energiewende bis 2040 eine große Chance, vor allem die jüngere Generation für eine saubere E-Motorisierung zu begeistern.
„Die Phase jetzt muss stark genutzt werden, die Verbraucher mitzunehmen und unmittelbare Lösungen aufzuzeigen. Bei dem gesamten Prozess dürfen wir auch keine Wassersportler verlieren, denn das können wir uns gesamtwirtschaftlich nicht leisten“, sagt Häbich. Ziel müsse es sein, ein Verbraucher-Umdenken zu erreichen und über Förderungen als Anschub nachzudenken.
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Wie die Wende gelingen kann
Neben einem deutlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur sahen die Podiumsteilnehmer auch in eFuels und umweltfreundlichen Kraftstoffen, wie dem Klimadiesel HVO 100 (Hydrotreated Vegetable Oil) einen Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg der Antriebswende entscheiden könne. Schon jetzt sei letzterer bereits am Bodensee – etwa bei Ultramarin – erfolgreich im Einsatz. Ein Ausbau der Verfügbarkeit von HVO könne eine Lösung sein, den Energiebedarf in der Bootsbranche mittelfristig zu decken. Wichtig sei jedoch auch die Weiterentwicklung von eFuels für Benzinmotoren, die derzeit noch in den Kinderschuhen steckt. „Umso früher wir marktreife Treibstoffe haben, desto eher werden sie verwendet“, sagt Karsten Stahlhut vom BVWW.
Interboot 2024: Informationen zur Messe
Die Messe Interboot findet jedes Jahr Ende September in Friedrichshafen am Bodensee statt und gilt als zentrale Plattform für die Branche in der DACH-Region. Auf der Messe präsentieren zahlreiche Unternehmen alljährlich ihre Neuheiten zu den Themen Segelboot, Motorboot und Funsport. Daneben werden zukunftsweisende Themen wie Nachhaltigkeit, alternative Antriebsformen und E-Mobilität im Rahmen von Vorträgen, Seminaren und Podiumsdiskussionen beleuchtet.
In diesem Jahr fand die Messe von 25. bis 29. September mit. An den fünf Messetagen kamen mehr als 40.000 Besucherinnen und Besucher nach Friedrichshafen. Eine Besonderheit war das überarbeitete Messe-Konzept: „Unser aktueller Slogan lautet ‚Auf zu neuen Horizonten‘. Das trifft dieses Jahr mehr denn je zu, denn nicht nur die Laufzeit wurde komprimiert, es wurde auch jede Menge am Programm verändert, breiter aufgestellt und neu konzipiert“, so Interboot-Projektleiter Felix Klarmann.
- Mehr dazu: Website der Interboot
Titelbild: Interboot/Klein