Bora: Der berüchtigte Mittelmeerwind im Porträt

Die Bora ist ein Fallwind an der Adria und bei Skippern oftmals gefürchtet. Die wichtigsten Eigenschaften der Bora, die man kennen sollte und wie man sich gegen den Wind wappnet klären wir in unserem Ratgeber.

Die Bora ist ein Wind, der insbesondere Skipper an der Adriaküste von Kroatien regelmäßig vor große Herausforderungen stellt. Sie tritt meist plötzlich und ohne Vorwarnung auf und kann sehr starke Windböen verursachen. Nicht zu unrecht wird die Bora daher auch zu den stärksten Winden in Europa gezählt. Was Skipper über die Bora wissen sollten, haben wir in unserem Ratgeber zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Was die Bora auszeichnet

Die Bora ist zu der Familie der Fallwinde gehörende Wind. Ursprünglich stammt der Begriff vom griechischen Boreas (dem Gott der Nordwinde) ab. Der katabatische, also trockene und kalte Wind taucht ohne jegliche Warnung auch bei heiterem Himmel und bei niedriger Luftfeuchtigkeit auf. Es gibt zwei verschiedene Arten der Bora: Es wird zwischen der „schwarzen Bora“, die zyklonale Bora, die durch ein Tief über Oberitalien entsteht und der „weißen Bora“, die antizyklonale Bora, die durch ein Hoch über der Ukraine ausgelöst wird. Hauptsächlich wütet die Bora an der Ostküste der Adria. Der an sich schon böige Wind wird oft von Fallböen verstärkt.

Die Bora weht zu jeder Jahreszeit, doch kommt häufiger im Winter vor. Während sie im Sommer nur 1-2 Tage andauert, weht sie im Winter manchmal bis zu 2 Wochen am Stück. Sie tritt nicht nur zu einer bestimmten Tageszeit auf, aber erreicht ihre maximale Stärke eher nachmittags bzw. abends.

Steckbrief zur Bora

  • Vorkommen: Adriaküste von Kroatien und Montenegro
  • Richtung: aus Ost/Nordost
  • Charakter: starker, böiger Wind, der plötzlich auftritt
  • Windstärken: in der Regel 6-7 Bft., in der Regel auch Böen mit deutlich höheren Geschwindigkeiten
  • Auftreten: ganzjährig, im Winter häufiger als im Sommer

Wie die Bora entsteht

Verursacht wird die Bora durch polare Kaltluft aus dem Norden/Nordosten, die in die adriatische Küstenregion strömt und somit die Luft abkühlt. Die Luft gelangt durch das Gebirge ans Meer und wird dabei kanalisiert und erheblich beschleunigt. Der sogenannte Fallwind stürzt die Hänge der Karstgebirge herunter und erlangt hohe Geschwindigkeit und Stärke.

Die Bora weht weit bis auf das Meer hinaus und kann in Böen sogar Orkanstärke bis über 200km/h erreichen. Oft tritt dieser Fallwind ohne jegliche Warnung auf und erreicht innerhalb kurzer Zeit seine Höchstgeschwindigkeit.

Wo die Bora vorkommt

Die Bora tritt an der gesamten Adriaküste – von Slowenien bis nach Albanien – auf. Vor allem in Kroatien ist die Bora besonders stark ausgeprägt. Ausgesprochen häufig weht sie in folgenden Regionen:

  • im Golf von Triest
  • in der Kvarner Bucht (insbesondere bei Senj)
  • im Velebit-Kanal (vor allem zwischen Krk und Rab)
  • bei Sibenik
  • bei Split
  • bei Risan (Montenegro)

Abseits der adriatischen Küsten kommt ein der Bora sehr ähnlicher Wind auch noch an der russischen Schwarzmeerküste bei Noworossijsk, auf Nowaja Semlja, in Skandinavien und in der Kantō-Ebene Japans vor.

Anzeichen der Bora

Anzeichen der Bora sind unter anderem Wolkenwalzen, die auf Bergen in Küstennähe zu sehen sind. Zerteilen sich diese Walzen in Stücke, so kann man davon ausgehen, dass die Bora bald einsetzen wird. Bilden sich auf dem Meer Schaumkronen, die der aus dem Osten kommende Wind entstehen lässt, schließt das wiederum auch auf ein baldiges Eintreten der Bora.

Auswirkungen der Bora und Tipps für Skipper

Die aufgewirbelte Salzgischt verursacht die Versalzung der Böden auf dem Festland, was das Wachsen der Bäume und Pflanzen fast unmöglich macht. In einigen Gebieten bringt die Bora eisige Kälte mit sich. Frost, Schneestürme und sogar andauernde Schneedecken sind im Winter in den von der Bora betroffenen Regionen nicht selten. Oft wird die Bora als „kaltes Gegenstück“ zum Föhn beschrieben, da beide grundsätzlich ähnliche charakteristische Merkmal aufweisen. Jedoch wirkt die Bora, im Vergleich zum Föhn, positiv und verursacht Lebhaftigkeit bei Menschen und bringt trotz der eisernen Kälte keine Beschwerden mit sich.

Bora: Tipps für Segler und Wassersportler

Auch für Segler und Wassersportler bringt die Bora massive Auswirkungen mit sich: Bei den ersten Anzeichen einer Bora bleiben Bootfahrern nur rund 30 Minuten, um einen sicheren Ankerplatz anzulaufen. Wenn die Bora aufzieht, ist mit kurzen, steilen Wellen und extremen Windböen zu rechnen. Je weiter man von der Küste entfernt ist, desto größer sind die Wellen.

Um gefährliche Situationen zu vermeiden, sollten Skipper, die an der östlichen Adria unterwegs sind, ihre Törns sorgfältig planen. Die kroatischen Rundfunksender geben regelmäßig Bora-Warnungen heraus und auch in vielen Seekarten sind Abschnitte mit Bora-Gefahr eingezeichnet. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, in ein weniger Bora-gefährdetes Gebiet auszuweichen.

Auf dem Wasser sollte man die Wind- und Wetterbedingungen stets im Auge behalten. Bei ersten Anzeichen der Bora sollte schnellstmöglich Schutz aufgesucht werden. Wichtig: Buchten am Fuß der Gebirge bilden keinen Schutzort, sondern sind bei Bora besonders gefährdet!

Bora und Co.: Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht

Neben der Bora treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf:

Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen.