Wasserhosen: Alles Wichtige zum Tornado auf See

Wasserhosen zählen zu den gefürchtetsten Wetterphänomenen, denen Skipper auf See begegnen können. Alles Wissenswerte dazu und worauf Skipper achten sollten.

Wasserhosen gehören zu den Wetterereignissen auf See, die unter Skippern sehr gefürchtet sind. Die Bilder, die im August 2024 beim Untergang der Luxusyacht „Bayesian“ vor der Küste Siziliens um die Welt gingen, zeigten die Wucht, mit der eine Wasserhose wüten kann.

Aber was sind Wasserhosen eigentlich, wie entstehen sie genau, und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Inhaltsverzeichnis

Charakteristik von Wasserhosen

Bei Wasserhosen handelt es sich um Wirbelstürme, die sich über dem Wasser entwickeln. Rein optisch gesehen zählen sie zu den beeindruckendsten Wetterphänomenen und faszinieren durch ihre spektakuläre Erscheinung und dynamische Bewegung.

Wasserhosen treten vor allem im Spätsommer und Herbst auf und können sowohl ungefährlich als auch zerstörerisch sein. Sie bilden sich hauptsächlich über warmen Gewässern – etwa in der Karibik, im Golf von Mexiko, im Südpazifik, aber auch im Mittelmeer. Dort zählen sie zusammen mit dem Kaltlufttropfen zu den gefürchteten Wetterereignissen auf See.

In Extremfällen können in Wasserhosen Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde und Durchmesser von 200-300 Metern erreicht werden. Dennoch sind sie im Vergleich zu Tornados in der Regel weniger intensiv.

Wasserhose zwischen zwei Schiffen
Eine Wasserhose zwischen zwei Schiffen. Foto: Pixabay

Die Arten von Wasserhosen

Gemeinhin gelten Wasserhosen als Tornados auf dem Wasser. Hier sollte allerdings zwischen den beiden Arten von Wasserhosen unterschieden werden, die in der Entstehung sehr unterschiedlich sind:

  • Tornadische Wasserhosen
  • Nicht-Tornadische Wasserhosen

Tornadische Wasserhosen

Diese Form der Wasserhosen ist mit Gewittern und starken Wetterlagen verbunden. Der Entstehungsprozess ähnelt dem von Tornados an Land:

  • Instabilität der Atmosphäre: Warme, feuchte Luft steigt schnell auf, wenn sie auf kältere Luftmassen trifft. Dies führt zu einer starken vertikalen Bewegung.
  • Windscherung: Unterschiede in Windgeschwindigkeit und -richtung mit der Höhe erzeugen eine rotierende Luftsäule.
  • Bildung eines Trichters: Wenn sich der rotierende Wirbel mit den feuchten Luftmassen verbindet, entsteht ein sichtbarer Trichter. Über Wasser kann dieser Trichter Wasser und Schaum nach oben ziehen.

Nicht-tornadische Wasserhosen

Nicht-tornadische Wasserhosen entstehen auf andere Weise und sind weniger gewaltsam:

  • Warme Wasseroberfläche: Kalte Luft zieht über warmes Wasser, wodurch die darunter liegende Luft schnell aufsteigt. Diese Temperaturunterschiede schaffen Instabilität.
  • Aufwärtsströmung: Die warme Luft steigt schnell auf und bildet kleine Rotationen, die durch lokale Winde verstärkt werden.
  • Kondensation: Wenn der Wasserdampf in der aufsteigenden Luft abkühlt, kondensiert er und macht den Wirbel sichtbar.

So entstehen Wasserhosen

Wasserhosen bilden sich bevorzugt unter ganz bestimmten Wetterbedingungen, die eng miteinander verbunden sind. Deshalb treten sie in Revieren wie zum Beispiel dem Mittelmeer vor allem in den Monaten des Spätsommers und im Herbst auf, wenn sich das Wasser stark erwärmt hat und kalte Luftströmungen auftreten.

Eine Wassertemperatur von mindestens 25° C ist erforderlich, um ausreichend Verdunstung zu ermöglichen. Die dadurch freigesetzte Energie bildet die Grundlage für die Entstehung von Wasserhosen.

Wenn kalte Luft über das warme Wasser strömt, entsteht ein starker Temperaturunterschied. Dieser sorgt für Instabilität in der Atmosphäre, die das Aufsteigen der warmen Luft begünstigt. Damit sich ein stabiler Wirbel entwickeln kann, müssen die Winde in der Umgebung relativ schwach sein. Zu starke horizontale Luftströmungen würden die Rotation stören und die Bildung einer Wasserhose verhindern.

Durch diese Entstehung unter Schwachwindbedingungen sind Wasserhosen für Skipper auf See nur schlecht vorauszusehen. Es lässt sich jedoch bei der Beobachtung der genauen Wetterlage, Wasser- und Lufttemperatur eine Risikoeinschätzung vornehmen. Außerdem warnen die lokalen Wetterdienste häufig vor der Gefahr möglicher Wasserhosen.

Gefahren für Sportboote

Wasserhosen können für Boote, Schiffe und Küstenregionen sehr gefährlich sein. Vor allem tornadische Wasserhosen haben die gleiche Zerstörungskraft wie Tornados an Land, und können eine sehr starke Wucht entwickeln. Nicht-tornadische Wasserhosen verfügen meistens über weniger Wucht, bringen aber Starkwind und -regen mit sich.

Wasserhosen können für Sportboote erhebliche Gefahren darstellen, da sie mit starken Winden, plötzlichen Wetteränderungen und rauer See einhergehen.

Hier sind die wichtigsten Gefahren, die sie für Sportboote mit sich bringen:

Starke Winde und Turbulenzen

Wasserhosen können Winde mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h erzeugen. Diese starken Böen können kleine oder mittelgroße Sportboote zum Kentern bringen oder schwere Schäden verursachen.

Seegang

Die starken Winde und der Energieaustausch bei einer Wasserhose können hohe und unberechenbare Wellen verursachen. Diese sind für kleinere Boote besonders gefährlich, da sie die Kontrolle erschweren oder das Boot überspülen können.

Sichtbehinderung

Der aufgewirbelte Wasserdampf und die Gischt rund um die Wasserhose können die Sicht erheblich einschränken, was das Navigieren und Umfahren des Phänomens schwierig macht.

Plötzliche Wetteränderungen

Wasserhosen treten oft ohne große Vorwarnung auf, insbesondere nicht-tornadische Wasserhosen. Sportbootfahrer können überrascht werden, ohne Zeit zu haben, in sicherere Gewässer zu flüchten.

Herabfallende Trümmer

Falls eine wasserhosenartige Struktur nahe der Küste auftritt oder sich Material vom Wasser aufwirbelt, können kleinere Trümmerteile oder andere Gegenstände auf das Boot fallen und Verletzungen oder Schäden verursachen.

Sicherheitsempfehlungen für Skipper

Skipper sollten sich in Bezug auf Wasserhosen an die folgenden Sicherheitsempfehlungen halten:

Wetterberichte prüfen

Vor dem Törn sollten die Wetterbedingungen sorgfältig und regelmäßig geprüft werden, insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmem Wasser.

Vorsicht bei Wolkenmustern

Wasserhosen sind oft an spezifischen Wolkenformationen erkennbar, wie z. B. an rotierenden Trichterwolken.

Abstand halten

Wenn eine Wasserhose gesichtet wird, sollte so weit wie möglich Abstand gehalten werden (mindestens mehrere Kilometer).

Schutzhäfen und -buchten einplanen

Im Fall eines nahenden Wirbels sollte das Boot, sofern möglich, rechtzeitig in Häfen oder geschützte Buchten verholt werden. Zwar bieten Marinas und Häfen keinen sicheren Schutz vor Wasserhosen, weil sie auch dort hinwandern können. Zur Not aber kann die Crew den Wirbelsturm bei drohender Gefahr an Land abwettern.

Wetter auf See: Weitere Links zum Thema

Neben Wasserhosen treten im Mittelmeer auch die folgenden Winde häufig auf:

Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane.