5 Tipps, die das Anlegen erleichtern
Manövrieren im Hafen
Für viele Skipper und Steuerleute gehört das Anlegen im Hafen zu den schwierigsten Manövern. Enge Platzverhältnisse, Wind, Strömung, Schiffsverkehr und Unübersichtlichkeit lassen die Crew an Bord häufig ins Schwitzen kommen. Es heißt, Übung mache den Meister, aber auch Meister sind hin und wieder mit widrigen Bedingungen konfrontiert. Oft sind jedoch ganz simple Dinge entscheidend, ob das Hafenmanöver erfolgreich wird oder zum sogenannten Hafenkino führt – für die anderen.
Wir haben 5 Tipps zusammengestellt, die das Anlegen erleichtern können:
1. Eine gute Vorbereitung
Nicht selten kommt es beim Hafenmanöver zu Problemen, weil unvorhergesehene Situationen und Verhältnisse entstehen, die einer mangelnden Vorbereitung geschuldet sind. Wenn entweder die Box zu eng ist, die Wassertiefe doch nicht ausreicht, seitliche Strömung vorherrscht, kein Fender parat ist, die Leinen nicht klar sind oder genau im Moment des Einlenkens rechts und links abgelegt wird. Oftmals können solche Schwierigkeiten umgangen werden, in dem Du Dir die Situation erst einmal anschaust und Dich auf alles vorbereitest.
Bevor der Hafen überhaupt erreicht wird, sollten genaue Informationen über das Törnziel eingeholt werden. Ein Hafenhandbuch oder unsere große ADAC-Hafendatenbank enthalten wichtige Infos über Boxenanzahl, Ansteuerung, Liegeplätze, Wassertiefe und vieles mehr. Die Situation im Hafen sollte sich gut eingeprägt werden, um bei der Einfahrt in die Marina nicht ohne Orientierung dazustehen. Wenn Du weißt, wo Du die Gastliegeplätze findest, hilft das ganze schon mal enorm weiter. Viele Marinas haben unterschiedliche Stege für verschiedene Bootsgrößen. Große Yachten sollten sich vorher beim Hafenmeister anmelden, entweder telefonisch, per email oder Funk, um ggf. einen Platz zugewiesen zu bekommen.
Vorm Ankommen sollte zunächst die Crew gebrieft werden: Wer hat welche Aufgaben? Wer welche Position? Wie wird an Bord kommuniziert? Danach wird das Boot vorbereitet. Alles, was an Deck und im Cockpit stören oder gar zur Stolperfalle werden kann, muss weggeräumt werden. Leinen und Fender werden klar gemacht und bereitgehalten. Oft gibt es Vorhäfen, die bereits vor Seegang schützen und wo Du in Ruhe so lange verbleibst und Kreise drehst, bis das Boot klar zum Anlegen ist.
Bevor dann in die Boxengassen und zu den Stegen gefahren wird, sollte die Windrichtung beachtet und analysiert werden. Welche Plätze liegen so, dass in Windrichtung angelegt werden kann? Drückt der Wind das Boot an den Steg oder davon weg? Außerdem sollte der Hafen beobachtet werden, ob gerade viel An- und Ablegeverkehr herrscht. Fahren viele Masten im Hafen hin und her, bedeutet das viel Verkehr und damit einhergehend oft Stress. Lieber etwas warten, bis sich die Situation gelegt hat. Außerdem findest Du so oft auch mehr freie Boxen vor.
Herrscht beim Anlegen viel Wind, sollte die Windangriffsfläche möglichst verkleinert werden. Nicht ganz eingerollte Vorsegel, ein Bimini, die Sprayhood können enorme Auswirkungen auf das Boot haben, weil der Wind das Schiff schneller wegdrücken kann. Alles, was einfach und ohne großen Aufwand eingerollt oder eingeklappt werden kann, sollte möglichst verschwinden.
Danach wird in den Hafen eingefahren und die Box der Wahl ausgesucht. Bevor eingefahren wird, sollte jedoch auch hier direkt vor dem Liegeplatz die Situation analysiert werden. Ist die Box breit und lang genug? Was zeigt das Echolot an? Gibt es Sorgleinen? Herrscht im Hafenbecken Strömung, die beim Anlegen beachtet werden muss? Lieber einmal die Boxengasse hin und zurückfahren und in aller Ruhe schauen, ob es einen besseren Platz gibt und wie die Strategie des Anlegemanövers sein soll. Danach wird die Crew erneut vom Rudergänger informiert, wie das Manöver ablaufen wird. Wenn die Crewmitglieder nicht bescheid wissen, kann es zu Fehlern kommen.
2. Mit der richtigen Geschwindigkeit einparken
Jedes Boot ist anders. Je nach Bauform, Gewicht und Lateralplan unterscheidet sich auch die für das Manöver optimale Geschwindigkeit. Außerdem hängt der richtige Speed zum Anlegen auch von den äußeren Bedingungen ab. Bei ruhigen Bedingungen sollte die Fahrt nicht zu langsam sein und die Ruderwirkung erhalten bleiben. Manche Boote lassen sich mit 1,5 Knoten noch gut steuern, bei anderen reißt bei 2,5 Knoten die Ruderwirkung bereits ab oder lässt merklich nach. Hier gilt es, das Schiff zu kennen und die Geschwindigkeit optimal zu wählen.
Herrschen schlechtere Bedingungen, wie Wind oder Strömung, muss die Geschwindigkeit soweit erhöht werden, dass stets dagegen angesteuert werden muss. Reißt bei Seitenwind die Strömung am Ruderblatt ab, wird das Boot unkontrolliert vertrieben. Bei Booten, die Du noch nicht so gut kennst, wie auf Charteryachten, lohnen sich Test-Manöver auf See, um die optimale Geschwindigkeit herauszufinden und ein Gefühl zu bekommen.
3. Der Umgang mit dem Gas
Beim Anlegen gilt: immer nur kurze und nicht zu zaghafte Gasstöße geben. So gelingen die Manöver besser, weil das Boot sich durch die Anströmung des Ruders gut lenken lässt, aber gleichzeitig nicht zu viel Fahrt aufgebaut wird. Bei einmotorigen Booten sollte vor dem Gasschub das Steuerrad betätigt werden, um zum einen den Druckwechsel am Ruder zu spüren und zum anderen auch seitliche Kräfte aufzubauen.
Achte darauf, dass das Boot zwischen den einzelnen Gasschüben nicht zu langsam wird – sprich die Ruderwirkung abreißt. Hier ist eine gute Balance zwischen Restfahrt und Gas geben erforderlich.
4. Abbrüche sind nicht verboten
Es gibt immer wieder auch mal unvorhergesehene Situationen oder Fehleinschätzungen. Das hat nur dann keine negativen Folgen, wenn danach nicht auf Biegen und brechen das Manöver unbedingt zu Ende gefahren wird. Wenn sich eine Leine verklemmt oder eine Wuhling entstanden ist, wenn plötzlich eine seitliche Böe einfällt oder es andere Probleme beim Manöver gibt, ist ein Abbruch oftmals die klügere Entscheidung. Besser, das Manöver nochmal gut vorbereitet neu anzusetzen, als gegen einen Steg zu fahren oder auf den Lee-Lieger vertrieben zu werden. Niemand ist ohne Fehler, der richtige Umgang mit Fehlern oder Fehleinschätzungen ist jedoch häufig entscheidend. Wenn es beim zweiten Anlauf dann hinhaut, ist das Manöver auch trotz des Abbruchs professionell und sauber gefahren.
5. Immer mit der Ruhe anlegen
Jeder, der Hafenmanöver beobachtet, wird feststellen, dass oft Hektik, wildes Gerenne an Deck und Stress letztlich dazu führen, dass der Anleger schief läuft. Auch wenn es mal schwieriger wird und zum Beispiel starker Seitenwind das Manöver erschwert, ist vor allem der Rudergänger als Ruhepol an Bord gefragt. Hektische Kommandos oder Abfragen führen oft dazu, dass die Crew verunsichert wird und sich bei allen Hektik breit macht – und gerade Hektik führt oft zu Fehlern. Mit ruhiger Stimme klare Kommandos zu geben, sorgt für Ruhe und kühlem Köpfen.