SSS: Alles über den Sportseeschifferschein
Der Sportseeschifferschein (SSS) befähigt das Führen von Yachten in küstennahen Seerevieren und ist vor allem für gewerblich betriebene Yachten interessant. In unserem Ratgeber erfährst du alles über Voraussetzungen, Ausbildung und die Prüfung für den Bootsführerschein.
Der Sportseeschifferschein (SSS) ist ein amtlicher Bootsführerschein für Yachten mit Antriebsmaschine und unter Segeln für den Geltungsbereich „küstennahe Seegewässer“ (bis 30 Seemeilen). Damit gilt er unter anderem für die folgenden Reviere:
- Ostsee
- Nordsee
- Englischer Kanal
- Mittelmeer
- Bristol Kanal
- Schottische und Irische See
- Schwarzes Meer
Der SSS ist laut der See-Sportboot-Verordnung (SeeSpbootV) zum Führen von gewerbsmäßig betriebenen Sportbooten, zum Beispiel für Ausbildungsyachten, gesetzlich vorgeschrieben. Er ist der zweithöchste Bootsführerschein in Deutschland, nach dem Sporthochseeschifferschein (SHS) und über dem Sportküstenschifferschein (SKS).
Der amtliche Sportseeschifferschein enthält das internationale Zertifikat ICC und wird somit weltweit anerkannt.
Warum benötigt man den Sportseeschifferschein SSS?
Wer als Schiffsführer auf gewerbsmäßig betriebenen Yachten unterwegs ist, benötigt den SSS-Schein. Auch auf Traditionsschiffen muss der Schiffsführer im Besitz des SSS-Scheins sein. Aber auch für ambitionierte Seesegler, die ihre Yachten zu Freizeitzwecken nutzen, kann der SSS eine sinnvolle Ergänzung zum SKS sein.
Der SSS ist praktisch eine erweiterte Fortbildung auf Basis des SKS, auch wenn der Sportküstenschifferschein keine Voraussetzung ist, um den Sportseeschifferschein zu erwerben. Inhaber eines SKS müssen zur Zulassung der SSS-Prüfung 700 statt der sonst vorgeschriebenen 1000 Seemeilen Praxiserfahrung nachweisen.
Die Ausbildung zum SSS umfasst wesentlich tiefergehende Inhalte als beim SKS, so zum Beispiel Radar-Plotting, Bootsbau, Notfall-Management, elektronische Navigation und das Arbeiten mit den englischen Gezeitentafeln (A.T.T.).
Den SSS gibt es auch als reine Motoryacht-Variante, wird aber nur in seltenen Fällen erworben. Hier entfallen alle seglerischen Aspekte in Theorie und Prüfung.
Voraussetzungen für den SSS
Um für die Prüfung des SSS zugelassen zu werden, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Mindestalter 16 Jahre
- Sportbootführerschein See (SBF-See)
- für die Zulassung zur praktischen Prüfung: Nachweis über 1000 Seemeilen als Crewmitglied auf Segelyachten im Bereich Küstengewässer (Meilenbuch), bzw. 700 Seemeilen für Inhaber des SKS oder dem früheren BR-Schein.
Die Ausbildung für den Sportseeschifferschein
Die Ausbildung zum SSS Schein besteht aus zwei Teilen: dem Theorieteil und dem Praxisteil. Für beide Teile ist eine Prüfungsabnahme innerhalb von 36 Monaten vorgeschrieben. Die theoretische Prüfung muss innerhalb 24 Monaten erfolgen.
Die theoretische Ausbildung für den SSS
Der theoretische Teil kann auch online erfolgen und der Besuch eines Lehrgangs ist nicht zwingend notwendig. Es ist also durchaus möglich, mit entsprechender Literatur zuhause selbst zu lernen. Die Theorie besteht aus vier inhaltlichen Blöcken:
- Seemannschaft
- Navigation
- Seeschifffahrtsrecht
- Wetterkunde
Alle vier Themenblöcke können einzeln oder auch in Kombination geprüft werden. Sollten die Prüfungen zu den einzelnen Modulen einzeln erfolgen, steht insgesamt ein Zeitraum von 24 Monaten zur Verfügung, alle vier Prüfungen zu absolvieren.
Die praktische Ausbildung für den SSS
Die praktische Ausbildung schreibt zwar auch keinen SSS-Ausbildungstörn vor, jedoch ist wegen der Tiefe der Inhalte ratsam, sich für den praktischen Teil des SSS bei einer Yachtschule anzumelden. Ausbildungstörns für den Sportseeschifferschein dauern eine oder auch mehrere Wochen.
Schwerpunktthemen sind
- Seemannschaft
- Führen der Yacht
- Notfallmanagement
- Bordtechnik
- Navigation (Papier, elektronische Navigation/ECS und Radar)
- Wetterkunde
Bei vielen praktischen Ausbildungsinhalten geht es nicht darum, Manöver eigenständig zu führen, sondern als Schiffsführer Rollen einzuteilen und Crewmanagement zu betreiben, wie zum Beispiel bei Notfällen. Ein SSS-Ausbildungstörn eignet sich sehr gut für die Urlaubszeit und wird in verschiedenen Revieren Europas und sogar weltweit angeboten.
Prüfung für den SSS: Inhalte und Gebühren
Auch bei der Prüfung für den SKS wird zwischen einem theoretischen Teil und einem praktischen Teil unterschieden.
Die Anmeldung zur Prüfung erfolgt bei der Zentralen Verwaltungsstelle (ZVST) des Deutschen Seglerverbands., die über die Zulassung zur SSS-Prüfung entscheidet.
Theoretische Prüfung für den Sportseeschifferschein
Die Zulassung zur theoretischen Prüfung des Sportseeschifferscheins kann bereits erfolgen, indem entweder ein Nachweis erbracht wird, dass nach dem Erwerb des Sportbootführerschein See (SBF-See) 500 Seemeilen gefahren wurden, bzw. durch Vorlage des SKS oder des früheren BR-Scheins.
Der größte Unterschied zum SBF und SKS: die Fragebögen bestehen nicht aus Multiple-Choice Fragen, sondern müssen frei beantwortet werden. Die vier Prüfungsmodule (Seemannschaft, Navigation, Schifffahrtsrecht und Wetter) können einzeln oder kombiniert abgelegt werden.
Der theoretische Prüfungsteil dauert mehrere Stunden und umfasst die folgenden Themenbereiche:
- Seefahrtsrecht und Radarplotten – 60 Minuten
- Navigation – 120 Minuten
- Wetterkunde und Seemannschaft – je 45 Minuten
Für die Prüfungsmodule Wetterkunde, Seeschifffahrtsrecht und Seemannschaft sind keine Hilfsmittel zugelassen. In den Navigationsaufgaben werden benötigt:
- Übungskarte BA 2656
- Begleitheft SSS/SHS
- Karte 1/INT 1
- Formular für die Gezeitenberechnung nach den englischen A.T.T. (Admirality Tide Tables)
- Kursdreiecke oder Portland Course Plotter, Zirkel, Bleistifte etc.
- Taschenrechner (nicht programmierbar)
Falls die notwendige Punktzahl bei der theoretischen Prüfung nicht erreicht wird, kann eine mündliche Nachprüfung durch den Prüfungsausschuss erfolgen.
Praktische Prüfung für den Sportseeschifferschein
Die praktische Prüfung für den Sportseeschifferschein erfolgt an Bord einer für die SSS-Ausbildung ausgestatteten Yacht. Die Inhalte und geforderten Kenntnisse bestehen aus den Schwerpunkten:
- Schiffshandling
- Crewmanagement
- Notfallmanagement
- Seemannschaft
- Radar
- Bordtechnik.
Gebühren für den Sportseeschifferschein SSS
Die Zentrale Verwaltungsstelle (ZVST) erhebt für die Prüfungen des Sportseeschifferscheins folgende Gebühren
(Stand: 07/2023, alle Preise inkl MwSt.):
Position | Gebühr |
---|---|
Zulassung zur Prüfung | 31,62 EUR |
Praxisprüfung | 204,37 EUR |
Theorieprüfung (Zwei oder mehr Themenbereiche an einem Tag) | 148,73 EUR |
Abnahme Theorieprüfung in einem Einzelfach | 98,81 EUR |
Erteilung SSS-Führerschein | 29,93 EUR |
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