Bootskauf: Wie man das richtige Boot findet

Um das richtige Boot zu finden, sollten künftige Eigner einige Faktoren berücksichtigen. Unser Ratgeber mit den wichtigsten Kriterien, auf die man vor der Kaufentscheidung achten sollte.  

Bootskäufer stehen jedes Jahr vor der Frage, welches Boot das richtige für sie ist. Das Angebot auf dem Markt ist groß und meist ist es gar nicht so einfach, eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Von der Lage des Liegeplatzes bis hin zu den speziellen Anforderungen des Heimatreviers: Auf der Suche nach dem richtigen Boot sollten mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Wir geben einen Überblick, worauf es beim Bootskauf ankommt.

Inhaltsverzeichnis

Ein Trailerboot wird in der Marina Müritz mit dem Kran ins Wasser gehoben.
Ein Trailerboot wird in der Marina Müritz in Rechlin mit dem Kran ins Wasser gehoben. Foto: Kuhnle Tours

Der Liegeplatz als Grundvoraussetzung für den Bootskauf

Bevor es auf die Suche geht, sollten die Eckdaten und Grundvoraussetzungen geklärt werden. Dabei ist vor allem die Frage nach dem Liegeplatz oftmals die Entscheidende: Wo soll das Boot liegen? Gibt es überhaupt Liegeplätze und wenn ja – wie groß? Und was kostet der Platz?

Wenn kein Liegeplatz vorhanden oder zu bekommen ist, sollte bei der Suche darauf geachtet werden, dass mit dem Boot oder der Yacht auch ein Platz übernommen werden kann. Diese Angaben finden sich in der Regel in den Verkaufstexten der Anzeigen. Hierbei wichtig: Vor Unterzeichnung des Kaufvertrages mit dem Hafenbetreiber absprechen, ob der mit angebotene Liegeplatz wirklich verfügbar ist und einen Mietvertrag abschließen.

Motoryachten auf dem ancora yachtfestival
Motoryachten auf dem ancora Yachtfestival © M. Zapf

Das Heimatrevier und seine Anforderungen

Bei der Auswahl in Frage kommender Gebrauchtyachten spielt das Befahrensgebiet bzw. das Heimatrevier eine entscheidende Rolle. Die neue gebrauchte Yacht sollte zu den Gegebenheiten vor Ort passen. Hier ist vor allem zunächst die Kategorie der Seetauglichkeit wichtig. Boote werden grundsätzlich in vier Kategorien eingeteilt:

  • A (Hochsee)
  • B (Außerhalb von Küstengewässern)
  • C (Küstennahe Gewässer)
  • D (Geschützte Gewässer)

Boote, die zum Beispiel in offenen Seerevieren auf weiten Strecken bewegt werden, sollten mindestens die Kategorie B besitzen, je nach Bedingungen auch A. In der Kategorie A muss ein Boot beispielsweise über 4 Meter Seegang und Windstärken über 8 Beaufort standhalten.

Hinzu kommen Kriterien wie zum Beispiel der Tiefgang. Soll das Boot zum Beispiel in der dänischen Südsee bewegt werden, macht ein Performance Kiel mit 2,30 Meter Tiefgang zwar unter Segeln Spaß, schränkt aber die Wahl der Törnziele und der Fahrwasser extrem ein.

Gleiches Gilt für Binnenreviere, in denen zum Beispiel Schleusen und Brücken auch so manches Boot aus dem Suchraster fallen lassen, weil entweder der Mast nicht gelegt werden kann, die Durchfahrthöhe zu hoch ist oder das Boot nicht durch enge Schleusen passt.

Auch die Motorisierung hängt oft vom Revier ab, nicht nur, was die reine Leistung und die PS-Zahl angeht, auch die Art sollte berücksichtig werden. In den meisten Revieren sind Boote bis 15 PS führerscheinfrei, es gibt aber auch Ausnahmen. Außerdem sind in einigen Binnenrevieren nur noch elektrische Antriebe erlaubt.

Eine Sirius Yacht
Eine Segelyacht im Wasser. Foto: Sirius Yachts

 

Die richtige Bootsgröße finden

Einer der entscheidenden Punkte ist die Größe der gesuchten Yacht. Oft träumen die Bootskäufer von geräumigen Kojen, Stehhöhe im Vorschiff und breiten Laufdecks. Größe bringt jedoch nicht nur Vorteile, sondern zieht auch einen ganzen Rattenschwanz an Nachteilen mit sich. Zunächst wären da die Folgekosten zu nennen: das vermeintliche 45-Fuß-Schnäppchen kann sich hinterher als echter Kostenfaktor herausstellen, was Winterlager, Liegeplatz, Service, Wartung, Spritverbrauch, Versicherung uvm. angeht. Auch sollte stets daran gedacht werden, dass mit jeder Fuß Läge auch auf das Manövrieren Auswirkungen zeigt. Ein 40 Fuß Stahlschiff ist in einer Schleuse wesentlich anspruchsvoller zu bedienen, als ein 9 Meter Boot aus GFK.

Gleichzeitig macht es kaum Sinn, bei einer Körpergröße von 1,95 Meter ein Boot für ausgedehnte Urlaube zu suchen, das unter 30 Fuß lang ist, weil allein die Kojen dann schon zu kurz sein dürften.

Die richtige Bootsgröße sollte also wohlüberlegt sein und alle Wünsche, Bedingungen, Kosten und Anforderungen vor der Suche als Entscheidungskriterien einbezogen werden.

In der Werft der Cantieri Marina San Giorgio finden auch Großkaliber Platz..
In der Werft der Cantieri Marina San Giorgio finden auch Großkaliber Platz. © PromoTurismoFVG

Worauf es beim Bootsmaterial ankommt

Es gibt eine große Auswahl unterschiedlicher Materialien, die im Bootsbau eingesetzt werden. Von Holz bis Aluminium, von Stahl bis GFK. Die Entscheidung, welches Material das Richtig ist, hängt von vielen Faktoren ab. Wer zum Beispiel nicht viel Zeit hat, sich im Winter um das Boot zu kümmern und viele Stunden in die Pflege stecken kann, der sollte von Holzbooten lieber die Finger lassen und die Suche zum Beispiel auf pflegeleichte GFK-Boote einschränken. Holzboote sind sehr pflegeintensiv und ein Wartungsstau kann große Probleme mit sich ziehen. Auch Stahlboote benötigen regelmäßige Pflege.

Hinzu kommt, dass bei einer Besichtigung von Holzbooten oft nur Experten erkennen können, ob sich es sich bei der ein oder andern unschönen Stelle nur um ein kosmetisches, oder gar um ein strukturelles Problem handelt.

Entscheidendes Kriterium: Der Kaufpreis

Hat die Vorstellung des künftigen Boote klare Konturen angenommen, ist der Kaufpreis oftmals das entscheidende Kriterium. Dieser sagt jedoch nur einen Teil aus, denn der Anschaffungspreis ist nur ein Aspekt, wenn es um die künftigen Kosten geht. Auch vermeintliche günstige Schiffe können später hohe Folgekosten verursachen, zum Beispiel in der Versicherung, der Wartung, den Liegeplatzgebühren oder auch im Wiederverkauf. Bei vermeintlich günstigen Booten sollte noch genauer als gewöhnlich hingeschaut werden: Wie wird der Bootstyp/-modell sonst angeboten? Gibt es beim Eigner einen besonderen Verkaufsdruck, der das günstige Angebot erklärt, zum Beispiel wenn das neue Boot bereits geliefert wurde oder ein Umzug bevorsteht? Oder ist das Boot so preiswert, weil auf mittlere oder längere Sicht kostenintensive Arbeiten anfallen?

Die Folgekosten hängen vom Zustand, der Größe, dem Gewicht und der Ausstattung ab. Je mehr technisches Zubehör sich auf einem Boot befindet, desto mehr kann auch kaputt gehen, sprich Kosten verursachen. Größe und Gewicht spielen bei den Folgekosten auch stets eine Rolle, denn viele Preise richten sich nach der Größe, zum Beispiel das Winterlager oder die Kosten für den Unterwasserschiff-Anstrich. Das Gewicht kann auch bei kleineren Booten hohe Kosten verursachen, zum Beispiel bei der Anschaffung eines Trailers und – nicht zu vergessen – der zulässigen Anhängelast des Zugfahrzeugs.

Der Wiederverkaufswert eines Bootes zählt über den gesamten Zeitraum der Nutzung, also vom Kauf bis zum Verkauf, zu den Gesamtkosten. Manche Boote sind auf dem Markt begehrt, andere wiederum nicht. Bei diesen ist der Kaufpreis zwar gering, aber es wird beim späteren Verkauf in ein paar Jahren dann auch schwieriger, einen Käufer zu finden. Auch das sollte bei der Kalkulation berücksichtigt werden.

Kommt also ein Boot in die engere Auswahl, sollte zunächst vor der Anfrage bei Verkäufer geklärt werden, welche Folgekosten unabhängig vom Zustand des Bootes warten, also Liegeplatz, Versicherung, Winterlager etc.

Gebrauchtbootkauf
Letztlich spielt auch der Kaufpreis des Bootes eine entscheidende Rolle. Foto: ADAC Archiv

Unser Fazit

Ein Bootskauf ist fast immer auch eine sehr emotionale Sache. Um nach dem Kaufabschluss keine Enttäuschungen zu erleben oder gar böse Überraschungen, sollten vor der Suche die erforderlichen und auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Eckdaten und Rahmenbedingungen ermittelt werden. Anhand dieser Kriterien wird die Suche wesentlich einfacher und zielgerichteter. In vielen Fällen erfolgt aus einer wohlüberlegten Suche auch eine längere Nutzung des Bootes, weil es in der Zeit nach dem Kauf weniger störende Aspekte gibt.

Die Eingrenzung der Kriterien hat aber gleichzeitig auch zur Folge, dass das gewünscht Boot wesentlich schneller gefunden wird, weil die Auswahl kleiner und damit auch überschaubarer wird.