Bord-Tablets: Worauf man achten sollte.
Bordtablets - Helfer auf See
Navigation, Kommunikation, Fotografie und Unterhaltung: Tablets erfüllen viele Aufgaben an Bord. Nicht nur auf kleinen Booten ohne eingebautem Plotter kommen Pads und Tabs zum Einsatz – auch auf größeren Yachten trifft man kaum einen Skipper ohne die handlichen (Fast-)Alleskönner. Vor allem zur Navigation mit digitalen Seekarten und entsprechenden Apps werden Tablets sehr häufig benutzt. Die Auswahl am Markt ist riesig – von preiswert bis teuer, von klein bis groß, von Apple bis Android und von leichten, schicken Tablets bis zu robusten Outdoorgeräten gibt es alles, was das Herz begehrt. Herzen auf Booten und Yachten schlagen jedoch anders und so begrenzt sich die Auswahl für den Gebrauch auf See.
Worauf kommt es also an?
Der Akku
Wenn ein Tablet den ganzen Tag als Kartenplotter arbeiten muss, wird der Akku stark gefordert. Vor allem, weil in der hellen Umgebung eines Cockpits die Bildschirmhelligkeit oft zu 100% benutzt wird. Läuft das Tablet dann mit permanent eingeschalteten Display und voller Helligkeit als Kartenplotter, halten viele Modelle kaum einen ganzen langen Tag durch. Deshalb ist es ratsam, auf die Akkuleistung zu achten und eine möglichst hohe Kapazität anzuschaffen. Schnelle Prozessoren indes fordern den Akku oft zusätzlich, daher gilt es, eine gute Balance zwischen Rechenleistung und Akkulaufzeit zu finden. Hinweis: Naviprogramme erfordern nicht sonderlich viel Rechenleistung und kommen fast immer auch mit langsameren Modellen sehr gut zurecht, auch dann, wenn das Tablet in ein AIS-System eingebunden wird. Die Prozessoren werden nur mäßig damit belastet.
Laden und Ladeleistung
Um das Tablet unterwegs wieder aufzuladen, wenn der Akku schwach wird, ist eine schnelle Ladefunktion hilfreich. Moderne USB-C Anschlüsse verfügen über eine hohe Ladeleistung. So muss man nicht lange auf den wichtigen Helfer verzichten, wenn er unter Deck wieder aufgeladen werden muss. Mit einer leistungsstarken USB-Powerbank kann das Tablet auch unterwegs im Cockpit, während der Navigation weiter benutzt und wieder aufgeladen werden. Auch hier rät es sich, auf USB-C-Anschlüsse zu achten, weil sie wesentlich schneller laden können.
Auch faltbare Solar-Ladematten mit USB-Ausgang können das Tablet unterwegs dauerhaft mit Strom versorgen.
Wer ganz komfortabel unterwegs ist, legt sich einen wasserdichten USB-Ausgang vom Bordnetz direkt ins Cockpit. Im Handel gibt es dafür zahlreiche Lösungen.
Schutz vor Wasser
Im Handel finden sich zahlreiche Möglichkeiten, die Tablets vor Wasserschäden zu schützen. Sogenannte Rugged-Cases für den Outdoorbereich sind wasserdicht und stoßfest. Allerdings kosten gute Lösungen auch recht viel Geld. Wechselt man nach einiger Zeit auf ein anderes Tablet-Modell, können diese Schutzhüllen meistens nicht mehr benutzt werden. Außerdem gibt es nur wenige Hüllen, die auch beim Anschluss einer Stromversorgung über die USB-Buchse wasserdichtigkeit garantieren.
Preiswerter sind sogenannte Aqua-Packs. Das sind wasserdichte Klarsichthüllen, in denen das Tablet bei Bedarf wasserfest verpackt werden kann. Klart es dann wieder auf, holt man es einfach heraus. Der Vorteil: diese Aqua-Packs kann man auch für mehrere Modelle gleicher Größe benutzen. Tipp: Eine Nummer größer kaufen, um bei längerem Gebrauch auch ein USB-Powerpack zur Stromversorgung mit einpacken zu können. Denn wasserdicht verpackt lassen sich die Tablets nicht laden.
Am sichersten sind reine Outdoor-Tablets, die bereits in einem wasserdichten Gehäuse stecken. Achten sollte man auch hier darauf, dass auch eine wassergeschützte Stromversorgung möglich ist. Letztlich sind solche Geräte häufig jedoch sündhaft teuer. Da ist es meistens preiswerter, wenn man mit Android-Tablets arbeitet, sich ein Backup-Tablet ins Schapp zu legen, falls mal eines über Bord geht. 10 Zoll Tablets, die problemlos navigieren können, findet man von nahmhaften Herstellern bereits für um 150 Euro.
Welche Ausstattung?
Die meisten Tablets verrichten in erster Linie als Kartenplotter ihre Arbeit an Bord. Die restlichen Aufgaben nach dem Törn sind meistens Routenplanung, eMails und Internet. Für diese Aufgaben reichen Tablets mit kleiner Ausstattung vollkommen aus. Hohe Grafik-und Rechenleistung benötigt man indes kaum für ein Bord-Tablet, außer man möchte am Abend unter Deck 4K Filme ansehen oder Filme schneiden und Bilder bearbeiten.
Fast wichtiger ist das Betriebssystem. Da sollte man sich vorm Kauf die Frage stellen, wie lange das Gerät für Updates supportet wird. Denn wenn die neuen Versionen der Navi-Apps plötzlich eine OS-Version verlangen, die nicht mehr aufgespielt werden kann, ist die Lebenszeit erreicht. Und das geht oft schneller, als man denkt. So führen vermeintliche Schnäppchen oft dazu, dass nach kurzer Zeit der Dienst verweigert wird. Huawei-Geräte der neuesten Generation zum Beispiel werden wegen eines Datenschutz-Streits mit Google seit geraumer Zeit nicht mehr mit Android versorgt. Ältere Modelle, die es noch immer neu zu kaufen gibt, erreichen dann jedoch oft schnell das sogenannte „End-Of-Life“.
Auch bei Apple rät sich, genauer hinzuschauen, welche Generation man kauft, um nicht plötzlich von den neuen iOs-Versionen ausgeschlossen zu werden.
Wichtig ist es, sich das Gerät (Betriebssystem) nach Möglichkeit so zu konfigurieren, dass Funktionen wie WLAN und Bluetooth schnell an- und abgestellt werden können. Denn wenn man den Hafen verlässt, sollte man alle stromfressenden Funktionen, die auf See nicht benötigt werden, ausschalten.
Wenn möglich, sollte man auch eher zu Geräten greifen, deren Rückseite nicht aus edlen, glatten Oberflächen wie zum Beispiel Glas ist, sondern eher eine matte, möglichst rauhe und – wenn es perfekt ist – gummierte Oberfläche besitzt. Je glatter die Rückseite, desto schneller rutsch das Tablet bei Lage oder Schwell vom Tisch oder der Cockpitbank. Es gibt auch gummierte Silikonbezüge für die Rückseite. Auch ist das Bekleben des Displays mit sogenanntem Panzerglas, einer Opferschicht, ratsam, denn bei Stößen oder Stürzen splittert das Glas des Displays sehr schnell, auch wenn viele Herstellerangaben oft anderes vermuten lassen.
Den richtigen Platz finden
Wohin mit dem Tablet, wenn man unterwegs ist? Es gibt zahlreiche Halterungen, überwiegend aus dem Automobilzubehör, welches sich auch für den Gebrauch im Cockpit eignen. Wichtig: Immer darauf achten, eine möglichst vom Modell unabhängige Lösung zu wählen. denn wenn die schicke teak-Halterung für ein 7 Zoll Tablet erst mal im Cockpit angeschraubt wurde, kommt beim nächsten kauf kein größeres Modell in Frage. Bei Saugnapfhalterungen sollten es mindestens drei Sauger sein, denn nur ein Saugnapf löst sich bei der Belastung auf einem Boot recht schnell. Außerdem sollte das GFK vor dem Anbringen entfettet und gereinigt werden.
Viel wichtiger als die Frage, womit sich das Tablet befestigen lässt ist die Entscheidung, wo es letztlich seinen Platz an Bord findet. Wenn eine Sprayhood vorhanden ist, findet sich dort sicher ein idealer Platz. Denn dort steht es nicht nur vor überkommendem Wasser geschützt, sondern auch vor Lichteinfall. Generell sollten Tablets, die im Cockpit befestigt werden, immer an möglichst abgeschatteten Plätzen stehen. Denn wenn die helle Mittagssonne erst einmal auf das Gerät fällt, wird das Ablesen sehr schwierig und vor allem Apple-Geräte schalten sich wegen der Wärme bereits sehr früh ab. Wenn die Tablets erst einmal den Hitzeschutz aktiviert haben und sich abschalten, dauert es eine kleine Ewigkeit, bis sie sich wieder soweit abgekühlt haben, um erneut einsatzklar zu sein.
Um das Ablesen auch bei direkter Sonneneinstrahlung zu ermöglichen, gibt es nach Zoll-Größen passende Sonnenblenden.
Beim Kauf sollte bereits auf die Lichtstärke des Displays geachtet werden. Vor allem preiswerte Billig-Importe, die auf dem papier über viel Speicher und eine tolle Ausstattung verfügen, sparen häufig am Display und sind sehr schwach beleuchtet.