Ein Sommer lang Sizilien – Thomas Käsbohrer
Ein Sommer lang Sizilien, Thomas Käsbohrer 258 Seiten. 18 Karten in s/w. Gedruckt im handlich-bootstauglichen Paperback-Format ca. 21 x 15 cm., ISBN 97839460014973
Beginnen wir bei ganz einfachen Dingen. Zum Beispiel beim Blau des Meeres. Dies eigentümliche Glitzern auf dem Meer, das gibt es so doch nur an einem Ort. Das kann doch eigentlich nur Italien sein. Genauer gesagt: Sizilien.
Nach einer überaus stürmischen Überfahrt aus Griechenland setzt Thomas Käsbohrer seine ersten wackeligen Schritte auf Sizilien an Land – und landet als erstes in der Hafenbar für einen Espresso, den hier jeder nur Cafè nennt. Eine italienische Hafenbar ist alles andere als ein strahlender Ort, wohl aber ein Ort, an dem das pralle Leben stattfindet. Der Ton ist rau, die Sonne selbst im Winter von einer ganz eigenen Intensität. Croissant heißen hier Brioche. Und Thomas Käsbohrer Nutella-verschmiert, 54jährig, eben angekommen, stellt wieder einmal fest: „Ich liebe Italien. Wie eh und je.“
Dieses Buch ist eine 250 Seiten lange Liebeserklärung an eine spröde Schönheit. Sizilien mit all seinen Widersprüchen von liebenswürdig sinnlicher Genusssucht bis nicht endender Verlorenheit. Ein Land, in dem der Sommer schon im April weit fortgeschritten ist, großartige Tempelanlagen schweigend in der Hitze liegen und die Menschen längst nicht alle Einheimische sind. Thomas Käsbohrer beobachtet sie alle mit einer Entdeckerfreude, wie sie nur einer kennt, der nach langer Reise wieder Land betritt.
Auf der Suche nach dem, was man ein „glückliches Leben“ nennen kann, portraitiert er Eisverkäufer, Baristi, Mechaniker und Köche ebenso wie verlassene Flüchtlingsboote von heute und vergessene Kulturen der Frühzeit. Sie alle finden ihren Ursprung auf dieser Insel, die vielen so fremd anmutet wie ihr ruppiger Dialekt und die doch immer wieder die Insel ist „wo die Orangen blühen“.
„Wüsste ich all die kleinen Geschichten dieses Landes nicht – ich könnte glatt glauben: Das Leben hier sei einfach und fröhlich, wie diese Melodie“, sagt er über die Musiker, die in einem Hinterzimmer einer engen Gasse fröhlich-falsch und lustvoll die Nationalhymne proben. In der einen Hand die Pinne, in der anderen das Eis nimmt Thomas Käsbohrer seine Leser so mit an Bord auf eine Reise rund um den Ätna und ins tiefe Blau des Mittelmeeres und führt sie durch Tiefen – und Untiefen einer Insel, die nur sieht, wer mit dem Herzen schaut.