Dürre in Europa: Folgen für die Sportschifffahrt
Anhaltende Trockenheit
Menschen und Natur in ganz Europa leiden unter teilweise extremen Temperaturen und ausbleibenden Niederschlägen. Auch die Sportschifffahrt ist betroffen.
Flüsse, die zu Rinnsälen werden, verdorrte Felder und großflächige Waldbrände – die Dürre hält den ganzen Kontinent in Atem. Selten waren die Folgen des Klimawandels so deutlich zu spüren wie in diesem Jahr. Das „European Drought Observatory“ (Europäisches Dürre-Observatorium) veröffentlicht regelmäßig Übersichtskarten, auf denen das Ausmaß der Trockenheit auf die Natur zu erkennen ist. Die Karte vom Juli 2022 zeigt, dass ganz Süd-Mittel- und in Teilen sogar Nordeuropa von der Trockenheit betroffen ist.
Nicht nur Menschen und die Natur spüren die Folgen der Trockenheit, auch die Sportschifffahrt erlebt vielerorts Einschränkungen – von gesperrten Schleusen über geschlossene Häfen, von Befahrensverboten bis Einschränkungen durch Waldbrände.
Niederschlagsanomalien
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)
Situation in Deutschland
Besonders stark trifft die Situation derzeit den Bodensee. Der Wasserstand des Sees sinkt stetig, vor allem der flachere Westteil (Untersee) des Bodensees ist stellenweise kaum noch befahrbar. Am vergangenen Donnerstag (11.August) wurde mit 311 cm der an diesem Tag drittniedrigste Pegel in Konstanz seit 1850 gemessen. Auch andernorts werden Rekord-Niedrigstände erreicht.
Der niedrige Wasserstand führt an Teilen des Sees nicht nur zu ausgetrockneten Flächen sondern lässt auch riesige Algenteppiche entstehen. Stellenweise ist baden nicht mehr möglich.
Auch der Rhein verzeichnet dramatisch niedrige Wasserstände. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes meldete am vergangenen Wochenende für Kaub einen Rekord-Pegelstand von 37 Zentimeter, mit fallender Tendenz. Vor allem die Tierwelt ist stark von den sich bildenden Trockenflächen beeinträchtigt, Amphibien und Muscheln vertrocknen auf den zu Tage tretenden Sandbänken.
Auch die Spree leidet unter extrem niedrigen Wasserständen, sie fließt seit einigen Tagen rückwärts. Im brandenburgischen Spreewald wurden bereits erste Schleusen geschlossen. Hier wird damit gerechnet, dass bei anhaltender Trockenheit einige Wasserflächen völlig austrocknen könnten.
Durch die niedrigen Wasserstände verringert sich auch die Fließgeschwindigkeit vieler Flüsse – mit teilweise verheerenden Folgen für Natur und Umwelt.
Ein aktuelles Problem ist die Fließgeschwindigkeit der Havel auf Grund der fehlenden Niederschläge. Das führt zur Erhöhung der Wassertemperatur, damit zur verstärkten Rücklösung von Nährstoffen aus den Sedimenten und damit wiederum zum verstärkten Algenwachstum (Jens Tober, Fachgruppenleiter Tourismus, Brandenburg an der Havel)
Situation in Europa
Auch in unseren Nachbarländern sieht die Lage ernst aus. Frankreich meldet extrem niedrige Wasserstände der Flüsse des Landes. In Großbritannien wurde wegen der Trockenheit der Dürre-Notstand ausgerufen und in mehreren Regionen der Wasserverbrauch stark eingeschränkt – Pools dürfen nicht befüllt und Gärten nicht bewässert werden. Nicht anders sieht die Lage in den Niederlanden aus, wo manche Flussbetten bereits zu Spaziergängen genutzt werden.
Die ausbleibenden Niederschläge und die Hitze führen allerdings nicht nur zu niedrigen Wasserständen. Fast überall in Europa müssen Waldbrände bekämpft werden. Laut dem Europäischen Waldbrand-Informationssystem EFIS sind in 2022 bereits 660.000 Hektar in Flammen aufgegangen, was einen Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen 2006 darstellt. Die größten Brände gab es in Spanien mit 225.000 Hektar verbrannter Fläche, gefolgt von Rumänien mit 150.000 und Portugal mit 77.000 Hektar Brandfläche. Slowenien verzeichnete die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten.
Folgen für die Sportschifffahrt
Auch in der Sportschifffahrt sind die Folgen der Dürre in Europa angekommen. Vor allem auf dem Bodensee ist die Situation für Eigner stellenweise bedrohlich, weil vor allem tiefer gehende Schiffe in den austrocknenden Hafenbecken trockenfalle können. Ausweichhäfen gibt es so gut wie keine, da der Bodensee sowieso schon über einen Liegeplatzmangel verfügt. Erste Bootsbesitzer haben ihre Yachten und Boote bereits an Land gebracht.
Die niedrigen Wasserstände auf den Flüssen, wie dem Rhein machen sich bereits auch in den ersten Häfen bemerkbar, in denen Bereiche bereits trockengefallen sind. Dazu kommt, dass die niedrigen Wasserstände eine erhöhte Konzentration bei der Navigation erfordern, teilweise gleicht die Fahrt auf dem Rhein einem Slalom entlang der Buhnen. Die Frachtschiffe dürfen bereits seit einiger Zeit nur noch zu einem geringen Teil beladen werden, um den Tiefgang zu verringern und eine Fahrt überhaupt zu ermöglichen.
Ortsabhängig werden auch nur noch Sammelschleusungen durchgeführt, um möglichst wenig Wasser abfließen zu lassen. Daher werden die Wartezeiten länger, als sie es vielerorts sowieso schon sind.
Auch Waldbrände können eine Gefahr für die Sportschifffahrt darstellen. So wie entlang der slowenischen Mittelmeerküste, wo die Sicht aufgrund der Rauchentwicklung tagelang nur wenige Meter betrug.
Was Skipper nun tun können (und sollten)
Die teils dramatischen Folgen der Trockenheit führen an vielen Orten zu erheblichen Einschränkungen – von mangelnder verfügbarer Breite des Fahrwassers über Schleusensperrungen bis zu Befahrensverboten wegen Niedrigwasser und Badeverboten.
Skipper sollten sich in jedem Fall auf dem ELWIS-Portal der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) vor Antritt einer Fahrt über die Gegebenheiten des Reviers informieren.
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Aktuelle Infos zu den Pegelständen veröffentlicht die WSV auf dem Portal Pegel-Online.