Ukraine Konflikt: GPS Störungen auf Ostsee und Mittelmeer

Störungen des GPS Signals

Dass GPS Signale ungenau sind oder gar Störungen aufweisen, ist keine Seltenheit. Meistens jedoch entstehen die gestörten Signale der zur Positionsermittlung vorhandenen Satelliten durch eine erhöhte Sonnenaktivität und sind dann nach kürzerer Zeit auch wieder verschwunden.  Auch können während Militärübungen die GPS Signale abweichend sein. Seit einigen Tagen liegen in mehreren Seegebieten Europas erhebliche Fehlfunktionen im Global Positioning System, kurz GPS, vor. Teilweise hatten die Störungen erhebliche Auswirkungen auf die Luftfahrt. Hinter dem ungenauen GPS-System werden gezielte Störungen wegen des Krieges in der Ukraine vermutet. Sollte dies zutreffend sein, kann sogar befürchtet werden, dass die Situation weiter bestehen bleibt und sich auch noch auf weitere Gebiete der Ostsee und im Mittelmeer-Raum ausweiten könnte. GPS Plotter arbeiten dann nicht mehr so genau wie gewohnt und es sind teils erhebliche Abweichungen berichtet worden.

Karten der betroffenen Regionen

 

 

 

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Welche Gebiete sind betroffen?

Das „Safety Information Bulletin“ (SIB) der EASA (Europäische Union für Luftsicherheit) beschreibt die Situation in folgenden Hauptbereichen für die Luftfahrt als „besorgniserregend“:

  • Das Kaliningrader Gebiet, die umliegende Ostsee und die angrenzenden Staaten
  • Ostfinnland
  • Das Schwarze Meer
  • Der östliche Mittelmeerraum (einschließlich des Luftraums in der Nähe von Zypern, der Türkei, dem Libanon, Syrien, Israel und Nordirak).

Genaue Meldungen über Störungen der Seefahrt liegen nicht vor, es kann aber davon ausgegangen werden, dass es auch hier zu Abweichungen in der Positionsermittlung führen kann.

Die derzeitige Situation

Die ersten Berichte über Störungen in der GPS-Positionsermittlung gab es zunächst im Ostseeraum: Bei der finnischen Kommunikationsbehörde Traficom sind in den letzten Tagen und Wochen zahlreiche Meldungen von Flugzeugen eingegangen, die über falsche GPS Signale berichteten. Die Störungen begannen am 5. März 2022 und dauern noch immer an. Mittlerweile wurden die finnische Luftfahrtbehörde Fintraffic Air Navigation Services aufgefordert, eine sogenannte NOTAM (Notice to Airmen – Meldung für Piloten) zu veröffentlichen, um sie über den aktuellen Stand zu informieren. Es kann laut Traficom nicht genau gesagt werden, woran diese Störungen liegen. Störsender, sogenannte Jammer, können nur sehr schwer ausgemacht werden, ebenso wie Spoofer, bei denen die GPS Daten künstlich verfälscht werden und dem Nutzer somit falsche Positionsdaten übermittelt werden.

Mitte März gab dann auch die EASA für den östlichen Mittelmeerraum die ersten Bulletins heraus. Der Grund waren diverse Zwischenfälle im Luftverkehr in verschiedenen Flugphasen, berichtet die europäische Luftfahrtbehörde. In einigen Fällen mussten Flugzeuge umgeleitet werden, weil „eine sichere Landung am Zielflughafen nicht mehr möglich gewesen sei“.

 

Bedeutung für die Seefahrt

Auch die Seefahrt kann in genannten Gebieten von den falschen Signalen betroffen sein. GPS-Marine-Navigationssysteme können teilweise falsche Positionen anzeigen. Zwar nutzen die meisten modernen GPS-Navigationsgeräte sowohl das amerikanische NAVSTAR als auch das russische GLONASS – beide Systeme werden jedoch von Störsendern und Spoofern beeinflusst. Sollten die Störungen also tatsächlich im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung stehen, kann davon ausgegangen werden, dass sie während der nicht vorhersehbaren Dauer des Konflikts bestehen bleiben. Auch lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sich die betroffenen Gebiete nicht auch ausweiten können.

Was kann man tun?

Falls in diesem Jahr eine Reise entlang der betroffenen Küstengebiete geplant ist oder ansteht, sollten Sportboot-Skipper in jedem Falle mit Störungen rechnen, sie aber zumindest einplanen. Auch wenn die Reise schon seit langem geplant und sehnsüchtig erwartet wurde, sollte überdacht werden, nicht vielleicht einen alternativen Törnplan in andere Gebiete zu gestalten. Muss die Reise – zum Beispiel eine Überführung – in jedem Falle entlang der Küsten Finnlands und der baltischen Staaten durchgeführt werden, muss mit Störungen unterwegs gerechnet werden. Daher sollte unter keinen Umständen die Navigation ausschließlich auf GPS basieren.  Aktuelle Papier-Seekarten und ein traditionelles und unabhängiges Navigationsbesteck sowie Kompass, Peilkompass, Fernglas und ggf. Sextant sollten in jedem Falle an Bord sein. Auch ist in diesem Fall eine genaue und exakte Törnplanung unerlässlich. Beachtet werden sollte auch, dass Systeme wie zum Beispiel AIS von den Störungen betroffen sind.

Navigationsplatz einer Segelyacht