Mastbruch: Was im Ernstfall zu tun ist
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einem Mastbruch führen können. Wie man dem Verlust des Riggs vorbeugen kann und was im Fall der Fälle zu tun ist.
Der Mastbruch ist eines der meistgefürchteten Szenarien von Skippern und kann besonders auf hoher See zu gefährlichen und teils sogar lebensbedrohlichen Situationen führen. Was sind die häufigsten Ursachen und wie sollte man im Ernstfall reagieren?
In diesem Artikel erklären wir, wie es zu einem Mastbruch kommt, welche Maßnahmen Skipper ergreifen können, um dem Verlust des Riggs vorzubeugen und welche Sofortmaßnahmen im Ernstfall Schlimmeres verhindern können.
Inhaltsverzeichnis
- Mögliche Ursachen für einen Mastbruch
- Einem Mastbruch vorbeugen
- Was im Falle eines Mastbruchs zu tun ist
- Fazit & Zusammenfassung
Gründe und Ursachen für einen Mastbruch
Es muss nicht immer im Sturm passieren: Ein Mastbruch kann verschiedene Ursachen haben, die auch bei Leichtwind zum Verlust oder Teilverlust des Riggs führen können. Auch bei leichten Brisen kann bei entsprechend großer Segelfläche mit Gennaker, Code Zero oder Spinnaker sehr viel Druck und hohe Lasten entstehen, die die oftmals unsichtbaren Probleme am Rigg durch Abknicken des Mast völlig unvermittelt zu Tage fördern.
Häufig ist der Bruch von Wanten oder Stagen der Grund. Auch gelöste Schraubterminals an den Wanten werden oft als Ursache angeführt. Dem Mast wird dann plötzlich seine Stabilität entzogen und er bricht. Das gleiche gilt für Bolzen, die entweder durch Materialermüdung brechen können oder deren Sicherung, wie zum Beispiel Splinte, die vergessen wurden oder selbst durch Korrosion oder Verkanten nachgeben.
Von dem Grund des Mastbruchs hängt es auch ab, wo die Bruchstelle sich befindet. Mastbruch bedeutet nicht zwangsläufig, das gesamte Rigg zu verlieren. oft knickt der Mast oberhalb der ersten Saling ab, wenn zum Beispiel ein Oberwant bricht.
Wie man einem Mastbruch vorbeugen kann
Mindestens einmal im Jahr, bevor das Boot zu Wasser gelassen und der Mast gestellt wird, sollte das gesamte Rigg noch an Land eingehend geprüft werden. Ratsam ist auch eine Kontrolle nach der Saison, bevor das Rigg ins Mastenlager kommt. Auch bei Yachten, die die Wintersaison mit stehendem Mast verbringen, muss das stehende Gut zum Beispiel mit einem Bootsmannstuhl regelmäßig kontrolliert werden.
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Aber auch in der Saison während der Törns sollte regelmäßig auf Auffälligkeiten und Verschleiß geachtet und vor allem die Wanten, Splinte, Terminals, Beschläge und Spannschrauben einer Sichtkontrolle unterzogen werden.
Zur Kontrolle an Land wird der Mast am besten auf Böcke gelegt und die Leinen und Fallen zur Seite gelegt, so dass keine Stellen verdeckt werden. Damit kein Bestandteil des Riggs bei der Kontrolle übersehen oder ausgelassen wird, rät sich das Erstellen einer Checkliste. Sie sollte die folgenden Punkte umfassen:
- Kontrolle von Wanten und Stangen
- Kontrolle von Bolzen, Schäkel, Kauschen und Splinten
- Kontrolle der Beschläge
- Überprüfen des Zustands der Deckstruktur
- Kontrolle von laufendem Gut
- Kontrolle von Mast und Salingen
Wanten und Stagen
Wanten und Stagen halten den Mast an Deck und geben ihm Stabilität. Deshalb sollten die Drahtseile stets sehr eingehend überprüft werden. Am besten fährt man hierzu die Wanten und Stagen langsam mit zwei Fingern ab, denn Unregelmäßigkeiten und gebrochene Kardeele lassen sich eher erspüren als erblicken.
Vor allem, wenn im Kern der Wanten und Stagen ein Problem vorliegt, fällt die Unregelmäßigkeit äußerlich zunächst nicht auf. Auch die Übergänge an den Terminals und Beschlägen, dort wie die Drahtseile in die Beschläge gepresst werden, sollten stets eingehend untersucht werden. Bei den Toggles sollte auf Verfärbungen geachtet werden – in diesem Fall gilt es, sie zu auszutauschen.
Achten Sie in jedem Fall darauf, die Empfehlungen der Hersteller für den Austausch/Lebensdauer der Wanten und Stagen einzuhalten. Auch optisch einwandfrei aussehende Drahtseile können mit der Zeit Ermüdungserscheinungen aufweisen.
Bolzen, Schäkel, Kauschen und Splinte
Bolzen sollten bei kleinen Auffälligkeiten oder im Zweifel gewechselt werden. Sicherungssplinte sollten möglichst immer nur einmal benutzt werden, weil das Material durch das Biegen leidet. Ringsplinte hingegen können mehrfach eingesetzt werden, sollten jedoch auch im guten Zustand sein. Im Zweifel gilt es, lieber zu erneuern. Zusammengezogene Kauschen sollten erneuert werden.
Beschläge
Mastbeschläge, wie Lümmelbeschlag oder die Aufnahmen der Salinge, sind oft genietet. Hier sollte regelmäßig der Zustand der Beschläge, die Vernietungen und die einwandfreie Befestigung überprüft werden. Natürlich müssen auch alle Verschraubungen fest sein und optisch einen guten Eindruck machen. Ebenso der Mastfuß bzw. bei durchgesteckten Masten der Durchlass. Im Zweifel sollte immer ein Fachmann zu Rate gezogen werden.
Zustand der Decksstruktur
Vergessen wird oft, den Zustand der Umgebung der Beschläge wie z.B. um die Wantenpüttinge zu checken. Spinnennetzähnliche Haarrisse im Gelcoat müssen noch kein Hinweis auf strukturelle Schäden im GFK sein, sollten aber überprüft werden. Auch die Rüsteisen und Verstärkungen unter Deck dürfen keine Auffälligkeiten ausweisen. Tritt zum Beispiel Feuchtigkeit durch die Verschraubungen der Rüsteisen nach innen, sollte in jedem Fall die Struktur überprüft werden, um eine Delamination auszuschließen.
Laufendes Gut
Selbstverständlich gehört zu einer Kontrolle des Riggs auch die Überprüfung des laufenden Guts, wie zum Beispiel den Fallen. Hier sollte auf Scheuerstellen geachtet und bei der Kontrolle auch die Umlenkrollen und die dazugehörigen Beschläge und Schäkel einbezogen werden.
Mast und Salinge
Natürlich gehört auch eine Sichtkontrolle des Masts selbst dazu. Auffällige Verfärbungen, Kerben und Kratzer müssen kein Problem sein, können aber Probleme mit sich führen. Auch hier gilt es, schon bei geringsten Zweifeln einen Fachbetrieb zu konsultieren.
Sofortmaßnahmen im Falle eines Mastbruchs
Im Falle eines Mastbruchs gibt es mehrere Maßnahmen, die Skipper treffen können, um Schlimmeres zu vermeiden.
Bei drohendem Mastbruch: Rigg entlasten
Kündigt sich ein Problem an, wie ein gebrochenes Want oder wenn es sichtbare Probleme gibt, die zum Riggverlust führen können, sollte man augenblicklich das Rigg entlasten. Je nach Situation sollte eine Wende oder Halse gefahren werden, um die problematische Seite zu entlasten. Wird beispielsweise hoch am Wind auf Steuerbordbug gesegelt und kündigt sich der Bruch einer Want an Backbord an, muss entweder sofort gewendet oder die Schoten losgeworfen werden um für Entlastung zu sorgen.
Schutzmaßnahmen bei einem Mastbruch
Ist der Mastbruch absehbar, müssen sich alle Crewmitglieder sofort auf den Cockpitboden legen besser noch unter Deck Schutz suchen, um nicht von fallenden Teilen getroffen zu werden.
Nach dem Mastbruch: Überblick verschaffen
Nachdem der Mast gefallen ist, sollte man sich von der Situation erst einmal ein Bild machen und alle Teile des Riggs sichern. Bei Seegang, wenn der Mast außenbords hängt und gegen den Rumpf schlägt, sollte er jedoch schnell gekappt werden. Bei ruhigeren Bedingungen sollte man indes nicht sofort alle Wanten und Stagen trennen bzw. kappen. Viele Teile können später noch benutzt werden, um ein Notrigg zu bauen.
Wichtig: Der Schutz der Crew steht über allem. Deshalb sollte bei unruhiger See keine Hektik aufkommen, die Aufgaben verteilt und die Crewmitglieder entsprechend gesichert sein, während die Situation an Bord geklärt wird.
Notrigg bauen
Oft bricht der Mast oberhalb des ersten Salingspaares. In diesem Falle lässt sich der verbleibende Rest als Notrigg umfunktionieren. Ist der obere Teil des Mastes abgeknickt, kann er mit Leinen nach vorne als Stütze befestigt werden. Ein Notrigg sollte immer stabil gebaut sein. Je nach Größe des Notriggs kommen dann entweder die Sturmfock oder das Trysegel als Notbesegelung zum Einsatz, um manövrierfähig zu bleiben und Fahrt machen zu können.
Ist kein Teil des Masts mehr vorhanden, kann zum Beispiel mit dem Großbaum oder einem Spinnakerbaum ein Notrigg gebaut werden. An Deck stehend sollte immer das längste Teil als Mastersatz zum Einsatz kommen.
Dokumentation des Mastbruchs
Dokumentieren Sie nach Möglichkeit auch kleine Details fotografisch. Im Nachhinein ist oftmals nur sehr schwer zu ergründen, woran der Mastbruch letztlich gelegen hat. Vor allem aber für die Abwicklung mit den Versicherern sind aussagekräftige Fotos oftmals hilfreich. Notieren Sie sich auch die Wetter- und Seebedingungen während des Vorfalls.
Fazit und Zusammenfassung zum Mastbruch
Es muss nicht immer im Sturm passieren. Mastbrüche können verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören:
- fehlerhafter Riggtrimm
- ermüdetes Material
- versteckte Mängel
- fehlerhafte bzw. keine Wartung.
Garantien, nicht selbst irgendwann von einem Mastbruch betroffen zu sein, kann niemand geben. Maßgeblich für die Sicherheit sind deshalb:
- gewissenhafte Kontrolle
- richtiger Trimm
- fachgerechte Wartung
- fristgerechter Austausch
Viele Fachbetriebe bieten komplette Riggchecks an, bei denen laufendes und stehendes Gut eingehend kontrolliert werden.
Für den Fall, dass es auf See doch mal dazu kommt, sollte sich jeder Skipper bereits im Vorfeld entsprechende Notfall-Pläne machen, was im Fall der Fälle zu tun ist.