Meltemi: Alles Wissenswerte zum Wind in der Ägäis
Der Meltemi ist der in den Sommermonaten vorherrschende Wind in der Ägäis und verspricht grandiose Segeltörns. Nicht selten kann er jedoch auch herausfordernd sein. Nachfolgend haben wir alles Wichtige zum Mittelmeerwind zusammengefasst.
Skipper, die zum Segeln in der Ägäis unterwegs sind, haben zweifellos schon einmal mit dem Meltemi Bekanntschaft gemacht. Der Wind, den manche auch als die Etesien kennen, ist der in den Sommermonaten vorherrschende Wind in der Ägäis. Der Meltemi gilt als äußerst zuverlässig und ist daher ein Garant für grandiose Segeltörns. Er kann jedoch auch starke Windböen mit sich bringen und schnell zu einer Herausforderung für werden. In unserem Ratgeber klären wir alles Wichtige, was Skipper über den Meltemi wissen müssen.
Meltemi: Die wichtigsten Informationen im Überblick
Was den Meltemi auszeichnet
Der Name Meltemi stammt aus dem Türkischen und steht für eine Brise oder einen sanften Wind. Vor allem in Griechenland war der Meltemi früher auch als „die Etesien“ bekannt, was so- viel wie die „jährlichen Winde“ bedeutet.
Als trockener Nordwind weht der Meltemi von der Ostküste Griechenlands und der Westküste der Türkei bis nach Kreta. Je nach Gebiet kann er auch aus Nordwesten oder Nordosten kommen. Der Meltemi tritt in der Regel von April bis Oktober auf. Am stärksten weht er zwischen Juni und September.
Im Durchschnitt bringt der Mittelmeerwind in der Ägäis Windstärken von 4 bis 5 Bft. Nicht selten weht er aber auch in stärkeren Böen mit 8 Bft. oder mehr. In den meisten Fällen weht der Meltemi angenehm kühl und bringt heiteres Wetter und klare Sicht mit sich.
Steckbrief zum Meltemi
- Vorkommen: Ägäis, östliches Mittelmeer
- Richtung: Norden, Nordost, Nordwest
- Charakter: Grundsätzlich beständiger Wind, teils starke Böen möglich
- Windstärken: In der Regel 4-5 Beaufort, auch stärkere Böen mit 8 Beaufort oder mehr möglich.
- Auftreten: April bis Oktober
Wie der Meltemi entsteht
Der Meltemi zählt zu den sogenannten synoptischen Winden. Das bedeutet, dass der Mittelmeerwind von dem Zusammenspiel globaler Windsysteme abhängig ist. Im Falle des Meltemi ist ein Druckunterschied zwischen dem Azoren-Hochdruckgebiet und dem Tiefdruckgebiet des Sommermonsun ausschlaggebend.
Zum Ausgleich dieser Unterschiede entstehen an den Flanken der Druckgebiete Luftströmungen. Unterstützt und noch weiter beschleunigt wird der Meltemi durch die jahreszeitlich bedingte, starke Sonneneinstrahlung über der anatolischen Hochebene und der arabischen Halbinsel, die für ein Hitzetief sorgt.
Wo der Meltemi vorkommt
Der Meltemi weht im Sommer in der gesamten Ägäis und kann an der Ostküste des griechischen Festlandes – etwa an den Küsten Makedoniens und Thrakiens – ebenso auftreten, wie auf den griechischen Inseln.
Im nördlichen und mittleren Teil der Ägäis weht er aus Norden und fächert sich in Richtung Süden auf. An der Peloponnes-Halbinsel weht der Meltemi aus Nordost. Auf Rhodos und den anderen Inseln des Dodekanes kommt er aus Nordwesten.
Am stärksten weht der Meltemi in der zentralen Ägäis – insbesondere im Inselgebiet der Kykladen, der nördlichen Sporaden und der Dodekanes.
Anzeichen des Meltemi
Ob sich der Meltemi an konkreten Anzeichen festmachen lässt, ist umstritten. Häufig kündigen aber die folgenden Anzeichen einen Meltemi an:
- Deutlicher Anstieg des Luftdrucks
- Gutes Wetter und klare Sicht bei trockener Luft und tiefblauem Himmel
- Auftreten von Cirrocumulus-Wolken
- Cumulus-Wolken am Festland
Die Auswirkungen des Meltemi für Skipper
In der Regel setzt der Meltemi am Vormittag ein und weht bis zum Abend bei beständigen 4-5 Bft. Das verspricht gute Bedingungen für den Segeltörn. Oftmals wird der Meltemi aber im Laufe des Tages stärker, weshalb auch Stärken von 8 Bft. oder mehr im Tagesverlauf keine Seltenheit sind, ehe er zum Sonnenuntergang wieder abflaut. Manchmal weht der Meltemi aber auch mehrere Tage ununterbrochen.
Es ist nicht einfach, vorherzusagen, in welcher Stärke der Meltemi wehen wird. Skipper, die in der Ägäis unterwegs sind, sollten Törns daher gut planen und sich der Unberechenbarkeit des Meltemi stets bewusst sein. Es empfiehlt sich zudem, die Ägäis nur mit einer Crew, die Erfahrung im Umgang mit dem Meltemi hat, zu besegeln oder bei Unsicherheit in ein windgeschützteres Gebiet (z.B. in den Saronischen Golf) auszuweichen.
Ein genaues Studium des Wetterberichts ist natürlich vorausgesetzt. Daneben ist es auch ratsam, bereits frühmorgens oder gar nachts loszusegeln und den Starkwind tagsüber im Hafen oder einer geschützten Bucht abzuwettern. Im Zweifelsfall kann auch ein Hafentag mehr nicht schaden.
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Wer bei Meltemi ausläuft, sollte das schnelle Reffen der Segel geübt haben, da der Starkwind sehr schnell einfallen kann. Besondere Vorsicht gilt außerdem in der Nähe von Steilküsten, Meerengen oder Gebirgen. Hier kann der Meltemi durch Kanalisierungseffekte noch stärker wehen. Daneben ist auch ein Aufenthalt im Lee von Inseln mit Vorsicht zu genießen – in diesen Bereichen können starke Fallböen auftreten, die ein Boot schnell zum Kentern bringen können.
Typische Inseln, auf denen mit Fallböen zu rechnen ist, sind:
- Euböa
- Andros
- Tinos
- Ios
- Amorgos
- Sifnos
- Kos
Fazit zum Meltemi
Der Meltemi ist ein ständiger Begleiter im Mittelmeer und kann auch zur Herausforderung für Skipper und Crew werden. Wer seine Törns jedoch gut plant, bestimmte Ratschläge befolgt und sich der besonderen Eigenschaften des Meltemi bewusst ist, besitzt das nötige Rüstzeug, das es für einen gelungenen Ägäis-Törn benötigt.