Mit dem Boot ins Mittelmeer

Streckenübersicht - Alle Wege führen in die Rhône

Vorwort

Wer die kühleren, nicht immer wetterbeständigen Zonen unserer Nord- und Ostseeküste verlassen will, um mit seinem für den Trailer zu großen Boot im sonnigen Süden Quartier zu beziehen, hat viele Möglichkeiten, einen solchen Plan zu realisieren. Da gibt es eine herrliche, für echte Seebären mit ausreichender Schiffsgröße geeignete, abenteuerliche Strecke »außen rum«, mit erlebnisreichen Tagen in der Biscaya.

Im Gegensatz zum großen, bewegten Atlantik stehen die ruhigen, gemächlich fließenden Binnenwasserstraßen und Kanäle Deutschlands, der Niederlande, Belgiens und Frankreichs, um letztendlich ins Mittelmeer zu kommen. Diese Gewässer bieten  spektakuläre, fast ungewohnte Attraktionen, wie wasserführende Brücken, Tunnelfahrten mit eigner Motorkraft oder getreidelt und als absolutes Highlight das Schiffshebewerk von Arzviller auf dem Rhein-Marne Kanal.

 

Mit dem Boot ins Mittelmeer – Wege in die Rhone

Mit dem Boot ins Mittelmeer – ADAC Grafik

Donau

Die Bayern und Franken haben den weitesten Weg zum Rhein. Ab Passau müssen sie die Donau westwärts bis Kelheim fahren, um hier in das bayerische Jahrhundertbauwerk, den 171 km langen Main-Donau-Kanal mit seinen 16 Schleusen, zu kommen. Kurz nach Bamberg, in Bischberg, wird der Kanal mit dem Kilometer „0“ des Main-Donau-Bauwerks verlassen. Hier beginnt die Fahrt auf dem Main. Vorbei an Würzburg, Aschaffenburg und Frankfurt mündet der Main nach 388 km bei Mainz in den Rhein.

Rhein

Einmal auf dem Rhein angekommen bieten sich dem Skipper mehrere Möglichkeiten die große Fahrt ins Mittelmeer anzugehen.

Route 1:
Rhein/Waal – Maas – Canal de Est – Saone

Von Duisburg aus sind es 71 km flussabwärts nach Emmerich am Rhein in den Norden
105 km bis nach Nimwegen in den Niederlanden
weiter in die Maas bis Mastricht
Lüttich Belgien

Route 2:
Rhein – Mosel/Saar – Saone

Von Duisburg aus sind etwa 190 km den Rhein zu Berg zurückzulegen, bevor man bei Koblenz die Mosel erreicht. 392 km misst die mit 28 Schleusen bestückte Gesamtstrecke auf der Mosel von Koblenz bis Neuves Maisons. Hier beginnt dann das 125 km lange südliche Teilstück des Mosel- und Vogesenkanals, welche früher unter dem Canal de l«Est bekannt waren und auch stellenweise auch heute noch so genannt wird. Dies ist die Verbindung zwischen Mosel und Saône.

Route 3:
Rhein – Rhein-Marne Kanal – Saone

Skipper aus Hessen, Baden und Württemberg benutzen den Rhein ab Mainz oder Mannheim und fahren eine Teilstrecke zu Berg bis Strasbourg. Über den hier  beginnenden Rhein-Marne-Kanal ist nach etwa 150 km dann der südliche Teil des Canal de l«Est bei Neuves Maisons zu erreichen, der die Verbindung zu den bekannten Strecken über Saône und Rhône ins Mittelmeer darstellt.

Route 4:
Rhein – Rhein-Rhône-Kanal – Saône

Am südlichen Teil des Rheins angesiedelte Skipper haben  die Möglichkeit, den Lauf des Rheins zu Berg bis Mulhouse zu folgen, um dann bei Kembs-Niffer in den 236 km langen Rhein-Rhône-Kanal zu schippern. 115 Schleusen gilt es auf dieser Kanalstrecke zu durchfahren, bevor man bei St. Symphorien oder St. Jean de Losne in die Saône einlaufen kann.

 

I. Rhein/Waal - Maas - Maas- und Vogesenkanal (Canal de Est) - Saône

 

 

ADAC Karte Maaskanal (Canal de la Meuse)
ADAC Karte Maaskanal (Canal de la Meuse)

Die beiden Kanäle Canal de la Meuse und Canal des Vosges trugen bis zum Jahr 2003 den gemeinsamen Namen Canal de l’Est. Beide Kanäle sind ein Resultat aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Durch die Gebietsabtretung von Elsaß-Lothringen an Deutschland war die Schaffung von neuen Wasserwegen auf französischer Seite erforderlich geworden.

Von Belgien kommend erwartet einen ab dem Örtchen Givet ein wahrer Schleusenmarathon. Der Seitenkanal der Maas (272 km) und der eigenständige Vogesenkanal mit 124 km Länge warten mit insgesamt 59 + 93 Schleusen auf. Der Canal de la Meuse verbindet die Maas mit dem Canal de la Marne au Rhin bei Toul, welcher schließlich in den Mosel-Kanal führt. Nur noch wenige Schleusen werden von Schleusenwärtern betrieben, die meisten funktionieren inzwischen automatisch, so dass sich die Wartezeit in Grenzen hält. Bei manuell betriebenen Schleusen ist eine Anmeldung am Vortag erforderlich.

Auf dem Canal de la Meuse befindet sich bei der Ortschaft Ham-sur-Meuse mit 565 m der längste von vier Tunnels in dem selbst gefahren wird. Durch die verbleibenden drei Tunnels bei Revin (224 m), Verdun (45 m) und Koers (50 m) wird getreidelt.

Nach einem kurzen Streckenabschnitt auf dem Mosel-Kanal beginnt bei Schleuse no. 47 in Messein der Canal des Vosges, dem einzigen Bindeglied zur Mosel und damit zur Nordsee und auch zur Saône und damit zum Mittelmeer. Dieser Kanal kommt aufgrund seiner Gabarit Freycinet-Schleusenkammerngrößen vollumfänglich der Sportschifffahrt zu Gute, dies bedeutet 5,05 m Breite und 2,50 m Tiefgang. Die Länge von 38,50 m spielt eher eine untergeordnete Rolle. Nur noch wenige Penichen sind auf diesem Abschnitt zu finden.

 

II. Rhein - Mosel/Saar - Saône

Von Duisburg aus sind etwa 190 km den Rhein zu Berg zurückzulegen, bevor man bei Koblenz die Mosel erreicht. 392 km misst die mit 28 Schleusen bestückte Gesamtstrecke auf der Mosel von Koblenz bis Neuves Maisons. Hier beginnt dann das 125 km lange südliche Teilstück des Mosel- und Vogesenkanals, welche früher unter dem Canal de l«Est bekannt waren und auch stellenweise auch heute noch so genannt wird. Dies ist die Verbindung zwischen Mosel und Saône.

 

Über die Saar

Saône zur Rhône

Auf der nun folgenden 99 km langen Teilstrecke der Saône, von Corre bis Gray, erlebt man weitere 14 Schleusen und zusätzlich 2 Tunnels. Dafür geht es im zweiten Teil der Gesamtstrecke, von Gray bis Verdun-sur-le-Doubs, auf 98 km mit nur 7 Schleusen flott dahin. Auf der restlichen Saône-Strecke von Verdun-sur-le-Doubs nach Lyon werden die Schleusenprofis auf 167 km nur dreimal herausgefordert, bevor es zur Bewältigung des letzten Abschnitts des Überführungstörns in die Rhône geht.

Saar

Bei Konz bietet sich die Möglichkeit den Abstecher auf die Saar zu machen und weiter über Saarbrücken nach Frankreich bei Saarguemines über den Saarkanal zu unternehmen. Wo die kanalisierte Saar Grenzsfluss zwischen D und F ist beträgt die Brückenhöhe 4,40 m und die Wassertiefe 2,00 m. 3 Schleusen.
In F sind schließlich 27 Schleusen zu meistern. Die freie Höhe vermindert sich aber auf 3,70 m. Tiefgang bleibt.

Bei Langatte führt der Canal des huillères de la Sarre sogar durchs Wasser.

Port du Houillon

Fischer aufgepasst!
In den Seen Le Grand Ruisseau und Le Grand Etang mündet der Saarkanal in den Rhein-Marne Kanal. Die Seen sind bekannt für ihren vielfältigen Karpfenbestand.

 

III. Rhein - Rhein-Marne Kanal - Saône

Skipper aus Hessen, Baden und Württemberg benutzen den Rhein ab Mainz oder Mannheim und fahren eine Teilstrecke zu Berg bis Strasbourg. Über den hier  beginnenden Rhein-Marne-Kanal ist nach etwa 150 km dann der südliche Teil des Canal de l«Est bei Neuves Maisons zu erreichen, der die Verbindung zu den bekannten Strecken über Saône und Rhône ins Mittelmeer darstellt.

Route 4: Rhein-Rhône Kanal - Saône

Bei Breisach in den Rheinseitenkanal (Canal de Alsace)

Schleuse Kembs-Niffer No.1 + Nebenschleuse (Le Corbusier)

Port de Plaisance Mulhouse

Port de plaisance Hagenbach

Ortschaft Montbeliard

Port Montbeliard

Ecluse de Papeterie No. 27 – Zusammenfluss mit Le Doubs
ab hier immer wieder abwechselnd Fluss Le Doubs und Canal

Doubs Plaisance

Besancon

Port Fluvial Halte Saint-Paul

Schiffstunnel Thoraise

Ecluse de Saint-Symphorien No 75

 

Auf ins Mittelmeer: Rhône und Saône

Lyon

Vor der letzten Etappe des Kanal- und Schleusentörns ins Mittelmeer kommt langsam Freude auf. Lyon, die drittgrößte Stadt Frankreichs, hat nicht nur historisch oder gastronomisch einiges zu bieten. Hier befindet sich auch der Zusammenfluss von Saône und Rhône direkt am Jardin du Musee des Confluences.

Die Rhône ist das Tor zum Mare Mediterraneum. Sie ist der zweit längste Fluss in Frankreich, der Dank seiner zahlreichen Zuflüsse am meisten Wasser führt. Man folgt nun ihrem Verlauf und beginnt die Fahrt mit der ersten Schleuse Pierre-Bénite. Ab Lyon findet sich jedes Boot mit Kurs ins Mittelmeer auf der Rhone wieder. Von Lyon bis Arles, der südlichsten Stadt am Fluss kurz vor dem Rhônedelta, beträgt das Gefälle der Rhone 160 m.

Die zum Großteil kanalisierte Rhône mit ihrer geringen Strömungsgeschwindigkeit bedarf nun keines größeren Manövriergeschickes mehr und es geht vorbei an Städten wie Vienne, Valance, Viviers, Avignon oder Arles.

Allerdings kann einem der Mistral, der bis zu 9 Bft. heftig im Rhônetal blasen kann, eine geplante ruhige Fahrt vermasseln. Wellen bis zu einem Meter Höhe können sich im Fluss aufbauen und dies über mehrere Tage hinweg. Der ständige von achtern kommende Wind fordert hohe Konzentration bei der Fahrt. Wen es nicht stört kommt mit Rückenwind aber schneller ans Ziel, empfohlen wird aber, den Sturm in einem sicheren Liegeplatz oder Hafen abzuwettern.

Valence

Nach ca. 100 km erreicht man mit Valence, der Hauptstadt des Départements  Drôme, das Tor zur Provence im Norden und hat knapp ein Drittel dieser letzten Reise ins Mittelmeer bewältigt. Weiter südlich befindet sich auf der linken Uferseite der Port de Plaisance de Valence (auch Port l’Epreviere genannt) mit einer Gesamtkapazität von 480 Plätzen und stellt somit den größten Binnenyachthafen Frankreichs dar. Gästeliegeplätze sowie SB-Tankstelle an der Hafeneinfahrt stehen zur Verfügung.

Nur noch acht Schleusen und 200 km bis zum Mittelmeer. Bei Donzère geht es geradeaus in den Canal de Donzère-Mondragon dessen Verlauf ca. 10 km gefolgt wird.

Bei Laudun-l’Ardoise steht die Marina Port 2 mit einer Tankstelle für Benzin und Diesel zur Verfügung. Von Norden kommend muss zunächst die Ecluse de Caderousse passiert und nach ca. 2 km rechts in die ursprüngliche Rhône eingefahren werden. Dann geht es die Rhône bergauf wieder 4 km zurück. Von hier aus sind es noch 100 km bis Port St. Luis.

Avignon – Arles

Wer nicht zurückfahren möchte folgt dem Streckenverlauf und legt nach 18 km im Port de Plaisance d’Avignon an. Dieser eine Anleger ist mit seinen 35 Liegeplätzen allerdings sehr übersichtlich. Tankstelle ist vorhanden.

Die letzte Stadt an der Rhône , Arles, wartet mit zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten aus der Römerzeit auf. Hier spürt man bereits den Flair des Mittelmeeres und den steigenden Salzgehalt im Wasser. 33 Flusskilometer nach Arles ist am rechten Ufer die Meerwassersaline von Saline de Giraud erkennbar. Hier geht es links in den Canal du Rhône a Fos und kommt gleich an die Schleuse Barcarin, die letzte Schleusen vor dem Meer.

Wer Port St. Luis anlaufen biegt an der Saline nicht links ab sondern fährt geradeaus will muss noch einmal durch eine Schleuse an der linken Uferseite gelangt über diesen Abstecher aber auch mit einer kurzen Kanalfahrt im Golf de Fos ins Mittelmeer.  Die Rhônemündung selbst, die ins Mittelmeer mündet ist mit Sportbooten nicht befahrbar.

Marseille

Die fast Millionen-Stadt Marseille liegt nur noch 26 sm quer ab mit östlichem Kurs.

Canal du Rhône à Sète

Auch die Nebenstrecke über den Canal du Rhône à Sète zum Meer ist möglich. Das hat vielleicht den Vorteil, zur Entspannung und Erholung der Crew oder zur Ausrüstung des Bootes gleich einige der modernen französischen Marinas wie Port Camargue oder La Grande Motte anlaufen zu können.