Mobiler Strom auf Booten und Yachten.
Kleine und große Geräte
Auf Yachten und Booten finden sich immer mehr Geräte, deren Akkus aufgeladen werden wollen. Egal ob Handy, Tablet, Kamera, Handheld-Navis oder die Handfunke – immer mehr Geräte besitzen interne Akkus, die häufig mit Strom nachversorgt werden müssen. Im Hafen mit Landstromanschluss ist das Wiederaufladen kein Problem, aber für die meisten Crews stellt sich schon nach ein paar Tagen vor Anker die Frage: woher den Strom nehmen, ohne die – wenn überhaupt vorhanden – Verbraucherbatterie zu belasten?
Vor allem Besitzer kleinerer Yachten stellt der Strombedarf mobiler Geräte oft vor Schwierigkeiten. Denn das Handy muss häufig gleichermaßen für Kommunikation, Navigation, als Ankerwache oder auch als Kamera dienen. Für große Wind-oder Solaranlagen reicht oft weder der Platz noch das Budget. Es gibt jedoch auch kleine, mobile Lösungen, die je nach Bedarf und Verbrauch ermöglichen, gleich mehrere Tage autark zu bleiben.
Kleine Akkupacks, große Powerstationen
Die meisten mobilen Verbraucher werden heutzutage über einen USB-Anschluss geladen. Nicht nur Smartphones oder Tablets verfügen über diesen Standardanschluss, auch immer mehr Laptops lassen sich darüber laden oder auch GPS-Empfänger oder Taschenlampen. USB hat sich als Ladeanschluss mittlerweile fast zu einem Standard entwickelt. Und das macht die Sache erheblich einfacher. Einen Laptop zum Beispiel konnte man früher ohne Landstrom nur über einen Inverter laden, der die 12 Volt Bordstrom in 230 V wandelt macht, gleichzeitig aber sehr ineffektiv ist und der Bordbatterie viel Strom entzieht. Moderne Rechner verfügen heute über einen USB-C Anschluss, über den das Gerät dann auch von mobilen, entsprechend leistungsstarken Powerpacks geladen werden kann.
Um das Smartphone auf See mit Strom zu versorgen, bieten sich die in zahlreichen Varianten und Kapazitäten erhältlichen USB-Akkupacks an, die es fast überall im Handel gibt. Sogar an den Supermarktkassen werden diese kleinen Stromspeicher mittlerweile angeboten. Es rät sich meist, solche USB-Packs mit möglichst großer Kapazität zu besorgen, denn moderne Smartphones übernehmen immer mehr Aufgaben und so entladen sich die internen Akkus recht schnell. Kleine USB-Powersticks sind eher für die Hosentasche gedacht. An Bord jedoch ist das Packmaß und das Gewicht meistens nicht entscheidend. Gerade die dauerhafte Navigation per App bei hell eingestelltem Display belastet den Akku recht stark. Da lohnen sich Akkupacks mit 25.000 mAh oder mehr, weil das Handy damit gleich mehrmals vollgeladen werden kann.
Hat man mehr Geräte an Bord, die aufgeladen werden wollen, gibt es große Powerbanks, die über mehrere USB-Anschlüsse und auch 12 oder gar 230 Volt -Ausgänge verfügen. Auch da sind nach oben kaum Grenzen gesetzt. Die günstigsten Geräte kosten ab 150 Euro, wiegen um die zwei Kilo bei der Größe eines Kofferradios und bieten dafür bereits 40-50 Ah, also schon ausreichend Strom zum mitnehmen, um gleich mehrere Geräte zu laden, auch parallel. Die meisten können über 12 oder 230 Volt aufgeladen werden, also im Hafen am Landstrom oder an der Zigarettenanzünder-Buchse im Auto auf der Fahrt zum Boot. Die Einsteiger-Modelle geben über die 230 Volt Steckdose oft nur 100 oder 150 Watt aus. Für kleine Verbraucher reicht das oft aus, für eine Kaffeemaschine indes nicht. Aber auch bei diesen Powerbanks gibt es nach oben nur wenig Grenzen und so sind auch größere, leistungsstärkere aber auch teurere Geräte erhältlich, die 1.000 oder mehr Watt ausgeben. Solche Powerbanks kosten dann allerdings auch schnell mehr Geld als das teure Smartphone, können aber im Notfall auch mal dem E-Außenbordmotor etwas mehr Reichweite ermöglichen, sollte es mal knapp werden.
Crowdfunding Power
Dass das Thema mobiler Strom nicht nur für den – recht kleinen – Yachtmarkt interessant ist, sondern auch in anderen Bereichen ein großes Thema, beweist die Crowdfunding-Aktion des amerikanischen Start-Ups Bluetti. Die Entwicklung der Power Station AC200 samt umfangreichem Zubehör, die mit 2000 W und 1700 Wh (Spitzenlast bis 4.800 W) eine enorme Kapazität und Ausgangsleistung besitzt, wurde in der Crowdkampagne mit über 5 Millionen Euro im Internet unterstützt. Die Macher der Kampagne haben die interessierte Internetgemeinde von Anfang an in die Entwicklung mit einbezogen und dadurch über 6.500 User gefunden, die das Projekt von Anfang an mitfinanzierten. Mit der enormen Summe wurde die gesamte Entwicklung und die Produktion der ersten Modelle finanziert. Ab Oktober wird die mit 1.599 USD bepreiste, und damit vergleichsweise günstige Box, an die ersten Kunden verschickt. Die europäische Version der AC200 wird ab Dezember für um die 2.000 Euro geliefert. Mit dieser Powerstation ist es laut Hersteller möglich, einen handelsüblichen Laptop um die 30 mal aufzuladen. Sie verfügt über sechs AC 230 V (EU SCHUKO), vier USB A, einem USB-C mit 60W sowie vier 12 V Ausgängen. Sogar Wireless Charging ist möglich, wenn das entsprechende Endgerät vorhanden ist. Über 230 Volt, also am Landstrom, kann man das kleine Kraftpaket per Dual-Ladebuchsen innerhalb von 3 Stunden wieder aufladen. Die Bluetti wiegt 23,8 Kilogramm, was dem Gewicht etwa zwei kleinerer Autobatterien entspricht.
Die Sonne ins Handy schicken
Um noch länger autark zu bleiben und eine ganze Weile ohne Landstrom auszukommen, lohnt sich die Anschaffung von faltbaren Solarpanels. Auch hier gibt es wie bei den Speichern verschiedene Varianten im Handel. Kostengünstig und handlich sind kleine Panels für unterwegs, die über USB Ausgänge verfügen und ausreichend Strom erzeugen, um das Smartphone auch bei intensiver Nutzung zu versorgen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen ab etwa 60 Euro zu kaufen. Für den Einsatz auf Yachten sollten man darauf achten, dass die ausgefalteten Panels über Befestigungsösen verfügen, um sie an Bord festbändseln zu können. Viele Solarpanels verfügen auch über eine integrierte Tasche für das Smartphone, was sich gerade auf See als praktisch herausstellt. Versorgt das Solarpanel das Smartphone indes, während es zum Beispiel als Navi genutzt werden soll, rät sich die Anschaffung eines möglichst langen Ladekabels, um das Panel – je nach Sonnenstand – auch weiter entfernt in die Sonne ausrichten zu können. Gerade auf Segelbooten entstehen durch das stehende Gut oft große beschattete Flächen, daher ist eine längere Kabelverbindung von Vorteil. Auch lohnt es sich, Modelle mit einer höheren Ladeleistung und zwei USB-Ausgängen in die Auswahl zu nehmen, weil bei einer Überkapazität gleich das USB-Powerpack mitgeladen werden kann. Die Sonne ist nicht immer verfügbar, daher macht es Sinn, gute Einstrahlung auszunutzen und alles zu laden, was geladen werden kann. Verbindet man das Panel also mit der Powerbank, kann auf den gewonnenen Strom somit auch an bedeckten Folgetagen oder nachts zurückgegriffen werden.
Aber nicht nur kleine Stromspeicher können mit Solarstrom aufgeladen werden, auch fast jede der bereits beschriebenen, größeren Powerstations können mit passenden, faltbaren Solarpanels kombiniert werden. Daher nennen die Hersteller sie oftmals auch „Solarkonverter“. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Ausführungen und Ladeleistungen. Auch wenn diese Systeme zusammen kombiniert nicht ganz preiswert sind (zwischen 400 bis 3.000 Euro), lohnt sich immer auch zu prüfen, ob nicht eine Variante mit mehr Leistung sinnvoll ist. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Anzahl der Verbraucher im Laufe der Zeit immer stärker zunimmt – auch innerhalb der Nutzungszeiträume der Stromspeicher. Die Crowdfundig-Box ist zum Beispiel mit drei unterschiedlich leistungsfähigen Panels kombinierbar – von 280 bis über 1.000 Euro. Während man mit der kleinen Lösung je nach Bedarf Kompromisse beim Wiederaufladen mit Sonnenlicht eingehen muss und es eine ganze Weile dauert, bis der Speicher wieder voll ist, geht es mit der großen Lösung bis zu dreimal schneller. Da kann sich der höhere Anschaffungspreis durchaus lohnen.
Immer häufiger findet man im Handel auch kombinierte Akkupacks, bei denen auf der Oberseite ein Solarpanel aufgebracht ist und deren Werbung verspricht, dass man den Speicher damit aufladen kann. Diese Module sind jedoch so klein, dass ihre Ladeleistung mehr als überschaubar ist. Ein solches Akkupack mit dem eigenen Solarmodul zu laden, benötigt oftmals gleich mehrere Tage Sonneneinstrahlung. Da bringen extern angeschlossene Faltpanels wesentlich mehr Leistung. Und Freude.
Das Wasserproblem
Im Zubehörhandel für Wassersportler sind mobile Stromspeicher und Solarpanels zwar häufig im Angebot zu finden, jedoch ist die Auswahl an Systemen, die fest installiert werden, wesentlich größer, weil die meisten Yachten dafür Platz haben. Um eine mobile Stromversorgung fürs Boot zu kaufen, schauen viele Bootseigner auch in anderen Freizeitbereichen nach Lösungen. Die Caravaning-Branche zum Beispiel ist wesentlich größer und so ist das Angebot mobiler Stromversorgung oftmals weitaus breiter aufgestellt als im Yachthandel. Denn Wohnmobilisten stehen häufig vor den gleichen Fragen wie Bootssportler. Man sollte jedoch immer darauf achten, das die Geräte auch für den Einsatz an Bord taugen, denn zumindest vor Spritzwasser geschützt sollten die Geräte sein, die an Deck benötigt werden.
Die Bluetti-Box verfügt wie viele andere Powerbanks über keinerlei Schutz gegen Spritzwasser. Daher sollte der Aufbewahrungsort gut gewählt sein, vor allem trocken. Mit den bereits angesprochenen langen Ladekabeln (gibt es bis zu 5m Länge), kann das Endgerät im Cockpit von dem sicher unter Deck verstehenden Stromlieferanten versorgt werden. Kleine Powerakkus können hingegen in wasserdichten Taschen und Beuteln auch an Deck verstaut werden. Die meisten Solarpanels sind gegen leichte Belastungen durch Spritz- oder Kondenswasser geschützt.