Ratgeber Boote lackieren. Tipps und Tricks.

Lackierarbeiten auf Booten und Yachten

Alle Jahre wieder: Wenn die Temperaturen allmählich steigen und die neue Saison in wenigen Wochen beginnt, sieht man in den Winterhallen und -lagern viele Eigner mit Lackierrolle und Pinsel hantieren. Ausbesserungen, Holzpflege oder gar die neue Rumpflackierung – die Spuren der Vorsaisons sollen verschwinden und das Boot in neuem Glanz erstrahlen.

Dabei stellen sich in der Planung oftmals viele Fragen:

  • Welcher Lack eignet sich für mein Boot?
  • Wie finde ich heraus, ob die bestehende Schicht in 1- oder 2K lackiert wurde?
  • Wie erziele ich ein schönes Ergebnis und eine glatte Oberfläche?

In unserem Ratgeber beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das Thema Bootslackierungen

 

Welche Lacke sich eignen

Abhängig von der Wahl des richtigen Lacks ist der Untergrund. Zunächst stellt sich natürlich die Frage, welches Material lackiert werden soll. Bootslacke gibt es für Hölzer, für GFK, Gelcoat, Stahl und Aluminium. In jedem Fall sollten jedoch spezielle Bootslacke benutzt werden. Boote sind teilweise extremen Witterungseinflüssen ausgesetzt, wie Temperaturen, Feuchtigkeit, salzhaltige Luft. Dazu sind viele Flächen hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Deshalb lohnt sich der Einsatz hochwertiger Lacke speziell für Boote und Yachten, um lange Freude an der Lackschicht zu haben. Für nahezu jeden Untergrund gibt es den passenden Lack.

Auf Booten kommen verschiedene Lacke zum Einsatz – von der Gelcoatfarbe über Klarlacke für Holzflächen, Antirutschbeschichtungen für das Laufdeck bis zur chemiebeständigen Bilgenfarbe. Fast alle diese Lacke unterscheiden sich in ein- oder und zweikomponentige Lacke (1K und 2K). Preiswertere und leicht zu verarbeitende 1K-Lacke können bis auf eine Verdünnung ohne eine Mischung aufgetragen werden, etwas teurere 2K-Lacke setzen sich aus Lack und Härter zusammen und sind in der Regel haltbarer, jedoch schwieriger in der Verarbeitung. Zweikomponentige Lacke haben eine Haltbarkeit – je nach Belastung – von bis zu zehn Jahren.

Welcher Lack zum Einsatz kommt, hängt auch im Wesentlichen davon ab, ob eine bestehende Lackschicht überlackiert werden soll. 1K muss immer mit 1K lackiert werden, eine 2-Komponenten-Schicht entsprechend mit 2K-Lacken. Um herauszufinden, welche Lackschicht vorhanden ist, gibt es einen einfachen Trick: ein mit 2K-Verdünnung getränktes Tuch wird für ein paar Minuten auf die alte Lackschicht gelegt. Wenn sich die alte Lackschicht dadurch nach einer Weile löst oder leicht abschaben lässt, handelt es sich um eine einkomponentige Schicht.

 

 

Verarbeitung von 1-K-Lack

Beim Lackieren sind die Vorarbeiten fast immer entscheidend. Kratzer, Unebenheiten, lose Lackschichten und beschädigte Stellen müssen vor der Lackierung penibel ausgeglichen werden. Alte Lacke lassen sich mit Heißluftpistole, Spachten und Schleifpapier entfernen. Bei noch intakten alten Lackierungen ist ein Anschliff wichtig, damit die neue Schicht hält. Außerdem sollte die zu lackierende Fläche entfettet und gereinigt werden.

Soll eine noch gut erhaltende und feste Lackschicht überstrichen werden, reicht meistens eine neue Beschichtung. Ist die Fläche schadhaft und unsauber und vorher der alte lack abgetragen worden , ist eine Vorbehandlung mit einem Primer ratsam, um eine gute Haftung des neuen Lacks zu ermöglichen. Danach erfolgen möglichst drei Lackiervorgänge, entweder mit Pinsel oder Rolle. Der Lack soll immer in möglichst dünnen Schichten aufgetragen werden. Die alte Weisheit „viel hilft viel“ ist hier Fehl am Platze. Nicht deckende Stellen sollten so lange dünn lackiert werden, bis die neue Farbe voll zum Tragen kommt und eine schöne, glatte Fläche erzielt wird.

Achten Sie in jedem Fall immer auf die Angeben der Hersteller.

Zwei-Komponenten-Lack

Zweikomponentige Lacke bestehen aus dem Lack, auch Basis genannt, und einem Härter. Wichtig ist es, das vorgegebene Mischungsverhältnis sehr exakt einzuhalten. Ein Mischbecher mit Skala ist daher unabdingbar. Manche Hersteller liefern auch passende Mischbecher mit oder bieten Pumpensysteme für die Komponenten an, um das richtige Mischungsverhältnis zu erreichen.

Natürlich ist die Untergrundvorbereitung bei der Arbeit mit 2-K-Lacken genauso entscheidend wie bei Einkomponenten-Farben. Primer müssen für 2-K-Lacke geeignet sein.

Zwischen dem Auftragen der einzelnen Schichten sind die Angaben des Herstellers zu den Trocknungszeiten unbedingt zu beachten. Diese können je nach Temperatur sehr schwanken.

Tipp: Mischen Sie immer nur so viel Lack ab, wie sie innerhalb der Härtezeit verarbeiten können. Wenn der Härter erst einmal mit dem Lack vermischt wurde, beginnt der Trockungsprozess. Harter oder bereits zäher Lack kann nicht mehr lackiert werden, deshalb lieber öfters in kleinen Mengen abmischen. Auch die Rollen und Pinsel sind nach dem Aushärten nicht mehr gebrauchsfähig. Deshalb ausreichend Material besorgen. Beachten Sie, dass 2-K-Lack nicht mit normalen Schaumrollen, sondern mit speziellen Farbrollern aufgetragen werden muss.

 

 

Farbroller Bootslack

Holzflächen lackieren

Holz zu lackieren, ist oft besonders anspruchsvoll, weil der Klarlack schlecht vorbereitete Stellen schonungslos aufdeckt.

Egal ob 1-K oder 2-K Lacke – bei Holzlackierungen muss zunächst eine sehr penible Oberflächenbehandlung erfolgen. Danach wird die erste Lackschicht mit einem höheren Anteil Verdünnung bitte immer passend zum Lack wählen) aufgetragen. Der verdünnte Lack zieht so gut in das Holz ein. Danach erfolgen mehrere Lackschichten, bei denen der Anteil der Verdünnung immer weiter reduziert wird. Unbedingt die Vorgaben des Herstellers beachten.

Bei Holzlackierungen sind Zwischenschliffe enorm wichtig. Nach jedem Lackiervorgang richten sich einzelne Holzfasern auf und durchdringen die Lackschicht. Durch diese Fasern gelangt später Wasser ins Holz, was es unbedingt zu vermeiden gilt. Daher muss nach jeder Lackschicht (bitte Verarbeitungszeiten und Trockungszeiten beachten!) geschliffen werden, um die Fasern mit Lack zu bedecken und ihnen keine Chance zu geben, die Oberfläche zu erreichen.

 

Außentemperaturen

Jeder Hersteller gibt auf den Lackdosen oder Beipackzetteln an, in welchen Temperaturbereichen der lack verarbeiten werden kann, ohne Probleme zu bekommen. Entscheidend ist hier nicht die Außen- bzw. Lufttemperatur. Viel wichtiger ist die Temperatur der Fläche, die lackiert werden kann. Wenn die Lufttemperaturen schnell steigen und es vorher noch einige Tage sehr kalt war, benötigt das Boot eine Weile, um sich zu erwärmen. Messen Sie vor der Lackierung deshalb auch die Temperaturen der Oberflächen. Meistens liegt die ideale Temperatur zwischen 15 – 25Grad Celsius, abhängig vom Lack.

So funktioniert es mit glatten Lackschichten

Eine möglichst glatte und gleichmäßige Lackschicht aufzubauen, beginnt bereits beim Umrühren und Mischen des Lacks. Zu schnelles Umrühren kann zu Bläschenbildung führen, die sich hinterher auf der Lackschicht wiederfinden. Deshalb sollte sorgfältig, gleichmäßig und ruhig gerührt werden.

Unabdingbar ist eine saubere Arbeitsumgebung ohne Staubbildung. Sollte der Liegeplatznachbar zur selben zeit sein unterwasserschiff oder Holzflächen schleifen, ist es ratsam, sich untereinander abzusprechen.

Wichtig ist natürlich auch das Auftragen des Lacks. Geeignete und hochwertige Pinsel und Lackierrollen sollten stets langsam benutzt werden und die Farbe nur in dünnen Schichten aufgetragen werden. Merke: Lieber einen Lackiergang mehr durchführen, als zu viel Farbe aufzutragen. Zu schnelles Rollen führt erneut zu Bläschenbildung, zu viel Farbe zur Bildung von Tropfen, auch Nasen oder Läufer genannt.

Wenn doch mal Unregelmäßigkeiten auftreten, wie Blasenbildung, Orangenhaut, Staubeinschlüsse oder Tropfen entstehen, kann nach einer ausreichenden Trocken- (bei 2K Aushärte-) zeit zwischengeschliffen werden.

Fazit

Prinzipiell ist es nicht schwer, seine Boot mit einer neuen Lackschicht selbst zu verschönern. es sollte jedoch stets auf eine dem Lack und dem Untergrund angepasste Arbeitsweise erfolgen. Trockenzeiten, Verarbeitungsvorgaben und Mischungsverhältnisse müssen genauestens eingehalten werden. Mit entsprechendem Zubehör, wie hochwertigen Rollen und Pinseln, Abklebeband, Reinigungsmitteln und Hilfsmitteln wie Schlichtungspinsel werden bei genauer Arbeitsweise hervorragende Ergebnisse und schöne glatte Lackflächen erzielt.