Ratgeber Bootsfolien: folieren statt lackieren
Im Trend: Bootsfolien
Seit etwa 10 Jahren setzen sich Folien auch für Boote und Yachten immer mehr durch. Was im Automobilbereich schon wesentlich länger etabliert ist, wurde anfangs von Bootsbesitzern häufig recht argwöhnisch betrachtet. Zu groß waren Zweifel an Haltbarkeit und Seewasserbeständigkeit. Mittlerweile aber sind die Folien technisch so weit fortgeschritten und haltbar, dass Folierungen eine echte Alternative zu Lackierungen darstellen – und in vielen Fällen auch die bessere, haltbarere und auch kostengünstigere Wahl sind. Mittlerweile gibt es viele Betriebe, die sich auf die Folierung von Rumpf, Deck, Aufbau und Innenraum von Booten spezialisiert haben.
Der Trend der Bootsfolierungen, auch Yacht- bzw. Boat-Wrapping genannt, setzt sich daher seit geraumer Zeit immer stärker durch. Das bestätigt Jan Jelinek, Inhaber und Gründer der Firma Bootsfolierungen.de GmbH in Kiel: „Wir haben seit der Spezialisierung (im Jahr 2012, Anm. der Redaktion) mit unserer Marke nahezu jedes Jahr eine Verdopplung der geschriebenen Kostenvoranschläge zu verzeichnen.“
Die Gründe, ein Boot oder eine Yacht in Folie verpacken zu lassen sind genauso vielfältig wie die Anwendungsbereiche. Unser Ratgeber stellt die wichtigsten Informationen und Fragen rund um das Thema Bootsfolierungen zusammen.

Folierungen nicht nur für die Optik , sondern auch als Schutz. Foto: bootsfolierungen.de GmbH
Anwendungsbereiche und Möglichkeiten
Die wohl am meisten folierte Fläche bei Booten ist der Bootsrumpf. Manche Eigner haben Lust auf eine neue Farbe, andere möchten ihr Gelcoat schützen und Besitzer älterer Boote wählen heute oft eine Folierung, statt den Rumpf zu lackieren. Foliert werden kann nicht nur GFK, sondern auch Boote aus Stahl, Aluminium, Carbon oder sogar aus Holz, sofern die Oberfläche glatt ist.
Immer häufiger lassen sich Bootsbesitzer aber auch andere Teile des Bootes folieren. Beliebt sind Masten, die häufig mit einer Folie in Carbon-Optik belegt werden. Aber auch das Cockpit und der Aufbau können in moderne, hochwertige Folien verpackt, verschönert und geschützt werden.
Am häufigsten foliert werden Freibord und Rumpf gefolgt von Aufbauten, Geräteträger, Mast, Salinge, Baum,
Schiffsmöbel innen, Raumbestandteile von Toiletten, innere Schiffswände.(Jan Jelinek, bootsfolierungen.de GmbH in Kiel)
Nicht nur außen, auch unter Deck sind Folien oftmals eine gute Möglichkeit, in die Jahre gekommene Boote zu verschönern. Holzmöbel und -teile müssen für die Folierung nicht ausgebaut werden und es gibt eine große Auswahl verschiedener Optiken, Strukturen und Farben. Moderne, hochwertige Folien lassen sich zudem unter Wärme sehr stark verformen, so dass auch schwierige Ecke und Kanten ohne Schnitte mit der Folie beklebt werden können. So können sowohl die Einbauten als auch die GFK Flächen, wie Himmel oder Wände eine neue Optik und Verschönerung durch Folien erhalten.
Ein eigenes Thema sind Antifoulingfolien oder die Folierung des Unterwasserschiffes als Osmoseschutz. In einem der kommenden Ratgeber erklären wir die Möglichkeiten.

Eingepackte Segelyacht: Rumpffolierung, Wasserpass-Streifen und Unterwasserschiff (Antifouling-Folie) Foto: bootsfolierungen.de GmbH

Entfernen der Folienreste ©bootsfolierungen.de GmbH
Der Foliervorgang - wie das Boot "verpackt" wird
Bevor mit dem Folieren begonnen wird, muss der Untergrund behandelt werden. Um schöne Ergebnisse zu erzielen, muss die zu folierende Fläche glatt, ohne Kratzer und Risse und ohne Unebenheiten sein. Auf schlecht präparierten Untergründen werden Schadstellen und Unebenheiten durch die Folie noch stärker sichtbar. Jeder kennt das, wenn von den Schutzfolien auf Smartphones: selbst kleinste Staubkörner verursachen eine unsauber folierte Fläche, da die Folie sich darüber wie ein „Zelt“ aufbaut. Deshalb muss der Untergrund glatt, sauber und staubfrei sein. Vor der Folierung werden spezielle, von den Herstellern empfohlene Reinigungsmittel, sogenannte „Surface-Cleaner“ eingesetzt.
Bevor die Folie aufgeklebt wird, kommt entlang der späteren Schnittkanten ein sogenanntes „Knifeless-Tape“ zu Einsatz. Dabei handelt es sich um einen schmalen Klebestreifen, der einen feinen Schneidfaden, oft aus Kevlar, enthält. Mit diesem Faden wird später die Folie entlang der Schnittkanten sauber und geradlinig geschnitten, ohne ein Cuttermesser einsetzen zu müssen.
Danach erfolgt mittels Klebestreifen das Ausrichten und der Zuschnitt der Folie. Mit einem speziellen Schneidegerät wird dann das Rückseitenpapier getrennt und der Foliervorgang beginnt fast immer in der Mitte des Rumpfes von innen nach außen mit einem angefeuchteten Rakel. Moderne Folien lassen sich sogar bei kleinen Klebefehlern wieder ablösen und erneut kleben. Eine spezielle Struktur der Klebefläche minimiert die anfängliche Kontaktfläche des Klebstoffs und ermöglicht es dem Applikator, die Folie während der Anwendung neu zu positionieren. Dies wird durch die mikroreplizierten Kugeln in der gesamten Klebstoffschicht ermöglicht. Sie verhindern, dass die Folie beim Auftreffen auf die Oberfläche verklebt. Erst wenn die Positionierung der Folie zufriedenstellend erfolgt ist, aktivieren die mikroreplizierten Kugeln den Klebstoff. Die spezielle Klebeflächenstruktur beinhaltet auch Luftkanäle, die es ermöglichen, Luftblasen in der Folierung durch Druck einfach zu entfernen, weil die Luft nach außen entweichen kann.
Anschließend werden die Schnittkanten mit dem Knifeless-Tape geschnitten und die Reste entfernt. Schwierige Stellen wie z.B. an Beschlägen oder Borddurchlässen werden vorsichtig mit einem Cuttermesser geschnitten.
Danach erfolgt das Aufbringen von Kantenschutzlackierungen/-versiegelungen und Schutzfolien, z.B. im Bug- oder Heckbereich.
Pflege der Folien
Nach dem abgeschlossenen Foliervorgang wird die beklebte Fläche gereinigt und gewachst. Der Wachsvorgang sollte dabei mehrfach wiederholt werden, um auch bei starker UV-Einstrahlung und Salzwasser lange Freude and er Folie zu haben. Es rät sich, das Wachsen jedes Jahr im Frühjahr vorm ersten Zuwasserlassen zu wiederholen.
Schmutz kann mit dem Hochdruckreiniger beseitigt werden. Dabei sollte jedoch immer mit einer ausreichenden Distanz 2gekärchert“ werden, da der Wasserstrahl zu Beschädigungen führen kann.

Vorsichtiges Anbringen einer Rumpffolie. ©bootsfolierungen.de
Bootsfolien: Refit von Yachten und Booten
In die Jahre gekommene Boote und Yachten erstrahlen häufig nicht mehr im gewünschten Glanz. Farbige Rümpfe kreiden häufig aus und lassen sich auch durch eine Politur nicht mehr dauerhaft verschönern, weiße Rümpfe vergilben häufig mit der Zeit, und auch hier ist eine Reinigung nur mit großem Aufwand verbunden und oftmals nicht von langer Dauer. Außerdem setzen mechanische Einflüsse, wie Rückstände von Fendern, Kratzern oder Rissen dem Gelcoat über die Zeit zu. Bis vor etwa zehn Jahren kam in solchen Fällen fast immer nur eine Lackierung in Frage. Heute werden ältere Yachten häufig mit hochwertigen Folien aufgehübscht und erstrahlen in neuem Glanz und neuer Farbe.
Zusätzlich ist der Austausch von einer alten zu einer neuen Folie mit wesentlich weniger Aufwand verbunden, als eine alte Lack- oder Gelcoatschicht mit einer neuen zu ersetzen, abgesehen von den geringeren Kosten.
Vor allem die Möglichkeit, dem Rumpf eine neue farbliche Gestaltung zu geben, ist bei Yachtfolierungen ein großer Vorteil. Folien kreiden nicht aus und behalten ihre Farbintensität über einen langen Zeitraum. Abhängig vom Zustand des Bootes ist eine Folierung häufig auch die günstigere Lösung. Außerdem ist der Farbauswahl und dem Look fast keine Grenze gesetzt.

Mast in Carbonoptik ©bootsfolierungen.de
Schutz für neue Boote und Yachten
Nicht nur für das Refit werden Boote und Yachten foliert. Auch neue Rümpfe werden immer häufiger mit Folien eingepackt. Der Grund ist der Schutz des Gelcoats und somit der Werterhalt des Schiffes. Das fabrikneue Gelcoat bzw. die Lackschicht wird durch die Folie vor Umwelteinflüssen, UV-Strahlung und auch mechanischer Belastung geschützt und wenn nach einigen Jahren die Folie entfernt wird, erstrahlt das Boot darunter in nahezu neuem Glanz. Mittlerweile bieten auch Werften an, die Boote bereits zur Auslieferung in Folie zu packen. Auch hier liegen die Vorteile auf der Hand: vor allem die Farb-/Designauswahl ist erheblich größer als mit Gelcoat oder Lacken und von Carbonoptik bis hin zu nach Wunsch bedruckten Motiven bleiben fast keine Wünsche offen. Außerdem ist der Aufwand für die Werften meistens geringer, so dass ein Farbwunsch häufig günstiger angeboten werden kann. Auch sind spezielle Designwünsche der Kunden mit Lackierungen oftmals nicht oder nur mit großem Aufwand realisierbar. Folien hingegen lassen nahezu freie Spielräume, was die Gestaltungsmöglichkeiten angeht.
FAQ - Die häufigsten Fragen zu Bootsfolien
Sind Bootsfolien seewasserbeständig?
Speziell für die Folierung von Booten erhältliche Folien sind in aller Regel auch im Seewasserumfeld beständig. Hier sollten jedoch an den Kanten und Rändern spezielle Versiegelungen vorgenommen werden.
Wie lange hält eine Bootsfolie?
Hochwertige Folien, sogenannte „Wrapping-Folien“ halten – je nach Beanspruchung, mindestens sieben und bis zu zwölf Jahren. Die Herstellergarantien reichen in der Regel meistens zwischen 6-8 Jahren.
Hält eine Bootsfolie auch kleinen Kollisionen, zum Beispiel am Bug, stand?
An neuralgischen Stellen, wie Bugsteven oder Heck, kommt meistens ein sehr widerstandsfähiges, transparentes Schutzlaminat, wie Steinschlagschutzfolien oder Kratzschutzfolien zum Einsatz.
Was passiert, wenn die Bootsfolie einen Riss oder ein Loch bekommt?
Kommt es zum Beispiel beim Anlegen zu einer Kollision mit dem Steg oder dem touchieren eines Holzdalben o.ä. zu einem kleinen Riss oder einem Loch in der Folie, kann diese mit einem Flicken kaum sichtbar ausgebessert werden. Dazu rät es sich, die schadhafte Stelle mit einem Cuttermesser vorsichtig auszuschneiden und abzulösen. Dabei sollte man die Stelle ähnlich einem Camouflagemuster unregelmäßig und rund ausschneiden. Der Flicken sollte ebenso rund und unregelmäßig ausgeschnitten werden und ein paar Zentimeter größer sein. Durch die Camouflage-Form wird die Flickstelle sehr gut kaschiert. Folierbetriebe liefern meistens ein paar Flicken mit.
Kann ich mein Boot selbst folieren?
Prinzipiell kann man ein Boot – handwerkliches Geschick vorausgesetzt – selbst mit Folie beziehen. Es sollte allerdings beachtet werden, dass viele Folienhersteller nur Garantien geben, wenn die Folie von einem zertifizierten Betrieb aufgebracht wurde. Es sollte bereits auch Erfahrung im Umgang mit Folien, Zuschnitt, Heißluftpistole, Rakel und Knifeless-Tape vorhanden sein, da es sonst zu Falten, unsauberen Kanten oder gar unbrauchbar gewordener Folie kommen kann. Ratsam ist im Zweifel immer, einen Fachbetrieb zu beauftragen.
Was kostet es, einen Rumpf zu folieren?
Die Kosten einer Bootsfolierung hängen von verschiedenen Faktoren ab. Vor allem die Beschaffenheit des zu folierenden Untergrundes und der dadurch entstehende Aufwand an Vorarbeiten ist oftmals der entscheidende Faktor. Vor der Folierung muss der Untergrund glatt und eben sein, was vor allem bei stark beanspruchten Untergründen viele Arbeitsschritte und -stunden erfordern kann. Je besser der Untergrund ist, desto günstiger wird die Folierung.
Der Preis hängt letztlich jedoch auch von den individuellen Gestaltungswünschen und der zu folierenden Fläche ab. Je nach Zustand kann man als grobe Rechnung für das Freibord eines 5 Meter Motorbootes mit Kosten von 1.200 bis 1.500 Euro rechnen (inkl. Folie).
Kann eine Folie rückstandsfrei wieder entfern werden?
Ja. Dazu erwärmt man die Folie mit einem Heißluftfön und löst sie langsam vom Untergrund ab. Klebereste können anschließend mit einem speziellen Reiniger entfernt werden.
