So bleiben Sie sicher auf Kurs

So bleiben Sie sicher auf Kurs

Fachkundiges Navigieren bedeutet, ein Schiff sicher und ohne Probleme von einem Ort zum anderen zu bringen. Unter Navigation versteht man nichts anderes als die exakte Kurs- und Positionsbestimmung. Zu jeder Tageszeit den genauen Standort festzustellen, ist dabei eine zwingende Voraussetzung. In Sportbootschulen werden regelmäßig praktische und theoretische Kurse angeboten. Nutzen Sie besonders als „Einsteiger“ oder vor dem Befahren fremder Reviere diesen Service, damit Sie und Ihre Crew sicher ans Ziel kommen.

Ohne Seekarte läuft nichts

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg ist Herausgeber von amtlichen Seekarten, Sportschifffahrtskarten und Seebüchern für die Nord- und Ostsee. Im Fachhandel gibt es darüber hinaus nicht amtliche nautische Literatur. Dies sind spezielle Handbücher oder Karten verschiedener Wasser-sportreviere, die von deutschen und ausländischen Verlagen angeboten werden. Das Lesen einer Seekarte will gelernt sein. Um ihre zahlreichen Abkürzungen und Darstellungen besser zu verstehen, bietet das BSH die „Karte 1“ (INT 1) an. Sie enthält alle gebräuchlichen Zeichen, Begriffe und Abkürzungen zu den Themen Topografie und Hydrografie sowie zahlreiche Navigationshilfen. Keinesfalls können Landkarten eine Seekarte ersetzen. Nur auf Seekarten werden die Wasserflächen mit allen nautischen Angaben wie Betonnung, Seezeichen, Wassertiefen und Unterwasserhindernissen exakt dargestellt. Sie verzeichnen die für die Navigation wichtigen Landmarken, z. B. Leuchttürme, markante Gebäude, Funkmasten, Kirchtürme oder Berge. Von Norden nach Süden sind Seekarten mit Meridianen durchzogen. Die West-Ost-Richtung wird durch Breitenkreise eingeteilt.

Hilfsmittel zur Navigation

Um Kurse, Standorte, Distanzen und Peilungen eintragen zu können, sind Bleistift, Radiergummi, Zirkel, Lineal sowie Kurs- und Anlegedreieck erforderlich. Zur Standortbestimmung mit Landmarken dient ein weiteres
wichtiges Navigationshilfsmittel – der Kompass. Mit ihm lassen sich die Himmelsrichtungen feststellen. Zusätzlich sollte ein Handpeilkompass an Bord sein. Er wird zum Anpeilen von unterschiedlichen Landmarken verwendet. Dazu werden alle Peillinien in die Seekarte eingetragen. Der Schnittpunkt dieser Peilungen ergibt dann jeweils die genaue Position. Kompensierte Steuerkompasse gewährleisten das Fahren nach vorheriger Kursberechnung. Deren Kompassrose enthält im Uhrzeigersinn dargestellte Gradangaben: Ost 90°, Süd 180°, West 270°, Nord 360°.

Entfernungen und Wassertiefen

Zur Navigation gehört ebenfalls das Bestimmen von Entfernungen und Geschwindigkeiten. Entfernungen werden in Seemeilen (sm) gemessen. Eine Seemeile entspricht 1852 Metern oder 1,852 Kilometern. Das internationale Maß für Schiffsgeschwindigkeit wird in Knoten (kn) angegeben. Ein Knoten entspricht einer Seemeile pro Stunde (kn = sm/h). In Seekarten dargestellte Wassertiefenangaben lassen sich ebenfalls für die Navigation verwenden. Zur Tiefenmessung ist dafür ein zuverlässiges Echolot erforderlich. Es dient dazu, Flachwassergebiete zu lokalisieren und somit Grundberührungen zu vermeiden.

Wind und Wetter

Das Wetter spielt bei der Navigation eine entscheidende Rolle (Wetternavigation). Jede Crew sollte sorgfältig Windverhältnisse, Wolkenbildung, Seegang sowie Luftdruck beobachten und notieren. Veränderungen des Luftdrucks sind ausschlaggebend für gute oder schlechte Wetterentwicklungen. Der Luftdruck wird mit einem Barometer gemessen. Dieses Präzisionsgerät sollte an Bord zweckmäßigerweise neben einer Uhr angebracht sein, damit man den zeitlichen Verlauf notieren kann. Eine intensive Wetterbeobachtung und das regelmäßige Abhören von Wetterberichten über Radio oder UKW-Funk dienen der Sicherheit auf dem Wasser und tragen entscheidend dazu bei, das vorgenommene Ziel sicher zu erreichen.

Elektronik oder Seekarte

Jedes Schiff auf See und zahlreiche Sportboote sind heute mit GPS ausgestattet. Diese Navigationssysteme werden inzwischen weltweit benutzt. Der Vorteil dieser Systeme ist: Sie informieren ständig über den genauen Standort und die tatsächliche Geschwindigkeit über Grund. Elektronische Navigation und digitale Seekarten sind immer mehr auf dem Vormarsch. Ohne Kartenplotter und Laptop geht kaum noch ein Skipper an Bord. Selbstverständlich erleichtert moderne Elektronik die Navigation. Voraussetzung ist aber ein sicherer Umgang mit diesen Geräten – und das in jeder Situation, bei Tag und bei Nacht! Nicht immer sind sie leicht zu bedienen und ihre Kompatibilität lässt manchmal zu wünschen übrig. Lassen Sie sich vor Törnbeginn im nautischen Fachhandel auf jeden Fall ausführlich beraten! Was aber passiert, wenn die Elektronik versagt oder GPS und Digitalkarten ausfallen? Die Antwort gilt für Profis und Freizeitskipper gleichermaßen: Technische Navigationsgeräte verstehen sich nur als Hilfsmittel. Eine fundierte Navigationsausbildung in Zusammenhang mit herkömmlichen Seekarten ist unerlässlich. Berücksichtigen Sie auch, dass GPS & Co. Ohne nautisches Hintergrundwissen nicht ausreichend bedient werden können.

Sicherheitsausrüstung an Bord

Die Sicherheitsausrüstung einer Yacht umfasst neben der Ausstattung des Schiffes auch die persönliche Ausrüstung der Crew.

Richtige Kleidung

Sicherheit fängt bereits bei der Kleidung an. Zweckmäßige Kleidung an Bord dient neben der Gesundheit auch in hohem Maße der Sicherheit. Für schweres Wetter empfiehlt sich Wasser abweisendes Ölzeug. Unter dem Ölzeug wird wärmende Kleidung getragen, häufig Fleece. Wichtig sind auch stabile Schuhe. Je nach Revier kommen Turnschuhe oder Bootsstiefel in Frage. Die Sohlen sollten flach und rutschfest sein. Robuste Kleidung ist bei der Fahrt durchs Wasser immer angemessen: möglichst lange Hosen und langärmlige Oberteile zum Schutz gegen die UV-Strahlung der Sonne. In wärmeren Gegenden empfehlen sich Bermuda-Shorts mit T-Shirt und Kopfbedeckung.

Schwimm- und Rettungswesten

Seit 1995 gilt für Rettungswesten die Europäische Norm mit dem CE-Zeichen (Conformité Européenne). Die Beschriftung der Westen gibt Auskunft über die Tragkraft in Newton: 50 N, 100 N, 150 N und 275 N. Westen mit einer Tragkraft von 50 N werden als Schwimmhilfen eingestuft, die anderen als Rettungswesten, je nach Revier mit unterschiedlicher Sicherheit. Eine 275-N-Weste gilt dabei für den Hochseebereich unter extremen Bedingungen. Die Rettungswesten sind heutzutage in der Regel aufblasbare Automatikwesten, nur selten findet man noch Feststoffwesten. Bei Berührung mit Wasser bläst sich automatisch ein Auftriebskörper auf, der die verunglückte Person binnen kürzester Zeit in eine ohnmachtssichere Rückenschwimmlage bringt. Nachts wird die Rettungsweste grundsätzlich getragen. Es ist ratsam, ein Licht an der Weste zu befestigen, um auch bei Dunkelheit auf offener See zuverlässig gefunden werden zu können. Viele Westen sind zusätzlich mit einer Pfeife ausgerüstet. In Küsten- und Hochseerevieren empfiehlt sich eine Doppeltonsignalpfeife, da der Doppelton nicht mit den Schreien der Möwen verwechselt werden kann.

Lifeline/Sorgleine und Lifebelt

Zu einer Rettungsweste gehört immer auch eine Lifeline bzw. Sorgleine von 1,80 bis 2 m Länge mit möglichst selbstsichernden Karabinern. Bei Arbeiten an Deck, insbesondere auf dem Vorschiff, sollten Sie sich immer am jeweiligen Arbeitsplatz festhaken. Der Lifebelt muss fest sitzen, dabei jedoch nicht einschnüren. Optimal ist es, wenn man gerade noch die Hand zwischen Lifebelt und Ölzeug schieben kann.

Strecktau

Das Strecktau liegt auf Deck auf und läuft dabei über alle Leinen und Schoten. Es ist an geeigneten Punkten fest fixiert, darf aber trotz einer gewissen Spannung nicht unter Zug sein. Mit dem Lifebelt hängt sich jedes Crewmitglied in das Strecktau ein, sobald es bei Nacht oder starkem Seegang das Cockpit verlässt.

Rettungsring und Rettungsinsel

Mindestens ein Rettungsring muss an Bord sein. Dieser sollte sich in Reichweite des Rudergängers befinden und ohne große Vorbereitung aus der Halterung genommen und geworfen werden können. Sinnvoll ist es, wenn der Rettungskörper zusätzlich mit einem Notlicht (selbstzündende Blitzleuchte) ausgestattet ist. Auf jedem Boot befindet sich auch eine Rettungsinsel, die im Fall eines Brandes oder eines Schiffsuntergangs das sicherste Rettungsgerät darstellt. Die Insel ist dabei, sofern sie regelmäßig und sachgemäß gewartet wurde, binnen Sekunden einsatzbereit.

Signalmittel

Mit pyrotechnischen Signalmitteln (Ablaufdatum beachten!) macht man in Notlagen auf sich aufmerksam. Die Farbe für den Notfall ist immer rot. Verschiedene Signalmittel kommen zum Einsatz: Signalraketen, Leuchtpistolen, Handfackeln, Rauchsignale. Für die persönliche Sicherheit außerdem empfehlenswert: schwimmendes Messer, eigener Notblitz, Handfunkgerät und ggf. Kälteschutz- bzw. Überlebensanzüge.

Mindestausrüstung auf einen Blick

Gesetzlich vorgeschriebene Ausrüstung: Positionslaternen, Signalkörper, Schallsignalgeräte. Sicherheitsrelevantes: Ohnmachtssichere Rettungsweste, Sicherheitsgurte und Sicherheitsleinen, Auftriebskörper und Wurfleine (möglichst schwimmfähig), Notsignale, tragbare Feuerlöscher der Brandklasse ABC, Osfass, Eimer, Lenzpumpe, Anker mit ausreichend langer Leine oder Kette, genügend lange und starke Schleppleine, Nebelhorn, Paddel oder Riemen, Bootshaken, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Taschenlampe. Navigationshilfen: Echolot oder Handlot, Log, Kompass und Peilkompass, Logbuch, Navigationsbesteck, Seekarten, Seehandbücher, Hafenhandbücher, Leuchtfeuerverzeichnis, Gezeitentafel, Fernglas, Radar-Reflektor, UKW-Sprechfunkanlage.

Empfohlene Zusatzausrüstung:

Rundfunkempfänger, Seefunkanlage, Werkzeug, Ersatzteile, Reservekanister, Fender, Kegel, Ankerball, Barometer/Barograf, Sextant, GPS-Gerät, NAVTEX-Empfänger, Sturmfock, Trysegel, Reffeinrichtung, Reserveruderpinne, Treibanker, Klappbeil, Drahtschere, Rettungsinsel, Seenotfunkbarke (EPIRB), SAR-Radartransponder