Raumwunder: Deckssalon Yachten

Deckssalon Yachten

Eine der anspruchsvollsten Aufgaben für Designer und Konstrukteure von Segelyachten ist es, Platz unter Deck zu schaffen. Bauartbedingt gibt es viele Gegebenheiten, die den Innenausbau aufgrund der Form, des Layouts und der vorhandenen Nutzfläche stark beschränken. Gleichzeitig wird von den Eignern und Käufern immer mehr Platz unter Deck verlangt, möglichst viel Stehhöhe, geräumige Kojen und viel Stauraum.

Die Lösung für viele Segler: der Deckssalon. Aufs Deck aufgesetzt entsteht durch einen Deckssalon sehr viel geschützte Fläche und ein gehobener Wohnkomfort. Der durch den Aufbau entstandene Platz wird oft für einen innenliegenden Steuerstand sowie einen großen, ausladenden Salon genutzt – das Raumangebot steigt erheblich an. Das außen liegende Cockpit wird häufig entsprechend kleiner und dort befindet sich oftmals ein Platz für das Steuerrad.

Als Deckssalon-Yachten werden oftmals auch fälschlicherweise Modelle bezeichnet, deren Aufbau vergrößert, verglast oder mit riesigen Fenstern versehen ist. Das jedoch ist passenderweise eher als „erhöhter Salon“ zu benennen. Der klassische und „echte“ Deckssalon jedoch ist daran erkennbar, dass der Salon sich auf Deckshöhe befindet und nicht über einen Niedergang erreichen lässt. Sowohl Cockpit als auch Innensteuerstand, Salon und meistens auch die Pantry, befinden sich nahezu auf einer Ebene.

 

 

 

Galley einer Sirius 40 DS
Galley/Pantry einer Deckssalon Yacht ©Sirius Yachts

Vorteile von Deckssalon Yachten

Die zusätzliche Fläche, die durch den Aufbau an Deck entsteht, schafft auch unter Deck mehr Platz. Der Salon wandert quasi an Deck, wodurch unter Deck mehr Raum zur Verfügung steht, was größere Möglichkeiten für Kojen, Nasszellen und andere Räume bietet. So steigt der Wohnkomfort nich nur an, sondern auch unter Deck. Der Salon, also quasi das „Wohn- und Esszimmer“ an Bord, befindet sich dazu bei einer Deckssalon nicht mehr im „Keller“, wie Segler den Bereich unter Deck oft bezeichnen, sondern wandert aufs Deck und bietet durch die Verglasung ähnlich wie ein Loft viel Licht und einen überwältigenden Rundumblick- sowohl unterwegs als auch im Hafen oder in der Ankerbucht.

Deckssalon-Yachten sind vor allem in kälteren und nassen Revieren sehr beliebt, da der innenliegende Steuerstand einen guten Schutz vor niedrigen Temperaturen, Wind und Wasser bietet. Crew und Steuerleute sind den Wetter-Gegebenheiten kaum ausgesetzt. Außerdem geht es im Deckssalon oft geselliger zu, weil auch die nichtsegelnde Crew und Skipper sich zusammen in einem geschützten Raum befinden und auch bei schlechtem Wetter niemand „unter Deck geschickt“ werden muss. Insgesamt ist der Komfort auf Segelyachten mit Deckssalon meist sehr viel höher. Lebensraum und Steuerstand befinden sich hier auf einer Ebene.

Auch der Navigationsplatz befindet sich bei manchem Modellen im Aufbau an Deck, was die Kommunikation zwischen Rudergänger und Navigator erheblich verbessert.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass für Deckssalon-Yachten oft keine pflege- und kostenintensiven Persenninge wie Kuchenbuden oder Sprayhoods notwendig sind. Auch muss weder für die Persenninge noch für die Gestänge Stauraum vorgehalten werden.

 

Decksalon Interior
Deckssalon mit Navigationsplatz auf einer Sirius 35 ©Sirius Yachts

Nachteile von Deckssalon-Yachten

Fast alles, was Vorteile besitzt, bietet auch Nachteile und das trifft auch auf Yachten mit Deckssalon zu. Ein Aspekt ist die höhere Anfälligkeit für Seitenwind. Der voluminöse Rumpf und die durch den Aufbau vergrößerte Fläche mancher Modelle führt bei mehr Wind dazu, dass enge Manöver schwieriger werden können und Segelyachten mit Decksalon insgesamt mehr vertreiben und abdriften als Yachten mit wenig Freibord und niedrigem Aufbau. Hier sind gerade für die Hafenmanöver entsprechende Ausstattungsmerkmale, wie z.b. ein Bugstrahlruder durchaus sinnvoll.

In warmen Revieren – vor allem in den Sommermonaten – bietet das meistens kleinere Cockpit zu weniger Platz für die Crew unter freiem Himmel. Der an Deck befindliche, verglaste Salon kann sich entsprechend stark aufheizen, was vor allem vor Anker zu hohen Temperaturen im Innenraum führen kann. Abhilfe kann durch die Verwendung von getönten Thermopenscheiben und Dachüberständen, sprich Sonnenschutz, geschaffen werden.

Ein weiterer Nachteil ist allerdings Geschmackssache: Vielen fehlt auf Deckssalon Yachten der Steuerstand achtern und das Gefühl „nah dran zu sein.“ Auch ist durch den Aufbau je nach Ausführung kein so freier Blick gegeben, wie aus dem klassischen offenen Cockpit. Höhere Aufbauten lassen keinen Blick darüber hinweg zu, stattdessen muss der Steuermann und die Crew durch die Verglasung des Aufbaus nach vorn schauen, was einen weniger freien Rundumblick ermöglicht. Letztlich trifft dieser „Nachteil“ allerdings auch nicht auf jede Deckssalon-Yacht zu, weil manche Werften ihre Aufbauten niedrig halten und die Stehhöhe durch ein etwas tiefer gesetzten Salon erreichen. Außerdem lässt sich durch Glasflächen oftmals besser hindurchschauen als durch manche Sprayhood.

Sirius 35 Deckssalon © Sirius Yachts

Aktuelle Gebrauchtboote

Viele Hersteller und Werften bieten einige Modelle sowohl mit offenem Cockpit als auch mit Deckssalon an. Häufig erkennt man die Deckssalon-Ausführungen an dem Zusatz „DS“ hinter der Modellbezeichnung, was aber meistens nur einen vergrößerten, aber tiefer liegenden Aufbau bedeutet und keinen echten Deckssalon im eigentlichen Sinne. Im englischen wird ein Decksalon als „Pilot Saloon“ bezeichnet.
Bekannte, in Deutschland ansässige Werften sind die Plöner Sirius-Werft, die sich auf den Bau von Deckssalon-Segelyachten spezialisiert hat, sowie die zur Hanseyachts AG gehörende Marke „Moody„.

Segelyachten mit Deckssalon sind in der Anschaffung oftmals etwas höher im Preis, dafür gelten sie jedoch auch als überwiegend wertstabil.

 

 

Alle Fotos: Sirius Werft
Übergang Cockpit zu Salon auf einer Sirius 40DS
© Graham Snook