Nordsardinien und Südkorsika

An der schönsten Straße der Welt

Odysseus war hier mit seinen Gefährten und Lord Nelson mit seiner Flotte. Der Aga Khan lockte Milliardäre an, und die besten Segler der Welt messen sich in diesen Gewässern, vor den schönsten denkbaren Kulissen unter besten Bedingungen. Azurblaues Wasser, türkise Buchten, weiße Strände, dramatische Klippen – alles vorhanden. Dazu die Sonne des Mittelmeers und immer eine Mütze voll Wind. Der Norden Sardiniens und der Süden Korsikas ist ein Traumrevier für Wassersportler. Manche meinen, die Meerenge zwischen den beiden großen Inseln sei die schönste Straße der Welt.

Um dieses herrliche Viereck zwischen Olbia und Porto Vecchio im Osten und Capo Testa und Baie de Figari genießen zu können, braucht man einige wichtige Informationen. Man sollte wissen, was einen erwartet an der Costa Smeralda und im La-Maddalena-Archipel, auf den Lavezzi-Inseln und in der Straße von Bonifacio.

Mit drei verschiedenen Routen-Vorschlägen leiten wir Bootseigner und Charterer, Segler und Motorbootfahrer, zu den wichtigsten Häfen und in die besten Buchten, durch Passagen und vorbei an Untiefen. Ergänzend finden Leserinnen und Leser wertvolle Tipps zu Wind und Wetter, sowie Hinweise zu gesetzlichen Bestimmungen.

Das Revier, das die Grenzen von Frankreich und Italien überbrückt, ist nichts für Meilenfresser. Deshalb sind die Routen bewusst kurz gehalten. Zu schön, zu abwechslungsreich sind die Küsten, es wäre jammerschade, an den schönsten Spots einfach vorbeizufahren. Außerdem legt jahrelange Erfahrung in der Region Zurückhaltung bei der Törnplanung nahe. Das Wetter, vor allem der mächtige Mistral aus dem Westen und kräftige Winde aus dem Osten haben im vergangenen Jahrzehnt jeden Sommer eine Rolle gespielt und ehrgeizige Pläne mehr als einmal durchkreuzt. Selbstverständlich kann man die Routen verlängern, kombinieren und sich große Ziele setzen. Vor allem Chartercrews mit begrenztem Zeitbudget sollten stets einen Puffer einplanen, und die Vorhersagen genau verfolgen.

Unbedingt erforderlich ist darüber hinaus das genaue Studium der aktuellen Seekarten. Die Angaben und Karten in diesem Törnführer Nordsardinien und Südkorsika ersetzen nicht die nautische Karten.

Mit dem Boot von Olbia nach La Maddalena

Golf von Olbia

Beginnt der Törn in Olbia, und kommt die Crew mit dem Flugzeug, dann führt der schnellste Weg vom Flughafen zum Yachthafen in die Marina di Olbia. Die Marina ist modern, groß (270 Liegeplätze), liegt nah am Flughafen und wartet mit einem sehr großen Supermarkt auf. Damit sind die Vorteile aufgezählt. In die Innenstadt, zum Einkaufszentrum und zum Fährhafen verkehrt während der Saison ein Shuttle. Vorsicht bei der Ansteuerung von Osten: Felsen vor der Einfahrt großräumig an Backbord liegen lassen.

Wer Stadtnähe bevorzugt, hat weitere Optionen. Man lässt die Marina di Olbia backbord liegen und navigiert durch das betonnte und befeuerte Fahrwasser weiter zwischen Isola Mezzo und Isola Manna – vorsichtig – nach Westen. Das Ende der Bucht wird im Norden durch die „Molo Brin“ begrenzt. Dort gibt es weder Strom noch Wasser, dafür rostige Festmacher. Man kann längsseits festmachen und umsonst liegen. Sollte die Molo belegt sein, auch Megayachten kommen gelegentlich, kann man südlich der Molo ankern. Man ist mit dem Dinghi sofort in der Innenstadt. Die Bucht ist gut geschützt.

Wer es komfortabler möchte, kann es auch im Circolo Nautico an der Nordseite der Molo Brin probieren. Eigentlich ein Yachtclub, aber ein Anruf lohnt sich. Man vermietet vorübergehend freie Plätze bis 20 Meter. Auch wenn der Hafenwart mal schlechte Laune hat: Anlage und die Atmosphäre sind trotzdem freundlich.

In Olbia empfiehlt sich ein Besuch der Altstadt um den Corso Umberto I., mit Bars, Geschäften und Restaurants. Restaurant-Tipp: „Piperita p.“.

Erwähnenswert als Hafen im Golf von Olbia ist noch Golfo Aranci. Hier kommen die gelben „Sardinia Ferries“ vom Festland an. Nördlich vom Fähranleger gibt es Liegeplätze an mehreren Schwimmstegen. Vorsicht bei der Ansteuerung aus Südost. Nordwestlich der Insel Figarolo liegt eine große Fischfarm. Wegen Sturmschäden (Libeccio im Herbst 2018) waren 2019 mehrere Stege unbrauchbar. Bei Marina di Golfo Aranci gibt es 30 Liegeplätze bis 16 Meter mit Strom und Wasser, allerdings keine sanitären Anlagen. Bei Tramontana und Mistral kann es unruhig werden. Golfo Aranci ist ein nettes Örtchen. Besonders reizvoll: Die historischen einstöckigen Fischerhäuser hinter der Hafenpromenade. Ein kurzer Spazierweg über die Landzunge führt zu einem Panorama-Blick in den nördlich angrenzenden Golf von Congianus.

Golfo di Congianus

Aus dem Golf von Olbia geht es um das imposante Capo Figari in den Golfo Congianus. Vorsicht: Kap- und Düseneffekte können hier eine Flautenlage in einen Hexenkessel und zurück in fünf Minuten verwandeln. Nördlich des Kaps beginnt eines der Zentren des Yacht- und Wassersports in einer der reizvollsten Gegenden Europas: Die Costa Smeralda. Mehr als 80 kleine Buchten, Traumstrände und das namensgebende Smaragd-Grün des Wassers locken die Reichen und die einfachen Touristen in die Region zwischen Capo Figari und den Golfo di Arzachena. Und, wie Segler und Motorbootfahrer wissen: Auf eigenem Kiel ist es noch mal schöner.

Herausragende Häfen im Golfo di Cugnana sind die ADAC Stützpunkte Porto Rotondo  und Portisco. (Suchnummer IS 175). Vor allem der große Hafen und ADAC Stützpunkt Portisco, 589 Plätze an 10 Molen) ist als Basis für mehrere Vercharteter ein wichtiger Anlaufhafen für Bootstouristen. Hier gibt es vom Supermarkt bis zum Fitnessstudio, vom Golfclub bis zum Großraumtaxi alles, was Skipper und Crew wünschen. Die professionelle Hafencrew hilft beim perfekten Anlegen, das alles hat  seinen Preis. Im Juli 2020 kostet ein 12-Meter-Boot 74,04 Euro die Nacht. Im August 145,22. Allerdings: ADAC Mitglieder erhalten Rabatt.

Anlegen in Porto Rotondo

Gegenüber, in Porto Rotondo (IS 180), am Südwestende des Golfo di Cugnana, findet man all das und mehr. Der zweitnobelste Hafen der Costa Smeralda ist schön und sicher gelegen, es gibt edle  Boutiquen und eleganteste Boote (Die Schönheiten der italienischen Edelbootsbaumarke Solaris Yachts haben hier ihre Basis). Auch Porto Rotondo ist ein ADAC Stützpunkt, mit dem ADAC Bootsschein erhält man Rabatt. Man muss es sich leisten wollen, aber es gibt Orte im Leben eines Skippers, die muss man mal gesehen haben. Bei der Ansteuerung aus östlicher Richtung achtet man auf die drei vorgelagerten Buhnen, die westlichste ist befeuert, der rote Sektor deckt die östlichen ab.

Wer auf Glitzer und Komfort verzichten kann, findet 0,5 NM westlich der Hafeneinfahrt eine schöne Ankerbucht, die gegen alle Winde außer Nord gut schützt. Man ankert auf vier Metern Tiefe im Sand. Die Bucht ist klein, aber populär. Grundsätzlich gilt: Geheimtipps wird man an der Costa Smeralda schwerlich finden, vor allem in der Hochsaison sind die Häfen und die Ankerplätze mindestens gut besucht. Aber als Segler kann man Glück haben: Die Motorboote verlassen meistens gegen Abend die Buchten, und mit ein wenig Fortüne hat man die Bucht, in der tagsüber Freibadatmosphäre herrschte, ab Sonnenuntergang für sich.

Vor Anker in der Cala di Volpe

Eine der Buchten, in denen man mindestens einen „Lunch hook“ zum Mittagessen ausgebracht haben sollte, ist Cala di Volpe. Der Eingang zu der fjordähnlichen Bucht ist befeuert, man halte sich aber bei der Einfahrt eher auf der westlichen Seite, weiter im Osten ist eine unmarkierte Untiefe auf 1,70 Meter im Sand. In der „Bucht der Füchse“ entstand das erste Luxus-Hotel der Costa Smeralda, und über dem türkisen Wasser ankern zahlreichere Yachten in Wassertiefen zwischen 4 und 6 m. Vor dem Eingang der Bucht liegt ein großes, kommerziell betriebenes Bojenfeld für große und Megayachten. Wer wissen will, wie der Leibarzt des saudischen Königs oder der gewöhnliche Oligarch aus Putins Reich Yachturlaub macht, der kann hier nach Herzenslust gaffen.

Vor Anker vor den Mortorio-Inseln

Deutlich natürlicher, aber dafür auch eine Spur abenteuerlicher liegt man vor den Mortorio-Inseln in der Mitte des Golfo di Congianus. Brauchbar sind die beiden Buchten im Südosten der Isola Mortorio, der nordöstlichsten der Inselgruppe. Bei ruhigem Wetter sind die Buchten ein Traum. Die Gruppe gehört bereits zum Nationalpark La Maddalena, der unter besonderem Schutz steht. Befahren ist nur zu bestimmten Zeiten erlaubt.  Droht ein Wetterwechsel, oder kommt Wind auf, vor allem Mistral, sollte man den Ankerplatz verlassen.

La Maddalena

Bei der Ausfahrt Richtung Norden lassen wir die Kardinalbake Ost besser an Backbord liegen. Nach weniger als 1,5 nm öffnet sich im Westen der Zugang zum La Maddalena-Archipel. Diese viel besuchte Inselgruppe ist zwar ein Nationalpark mit einer Reihe Regeln und Beschränkungen, gleichzeitig herrscht reger Boots-und Schiffsverkehr zwischen den Inseln mit ihren zahlreichen vorgelagerten Felsen. Die Inselgruppe galt über Jahrhunderte als strategisch wichtig, davon zeugen Kasematten und andere historische Einrichtungen der italienischen Kriegsmarine. Bis vor wenigen Jahren unterhielt die US Navy hier Anlagen. Die  militärische Sperrgebiete sind bis auf wenige Ausnahmen aufgehoben. Anlege- und Ankerverbote haben heute fast ausschließlich Naturschutzgründe. Die Routen um die Inseln stecken voller navigatorischer Schmankerl, Skipper und Rudergänger können alles üben, was sie in der Segelschule gelernt haben.

Wer dieses Naturschutzgebiet befahren möchte, muss vorher ein Ticket erstehen, das für Privatpersonen am einfachsten bei der La-Maddalena-Parkbehörde online bestellt wird. Ja nach Länge des Bootes und Aufenthaltsdauer fallen unterschiedliche Gebühren an.

Cala Coticcio

Erster Anlaufpunkt ist die Cala Coticcio an der Ostküste der östlichsten Insel Caprera. Hier liegen, nach Norden und Westen perfekt geschützt, zwei romantische Ankerbuchten, von der die östlichste „Tahiti Bay“ heißt. So stellt man sich die Südsee vor: das Wasser, die aufragenden Felsen, der strahlend weiße Sand. Wer hier einen Ankerplatz gefunden hat – nicht bei Süd- oder Südostwind! – der braucht allerdings nicht mehr nach Tahiti fahren. Schöner wird’s nicht.

Cala Gavetta

Zieht es Skipper und Crew nach der Bucht in einen Hafen, so bietet La Maddalena auch in dieser Hinsicht ein Highlight an. Je nach Wind und Wetter fährt man von Cala Coticcio entweder im Uhrzeigersinn um Caprera herum. Man navigiert um die Punta Rossa, geht auf Westnordwestkurs (295°) bis zur Tonne vor Punta Fico. Dort nimmt man Nordkurs zwischen Caprera und der Insel Santo Stefano hindurch, bis an Backbord die Durchfahrt zwischen Santo Stefano und der Isola Chiesa sichtbar wird. Auf Kurs 275° abfallen und 0,7 nm bis zur Hafeneinfahrt von Cala Gavetta.

Herrscht eine östliche Windrichtung, bietet sich der – längere, aber schönere  – Kurs gegen den Uhrzeigersinn um Caprera und die Hauptinsel La Maddalena an. Hier gilt ganz besonders die Grundregel. Halte Dich gut frei von den Kaps, die man allesamt an Backbord liegen lässt. Vor Punta Marginetto, Punta Abbatoggia und Punta Nido d’Aquila liegen jeweils Felsen im Wasser.

Bei der Einfahrt in die Rada di Maddalena helfen Gefahrenbaken bei der Navigation nach Cala Gavetta. Man reserviert per Telefon (vor allem im Sommer ratsam), oder meldet sich vor der Hafeneinfahrt auf UKW Kanal 74 beim Hafenmeister an. Die Crew führt einen per Schlauchboot zu seinem Liegeplatz und bugsiert das Schiff bei Bedarf an seinen Platz. Vor allem bei Mistral ein hochwillkommener Service. A propos Mistral: Nirgends kann man stilvoller und besser drei Sturmtage abwettern als in Cala Gavetta. Bars, Restaurants, Pizzerien, mehrere Bäckereien, mehrere Fischhändler, ein Metzger, ein Supermarkt, eine Einkaufsstraße mit geschmackvollen Boutiquen: Alles findet sich in unmittelbarer Hafennähe. Einziger Wermutstropfen: Die Straße zum Fähranleger nach Palau auf Sardinien führt direkt an den Liegeplätzen vorbei. Mit einer 12-Meter-Yacht hat man manchmal Glück und bekommt einen Liegeplatz an den Schwimmstegen an der Westseite des Hafens.

Cala di Mangiavolpe

Wenige hundert Meter weiter östlich, jenseits des Fähranlegers, gibt es mit Cala di Mangiavolpe einen weiteren stadtnahen Hafen. Ist Cala Gavetta ausgebucht, kann man hier verkehrsgünstig liegen. Bei Schirokko (aus dem Süden) oder bei Mistral nicht empfehlenswert. Dann sind die Schwimmstege ungeschützt. Und: Es gibt keine sanitären Anlagen.

Santa Teresa Gallura - Bonifacio - Palau

Santa Teresa Gallura

Die Marina im Fjord von Santa Teresa Gallura (Suchnummer IS110) ist als Charterbasis strategisch günstiger Ausgangspunkt für schöne Törns in der Region. Hier, im nördlichsten Hafen Sardiniens, sind Boot und Crew geschützt vor den typischen, oft kräftigen West-oder Ostwinden in der Straße von Bonifacio. Ist man wirklich eingeweht, ist der Besuch der kleinen Stadt auf dem Felsplateau westlich des Hafens empfehlenswert. Geschäfte im Ort oder an der Straße dorthin.

Auch bei der Törnplanung werden die Wind-und Wellenverhältnisse ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Eine mäßige Ostströmung vorausgesetzt, haben wir zwei schöne Optionen, nachdem wir den schmalen Fjord verlassen. Wir halten nach dem Ablegen Kurs 16° bis die grüne Ansteuerungstonne in der Ausfahrt an Backbord geblieben ist.

Baie La Colba

Die kürzere Variante geht von hier um das spektakuläre Capo Testa im Westen herum. Die zerklüfteten Felsformationen der Halbinsel bleiben dabei die ganze Zeit an Backbord. Wir halten uns einerseits gut frei vor den Felsen um das Kap, andererseits bleiben wir südlich des Verkehrstrennungsgebiets (VTG), das der Großschifffahrt in der Straße von Bonifacio Vorfahrt gewährt. Genaue Lektüre und Beachtung des Kartenmaterials sei dringend empfohlen.

Auf der Südseite von Capo Testa öffnet sich die hübsche Baie La Colba, eine weitläufige Bucht mit perfekten Ankerbedingungen. Über Sand auf ca. 5 Meter liegt man gut, außer bei südlichen Winden. Mit ein wenig Glück erlebt man nach dem Baden im türkisen Wasser und nach dem Abendessen vor Anker einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Mit noch ein bisschen mehr Glück sind dabei sogar die Umrisse der Asinara-Inseln gut 40 nm westlich zu sehen.

An Land findet sich eine Bar und ein kleiner Supermarkt. Eine schmale Landzunge hinter dem Strand an der Nordseite verbindet das felsige Kap mit der dahinter liegenden Gallura. Musik, die von den Hotels an Land herüberweht, wird nachtruhefreundlich früh abgeschaltet.

Richtung Korsika: Baie de Figari

Haben wir von Buchten noch nicht genug und bleibt das Wetter stabil, können wir in La Colba den Anker lichten und die gut 15 nm  nach Baie de Figari ansetzen. Wir gehen zunächst auf Westkurs, lassen dann das Capo Testa an Steuerbord liegen – Achtung auf die vorgelagerten Felsen! – queren das VTG im rechten Winkel auf Nord-Kurs und gehen dann auf Kurs 339° Richtung Capo Feno. Nach der Querung des VTG sind wir in Korsika, haben also Italien Richtung Frankreich hinter uns gelassen. Capo Feno bleibt an Steuerbord. Bald ist der bleiche Turm an der Westküste von Baie de Figari auszumachen. Es scheint, als könne man direkt auf den Turm zuhalten, um in den Golf einzufahren – Der Versuchung sollte man widerstehen.

Vor der Einfahrt in den gut 2 nm tiefen Golf der Baie de Figari liegen zahlreiche Felsen über oder direkt unter Wasser. Erst, wenn wir den Turm von Südosten kommend auf 008° peilen, dann haben wir den sichersten Kurs in die Bucht.

In die Baie eingefahren, erlebt man unter Umständen das außerordentlich beruhigende Phänomen in vielen Buchten von Südkorsika, dass sowohl Wind wie auch Welle urplötzlich nachlassen. In der Bucht haben Skipper diverse Optionen. Man ankert südlich des Turms, nördlich einiger Felsen am Westufer. Der Ankergrund ist gut, aber mit Seegras durchsetzt, das wir schonen sollten. Es ist ein wunderschöner, weil abwechslungsreicher Ankerplatz: mit dem Turm, dem Sandstrand, den kleinen Felsen und dem Fjord im optischen Panorama.

Das Tüpfelchen auf dem i ist der Postflieger oder die Linienmaschine aus Marseille, die über den Fjord auf den Flughafen von Figari einschwebt. Dieses spektakuläre Ereignis findet  maximal drei bis vier Mal am Tag statt. Von regem Flugverkehr kann eigentlich nicht die Rede sein.

Wir können auch weiter in den Fjord einfahren, auf Nordostkurs am Turm vorbein, und hinter dem Turm am Westufer einen Ankerplatz finden. Achtung vor der 1-Meter-Untiefe hinter dem Turm! Man beachte die aktuelle Seekarte.

Pianotollo-Caldarello

Am Ende des Fjords wartet die kleine Marina Pianotollo-Caldarello. Die Anmeldung über Kanal 9 oder Telefon empfiehlt sich, da der Tiefgang an den Liegeplätzen stark variiert – von 0,5 bis maximal 3 Metern. Die Marina ist relativ teuer, bietet alle Annehmlichkeiten eines Liegeplatzes im Hafen – dazu die Nähe des Flughafens von Figari.

Bonifacio

So beschaulich unser Aufenthalt in der Baie de Figari, so spektakulär ist unser nächstes Ziel: Bonifacio. Schon Odysseus war hier an der südlichsten Stelle Korsikas, und der Held von Troja hatte laut Homer äußerst zwiespältige Erlebnisse an einer der spektakulärsten Küsten des Mittelmeers. Er musste den Laistrygonen, steinewerfenden Riesen und Menschenfressern entkommen, was ihm gelang, vielen seiner Gefährten nicht. So viel steht fest: So gastunfreundlich ist es heute nicht mehr.

Für die einen ist der Fjord, die Stadt auf den Kreidefelsen, der enge Hafen am Ende der Bucht der schönste Korsikas – mindestens. Bei den anderen sorgt die Enge, das Eingeschlossen sein und der Tourismus mit all seinen Erscheinungen für Beklemmung und Fluchtimpulse. Das eine schließt das andere nicht aus. Auf jeden Fall sollte man sich selbst ein Bild machen. Beeindruckend ist der Aufenthalt in Bonifacio auf jeden Fall.

Egal, woher man kommt: Bis kurz vor der Einfahrt scheint es keine Lücke in der geschichteten Steinwand der Kreidefelsen zu geben. Man halte Ausschau nach dem roten Leuchtfeuer, er markiert das westliche Ende der Einfahrt. Von Westen dient die Grotte S‘ Antoine, wegen ihrer charakteristischen Form auch als „Napoleonhut“ bekannt, als optische Wegmarke am Osten der Einfahrt. Dort und im natürlichen Fjord herrscht im Sommer reger Verkehr. Riesenyachten, die Fähre nach Santa Teresa auf Sardinien, Ausflugsboote und Transitlieger teilen sich die Fahrrinne bei der Ein- und Ausfahrt in Richtung Port de Plaisance Bonifacio (Suchnummer Fm 775). Im Hafen selbst ist Platz für 240 Gastlieger-Boote bis 45 Meter Länge. Reservierung und Anmeldung über Kanal 09, Tel. +33 4 95 73 10 07 ist empfohlen.

Es geht eng zu im Hafen, Anlegemanöver werden leicht zur Millimeter-Arbeit. Freundliche Nachbarlieger ersetzen beim Anlegen Hafenpersonal, dessen Präsenz sich oft in der Bekanntgabe der Liegeplatznummer über Funk erschöpft. Oscar-reifes Hafenkino steht gelegentlich auf dem Programm. Das befriedigt billige Schadenfreude, ist aber nur solange lustig, wie man keine Rolle darin spielt.

Es gibt Restaurants, einen guten Supermarkt, einen wunderbaren Metzger und jede Menge Geschäfte in der Nähe des Hafens. Leider auch eine ziemlich laute Disco, die der Nachtruhe der Crews nicht zuträglich ist.

Über 192 Stufen gelangt man in die Oberstadt mit der alten Festung – die Stadt ist nur einmal in ihrer Geschichte eingenommen worden – oben warten verwinkelte Gassen auf die Besucher und ein unglaublicher Blick über die Straße von Bonifacio und die Felsen, mit denen die Laistrygonen einst die Schiffe des Odysseus bewarfen.

Ist der Hafen voll, oder will man bei den Liegegebühren sparen, bietet sich im Kanal die Calanque de Catena am Nordufer des Fjords an. Man muss sich bei der Capitainerie anmelden, liegt vor Anker und Heckleine. Allerdings gibt es dort keinen Landstrom und kein Frischwasser.

Lavezzi – Inseln

Die Eindrücke von Bonifacio sind schwer zu toppen, und dennoch gelingt es in diesem Revier. Mit dem richtigen Wind (und wenig Welle im Rücken) bietet sich der Besuch der Lavezzi-Inseln (siehe auch Route 3) an. Aus dem Westen kommend, peilen wir von der Ausfahrt in Bonifacio Kurs 131° die gemauerte Untiefen-Tonne Écueil de Lavezzi an. Sie markiert die Einfahrt in das Labyrinth aus modellierten und wie künstlich aufgetürmten Felsen, die die Buchten Cala Lazarina und Cala di Ghiuncu begrenzen. Sie liegen im Norden der Schwarz-Rot-schwarzen Tonne. Wir ankern vor den Sandstränden, lassen die ausgelegten Bojen den Ausflugsbooten und beobachten die Wettervorhersage.

Frischt es auf, verlassen wir den Ankerplatz.

Bei guten Bedingungen, günstigem Sonnenstand und guter Sicht können wir entscheiden: bleiben wir in Korsika oder fahren wir auf Südostkurs ins La Maddalena-Archipel (Route1).

Piantarella-Passage

Im ersten Fall sollten wir ein navigatorisches Schmankerl genießen: Die Piantarella-Passage, die Durchfahrt zwischen den Lavezzi-Inseln und der Île Piana bzw. der Landmasse von Korsika. Wir lassen dafür Lavezzi und die nördlich gelegene Île de Cavallo an Steuerbord liegen und gehen auf Nordkurs. Die vorgelagerte, flache Insel Île Piana peilen wir dabei stets an Backbord!

Noch weiter westlich, auf der Punta Sperono – der Kreidefelsen gehört zur korsischen Landmasse – machen wir derweil eine auffällige steinerne Peilmarke aus. Sie besteht aus zwei gemauerten Säulen und einem längeren schwarzen Masten in der Mitte. Erst wenn wir diese drei Elemente backbord achteraus definieren  können, gehen wir auf Kurs 48° – und befahren die Piantarella-Passage auf mehr als 2 nm sicher. Die Nord-Gefahrenbake nordwestlich der Île Ratino bleibt an Steuerbord. Um ganz sicher zu gehen, halten wir diesen Kurs, bis wir den Turm auf der Punta die Capicciolu auf 0° peilen. Nach dieser Passage durch zahlreiche Felsen über und unter Wasser liegt die Ostküste Korsikas frei vor uns.

Die Passage funktioniert selbstverständlich auch in der Gegenrichtung, auf Kurs 228°, wenn die drei Elemente der Ansteuerungsbake auf der Punta Sperono gut zu identifizieren sind.  Vor der Île de Piana gehen wir auf Südkurs, umrunden die Untiefe a Vacchetta und fahren vorsichtig zwischen Festland und Île de Piana. Ein wunderschöner Ankerplatz auf Sand bei ruhigen Bedingungen belohnt für die Aufregung der Passage.

Palau

Bei schwerem Wind und schlechter Sicht ist die Passage nicht zu empfehlen. Auf dem Weg von und nach der korsischen Ostküste  nimmt man besser den Umweg um die Lavezzi-Inseln oder nimmt,  von Bonifacio kommend den direkten Kurs nach Palau bzw. nach Cala Gavetta im La-Maddalena-Archipel. Man ist hier wieder in Italien, und hier gelten die Regeln für den Nationalpark La Maddalena. Mit westlichen Winden rauschen wir in den Kanal zwischen der Insel Spargi und dem sardischen Festlandsockel. Erster Ansteuerungspunkt ist Punta Sardegna mit dem markanten Leuchtturm. Danach fallen wir Richtung Punta Palau, den weißen Leuchtturm mit dem grünen Ring ab. Liegt er an Steuerbord querab, sehen wir die gelb-schwarz-gelbe Gefahrentonne, die wir steuerbord liegen lassen, um den Fähren aus dem Weg zu gehen.

Sie haben übrigens immer Vorfahrt und setzen dieses Recht auch robust und mit großzügiger Unterstützung des Signalhorns durch. Machtkämpfe sind nicht ratsam.

Nach der Gefahrentonne steuert man die Hafeneinfahrt an und nehmen die Einfahrt in den Hafen von Palau. Hier legen die schnellen Shuttle-Fähren nach La Maddalena ab, und wir sehen die Einfahrt zum Porto turistico de Palau (IS 125). Eine  telefonische Voranmeldung oder über UKW Kanal 9 wird  empfohlen, denn die  Marina ist populär und im Sommer oft voll. Es gibt westlich der Hafeneinfahrt ein Bojenfeld, das aber dem Schwell der Fähren und anderer Schiffe ausgesetzt ist. Die bessere Alternative ist Cala Gavetta auf La Maddalena, 2,5 nm entfernt. (siehe Route 1).

Cannigione Cannigione - Porto Vecchio - Rondinaria

Die große Marina von Cannigione (500 Liegeplatze bei mehreren Konzessionären) an der Südwestecke des Golfs von Arzachena ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Chartertörns. Cannigione ist nominell der Hafen von Arzachena, einer Kleinstadt in der Gallura, Heimat der berühmten Vermentino-Weißweine. Das muntere Städtchen mit einem schönen Markt ist per Bus zu erreichen. In der Marina selbst und dem angrenzenden Touristenort finden sich alle nötigen Einrichtungen von Apotheke bis Wäscherei, vom Bankautomaten bis zur Reparaturwerkstatt für Bootsmotoren. Vor dem Hafen gibt es während der Saison 34 Bojen für Boote von 7 bis 35 Metern Länge. Reservierung über die Hafendirektion, UKW Kanal 73.

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