Südliche und Mittlere Ostsee

Auf großer Fahrt von Göteborg bis Gdańsk

Welche Vielfalt! Schärengärten, Kliffküsten, Kanäle quer durch ­Schweden und grüngesäumte Binnenseen. Dazu malerische ­Kalksteininseln draußen auf See, Nehrungen und Haffs vor Polen.

Die südliche Ostsee ist vielfältig und abwechslungsreich: Da sind die Gestade der Halbinsel Schonen gegenüber dem dänischen Seeland oder die Ostküste Smålands und Blekinges um Karlskrona. Da warten einsam-ruhige Kalkinseln mit Kreidekliffs wie Öland oder weit draußen Gotland. Verlockend sind auch die Schärengärten vor der Hauptstadt Stockholm und nicht zuletzt die Chance, auf eigenem Kiel das Königreich mit Land und Leuten auf dem Göta Kanal und den Seen Vänern und Vättern kennenzulernen. Selbstredend lohnt auch das granitgestaltete dänische Bornholm die Überfahrt.

 

Schären, Haff und Klippen

Anders das Bild vor der Ausgleichs­küste Polens, die nur mäßig durch Buhnen und Steinverbauungen ­geschützt ist. Sandstrände, Strandseen und sahara-ähnliche Wanderdünen wie die von Łeba im Slo­winski Nationalpark bestimmen das Bild. Ruhigere Gewässer schaffen die Nehrungen vor dem Stettiner und dem Frischen Haff, aufgelockert durch die Danziger Bucht mit der alten Hansestadt und ihrem Krantor. Vor Polen finden sich abseits großer Badeorte noch heute ruhige, bisweilen sogar einsame Strandabschnitte.
Dieses Ostsee-Potpourri unterschiedlicher Kulturen, Küstenlinien und Seegebiete will entdeckt werden. Dies ermöglichen zahlreiche Marinas und Häfen. Darunter abgelegene, aber auch Stadt-Highlights wie Göteborg, Danzig und die schwedische Hauptstadt Stockholm.

Polen und Bornholm

Das Land zwischen Ost und West bietet mit seiner 500 km langen Ostseeküste ein Revier mit Dünen und Nehrungen. Draußen auf See lockt der Törn um das dänische Bornholm.

Wassersport hat sich an Polens 500 km langer Ostseeküste dank zahlreicher Yachtclubs und Marinas wie in Świnoujście (Swinemünde), Kołobrzeg (Kolberg), Ustka (Stolpmünde), Łeba (Leba), Gdynia (Gdingen) und Gdańsk (Danzig) gut entwickelt. Sogar an der berühmten Holzmole in Sopot (Zoppot) existiert eine Marina.
Zwischen Swine-Mündung und ­Kaliningrad liegen vier Reviere: die Ostseeküste mit gerade verlaufender Ausgleichs­küste, das Stettiner Haff, die sich hinter der Halbinsel Hel öffnende Danziger Bucht und das durch die Nehrung von der Ostsee getrennte Frische Haff ­(Zalew Wiś­lany) mit der Marina Krynica Morska (Kahlberg).
Der polnische Teil des Haffs kann über die Weichsel via Schleuse Gdańska Głowa über den Fluss ­Szkarpawa erreicht werden. Der Zugang von der Ostsee durch die Straße von Baltijsk führt durch russisches Gewässer und erfordert ein russisches Visum!
Attraktiv ist der Törn ums dänische Bornholm. Hier bieten sich drei Marinas an: im Norden der kleine Hafen Vang, im Westen Rønne und im Osten Nexø.

Schweden mit dem Boot

Skipper aus dem In- und Ausland finden im Königreich Schweden mit 8000 km Küsten­linie, über 1000 km Kanälen und 96 000 Seen ein traumhaftes Revier.

Jeder sechste Bürger des Königreichs Schweden besitzt ein Boot, was angesichts der Küstenlinie und Seenvielfalt nicht verwundert. Fast jeder noch so kleine Küstenort stellt Liegeplätze und Infrastruktur (Slipstellen, Sanitäranlagen) bereit. Trotz der Vielzahl an Liegeplätzen kann es im Sommer in Hauptreisegebieten so eng werden, dass Gast­boote in Päckchen gelegt werden.
Die schwedische Küstenlandschaft ist geprägt von Schärengärten, Gruppen von Inseln und Inselchen, die vielerorts vor den Küsten liegen. Manche Schären sind winzige, glatt gespülte und kahle Klippen, andere wieder sind große, bewaldete und oft auch bewohnte Inseln. Die größten und schönsten Schärengärten liegen außerhalb von Stockholm und Göteborg, bei Örnsköldsvik und Lulea in Nordschweden sowie an der südostschwedischen Küste außerhalb von Karlskrona und Västervik und bei St. Anna in der Provinz Östergötland. Sportboote, die von See aus in das Schärengebiet einfahren, sollten in diesem Bereich nur das ausgewiesene Fahrwasser benutzen. Bei der Schärenfahrt sowie bei der Ansteuerung der dortigen Häfen von See ist zu berücksichtigen, dass außerhalb der in den Seekarten ausgewiesenen Fahrwasser die Vermessung teilweise lückenhaft sein kann und es so zu unliebsamen Bekanntschaften mit nicht verzeichneten Klippen und Untiefen kommen kann.
Die größten Seen in Schweden sind der Vänernsee mit 5585 m², Vätternsee mit 1899 m², Mälarsee mit 1140 m² und der Hjälmarensee mit 493 m². Es gibt keine Beschränkung für die Benutzung von Motorbooten auf Seen, und überall wo Bootssport möglich ist, ist dies erlaubt. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind entsprechend angezeigt.
Neben Seen gibt es schöne Kanäle und andere Wasserläufe, die nahezu unbegrenzte Gelegenheiten für alle Arten des Bootssports bieten.
Dicht unter der Ostküste bietet sich Öland, die Insel der Steinmonumente, für einen Törn an. Hier liegt auch Schloss Solliden, der Sommersitz des schwedischen Königshauses.
Wer den weiten Schlag nicht fürchtet, der steuert die Kalksteininsel Gotland mit seinen Fischerdörfern und die Insel Fårö an, dessen Ostspitze Naturreservat ist.

Entschleunigt quer durch Schweden

Die traumhafte West-Ost-Passage auf Trollhätte und Göta Kanal, Vänern und Vättern führt von Göteborg nach Stockholm.

Trollhätte und Göta Kanal – Schwedens dicht ausgebautes Kanalsystem eignet sich gut für Urlaubsfahrten. Es ist nicht so stark befahren wie die Wasserstraßen anderer europäischer Länder. Trollhätte, Södertälje und Göta Kanal, Vänern- und Vätternsee verbinden Göteborg mit Stockholm. Diese West-Ost-Passage durchs Binnenland setzt besondere Reize.
Von Göteborg führt der Trollhätte Kanal nordwärts bis in den Vänernsee. Für diese 43 NM (80 km) mit 6 Schleusen benötigt man ca. 9 Std. reine Fahrzeit. Wegen Wartezeiten und Landgängen soll­ten mindes­tens 3-4 Tage für den Trollhätte Kanal und Vänernsee eingeplant werden. Auf den großen Binnenseen Vänern und Vättern bieten mehrere Marinas die Möglichkeit anzulegen und die Seenlandschaft zu erkunden.
Am Ostufer des Vänern mündet bei Sjötörp der Göta Kanal. Das kulturhistorische ›schwedische Bauwerk des Jahrtausends‹ wurde 1810-32 gebaut. Damals schaufelten 58 000 schwedische Soldaten 87 km der Strecke von Hand aus. Auf 190 km Länge sind 58 Schleusen verteilt, darunter die berühmte Schleusentreppe von Berg.
Auf dem Törn ist der Bootsurlauber ganz nah dran an Land, Leuten, Landschaft und Natur. Kleine Städte, weite Ebenen und Urwälder ziehen bei 5 kn vorbei, vorausgesetzt man bringt etwas Zeit mit.
In der Hauptsaison dauert der Törn von Sjötörp bis Mem an der Ostsee gute 6-7 Tage. Je nach geplanten Landgängen mit Besich­tigung von Städten und Sehenswürdigkeiten sollten einige Tage mehr eingeplant werden. Höchster Punkt des Törns ist der Vikensee, der immerhin 91,8 m über dem Meeresspiegel liegt.
Auf der Kanalfahrt sind an Brücken und Schleusen (Ruf über Kanal 9) Wartezeiten einzuplanen. An den Trep­pen­schleusen Hajstorp-Riksberg, Carl Johan in Berg und Bo­rens­hult in Motala kann diese bis zu 2 Std. betragen. Berufsschifffahrt und Eisenbahnen haben Vorrang.
Beim Schleusen sind Rettungswes­ten, Fender, Achterleine 8-10 m und Vorleine 12 m erforderlich.

Saisonzeiten und Tickets

In der Hauptsaison von Mitte Juni bis Mitte August ist stets Personal an Schleusen und Brücken. In der ›Be­­stellungssaison‹ von Mai bis Mitte Juni und Mitte August bis Ende September muss vier Werktage im Voraus gebucht werden, damit die Anlagen besetzt sind. Kanaltickets müssen gut sichtbar am Boot angebracht sein. Sie gelten für Skipper und Schiff und sind nicht übertragbar. Skipperwechsel bei Hin- und Rückfahrt sind möglich. Das Saisonticket für Hin- und Rückfahrt (Teilstrecke oder gesamter Göta Kanal) gilt für eine unbegrenzte Anzahl Kanalfahrten.
In den Yachthäfen des Göta Kanals können Boote mit Kanalticket (nicht Pro-Schleuse-Ticket oder Sonderangebotsticket) bis zu fünf Tage in jedem Hafen liegen! Danach wird die Tagesliegegebühr erhoben. Infos und Tickets zu Trollhätte und Göta Kanal unter www.gotakanal.se/de.

Naturschutz und Befahrensregeln

Nationalparks, Schutz- und Sperrgebiete in den Gewässern Polens und Schwedens erfordern die Beachtung vielfältiger Regeln.

Allgemein – In schwedischen und polnischen Gewässern gilt es zum Schutz der Flora und Fauna, auch der Unterwasserwelt und der eigenen Sicherheit, Befahrensregeln in Sperr- und Naturschutzgebieten zu beachten.

Schweden

Ausländer dürfen in Schweden zu Friedenszeiten militärische Sperrgebiete befahren. Diese sind in Seekarten angegeben. Vorübergehende Sperrungen, Kartenaktualisierungen und hydrographische Informationen liefert die Schwedische Maritime Administration (www.sjofartsverket.se).
Das schwedische ›Allemansrätten‹ (www.allemansratten.se) gestattet viel, verpflichtet aber zu mehr als es erlaubt. Gelbe oder weiß-rote Schilder geben die zulässige Geschwindigkeit (›högst knop‹) an. Gasthäfen des Svenska Turistföreningen (rundes dunkelblaues Schild) stehen allen offen, Ankerplätze des Svenska Kryssaklubben (SXK; blaue und rote Mooringtonnen) sind SXK-Mitglieder vorbehalten.
Schwedens erster Meeresnationalpark ist Kosterhavet im gleichnamigen Fjord mit Schäreninseln, der auch Flora und Fauna eines großen Seegebiets schützt. Hier gelten strenge Befahrensregeln: Höchstgeschwindigkeit max. 5 kn (Mai-Aug.), ein Mindestabstand von 100 m zu Robbenbänken und Vogelkolonien und max. 2 Tage Liegezeit am gleichen Platz. Weitere Nationalparks sind die Insel Gotska Sandön nördlich Gotland und südlich Kiviks der NP Stenshuvud mit dem 100 m hohen Berg an Schonens Ostküste, der ein ­markanter Orientierungspunkt für Seefahrer ist. Informationen un­ter www.sverigesnationalparker.se

Polen

Polens Außenküste bietet bei Schlechtwetter kaum Schutz. Inseln oder Buchten sind rar. Außerhalb der Saison (Sept. – Mai) sind Marinas oft nicht bewirtschaftet.
Entlang der polnischen Ostseeküs­te muss auf Fischerboote und Fischereigeräte geachtet werden.
In Polen gibt es ständige und zeitweilige Sperrgebiete, die wie Naturschutzgebiete nicht befahren wer­den dürfen. So gehört zum ­Wol­liner Nationalpark (www.wolinpn.pl) ein 14,7 km langer Küs­ten­streifen mit seinem vorgelagerten Seegebiet sowie die Gewässer des Swine-Deltas im Westen.
Weiter östlich zwischen Rowy und Łeba erstreckt sich auf 32,5 km Küstenlänge der Slowinzische Nationalpark (www.slowinskipn.pl) mit Küstengewässer, -seen, -wäldern und der Lontzke-Wanderdüne. Diese größte Wanderdüne der Ostsee ist mit 1300 m Länge und 42 m Höhe eine weithin sichtbare Landmarke.
Schutzgebiete sind in aktuellen See­karten verzeichnet, Untiefen nicht immer. Berichtigungen zu Seekarten hält das Hydrographi­sche Institut der polnischen Marine unter www.hopn.mw.mil.pl in der Rubrik ›News‹ vor.

wie, wo, was: Notrufnummern und Adressen, die Ihren Törn im Revier erleichtern.

Service und Information:

Notrufnummer 112

ADAC Notrufzentrale München,
Tel. +49 89 22 22 22

Seenotrettung

Dänemark
Küstenfunkstation Lyngby Radio, UKW-Kanal 16, 70 (DSC),
Tel. +45 666 348 00

Polen
Witowo Radio,
UKW-Kanal 16, 70 (DSC).
MSPiR, Morska Słuzba Poszukiwania i Ratownictwa, Maritime Search & Rescue, Tel. +48 58 661 52 22,
www.sar.gov.pl

Schweden
Sweden Rescue, UKW-Kanal 16 und 70 (DSC).
JRCC Göteborg, Tel. +46 31 69 90 50

Seewetterberichte hängen meist in Marinas und Hafenämtern aus. www.dwd.de/seewetter

Wind-, Wellenvorhersagen

www.passageweather.com
www.windfinder.de

Yachtcharter

Der ADAC Partner CharterCheck hilft bei der Yacht suche.
www.adac.de/yachtcharter

Touristische Ziele finden Sie in den TourSet Urlaubsführern Kopenhagen-Ostdänemark, Südschweden, Stock-holm-Mittelschweden, Nordpolen.