Fantastische Schärenwelt – Die Westküste Schwedens
Übersichtskarte
Segeln im Schärengarten
Egal ob man von einer der Kattegatinseln Anholt oder Læsø nach Falkenberg, von Skagen rüber nach Göteborg oder die paar Seemeilen von Seeland zum Kullaberg nach Arild fährt – sobald man die schwedische Westküste erreicht, gelangt man in eine andere Welt. Schweden wirkt schon bei ersten erreichten Hafen anders als die dänischen oder deutschen Törnziele. Je nördlicher man die Küste hoch fährt, desto sehr verändert sich alles. Etwa ab Göteborg beginnt die Schärenwelt und ab dort bekommt man das Gefühl, sehr sehr weit von Zuhause weg zu sein, denn ab hier erstreckt sich bis hoch zum Oslofjord eine einzigartige Inselwelt, bestehend aus etwa 8.000 Schären.
Im Schärengürtel ist man fast immer gut geschützt vor dem Seegang des Kattegat und Skagerrak, wenn der Wind auffrischt. Wellen haben hier häufig erst gar keine Möglichkeit, zu entstehen. Es wechseln sich karge Felseninseln mit bewohnten Schären in typisch schwedischer Bauweise ab. Ständig gibt es etwas Neues zu entdecken. Der Tagestörn kann entweder in belebten Marinas, kleinen idyllischen Fischerhäfen oder gleich mit Leinen an den Schären sein Ende finden. Fast nirgendwo anders stehen so viele unterschiedliche Arten an Liegeplätzen zur Verfügung.
Dem Ostseesegler, der sich in der Regel in Deutschland und Dänemark herumtreibt, wird hier vieles seltsam vorkommen. Vor allem das Lot zu beobachten ist ungewohnt. Es kommt nicht selten vor, dass die Küste nur ein paar hundert Meter entfernt ist, und das Lot plötzlich ein ERR oder drei Striche anzeigt. Keine Sorge – es ist sicher nicht kaputt: Es kann nur keine Daten mehr loten, weil es einfach zu tief ist. An manchen Stellen kann man sich das kaum vorstellen, weil das Land so nah ist. Aber die Ostsee ist hier anders. Und tief. Über hundert Meter Wassertiefe erreicht man schnell. Nahe der Inselgruppe Koster ganz im Norden, ist der Kosterfjord 212 Meter tief – und das nur wenige hundert Meter vom Land entfernt.
Noch ein Tipp zu den Schären und der Tiefe. Man geht in der Regel davon aus, dass die Schärenfelsen unter Wasser so weiter macht, wie über Wasser. Ist das Gefälle einer Schäre also flach, sollte man nicht zu nah heran fahren. Ist das Gefälle steil, kann man sich in der Regel auch näher dran bewegen. Garantien indes gibt es nicht, man sollte immer ein Crewmitglied mit guten Augen zum Bug schicken, um auf flache Felsen zu achten.
Stoßzeiten zur Hauptsaison
Per Gesetz ist in den schwedfischen Arbeitsverträge verankert, dass Arbeitnehmer in den Sommermonaten vier Wochen zusammenhängenden Urlaub nehmen müssen. Daher ist in der Ferienzeit, die immer rund 8 Wochen von Mitte Juni bis Mitte August festgelegt wird, auch in den Häfen meist sehr viel Betrieb. Außerhalb dieser Zeiten nimmt das Aufkommen an Sportbooten dann rapide ab. Viele Schweden lassen ihr Boote außerhalb der Ferienzeit an Land stehen. Daher ist die beste Reisezeit für Segler, die es gern beschaulicher mögen, von Mai bis Juni und von August bis Saisonende. Bereits im September jedoch stellen viele Häfen bereits ihren Regelbetrieb ein.
Im Norden der Westküste kommen zu den ganzen schwedischen Seglern dann auch noch zahlreiche Norweger hinzu, die vor allem an den Wochenenden mit oftmals sehr großen Segel- und Motoryachten die Häfen bevölkern. Meistens legen sie jedoch nur in sehr betriebsamen Marinas an und meiden die kleinen, idyllischen Plätze. Direkt an den Schären ankern sie kaum.
Wer mit großen Yachten unterwegs ist, sollte sich gegebenenfalls einen Platz reservieren lassen, oder gleich in die großen Marinas der Städte einlaufen. Kleinere Fischerei- oder Lotsenhäfen wie zum Beispiel die Insel Vinga, sind sehr eng und bieten Yachten über 12 Meter Länge teilweise kaum Platz zu Manövern. In jedem Falle gilt es, sich vorher – z.b. in der ADAC Hafendatenbank – über die Gegebenheiten zu informieren.
Sundowner mit Hürden
Erreicht man Schweden über den Öresund, sieht man spätestens in Helsingborg/Helsingör, an der engsten Stelle zwischen Schweden und Dänemark, was des Schweden liebstes Kind zu sein scheint: günstiger Alkohol. In Helsingör auf der dänischen Seite sind in der Fußgängerzone die Sonderauslagen mit Alkohol in allen Variationen gefüllt. Da wo sonst überall auf der Welt Souvenirs, Bettwäsche, Socken und Postkarten vor den Läden stehen, sieht man hier vorwiegend Wein, Wodka, Rum und harte Alkoholika in allen Variationen. Und er wird hier von den Schweden, die mit der Fähre übersetzen, sehr gern gekauft. Es heißt, dass 70% des in Schweden konsumierten Alkohols nicht in Schweden gekauft wurde. Woran das liegt, sieht man spätestens im ersten schwedischen Supermarkt. Es gibt nur Lättöl zu kaufen, leichtes Bier mit wenigen Prozenten. Alles, was darüber hinausgeht, wie normales Bier, Wein oder , gibt es nur in der staatlichen Kette “Systembolaget” zu kaufen. Diese Geschäfte haben alles, zu hohen Preisen und sind außerhalb der Öffnungszeiten mit Aarmanlagen und Fenstergittern geschützt wie Bankfilialen.
Lebensmittel hingegen lassen sich fast überall kaufen. Supermärkte und Kaufmannsläden sind in Schweden sehr weit verbreitet. Kleinere Häfen ohne Anbindung an eine Stadt verfügen meistens über hafeneigene Geschäfte. Und selbst, wenn es keinen Laden gibt, findet man zumindestens immer ein Fischgeschäft, in dem man z.B. köstlichen Räucherfisch erstehen kann. In den Fischreihäfen verkaufen viele Fischer auch nach dem Einlaufen frisch vom Kutter.
Die Schweden lieben Segeln und Bootsport. Daher gibt es entlang der schwedischen Westküste auch sehr große Wassersportzentren wie Göteborg-Langedrak/Saltholmen, Marstrand, Strömstad oder Smögen. Diese Häfen und Marinas verfügen über einen ausgezeicheten Service und ein Angebot an Bootszubehör. Oft helfen aber auch die Hafenbüros weiter, denn auch in noch so kleinen Orten gibt es oft die Möglichkeit, Ersatzteile zu besorgen.
Heckanker und Schärennägel
Bereits in Torekov etwas nördlich des Kullen beginnt das, was Schweden beim Anlegen zu anderen Ländern unterscheidet: Man benötigt wie in vielen anderen Häfen auch, einen Heckanker. Das ist zunächst etwas ungewohnt, aber wenn man sich Zeit lässt und vorsichtig agiert, ist es nicht so schwer. In jedem Falle macht es Sinn, vorher das Manöver mit einem Heckanker in den Häfen zu üben, bevor man an den Schärenfelsen festmachen möchte.
Eine Besonderheit ist nämlich das Ankern direkt an den Schären. Dazu sollte man zunächst eines wissen: Man geht in der Regel davon aus, dass die Schärenfelsen unter Wasser so weiter verlaufen wie über Wasser. Ist das Gefälle einer Schäre also flach, sollte man nicht zu nah heran fahren. Ist das Gefälle steil, kann man sich in der Regel auch näher heranfahren. An machen, in Törnführern wie dem „Tre Veckor“ ausgewiesenen Plätzen sind bereits häufig Augen vorhanden, durch die man seine Bugleinen führen kann. Ansonsten macht man mit Schärennägeln fest, die man in Felsspalten einschlägt.
Zunächst sollte man sich eine geeignete Stelle suchen. Viele dieser Plätze sind in den Törnführern gut beschrieben. Sucht man sich jedoch einen Liegeplatz, der nirgendwo verzeichnet ist, sollte man zunächst einen Platz ausfindig machen und dann mit einem Cremitglied auf dem Bug langsam eine Probeanfahrt durchführen. Kommt man nahe genug an den Felsen heran und ist die Stelle geeignet, fährt man zunächst wieder zurück und bereitet das Ankergeschirr vor, welches aus Heckanker, zwei langen Bugleinen (minimum 20 Meter je Leine) sowie Schärennägeln und einem geeigneten Hammer besteht. Die Nägel und den Hammer sollte man auf dem Bug in einer Pütz parat haben, um alles sicher an Land zu bringen.
Bei der Anfahrt wird je nach Wassertiefe der Heckanker zwischen drei bis fünf Bootslängen ausgebracht. Danach fährt man behutsam an den Felsen heran, bis ein Crewmitglied mit den beiden Bugleinen und den Schärennägeln auf den Felsen klettert. Anschließend werden zwei Nägel in ausreichender Entfernung voneinander eingeschlagen und die Bugleinen befestigt. Die Leinen sollten unbedingt auf Slip belegt werden, damit beim Ablegen nicht wieder an Bord geklettert werden muss.
Unbedingt beachten: die Felsen können bei Nässe sehr glitschig werden.
Manche Stellen sind sehr eng, eignen sich aber hervorragend zum Ankern. In diesem Fällen werden sowohl die Heck- als auch die Vorleinen an Schären mit Nägel oder an Ringen befestigt.
Das Ankern an den Schären ist unbedingt nur bei ruhigem Wetter und wenig Wind zu empfehlen.
Schöne Ziele für Bootsfahrer entlang der Westküste
- Arild. Kleiner, Fischereihafen an der Nordseite des Kullen.
- Hallands Väderö. Naturhafen einer kleinen, idyllischen Inselgruppe vor Torekov.
- Vrangö. Schöner Fischereihafen auf niedlich bebauter Insel, etwa 5 sm südlich des Fahrwassers nach Göteborg
- Göteborg Lilla Bommen. Mitten in der Stadt gelegener Gästehafen.
- Vinga. Naturhafen auf kleiner Lotseninsel vor der Einfahrt nach Göteborg.
- Marstrand. Das Segelmekka an der Westküste Schweden.
- Åstol. Kleine, sehr dicht bebaute Schäreninsel.
- Mollösund. Fischerei- und Gästehafen mit wundervollem Aussichtspunkt über die Schären.
- Smögen. Einer der beliebtesten Orte an der ganzen Küste.
- Käringön. Ehemaliges Mekka der Heringsfischerei.
- Nordkoster. Archipel an der Grenze nach Norwegen.