Revierbericht Mallorca
Revier und Karte von Mallorca
Die Baleareninsel Mallorca gilt nicht nur als das mit Abstand beliebteste Reiseziel der Deutschen – auch bei Bootssportlern belegt die rund 3.600 km² große Insel in der Beliebtheit einen der vordersten Plätze in Europa. Der Törn rund um die siebtgrößte Mittelmeerinsel lässt sich gut in einer Woche schaffen, weshalb sie auch ein ideales Ziel für Chartertörns darstellt. Das Revier an Mallorcas Küste ist vielfältig und abwechslungsreich und bietet gleichermaßen mondäne Häfen, urige Anleger, einsame Traumbuchten zum Ankern, zentral gelegene Stadtmarinas und Bojenfelder – alles umgeben von schroffen Felsküsten und feinen Sandstränden.
Beim Landgang bleiben kaum Wünsche offen, denn die touristische Hochburg des Mittelmeeres hält für seine Besucher fast unerschöpfliche Auswahl an Aktivitäten bereit: von chilligen Strandbars über unzählige Restaurants und historischen Sehenswürdigkeiten bis hin zu einsamen Wanderungen oder Badetagen am Strand oder Einkaufs-und Shoppingtagen in den Städten. Skipper und Crew tauchen auf Mallorca schon vom ersten Tag in das mediterrane Lebensgefühl ein.
Wetter und Wind
Die Segelsaison beginnt im Mai und geht bis Ende September, bzw. Mitte Oktober. In der Regel ist das Wetter zum Segeln rund um die Insel von April bis Anfang Juni besonders geeignet, weil die Temperaturen warm und nicht zu heiß sind. Allerdings lässt es sich auch im Juli und August auf dem Wasser meistens gut aushalten.
Die Windstärken sind meistens konstant. Betragen sie am Vormittag häufig um die 2-3 Beaufort, steigert sich der Wind nach der Mittagszeit häufig auf 4 Windstärken. Im März, April und Oktober werden häufig auch 6 Beaufort gemessen, weshalb diese Zeit eher für erfahrene Crews und Skipper geeignet ist. Die Windrichtungen variieren, es wehr aber am häufigsten aus Südwest. Wegen dieser vorherrschenden Windrichtung ist eine Umrundung der Insel im Uhrzeigersinn empfohlen. So kann der lange Abschnitt an der Nordwestseite bei normalen Windverhältnissen vorm Wind passiert werden.
In den warmen Sommermonaten führt die Thermik häufig zu auflandigem Wind, so dass sehr häufig mit halbem Wind gesegelt werden kann.
Spezielle Wind-Eigenschaften
Von Nord oder Nordwest kann der Mistral mit bis zu 50 Knoten Wind entstehen. Der Mistral lässt sich nur sehr kurzfristig vorhersagen, so dass die Wetterdienste stets im Blick behalten werden sollten. Der Mistral dauert meistens um die 2-3 Tage, die See kann dann um 2 Meter betragen.
Von Süden her entsteht der heiße Wind Scirocco, der von der Sahara aus weht und wegen der Mengen an Sandstaub auch zu Sichtbeeinträchtigungen führen kann. Der Scirocco ist relativ gleichmäßig und tritt am häufigsten im Frühjahr, Frühsommer oder Herbst auf.
Der Levante kommt aus Osten und weht mit bis zu 5 Beaufort. Der eher selten auftretende Westwind Levante kommt nur in den Sommermonaten vor.
Seegang
Bei normalen Verhältnissen beträgt die Wellenhöhe rund um Mallorca zwischen 0,5 bis 1 Meter. Bei Starkwinden kann der Seegang durchaus auch 3 Meter erreichen. Der Scirocco kündigt sich meistens zunächst mit einer starken Dünung an, die hohe Wellen mit sich bringen kann. Die Strömung ist kaum nennenswert. Hin und wieder kann es zu höheren Schwankungen des Meeresspiegels kommen, die jedoch vor allem um Menorca in Buchten problematisch werden können.
Segeln ums Cap Formetor ©Pixabay
Registrierung und Reservierung in den Häfen
Vor allem in den von der spanischen Hafenbehörde PortsIB verwalteten Häfen ist eine Registrierung und Anmeldung zwingend erforderlich. Hier werden auch personenbezogene Daten aller an Bord befindlichen Personen abgefragt und müssen in ein Formular eingetragen werden. Deshalb ist es sinnvoll, vor der Reise eine detaillierte Crewliste zu erstellen, einschließlich der Ausweisnummern. So geht das Ausfüllen der Formulare wesentlich schneller und bequemer vonstatten.
Zwar nehmen die privaten und von Segelclubs betriebenen Häfen diese regelung nicht so streng, da aber die Guardia Civil auch hin und wieder in privaten Häfen kontrolliert, lohnt sich die Liste auch hier.
Wichtig: Reservieren Sie rechtzeitig die geplanten Liegeplätze. Vor allem in der Hauptsaison im Hochsommer kann es ohne frühzeitige Reservierung zu bösen Überraschungen kommen. Viele Hafenbetreiber bieten die Buchung des Liegeplatzes bereits Wochen oder Monate vorher an, entweder über die jeweiligen Webseiten oder per eMail.
Ankern und Bojen
Entlang der rund 550 Kilometer langen Küstenlinie Mallorcas finden sich über 80 Ankerbuchten. Vor allem die meist gut geschützten Felsenbuchten mit feinen Kies- oder Sandstränden sind überaus beliebt. Manche dieser Buchten wurden künstlich angelegt. Sie eignen sich gleichermaßen als Platz für die Nacht, oder um tagsüber eine Badepause einzulegen.
In den Buchten ist unbedingt zu beachten, dass innerhalb der mit gelben Bojen markierten Bereichen nicht geankert werden darf. Diese Abschnitte kennzeichnen die Badebereiche der Strandbesucher.
Posidionia – schützenswertes Seegras
Die Seegraswiesen aus dem Posidiona – im Deutschen als „Neptun-Seegras“ bezeichnet, sind ein wichtiger Lebensraum für Meeresbewohner. Außerdem speichern sie Kohlendioxid, filtern Schmutzpartikel aus dem Wasser und sind somit ebenso wichtig für das Klima und die Wasserqualität. Auch schützen die über 600 km² großen Seegrasflächen der Balearen die Strände vor Erosion, deren abgestorbenen Pflanzenteile daher auch nicht von den Sandstränden entfernt werden dürfen. Die steigende Wasserverschmutzung sowie der Klimawandel setzen dem ökologisch wichtigen Posidonia arg zu, ebenso wie Anker, die die Flächen nachhaltig beschädigen. Daher ist das Ankern auf Seegrasflächen rund um die Balearen verboten. Die Polizei kontrolliert seit einigen Jahren immer wieder entlang der Küste, verhängt Strafen und veranlasst das Umankern auf andere Flächen.
Wichtig: Nicht nur der Anker ist entscheidend, auch die Ankerkette darf das Seegras auf keinen Fall berühren. Achten Sie also bei der Wahl des Ankerplatzes darauf, dass Sie sich ausreichend vom Posidonia freihalten.
Vor dem Werfen des Ankers sollte also sichergestellt sein, dass der Ankergrund frei von Seegras ist. Dies erkennt man in dem klaren Wasser durch die dunkle Farbe, die sich erheblich von Sandgrund abhebt.
Tipp: Für Smartphones ist die App „Posidonia Maps“ erhältlich, in der die Seegrasflächen aufgelistet sind.
- Posidiona- App zum Download für Android
- Posidiona- App zum Download für Apple
Hinweis: An vielen Stellen sind die Seegrasflächen durch eine Betonnung gesperrt. Das führt bei einigen Buchten dazu, dass die seewärtig nicht mehr geschützt sind. Die beiden Buchten Cala Mandia und Cala Agulla im Südwesten von Porto Cristo bieten daher keinerlei Schutz mehr.
Bojenfelder einfach reservieren
Auch die elf Bojenfelder rund um Mallorca sind überaus beliebt. Eine vorherige, vor allem frühzeitige Reservierung ist daher meistens notwendig. Diese können Sie entweder über die Webseite der CBBA (hier gehts zur deutschen Version) oder über die erhätliche App buchen:
Die App hält neben der Reservierungsmöglichkeit auch weitere nautische Informationen und Serviceangebote bereit.
Wissenswertes zur Törnplanung
Ein kompletter Törn rund Mallorca ist durchaus in sechs Tagen zu schaffen. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine stabile Wetterlage. Man sollte ggf. immer mit Hafentagen rechnen, wie zum Beispiel beim einsetzenden Mistral, der Schiffe und Crews gut und gerne 2-3 Tage zum Hafenaufenthalt zwingen können. Daher sollte bei einer einwöchigen Reise immer auch ein Plan-B-Törnplan entworfen werden, in dem Umkehrpunkte festgelegt und alternative Törnziele markiert werden. Ideal, um die Insel entspannt und mit Wetterpuffer zu umrunden, sind 10 bis 14 Tage, zumal die Etappen dann kürzer sind und auch an sehenswerten Orten und in Buchten Pausen eingelegt werden können.
Ausgangspunkt ist meistens Palma, da sich hier auch der Flughafen der Insel befindet und somit bei der Anreise schnell erreichbar ist. Außerdem befinden sich hier die meisten Charterbasen.
An der Nordwestseite Mallorcas sind die Etappen länger und die Distanzen zwischen den Häfen und Buchten größer, weil die Küste hier stellenweise schwer zugänglich ist. Hier sollte die Passage in jedem Falle gründlich geplant werden, auch für den Fall eines Wetterumschwungs.
Puerto de Sollér ©Pixabay
Törnvorschlag für eine Umrundung in einer Woche
Los geht es in Palma de Mallorca. Ideal liegt hier der der nur zehn Minuten vom Flughafen entfernte Club de Mar Palma, der knapp 700 Plätze für Yachten von 8 bis 135 Meter Länge bietet. Die moderne Marina bietet ein gr0ßes Serviceangebot, eine gute Infrastruktur und Versorgung mit Boutiquen, Restaurants, Schiffszubehör und Lebensmittelläden. Auch für Kinder gibt es hier ein reichhaltiges Angebot. Der Club de Mar Palma ist der ideale Ausgangshafen, in dem sich Crews versorgen können, bevor es auf die Reise geht.
Andraxt
Das erste Etappenziel liegt etwas über 20 Seemeilen westlich: die alte mallorquinische Stadt Andraxt, am Ende einer geschützten Bucht gelegen. Hier kann entweder in der Bucht an einem Bojenfeld festgemacht werden, oder man liegt an den Stegen der Marina, Club Vela Puerto de Andraxt mit 475 Liegeplätzen bis 30 Meter Länge. Die Liegeplätze werden zugewiesen, am Bojenfeld kommt ein Schlauchboot zur Registrierung und zum kassieren des Liegegeldes.
Andraxt ist ein altes Fischerdorf, was man bereits beim Einlaufen an den wunderschönen Fischerhäusern in Pastellfarben erkennt. Hier finden sich zahlreiche Restaurants mit wundervollen Blick auf die felsige Bucht.
Puerto de Sollér
An Tag zwei geht es knapp 30 Semeilen entlang der Nordwestküste Mallorcas bis zum Puerto de Sollér. Auf dem Weg dorthin finden sich ein paar Ankerplätze und kleine Buchten für einen Badestopp. Hinter dem Cap Gros wird nach Südosten Richtung Puerto de Sollér abgebogen. In der gut geschützten Bucht kann entweder geankert oder sich ein Platz in der mit 650 Plätzen großen Marina gesucht werden.
Der Ankergrund besteht aus Sand, beachtet werden sollten die durch gelbe Bojen geschützten Bereiche, in denen Ankerverbot besteht.
Das touristische Treiben konzentriert sich um die Plaça Sa Constitució, wo sich im Schatten der Pfarrkiche Sant Bartomeu und dem Modernisme-Bau der Banco Central Hispano die Stühle mehrerer Cafés und Restaurants drängen. Historische Paläste, balearische Spezialitäten und Kunsthandwerk findet man in der Carrer Sa Lluna. Sóller ist außerdem ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade.
Alcudia / Pollença
Am nächsten Tag geht es zunächst nach Nordosten, wo das Cap Formentor passiert wird. Anschließend wirdnach Süden abgebogen, wo für die Nacht mehrere Liegeplätze warten. Die erste Möglichkeit, die Nacht geschützt vor Anker zu verbringen, bietet die Bucht Cala Murta in der Badia Pollença, direkt unterhalb des Caps Formentor. Auf dem Weg bis Pollença finden sich noch weitere Möglichkeiten zum Ankern. Am nördlichen Ende der Bucht finden zwei Häfen in Pollença, den Port de Pollença (611 Plätze) und den Real Club Nautico mit 375 Liegeplätzen.
Der malerische Ort Pollença wartet an Sonntagen mit einem echten Highlight auf seine Besucher, wenn der Mercat – Wochenmarkt – stattfindet. Ansonsten wartet der schöne Ort mit vielen Straßencafés entlang der Plaça Major auf seine Gäste.
Wer schon etwas mehr Strecke machen möchte, fährt weiter in die Badia (Bucht) von Alcudia, wo sich auch mehrere Ankerplätze und mit dem Alcúdiamar, Port Turístic Esportiu ein mit rund 750 Plätzen geräumiger Hafen findet. Auch Alcudia ist eine Reise wert, vor allem der historische Stadtkern mit seinen verwinkelten Gassen ist sehenswert.
Porto Cristo
Nach etwas über 30 Seemeilen wird an der Südostküste Mallorcas Porto Cristo erreicht. Unterwegs warten zahlreiche Calas, kleine Buchten, auf einen Besuch. In Porto Cristo, am Ende der gut geschützten Bucht Manacor findet sich der Club Náutic Portocristo mit etwas mehr als 200 Liegeplätzen. Die Hauptattraktion des beliebten Ferienortes sind die rund 1,5 km südlich gelegenen, eindrucksvollen Tropfsteinhöhlen, die Coves del Drac. Hier dringt man durch Stalagmiten und Stalaktiten hindurch bis zum Martel-See vor, dem größten unterirdischen See Mallorcas, wo man wie in einem riesigen Konzertsaal mit einem klassischen Konzert empfangen wird. Die Musiker gleiten dabei auf einer beleuchteten Barke über den See.
Islas Cabrera
Als letztes Ziel, bevor es wieder zurück nach Palma geht, steht der Besuch der Insel Cabrera an. Hier warten 50 Bojen in einer Bucht der Insel inmitten unberührter Natur. Die Bojenplätze müssen vorher reserviert werden. Ohne Reservierung ist ein Bleiben auch bei noch freien Plätzen nicht erlaubt. Die Farben der Bojen kennzeichnen die Bootslänge: Weiß gilt für Yachten bis 12 Meter, Gelb 15 Meter, Orange bis 20 Meter und Rot von 20 bis 35 Meter Länge. Die grünen Bojen sind nur für Tagesaufenthalte eingerichtet. In der Hauptsaison kostet ein Platz für eine 15 Meter Yacht etwa 30 Euro.
Islas Cabrera
Segel- und Motoryachten auf Mallorca mieten
Mallorca ist auf Grund der guten Erreichbarkeit mit dem Flugzeug und der Vielseitigkeit des Reviers einer der beliebtesten Charter-Spots im Mittelmeer. Insbesondere ab Palma stehen zahlreiche Segel- und Motorboote zur Miete bereit. Ein beliebter Starthafen auf Mallorca für die Anmietung einer Segelyacht für Schläge Richtung Menorca ist Porto Pollenca, direkt in die Welt der Calas Fantascicas kann gut ab dem Charterstützpunkt in Porto Colom starten.