Die 6 gängigsten Arten von Segeln in der Übersicht

Je nach Windstärke und je nach Kurs, also der einfallenden Windrichtung, kommen auf Segelbooten und Segelyachten verschiedene Segel zum Einsatz. Neben dem Hauptsegel, dem sogenannten Großsegel, werden unterschiedliche Vorsegel, wie z.B. Fock, Genua, Spinnaker oder Gennaker eingesetzt. Diese können teilweise auch untereinander kombiniert werden.

Die 6 gängigsten Segel, ihre Eigenschaften und ihr Einsatzbereich im Überblick.

Inhaltsverzeichnis

Großsegel: Das Hauptsegel von Segelbooten

Das Großsegel ist das zentrale Segel eines Segelbootes und wird sowohl am Mast als auch am Baum befestigt. Es trägt maßgeblich zum Vortrieb und zur Steuerung bei und sorgt gemeinsam mit dem Vorsegel für eine ausgewogene Balance und Stabilität. Es wird meistens als Groß bezeichnet.

Eigenschaften des Großsegels

Das sind die wichtigsten Eigenschaften eines Großsegels:

  • Hauptantrieb des Bootes: Entscheidend für Geschwindigkeit und Steuerung.
  • Befestigung am Mast und Baum: Wird am Mast hochgezogen und am Baum gespannt.
  • Reffbar für Starkwind: Kann bei kräftigem Wind verkleinert (gerefft) werden, um das Boot besser zu kontrollieren.
  • Vielseitig auf allen Kursen: Nutzbar auf sämtlichen Kursen, von Am-Wind bis Vorwind.

Einsatzbereiche und Merkmale eines Großsegels

Für folgende Einsatzbereiche ist ein Großsegel gedacht:

  • Stabilisierung des Kurses: Durch Trimmelemente wie Cunningham, Baumniederholer und Traveller lässt sich das Großsegel anpassen.
  • Vortrieb und Geschwindigkeit: In Kombination mit dem Vorsegel sorgt es für eine effiziente Nutzung des Windes.
  • Eine korrekte Trimmung verhindert übermäßige Krängung (Schräglage).

Verschiedene Typen von Großsegeln

Es gibt mehrere Arten von Großsegeln, zwischen denen unterschieden wird:

  • Latten-Großsegel: Mit durchgehenden oder kurzen Segellatten für bessere Formstabilität.
  • Rollgroßsegel: Lässt sich im Mast oder Baum aufrollen, was die Handhabung erleichtert.
  • Gaffel- oder Kutter-Großsegel: Traditionelle Varianten mit einer speziellen Takelungsform.
Großsegel
Großsegel auf einem Segelboot. Foto: Pixabay

Fock: Für stärkeren Wind

Eine Fock ist ein Vorsegel, also ein Segel, welches vor dem Mast gesetzt wird. Sie ist kleiner als eine Genua und wird oft bei stärkerem Wind verwendet, da sie weniger Segelfläche hat und das Boot dadurch besser kontrollierbar bleibt. Man spricht auch von der „Arbeitsfock“.

Eigenschaften einer Fock

Die Fock zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Kompakter als eine Genua: Sie ragt kaum oder gar nicht über das Großsegel hinaus.
  • Ideal für starken Wind: Durch die kleinere Fläche bleibt das Boot auch bei kräftigem Wind gut kontrollierbar.
  • Effizient für Am-Wind-Kurse: Ermöglicht ein optimales Höhelaufen und verbessert die Manövrierfähigkeit.
  • Leicht zu handhaben: Lässt sich einfacher setzen und bergen als größere Vorsegel.

Einsatzbereiche einer Fock

In folgenden Situationen kommt die Fock zum Einsatz:

  • Bei kräftigeren Winden, um das Boot stabil und gut steuerbar zu halten.
  • Beim Segeln hoch am Wind, um eine präzise Kursführung zu ermöglichen.
  • Auf Booten, die für kleinere Vorsegel ausgelegt sind, wie Jollen oder traditionelle Yachten mit Kuttertakelung.

Weitere Arten einer Fock: Sturmfock und Selbstwendefock

Eine kleine Variante der Fock wird als Sturmfock bezeichnet. Diese eignet sich für Starkwind, um neben dem gerefften Groß die Segelfläche zu reduzieren.

Heutzutage gibt es auf vielen Booten die sogenannte Selbstwendefock. Hier werden die Fockschoten über einen Schlitten mit Schiene geführt, die bei einer Wende das Vorsegel automatisch auf die andere Seite führt.

Segelboot auf Wasser mit Fock
Die Fock wird vor den Mast gesetzt. Foto: Pixabay

Genua: Für leichten bis mittleren Wind

Die Genua ist ein großflächiges Vorsegel, das über das Großsegel hinausragt und vor allem bei leichtem bis mittlerem Wind zum Einsatz kommt. Aufgrund ihrer größeren Segelfläche im Vergleich zur Fock erzeugt sie zusätzlichen Vortrieb und verbessert die Geschwindigkeit des Bootes.

Eigenschaften einer Genua

Die Genua zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Größer als eine Fock: Sie überlappt das Großsegel und reicht weiter nach hinten.
  • Optimal bei wenig bis mäßigem Wind: Dank ihrer großen Fläche bietet sie mehr Vortrieb bei schwachen Windverhältnissen.
  • Erhältlich in verschiedenen Größen: Genuas sind in verschiedenen Varianten erhältlich, häufig klassifiziert als Genua 1, 2 oder 3 – wobei eine kleinere Zahl für ein größeres Segel steht.
  • Weniger geeignet für starken Wind: Bei kräftigem Wind wird sie meist gerefft oder durch eine Fock ersetzt.

Einsatzbereiche einer Genua

In folgenden Situationen kommt die Genua zum Einsatz:

  • Bei wenig bis mittlerem Wind, um das Boot effizient zu beschleunigen.
  • Auf Am-Wind- bis Halbwind-Kursen, um das Segelprofil optimal zu nutzen.
  • Im Regattasport, wenn maximale Geschwindigkeit gefragt ist.
  • Die Genua kann je nach Segelsetup entweder mit einer Rollreffanlage aufgerollt oder manuell gewechselt werden, um sich den Windverhältnissen anzupassen.
Segelboot mit Genua auf dem Wasser
Die Genua auf einem Segelboot. Foto: Pixabay

Spinnaker

Ein Spinnaker ist ein großes, voluminöses Vorsegel, das vor allem auf Vorwindkursen zum Einsatz kommt, um das Boot bei starkem Wind zu beschleunigen. Mit seiner besonders großen Fläche ist es darauf ausgelegt, den Wind bestmöglich zu fangen und dadurch die Geschwindigkeit des Bootes zu erhöhen.

Eigenschaften eines Spinnakers

Ein Spinnaker zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Bauchige Form: Der Spinnaker hat eine tiefe, voluminöse Form, die ihm hilft, viel Wind zu fangen.
  • Große Segelfläche: Als das größte Segel auf einem Segelboot sorgt es bei geeigneten Windbedingungen für viel Vortrieb.
  • Für Vorwindkurse: Besonders wirksam auf Kursen, bei denen das Boot mit dem Wind segelt (Vorwind, Raumwind oder achterlicher Wind).
  • Spinnakerbaum erforderlich: Ein Spinnakerbaum wird genutzt, um das Segel stabil zu halten und ihm die notwendige Form zu verleihen.
  • Komplexe Handhabung: Der Spinnaker ist schwieriger zu setzen, zu trimmen und zu bergen als andere Segel, da er viel Wind fängt und daher schwieriger zu kontrollieren ist.

Einsatzbereich des Spinnakers

In folgenden Situationen kommt ein Spinnaker zum Einsatz:

  • Auf Vorwindkursen oder bei leichtem Wind, um das Boot schnell voranzutreiben.
  • In Regatten, um die Geschwindigkeit unter optimalen Windbedingungen zu maximieren.
  • Wenn das Boot bei Raumwind oder achterlichem Wind segelt, um die bestmögliche Leistung zu erzielen.
  • Der Spinnaker ist ein unverzichtbares Segel für das Maximieren der Geschwindigkeit bei den richtigen Windverhältnissen.
Spinnaker auf einem Segelboot
Spinnaker auf einem Segelboot. Foto: Pixabay

Gennaker

Ein Gennaker ist ein leichtes Vorsegel, das die Eigenschaften einer Genua und eines Spinnakers kombiniert. Es wird vor allem auf raumen und halbwindigen Kursen eingesetzt, um den Vortrieb zu erhöhen.

Eigenschaften eines Gennakers

Ein Gennaker zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Kombination aus Genua und Spinnaker: Der Gennaker vereint die leichte Handhabung einer Genua mit der großen Fläche eines Spinnakers.
  • Bauchige Form: Im Gegensatz zur Genua hat der Gennaker mehr Tiefe, wodurch er mehr Wind einfängt und effektiver wird.
  • Ideal für Raumschots- und Halbwindkurse: Besonders nützlich auf Kursen zwischen Halbwind und Raumwind.
  • Kein Spinnakerbaum erforderlich: Anders als beim Spinnaker wird der Gennaker meist mit einem Bergeschlauch oder auf einer Rollanlage gesetzt.

Einsatzbereich eines Gennakers

In folgenden Situationen kommt ein Gennaker zum Einsatz:

  • Bei leichtem bis mittlerem Wind auf Raum- und Halbwindkursen.
  • Wenn ein Spinnaker zu aufwendig oder schwierig zu handhaben ist.
  • Bei Regatten oder auf längeren Törns, um zusätzlichen Vortrieb zu erhalten.
  • Der Gennaker lässt sich unkompliziert setzen und bergen, was ihn besonders für Fahrtensegler attraktiv macht
Gennaker auf einem Segelboot auf dem Wasser.
Gennaker auf einem Segelboot auf dem Wasser. Foto: Pixabay

Code Zero oder Code 0

Ein Code Zero (auch als Code 0 geschrieben) ist ein Vorsegel, das für leichte Winde konzipiert wurde. Es verbindet die Eigenschaften einer Genua und eines Gennakers und bildet somit eine Art Hybrid zwischen beiden.

Eigenschaften eines Code Zero-Segels

Das Code Zero-Segel zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Optimal für Leichtwind: Besonders wirksam bei Windstärken zwischen 4 und 15 Knoten.
  • Flacher Schnitt: Ähnelt einer Genua, jedoch mit einer strafferen Form als ein Gennaker.
  • Große Segelfläche: Bietet mehr Vortrieb als eine herkömmliche Genua und verbessert die Geschwindigkeit bei wenig Wind.
  • Einfache Handhabung: Oft mit einer Rollvorrichtung ausgestattet, die das Setzen und Bergen erleichtert.
  • Vielseitig einsetzbar: Hauptsächlich für raume (halbwind- bis leicht raume) Kurse geeignet, kann je nach Schnitt aber auch hoch am Wind genutzt werden.

Einsatzbereiche eines Code Zero

In folgenden Situationen wird ein Code Zero verwendet:

  • Bei schwachem Wind, wenn eine Genua nicht ausreicht, um genügend Vortrieb zu erzeugen.
  • Auf Am-Wind- bis Raumwind-Kursen, insbesondere wenn ein Gennaker oder Spinnaker noch nicht optimal wäre.
  • Im Regattasegeln, um das Boot bei wenig Wind effizienter zu bewegen.
Segelboot mit Code Zero Segel auf dem Wasser
Code 0 an einem Volvo Ocean 65. ©Wikipedia CC BY-SA 2.0

Übersicht: Arten und Einsatzbereiche von Segeln

In der nachfolgenden Grafik sind die verschiedenen Arten von Segeln noch einmal übersichtlich dargestellt:

Übersichtstabelle: Einsatzbereichen der Segel-Arten

In folgenden Situationen werden die verschiedenen Arten von Segeln eingesetzt:

SegeltypForm/SchnittWindbereichIdeale Kurse
Fockflachmittlerer bis starker windAm Wind
Genuaflachmittlerer WindAm Wind
Gennakerbauchigleichter bis mittlerer WindRaumschots bis Vorwind
Spinnakersehr bauchigleichter bis starkerWindVorwindkurs
Code 0zwischen flach und bauchigleichter WindHalbwind bis raumschots