Segelbekleidung: Diese Kleidung brauchst Du an Bord
Die richtige Segelbekleidung ist auf einem Segeltörn unerlässlich. Je nach Wetterlage und Einsatz sind unterschiedliche Bekleidungsstücke und Schichten notwendig. In unserem Ratgeber erfährst Du, worauf es bei Segelbekleidung ankommt.
Egal ob auf Binnenrevieren oder beim Hochseetörn – das Wetter kann schnell umschlagen, von warm zu kalt, von trocken zu regnerisch und von windstill zu stürmisch. Auf Motorbooten und Segelyachten sind die Wetterbedingungen extrem unterschiedlich. Und auch wenn die Wetterlage stabil ist, kommt es vor allem bei Segeltörns immer wieder zu Situationen, in denen die Segelbekleidung angepasst werden muss. Wenn Du zum Beispiel auf Raumschotkurs (Wind von hinten) segelst, ist es bei Sommerwetter meistens warm. Änderst Du aber den Kurs und segelst hoch am Wind (Wind von vorn), wird es schlagartig kälter und es kann auch Gischt über das Deck kommen. Dann heißt es: Kleidung wechseln. Daraus resultiert eine alte Weisheit unter Seglern:
Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung (Seglerweisheit)
Die Auswahl an Segelbekleidung ist groß. Gerade Neulinge können bei der Auswahl ihrer Kleidung für den ersten Segeltörn unsicher sein und nicht genau wissen, was sie brauchen. Um Licht ins Dunkle zu bringen, haben wir die wichtigsten Informationen zur Segelbekleidung und ein paar Tipps zusammengestellt.
Baselayer, Midlayer und Shell-Layer bei Segelbekleidung
Zur Grundausstattung der Segelbekleidung gehören deshalb verschiedene Kleidungsstücke, um auf die jeweilige Situation zu reagieren und passend angezogen zu sein. Unterschieden wird zwischen drei atmungsaktiven Schichten, die bei Bedarf miteinander kombiniert werden und die Feuchtigkeit von innen nach außen transportieren:
- Die Basisschicht (Baselayer)
- Die Mittelschicht (Midlayer oder Isolationsschicht)
- Die Außenschicht (Shell-Layer oder Außenlage)
Baselayer
Die Basisschicht/Baselayer besteht aus Kleidungsstücken, die direkt auf der Haut anliegen, also zum Beispiel ein langärmeliges Unterhemd oder eine lange Unterhose.
Midlayer
Als Mittelschicht, auch Midlayer oder Isolationsschicht genannt, bezeichnet man die Kleidungsstücke, die den Segler warm halten, wie den Fleecepulli oder eine leichte Fleece-Hose.
Shell-Layer
Die Außenschicht, auch als Shell-Layer oder Außenlage bezeichnet, besteht aus der klassischen, wasserdichten Wetterbekleidung, wie Öl-Jacke und Öl-Hose.
Segelbekleidung: Das sind die wichtigsten Kleidungsstücke
Um für jede Wettersituation vorbereitet zu sein, benötigst Du folgende Segelbekleidung:
- Ölzeug
- Segeljacke und Segelhose
- Baselayer und Midlayer (z.B. Fleecejacke und Unterwäsche)
- Segelschuhe und Segelstiefel
- Mütze, Segelhandschuhe und Sonnenbrille
Um Deine Segelkleidung mitnehmen zu können, ist ein wasserdichter Seesack perfekt. Er lässt sich gut auf dem Boot verstauen, hat viel Platz und ist dazu wasserdicht.
Das Ölzeug
Die wohl wichtigste Segelbekleidung ist das Ölzeug. Der Name kommt aus der traditionellen Seefahrt, denn früher wurden die Segeljacken und -hosen der Seeleute mit Leinöl gegen Feuchtigkeit imprägniert. Heutiges Ölzeug ist natürlich wesentlich moderner, leicht, hält extremen Wetterbedingungen stand, ist winddicht, atmungsaktiv und bietet eine gute Bewegungsfreiheit.
Das Ölzeug besteht aus einer warmen, wasserdichten Jacke und einer hochgezogenen Latzhose, damit auch bei schwerem Wetter und Starkregen kein Wasser eindringt. Je nachdem, ob Du in Binnenrevieren unterwegs bist oder auf hoher See, eignet sich entweder ein Inshore- oder Offshore-Ölzeug. Inshore-Ölzeug ist eine leichtere Ausführung, Offshore hingegen hält auch extremen Bedingungen und sehr niedrigen Temperaturen stand.
Tipps für das Ölzeug
Ölzeug gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Zunächst solltest Du danach gehen, wo Du segelst. In Binnenrevieren, auf Flüssen und Seen reicht Inshore-Ölzeug völlig aus. Sowohl Öljacke und Ölhose sind wasserdicht, atmungsaktiv aber wesentlich leichter als das oft sehr derbe Offshore-Ölzeug. Und meistens übrigens auch günstiger. Wenn Du aber an der Küste oder auf hoher See unterwegs bist, solltest Du lieber darauf achten, sogenanntes Coastal– oder Offshore-Ölzeug zu nehmen. Investiere hier lieber mehr Budget, denn es gibt erhebliche qualitative Unterschiede und das Wohlbefinden an Bord ist sehr wichtig. Beim Ölzeug solltest Du in Bezug auf die Größe eher großzügig vorgehen und sowohl Öljacken als auch Ölhosen nicht zu eng kaufen. Denn auch wenn Offshore-Ölzeug auf den ersten Blick sehr warm erscheint, wirst Du bei widrigen Bedingungen oft mehrere Schichten, wie Fleecejacke und Langarmshirt drunter ziehen, um Dich warm zu halten.
Probiere mehrere Öljacken und Ölhosen an, um herauszufinden, welche Modelle Dir den besten Komfort und Bewegungsfreiheit bieten. Am besten probierst Du das Ganze auch mit ein paar Schichten darunter aus und simulierst Bewegungen wie zum Beispiel das Kurbeln der Winschen. Achte auch auf das Gewicht der Jacken, denn auch hier sind die Unterschiede sehr groß. Unter schwerem Ölzeug kommst Du leichter ins Schwitzen. Wenn Du Dein Ölzeug dann gefunden hast, solltest Du es nochmal in Kombination mit einer Rettungsweste anziehen und probieren, um wirklich sicher zu sein, die richtige Wahl getroffen zu haben.
Informiere Dich über die Wasserdichtigkeit der unterschiedlichen Modelle. Diese ist immer als „Wassersäule“ angegeben. Auch hier sind die Unterschiede oft sehr groß.
- Jetzt weiterlesen: Pflege und Reinigung von Ölzeug
Auch die Farbe von Ölzeug ist wichtig. Allerdings nicht aus modischen, sondern aus Sicherheitsgründen. Es kann durchaus passieren, über Bord zu gehen. Dann sind helle, leuchtende Farben besser, um Personen im Wasser sehen und bergen zu können. Hier helfen neben kräftigen Farben wie rot oder gelb auch angenähte Reflektoren und Kapuzen in neonfarben.
Auf See gibt es auch viele Kleinteile, die in der Jacke Platz haben müssen, wie Taschenmesser, Handkompass, Zeisinge (Bändsel) und anderes. Dein Ölzeug sollte also auch über ausreichend viele, wasserdichte Taschen verfügen.
Segeljacke und Segelhose
Neben dem Ölzeug zählen zur Grundausstattung beim Segeln auch Segeljacke und Segelhose.
Die Segeljacke
Eine Segeljacke sollte möglichst leicht sein und auch schon über ein kleines Maß an Wetterschutz verfügen. Segeljacken kommen immer dann zum Einsatz, wenn zum Beispiel der Wind dreht und es kühler wird. Aber auch für den Landgang am Abend oder wenn Du den Tag in der Ankerbucht ausklingen lässt und es sich abkühlt, ist eine Segeljacke ideal. Auch beliebt sind Segelwesten.
Die Segelhose
Passend zur leichten Segeljacke ist auch eine Segelhose notwendig. Wichtig ist die Bewegungsfreiheit und dass die Hose wetterfest und atmungsaktiv ist. Für warme Tage eignen sich kurze Segelhosen, für kühlere Zeiten an Bord sind lange Segelhosen ideal. Es gibt auch Segelhosen, bei denen die Hosenbeine mit einem Reißverschluss gekürzt werden können. Achten solltest Du bei der Segelhose darauf, dass sie an den Knien verstärkt ist, denn dort ist die Belastung oft hoch und so scheuert die Hose nicht durch.
Tipps zu Segeljacke und Segelhose
Segeljacken und Segelhosen sollten eine gute Bewegungsfreiheit bieten, wasser- und winddicht sein. Im Gegensatz zum Ölzeug dienen sie eher als alltägliche Oberbekleidung an Bord, also wenn das Wetter angenehm ist. Sie sorgen dafür, dass Du vom Wind nicht auskühlst.
Alternativ oder zusätzlich bieten sich auch Segelwesten an, die den Oberkörper vor Wind schützen. Sie werden gern mit zum Beispiel einer leichten Fleecejacke kombiniert. Als Segeljacken oder Segelweste kannst Du auch viele Angebote aus dem Outdoor-Zubehörhandel nehmen. Outdoorbekleidung verfügt fast immer über die auch für das Segeln notwendigen Eigenschaften, wie Atmungsaktivität, Wind- und Wasserdichtigkeit. Allerdings gilt auch hier, dass die Farbwahl eher auf die Sicherheit – sprich Sichtbarkeit – ihren Fokus haben sollte.
Baselayer und Midlayer
Unter schwerem Ölzeug kann es schnell mal kalt werden, ebenso unter der Segeljacke. Deshalb solltest Du auch bei Baselayer und bei Midlayer auf die richtige Bekleidung achten und auf Fleecejacken und Funktionsbekleidung und -Unterwäsche setzen.
Tipps für Baselayer und Midlayer
Was Du beim Ölzeug an Geld ausgegeben hast, kannst Du an anderen Stellen oft wieder sparen. So auch bei den Kleidungsstücken, die Du beim Segeln als wärmende Schichten trägst. Fleecejacken, Pullis, Shirts und lange Unterziehhosen sind im Outdoor-Handel oft in größerer Auswahl und zu günstigen Preisen erhältlich. Aber auch im Segel-Zubehör kannst Du öfter aus Schnäppchen zurückgreifen.
Du solltest aber immer drauf achten, dass sowohl Baselayer als auch die Wärmeschicht aus atmungsaktiven und Feuchtigkeits-transportierenden Materialien besteht. Baumwolle eignet sich für den Baselayer meistens gut, aber auch atmungsaktive Kunstgewebe wie Microfasern. Als Wärmeschicht haben sich Fleece und Faserpelz sehr bewährt. Auch hier ist die Auswahl sehr groß.
Segelschuhe und Segelstiefel
Auf dem Boot solltest du stets auf ein gutes Schuhwerk achten. Rutschfeste Segelschuhe für den Alltag an Bord und Segelstiefel an kalten und regnerischen Tagen gehören zur Pflicht-Ausstattung.
Übrigens – auch wenn barfußsegeln ein sehr beliebter Begriff ist, solltest Du auf einem Boot stehts Schuhe anziehen. Denn überall an Bord lauern kleine Verletzungsfallen wie Splinte oder Beschläge.
Segelschuhe
Auch wenn das Deck feucht ist, bieten Segelschuhe einen festen Stand bei Manövern an Deck oder dem Vorschiff. Sie sollten vor allem eine rutschfeste, gummierte und helle Sohle haben. Zudem sind Segelschuhe – vor allem für wärmere Tage – leicht dehnbar und haben einen hohen Tragekomfort.
Manche Modelle verfügen auch über einen Wasserablauf, der an Löchern in der Sohle erkennbar ist. Sie sollten auch barfuß bequem und angenehm sein und innen keine harten Nähte oder ähnliches aufweisen.
Wichtig: Segelschuhe müssen 100%ig passen. Zu große Segelschuhe können dazu führen, dass der Fuß rausrutschen kann, durch zu kleine Segelschuhe kannst Du Dir schnell Blasen oder schmerzende Stellen einhandeln.
Segelstiefel
Segelstiefel sind von Bord nicht wegzudenken. Denn wenn es draußen an Deck kalt ist, regnet oder Wasser über das Deck kommt, halten Segelstiefel die Füße trocken und warm. Segelstiefel sollten natürlich auch rutschfest sein und der Schaft nicht zu eng anliegen, damit die Ölhose in den Stiefel gesteckt werden kann.
Segelmütze, Segelhandschuhe und Sonnenbrille
Weitere Bestandteile der Segelbekleidung, die auf keinem Törn fehlen dürfen, sind Segelmütze, Segelhandschuhe und die Sonnenbrille.
Segelmütze
Die UV-Belastung auf Booten ist wesentlich höher als an Land und dazu kann es empfindlich kalt und windig werden. Daher sind Segelmützen wichtig, wie eine fest sitzende Wollmütze für kalte Tage und Basecap für sonnige Zeiten an Bord.
Für die warmen, sonnigen Tagen reicht eine normale Basecap, die allerdings gegen das Wegfliegen mit einem Clip und Bändsel gesichert werden sollte. Für kühlere Tage sollte auch eine fest sitzende Wollmütze oder auch die sogenannten Docker-Mütze nicht fehlen. Docker Mützen lassen sich auch unter der Kapuze der Öljacke tragen und verrutschen nicht. Allerdings bedecken sie auch nicht die Ohren, so dass die Wärmefunktion eher eingeschränkt ist. Am besten gleich mehrere Mützen einpacken, falls sie nass werden oder – was immer wieder mal passieren kann – vom Wind weggeblasen werden.
Segelhandschuhe
Segelhandschuhe verhindern nicht nur kalte und klamme Finger, sondern auch Verbrennungen, wenn eine Schot oder anderes Tauwerk durch die Handflächen läuft. Auch um zum Beispiel eine Winschkurbel ohne Abrutschen zu bedienen, sind Segelhandschuhe ideal. Für wärmere Tage gibt es sie ohne Fingerkuppen, für kältere Törns auch mit leichter Polsterung.
Sie sollten innen und an den Fingerflächen gummiert sein, eng und fest anliegen und aus einem luftdurchlässigen Obermaterial bestehen. Durch die Gummierung erhältst Du genug Grip für die Arbeit mit den Fallen und Schoten an Bord, und sie schützen vor Scheuerstellen oder gar Brandverletzungen. Als Segelhandschuh kannst Du auch viele moderne Arbeitshandschuhe umnutzen. Oft finden sich finden sich geeignete Handschuhe in den Gartenabteilungen der Baumärkte. Je nach Gewebe lassen sich bei solchen Arbeitshandschuhe für den Einsatz an warmen Tagen auch die halben Finger abschneiden.
Sonnenbrille
Eine gute Sonnenbrille ist ein Muss auf jedem Boot. Sie sollte guten Schutz vor Sonnenlicht, Gischt und Wind bieten. Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass die Brille angenehm zu tragen ist und einen sicheren Sitz hat. Bitte mit Bändseln sichern!