Die wichtigsten Segelmanöver im Überblick

Beim Segeln gibt es einige Manöver, die Skipper unbedingt beherrschen sollten. Die wichtigsten Segelmanöver und alles Wichtige zu Wende, Halse und Co.

Um ein Boot zu steuern, seine Richtung und Geschwindigkeit zu verändern und die Segelstellung dem Wind anzupassen, sind verschiedene Handlungen erforderlich, die als Segelmanöver bezeichnet werden. Jedes Manöver hat eine eindeutige Bezeichnung, wie Halse, Wende, Aufschießen oder Beiliegen. Auch ist jedem Manöver eine klare Manöversprache zugeteilt, damit die Abläufe an Bord im Bezug aufs Timing und die einzelnen Crewmitglieder, wie Vorschoter oder Steuermann, aufeinander abgestimmt sind.

Nachfolgend geben wir einen Überblick über die 6 wichtigsten Segelmanöver und zeigen, worauf es bei der Ausführung ankommt.

Die 6 wichtigsten Segelmanöver im Überblick

Sechs der wichtigsten Segelmanöver sind:

Segelmanöver: Die Wende

Segelboote können nicht genau gegen den Wind fahren. Um Vortrieb zu erlangen, muss der Wind also immer etwas schräg einfallen, je nach Bootsart und Takelung mal mehr mal weniger schräg. Segelt ein Boot von A nach B und der Wind kommt direkt aus der Richtung, in die man unterwegs ist, muss daher ein Zickzack-Kurs gefahren werden, das sogenannte Kreuzen. Für diesen Zickzackkurs sind häufige Richtungsänderungen notwendig, bei denen der Bug, also die Spitze des Bootes, durch den Wind gedreht wird. Bei diesem Manöver spricht man von einer Wende.

Die Wende Schritt-für-Schritt

Eine Wende erfolgt im mehreren Schritten. Diese sind:

  • Anluven des Bootes, also in den Wind steuern
  • sobald das Vorsegel flattert und der Wind die Seite wechselt, Fock auf die andere Seite überholen
  • auch das Großsegel wechselt die Seite
  • das Boot wird auf den neuen Kurs gebracht
  • die Segel werden an den Wind angepasst (getrimmt)

Segelmanöver: Die Kommandos bei der Wende

Während eine Wende ausgeführt wird, sind auch mehrere Kommandos nötig:

  • Der Steuermann informiert die Crew über die anstehende Wende: „Klar zur Wende“
  • Die Crew bereitet sich vor und nimmt die Positionen ein. Bestätigung, dass alle bereit sind, durch: „Ist klar!“
  • Sobald der Steuermann das Boot dreht: „Ree“
  • Sobald der Vorschoter das Segel auf die neue Leeseite überholen soll: „Hol‘ über die Fock“
  • Bei manchen Bootstypen hilft es, beim Drehen des Bugs die Fock etwas länger stehen zu lassen, also „back“ zu halten. In diesem Fall erfolgt das Kommando: „Halt back die Fock“
Segelmanöver: Die Wende
Darstellung einer Wende. Foto: ADAC

Segelmanöver: Die Halse

Im Gegensatz zur Wende wird bei der Halse das Heck durch den Wind gedreht, wenn das Boot raumschots segelt (Wind von schräg hinten) oder auf Vorwindkurs (Wind von hinten) ist. Dieses Manöver ist etwas anspruchsvoller als eine Wende, weil der Großbaum bei achterlichem Wind weit aufgefiert ist und deshalb einen langen Weg von der einen zur anderen Seite zurücklegen muss. Bei Unachtsamkeit oder Fehlern im Timing kann es so zu einem unkontrollierten Überschlagen des Großsegels mit Großbaum kommen, der sogenannten „Patenthalse“.

Die Halse Schritt-für-Schritt

Es gibt mehrere Schritte, die beim Ausführen einer Halse von Bedeutung sind. Dazu gehört:

  • Das Abfallen des Bootes mit dem Heck durch den Wind
  • Bevor der Wind die Seite wechselt, dichtholen der Großschot
  • Nach dem Seitenwechsel Großschot wieder auffieren
  • Vorsegel auf die andere Seite überholen
  • Auf den gewünschten Kurs steuern
  • Segel anpassen und trimmen

Segelmanöver: Die Kommandos bei der Halse

Die wichtigsten Kommandos beim Ausführen einer Halse:

  • Der Steuermann informiert die Crew über die anstehende Halse: „Klar zur Halse“
  • Crew bereitet sich vor und nimmt die Positionen ein. Bestätigung, dass alle bereit sind durch: „Ist klar!“
  • Sobald der Steuermann das Boot dreht: „Neuer Kurs: Raumer Wind! Fier auf die Schoten!“
  • Beim Killen des Vorsegels: „Fock fällt!“
  • Gleichzeitig, bevor das Boot durch den Wind dreht: „Hol‘ dicht die Großschot!“
  • Sobald der Wind die Seite wechselt: „Rund achtern!“
  • „Hol über die Fock!“
  • „Fier auf die Großschot“ – um das Großsegel der Windrichtung anzupassen und möglichst keine Fahrt zu verlieren.
Segelmanöver: Halse
Die Halse im Überblick. Foto: ADAC

Segelmanöver: Die Q-Wende

Eine Q-Wende ist ein Ersatzmanöver, bei dem eine Halse vermieden werden soll. Der Grund für eine Q-Wende ist meistens die Sicherheit. Bei starkem Wind und auch bei hohem Seegang, wenn das Boot durch die von hinten einlaufenden Wellen „rollt“, kann eine Halse so schwierig zu fahren sein, dass die Gefahr einer Patenthalse droht.

Um also eine Halse zu vermeiden, das Boot aber dennoch auf einen neuen Kurs zu bringen, ist die Q-Wende eine sinnvolle Alternative.

Die Q-Wende ist zusätzlich noch ein Rettungsmanöver und wird als „Mann über Bord mit Aufschießer“ auch in Bootsprüfungen abgefragt.

Die Q-Wende Schritt-für-Schritt

So läuft die Q-Wende im Einzelnen ab:

  • Anluven des Bootes aus Raumwindkurs, bis ein Amwindkurs erreicht wird
  • Dabei die Segel kontinuierlich dichtholen und der Windrichtung anpassen
  • Danach erfolgt eine vollständige Wende wie oben beschrieben
  • Abfallen vom neuen Amwindkurs auf Raumwindkurs, bis die gewünschte Fahrtrichtung erreicht ist
  • Dabei die Segel kontinuierlich fieren und der neuen Windrichtig anpassen

Das Manöver wird vom Steuermann als „Klar zur Q-Wende“ angekündigt. Danach erfolgt die Kommandoabfolge wie bei einer Wende.

Segelmanöver Q-Wende
So funktioniert eine Q-Wende. Foto: ADAC

Segelmanöver: Der Aufschießer

Als Aufschießer bezeichnet man ein Manöver, bei dem das Boot mit dem Bug direkt in den Wind gedreht wird, um es zu stoppen. Der Aufschießer wird gefahren, um eine im Wasser treibende Person zu bergen, um an einem Steg anzulegen, um zu ankern oder um an einer Boje festzumachen. Auch, um zum Beispiel an einer Schleuse oder vor einer Brücke zu warten, das Boot also „kurz zu parken“, eignet sich ein Aufschießer.

Aufschießer Schritt-für-Schritt

Um einen Aufschießer auszuführen, sind folgende Schritte notwendig:

  • Anluven des Bootes bis es direkt im Wind steht
  • Segel langsam fieren und killen (flattern) lassen
  • Sobald das Boot im Wind steht, durch leichte Korrekturen am Ruder die Ausrichtung halten
Bildliche Darstellung eines Aufschieß-Manövers
So funktioniert ein Aufschießer. Foto: ADAC

Segelmanöver: Reffen

Reffen ist eines der wichtigsten Segelmanöver, und dient vor allem der Sicherheit an Bord. Reffen bedeutet, die Segelfläche zu verkleinern, wenn der Wind zunimmt oder starker Wind erwartet wird.

Wenn der Wind immer stärker weht, nimmt die Krängung, also die Schräglage des Bootes, zu. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann sinnvoll, die Segel zu reffen, um das Boot weiterhin sicher steuern und manövrieren zu können und um die Stabilität zu halten.

Vorsegel werden gerefft, indem sie über eine Rollreffanlage verfügen, bei der das Segel um das Vorstag aufgewickelt wird. Ist keine Rollreffanlage vorhanden, kommen je nach Windstärke kleinere Segel zum Einsatz, wie zum Beispiel eine kleine Sturmfock.

Arten zum Reffen der Segel

Es gibt verschiedene Arten, wie Segel gerefft werden können:

  • Rollreff: Hierbei können die Segel mit einer Rollreffanlage einfach eingerollt werden. Vorsegel wickeln sich um das Vorstag, das Großsegel rollt entweder im Rollbaum oder im Rollmast auf.
  • Bindereff: Hier wird das Großsegel etwas niedergeholt und mit Leinen am Großbaum fixiert. Dazu finden sich in den Segeln entsprechend positionierte Ösen (Reffkauschen, Reffaugen).
  • Zweileinen-Reff: Ein System, welches das Reffen über den Einsatz mit zwei umgelenkten und untersetzten Leinen, vorn und hinten am Großbaum erfolgt. Für jede Reffstufe gibt es verschiedene Leinen.
  • Einleinen-Reffsystem: Hierbei wird zum Reffen nur eine Leine bedient, die über ein Schlittensystem und verschiedenen Taljen funktioniert. Das Einleinen-Reffsystem ist die komfortabelste Art zu reffen.

Um die Segel zu reffen, muss der Winddruck aus ihnen genommen werden. Unter Druck ist ein Reffmanöver nicht möglich. Deshalb muss für einen Reffvorgang das Boot zunächst soweit angeluvt werden, bis die zu reffenden Segel beginnen zu killen (flattern).

Mit dem Reffen sollte nie zu lange gewartet werden. Eine alte Seemannsweisheit besagt, dass lieber zu früh als zu spät gerefft werden sollte.

Reffen bedeutet jedoch nicht nur, die Segelfläche zu verkleinern (einreffen), sondern auch, bei nachlassendem Wind die Segelfläche wieder zu vergrößern. In diesem Falle spricht man vom „ausreffen“.

Segelmanöver: Das Ankern

Ankern gehört zu den wichtigsten Manövern. Nicht nur, weil eine Nacht vor Anker ein besonderes Erlebnis ist, sondern auch, weil manövrierunfähige Boote mit einem Anker geparkt werden können. Vor allem in strömungsreichen Revieren, wie Flüssen oder Tidengewässern kann ein Motorausfall und ein in der Folge unkontrolliert treibendes Boot verheerende Folgen haben. Ein Anker kann ein Boot an Ort und Stelle halten.

Ankern Schritt für Schritt

Die folgenden Schritte sind beim Ankern zu beachten:

  • Einen geeigneten und geschützten Ankerplatz suchen
  • Wassertiefe und Untergrund überprüfen
  • das Boot langsam an die Stelle manövrieren und in den Wind drehen (siehe Aufschießer)
  • Anker über Bord und auf Grund fallen lassen
  • Genügend Ankerkette/ Ankerleine stecken, etwa 3 bis 5 mal die Wassertiefe
  • Boot langsam rückwärts fahren, um den Anker „einzugraben“
  • Wenn das Boot keine Fahrt mehr macht trotz Rückwärtsfahrt, sitzt der Anker
  • Fortlaufendes Überprüfen, ob das Boot stabil liegt und nicht driftet. Peilung fester Landmarken Punkte an Land per GPS
  • Elektronische Ankerwache einschalten

Weitere Tipps zum Thema gibt es in unserem Anker-Ratgeber:

Ankerndes Boot - Ankerplatz melden
Ein Segelboot vor Anker. Foto: Redaktion