Wettermodelle im Vergleich: Das können ECMWF, AROME, ICON und Co.

Den Vorhersagen von Seewetter-Apps liegen meist komplexe Wettermodelle zugrunde. Die wichtigsten Modelle und ihre Einsatzgebiete im Überblick.

Für eine sorgfältige Törnplanung auf See sind präzise Wettervorhersagen unabdingbar. Heutzutage basieren diese meist auf komplexen numerischen Modellen, sogenannten Wettermodellen. In den meisten gängigen Seewetter-Apps kommen unterschiedliche Wettermodelle zum Einsatz mit verschiedenen Funktionen und Anwendungsfällen. Viele Apps bieten sogar die Möglichkeit, zwischen mehreren Modellen zu wechseln.

In unserem Ratgeber stellen wir die bekanntesten Wettermodelle vor und verraten alles Wichtige, das Skipper über ECMF, ICON, AROME und Co. wissen müssen.

Inhaltsverzeichnis

Was Wettermodelle sind und wie sie funktionieren

Bei Wettermodellen handelt es sich um mathematische Darstellungen, welche die physikalischen Prozesse in der Atmosphäre und am Erdboden beschreiben. Mithilfe von komplexen Gleichungen werden verschiedene Parameter, wie

  • Temperatur
  • Luftdruck
  • Wind
  • Wasserdampf
  • Wolken
  • oder Niederschlag

analysiert und deren Wechselwirkungen betrachtet.

Bei den Wettermodellen fließen sowohl historische als auch aktuelle Wetterdaten in die Berechnungen mit ein, welche von Wetterstationen, Satelliten, Wetterballons oder Flugzeugen gesammelt werden.

Die Daten werden als Ausgangsbedingungen in einem Raster angeordnet, welches den gesamten Bereich des jeweiligen Modells abdeckt. An den einzelnen Punkten im Raster werden schließlich in regelmäßigen Zeitintervallen Berechnungen zur Vorhersage der zukünftigen Wettersituation vorgenommen.

Da sich die Wetterbedingungen laufend ändern, sind die Berechnungen äußerst kompliziert und müssen in den meisten Fällen von Supercomputern ausgeführt werden. Je engmaschiger das Raster ist (man spricht hier von der sogenannten „Auflösung“), desto präziser sind die Vorhersagen des Modells, desto größer ist aber auch die erforderliche Rechenleistung.

Es wird meist zwischen zwei Kategorien von Wettermodellen unterschieden:

  • Globale Wettermodelle
  • Regionale Wettermodelle

Globale Wettermodelle

Globale Wettermodelle decken den gesamten Globus ab und ermöglichen auch längerfristige Wetterprognosen. Durch den hohen Abdeckungsbereich sind die Vorhersagen allerdings weniger präzise als bei regionalen Modellen.

Regionale Wettermodelle

Regionale Wettermodelle decken immer nur ein bestimmtes Land oder Gebiet ab und können nur einen kurzen Zeitraum vorhersagen. Durch den kleineren Bereich ermöglichen sie aber auch präzisere Vorhersagen als globale Wettermodelle.

Wettermodelle ADAC Skipper App.
Die Anzeige von Wettermodellen am Beispiel der ADAC Skipper App. Foto: ADAC e.V.

Die bekanntesten Wettermodelle im Vergleich

Es gibt mehrere Wettermodelle, die sich in den letzten Jahren etabliert haben. Die bekanntesten globalen Wettermodelle sind

  • ECMWF
  • GFS
  • ICON

In Europa gängige, regionale Modelle sind unter anderem:

  • ICON-EU
  • ICON-D2
  • AROME

Nachfolgend gehen wir näher auf die unterschiedlichen Modelle ein.

ECMWF: Globalmodell aus Europa

Das Wettermodell des ECMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) wird von einem unabhängigen internationalen Forschungsinstitut mit Sitz in Reading im Vereinigten Königreich betrieben. Zweimal täglich berechnet das Modell globale Wettervorhersagen für bis zu 15 Tage im Voraus.

GFS: Wettermodell aus den USA

Das GFS (Global Forecast System) wird vom National Weather Service der USA betrieben. Es berechnet Wettervorhersagen viermal täglich und bis zu 16 Tage im Voraus. Die horizontale Auflösung beim GFS ist jedoch geringer als beim Model des CCMWF.

ICON: Globales Wettermodell aus Deutschland

Das ICON ist ein Globalmodell, welches vom Deutschen Wetterdienst (DWD) betrieben wird. Seinen Namen hat es von den fast drei Millionen Ikosaedern (Dreiecken), aus denen das Gitternetz beim ICON besteht. Bei einer Maschenweite von rund 13 Kilometern berechnet das ICON viermal täglich Wettervorhersagen für bis zu 180 Stunden im Voraus.

ICON-EU: Regionalmodell für Europa

Das ICON-EU wird ebenfalls vom DWD betrieben und basiert auf dem Globalmodell ICON. Als Regionalmodell deckt es das Gebiet der Europäischen Union ab, geht aber im Westen und im Osten auch weit über Europa hinaus. Es ist eng mit dem globalen ICON-Modell verknüpft, ermöglicht durch seine höhere Auflösung aber präzisere Vorhersagen für Europa.

ICON-D2: Kürzestfristmodell für Deutschland und seine Nachbarn

Auch das Regionalmodell ICON-D2 des DWD basiert auf dem Modell ICON. Es deckt in seinem Modellgebiet ganz Deutschland, die Benelux-Staaten, die Schweiz, Österreich und Teile der übrigen Nachbarstaaten ab. Durch seine hohe Auflösung ermöglicht es insbesondere bei gefährlichen Wetterlagen verbesserte Vorhersagen – allerdings sind nur relativ kurze Vorhersagezeiten möglich. Alle drei Stunden werden Wettervorhersagen für bis zu 48 Stunden im Voraus bereitgestellt.

AROME: Länderübergreifendes Gemeinschaftsprojekt

Das Wettermodell AROME (Application of Research to Operations at Mesoscale) liefert alle drei Stunden Wettervorhersagen für den erweiterten Alpenraum auf einem 2,5-Kilometer-Gitter. Dabei sind Vorhersagen für 60 Stunden möglich. Das AROME wurde vom ACCORD-Konsortium, einem Zusammenschluss mehrerer europäischer Wetterdienste, darunter den nationalen Wetterdiensten von Frankreich, Österreich oder Tschechien entwickelt. Es ist eine Weiterentwicklung des insbesondere in West-, Mittel- und Südosteuropa sowie in Nordafrika verbreiteten Modells ALADIN.

Wettermodelle: Was Skipper beachten sollten

Die meisten gängigen Seewetter-Apps arbeiten mit Vorhersagen auf Basis von einem der vorgestellten Wettermodelle. In vielen Apps ist es zudem möglich, zwischen verschiedenen Modellen zu wechseln. Welches Modell das richtige ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen und dem Fahrtgebiet ab.

Nie sollte man vergessen, dass Wettermodelle lediglich eine mathematische Annäherung an den Ist-Zustand darstellen. Für eine möglichst zuverlässige Prognose bei der Törnplanung ist es deshalb wichtig, mehrere Modelle miteinander zu vergleichen und die Wetterlage kontinuierlich zu überwachen. Liefern mehrere Modelle beispielsweise ähnliche Prognosen zu einem bestimmten Szenario, ist es wahrscheinlicher, dass dieses auch eintritt.

Daneben sollten Skipper aber auch in der Lage sein, Wetterveränderungen eigenständig zu beurteilen und diese regelmäßig mit Beobachtungen an Bord abzugleichen. Dazu gehören beispielsweise das Lesen von Wetterkarten, das Beobachten von Wolkenformationen oder das Messen des Luftdrucks oder der Luftfeuchtigkeit.

Segelyacht
Skipper sollten in der Lage sein, die Wetterprognosen mit den Beobachtungen vor Ort abzugleichen. Foto: Pixabay

Wettermodelle in der ADAC Skipper App

Die ADAC Skipper App besitzt in ihrer Basis- und in ihrer Pro-Version mehrere Seewetter-Funktionen.

In der Basis-Version der App kommt unter anderem das Wettermodell ECMWF zum Einsatz. Es ermöglicht einfache Wetterprognosen für bis zu 10 Tage im Voraus. Dazu gibt es Informationen zu Windstärken, Temperaturveränderungen und Niederschlagsmenge.

Die Pro-Version der ADAC Skipper App (im Abo ab 19,99 € pro Jahr) besitzt noch umfangreichere Wetter-Funktionen. Dazu gehören:

  • Zukünftige Informationen zum Wind
  • Windböen
  • Regenradar
  • Wolkenanzeige
  • Signifikantes Wetter
  • Wellen-Informationen
  • Wassertemperatur
  • Nebel
  • Blitzrate
  • Luftdruck
  • CAPE-Index

Durch Kartenlayer lassen sich die genannten Informationen auch auf der Karte der App anzeigen. Zudem können Informationen zum Wetter auch gemeinsam mit Törnplanungen heruntergeladen und offline genutzt werden.

Zusätzlich zu den Daten des ECMWF kommen auch die folgenden Wettermodelle in der Pro-Version der App zum Einsatz:

  • ICON
  • ICON-EU
  • ICON-D2
  • AROME

Der Einbau von weiteren Modellen ist geplant.

Skipper App Funktion Regenradar
Die ADAC Skipper App besitzt in Basis- und Pro-Versionen umfangreiche Wetter-Features. Foto: ADAC e.V.