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Schleuse: Infos und Tipps für reibungslose Schleusenmanöver

Die Funktionsweise von Schleusen erklärt sowie wichtige Tipps und Regeln für stressfreie Schleusenmanöver bei Booten.

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Durch eine Schleuse können Wasserfahrzeuge Höhenunterschiede auf Wasserstraßen überwinden. Damit das Schleusen von Booten stressfrei vonstatten geht, haben wir in unserem Ratgeber wichtige Tipps und Regeln zusammengefasst.

Für viele Skipper sind Schleusenmanöver eine echte Herausforderung mit vielen Schwierigkeiten, die auftreten können. Vor allem unerfahrene Bootfahrer und Neulinge fürchten die Manöver hinter den Schleusentoren. Aber auch erfahrene Crews  können in manchen Schleusen ordentlich ins Schwitzen kommen, wenn zum Beispiel die Berufsschifffahrt die gleiche Schleusenkammer benutzt.

Egal ob große oder kleine Schleusen - damit die Manöver ohne Stress und Probleme funktionieren, haben wir die wichtigsten Regeln zusammengestellt.

Schleusen sind Bauwerke, die Wasserfahrzeugen wie Booten oder Schiffen das Überwinden von Höhenunterschieden auf Wasserstraßen ermöglichen. Meistens befinden sich Schleusen an Staustufen, Kanalstufen, Sperrwerksanlagen, Hafenanlagen oder ähnlichen Einrichtungen.

Zu den zentralen Bestandteilen von Schleusen gehören

  • Schleusenkammer
  • Schleusentore
  • Oberhaupt und Unterhaupt
  • Schleusenvorhafen

Die Schleusenkammer ist das zentrale Element einer Schleuse. In ihr werden Schiffe gehoben oder gesenkt. Begrenzt wird die Schleusenkammer von zwei Schleusenhäuptern. Hierbei handelt es sich um massive Bauteile, in denen auch die Schleusentore untergebracht sind. Je nach Position der Schleusenhäupter spricht man von Oberhaupt bzw. Unterhaupt. Vor den Schleusentoren befindet sich an beiden Seiten ein Schleusenvorhafen, in welchem Schiffe, die auf eine Schleusung warten, anlegen können. Der Bereich vor der Schleuse mit dem höheren Wasserstand nennt sich Oberwasser, der mit dem niedrigeren Wasserstand Unterwasser.

Der Schleusungsvorgang

Beim Schleusen wird ein Schiff - je nachdem, in welche Richtung es unterwegs ist - in der Schleusenkammer auf ein neues Wasserniveau angehoben. Kommt das Wasserfahrzeug vom Unterwasser, fährt es zunächst in die Schleusenkammer ein und das untere Schleusentor wird geschlossen. Die Schleusenkammer füllt sich allmählich mit Wasser, bis der Wasserstand des Oberwassers erreicht wird. Das obere Schleusentor öffnet sich und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen. Kommt das Schiff vom Oberwasser, wird im Schleusentor Wasser abgelassen, bis der Wasserstand des Unterwassers erreicht ist.

Mit Hilfe von Schleusen können Höhenunterschiede von bis zu 30 Metern überwunden werden. Dafür sind bei Fließgewässern in der Regel keine Pumpen notwendig.

Schleuse sicher passieren: Die wichtigsten Informationen im Überblick

Damit Schleusenmanöver ohne Stress und vor allem reibungslos vonstatten gehen, sind vor, während und nach dem Schleusenvorgang einige Dinge zu beachten. In unserem Ratgeber haben wir alle Informationen der folgenden Bereiche zusammengefasst:

Vorab Infos über die Schleuse einholen

Eine Regel, die eigentlich sowieso immer für jede Fahrt gilt, ist die gute Vorbereitung. Das ist auch bei Schleusen nicht anders. Bevor es auf den Törn geht, sollten die Tour sorgfältig geplant werden. Welche Schleusen sind zu passieren? Wann werden sie erreicht? Wie sind die Betriebszeiten? Wie erreiche ich den Schleusenwärter?

Manche Schleusen haben feste Sperrzeiten und Pausen, für andere ist eine Anmeldung zwingend erforderlich. Außerhalb der Saison sind manche Sportbootschleusen gesperrt und die Freizeitboote müssen die großen Hauptschleusen benutzen, die auch von der Berufsschifffahrt benutzt werden. Daher ist es in jedem Falle erforderlich, sich bereits bei der Törnplanung gut über die Gegebenheiten vor Ort zu informieren. Die entsprechende Bordliteratur und Revierführer sind gute Informationsquellen.

Neben den Vorab-Informationen ist es allerdings auch notwendig, tagesaktuelle Meldungen zum Beispiel über Sperrungen zu beachten. Hier eignet sich das Informationsportal der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, elwis.de, welches stets die aktuellen Meldungen zu Schleusen bereithält.

Da fast alle Schleusen über eine Licht-Signalanlage verfügen, sollte eine Schautafel an Bord sein, um die Signale und Lichterkombinationen jederzeit ablesen zu können.

Kontaktaufnahme mit der Schleuse

Viele moderne Schleusen sind videoüberwacht und werden zentral aus einer Leitstelle gesteuert. Sie öffnen also ganz automatisch, entweder nach Bedarf oder nach bestimmten Zeiten. Hier bedarf es oftmals keiner Kontaktaufnahme.

Anders sieht es bei Schleusen aus, die über keine automatischen Öffnungen verfügen. Außerdem können auch Videosysteme ausfallen, so dass es erforderlich ist, mit dem Schleusenpersonal in Kontakt zu treten, um die Schleusung zu klären oder anzukündigen. Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung:

  • UKW-Funk
  • Meldesteg
  • Telefon
  • Schallsignale

Kontaktaufnahme mit UKW-Funk

Auf welchem Kanal die Schleusen erreichbar sind, steht auf entsprechenden Tafeln/Schildern, die sich meistens im Schleusenbereich finden.

Kontaktaufnahme am Meldesteg

Viele Schleusen verfügen über einen Meldesteg für die Sportschifffahrt. Hier befinden sich Gegensprechanlagen/Sprechsäulen, über die das Schleusenpersonal kontaktiert werden kann.

Kontaktaufnahme via Telefon

Die meisten Schleusen sind auch telefonisch erreichbar. Die Telefonnummern sind auf dem Informationsportal der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (Elwis) per Direktsuche erhältlich.

Kontaktaufnahme über Schallsignale

Es kommt zwar selten vor, aber dennoch gibt es auch die Möglichkeit, über Schallsignale mit der Schleuse zu kommunizieren. Die Signale sind auf entsprechenden Tafeln zu entnehmen.

Grundsätzliches Verhalten in Schleusen

Im Schleusenbereich und vor den Schleusentoren sollten einige grundsätzliche Regeln beachtet werden:

  • Im gesamten Bereich der Schleuse muss langsam gefahren werden
  • Es gilt ein Überholverbot
  • Die Berufsschifffahrt hat immer Vorrang
  • Die Lichtsignale sind unbedingt zu beachten
  • Die Anweisungen des Personals in der Schleuse ist Folge zu leisten
  • Hektische Manöver vermeiden
  • Die Einfahrt erfolgt in Reihenfolge (ausgenommen Berufsschifffahrt)
  • Auch beim Schleusen sollten stets Rettungswesten getragen werden

Lichtsignale in Schleusen

Schleusen verfügen in der Regel über Lichtsignale, die den Verkehr sowie die Ein- und Ausfahrt regeln.

Die häufigsten und wichtigsten Lichtsignale:

Der Wartebereich und das Einfahren in die Schleuse

Ist die Schleuse in Sicht, sollte das Tempo auf Langsamfahrt gedrosselt werden, um sich dem Bereich vorsichtig zu nähern. Viele Schleusen verfügen über Wartestege oder Poller, an denen für die Wartezeit festgemacht werden kann. Hier finden sich oft auch Sprechanlagen, falls sich an Bord kein Funkgerät befindet oder keine telefonische Verbindung möglich ist.

Viele Schleusen sind heutzutage nicht von Personal vor Ort besetzt, sondern werden zentral ferngesteuert. Oft verfügen die Bereiche vor und in der Schleuse auch über Kameras, damit sich die Schleusenwärter in den Zentralen über die Vorgänge aus der Ferne ein Bild machen können.

Richtiges Verhalten im Wartebereich

Auch wenn es vor der Schleuse bereits sehr voll sein sollte und viele andere Boote oder Schiffe auf die Öffnung warten, sollte möglichst darauf verzichtet werden, Wartekreise zu fahren. Zum einen wird häufig noch auf angemeldete Berufsschiffe gewartet, die dann behindert werden könnten, zum anderen sollte bei geschlossenem Schleusentor damit gerechnet werden, dass vor der erlaubten Einfahrt erst noch der Gegenverkehr ungehindert abfließen muss. Daher muss das Fahrwasser stets freigehalten werden.

Auch wenn das Schleusentor bereits geöffnet ist, braucht es häufig noch etwas Geduld. In jedem Fall müssen die Lichtsignale beachtet werden. Die Wartezeit sollte auch für die Vorbereitung auf das eigentliche Schleusenmanöver genutzt werden. Alle Leinen sollten sauber laufend bereit liegen, die Aufgaben an Bord werden vorher verteilt, Fender werden bereitgelegt. Da viele Schleusen sehr verschmutzt sind, ist das Anlegen von Arbeitshandschuhen vor der Schleusung sinnvoll.

Wichtig: Stets beide Seiten des Bootes auf ein Anlegemanöver vorbereiten!

Die Einfahrt

Ist das Schleusentor geöffnet und die Einfahrt für Sportboote freigegeben, fährt einer nach dem anderen mit genügend Abstand langsam in die Schleuse ein. Findet die Schleusung gemeinsam mit der Berufsschifffahrt statt, ist dieser zuerst Einfahrt zu gewähren.

Große Berufsschiffe legen häufig an, indem sie an die Schleusenwand eindampfen. Dabei entstehen erhebliche Soge und Verwirbelungen durch Schraubenwasser. Am besten so lange mit der Einfahrt warten, bis die großen Schiffe festgemacht haben. Aber auch wenn die Schiffe bereits fest liegen, kann das Schraubenwasser noch immer vorhanden sein und zur Strömung führen, weshalb Berufsschiffe mit Abstand passiert werden müssen. Bei merklicher Strömung sollte mit der Maschine genügend Fahrt gemacht werden, damit das Ruder angeströmt wird, das Boot manövrierfähig bleibt und Gegenlenken möglich ist.

Beim Einfahren sollte immer so weit wie möglich nach vorn gefahren und angelegt werden, um Platz für die nachfolgenden Boote zu schaffen. Die Haltebereiche in den Schleusen sind fast immer markiert. Diese Markierungen müssen eingehalten werden, sonst kann es passieren, dass das Boot bei der Schleusung zu Tal auf dem Drempel aufsetzt. Die Drempel sind meistens mit gelben Linien markiert.

Das Anlegen in der Schleuse und die Leinenführung

Nun kommt der wichtigste Teil eines Schleusenmanövers: das Anlegen an der Schleusenwand und die richtige Leinenführung. Ist die Seite, mit der angelegt werden soll, festgelegt, werden möglichst große Fender an der Bordwand ausgebracht, um Beschädigungen zu vermeiden. Hier eignen sich Kugelfender sehr gut.

Fast jede Spundwand ist unterschiedlich, ebenso wie die Möglichkeiten, die Leinen zu belegen. Es gibt hier ganz unterschiedliche Lösungen - vom üblichen Poller über Ringe bis zu Schleusenstangen oder moderne Schwimmpoller, die mit dem Boot bzw. dem Wasserstand auf und abfahren und nicht umgelegt werden müssen. Nach Möglichkeit sollten immer, sofern der Skipper nicht allein an Bord ist und nur eine Leine mittschiffs führen kann, mindestens zwei Leinen auf Slip geführt werden, eine Achter- und eine Vorspring. Ist die Crew (und das Boot) groß genug, eignet sich eine Mittschiffsleine zusätzlich sehr gut für das Auf- und Ab-Schleusen.

Viele Sportbootschleusen verfügen über Halteseile, die das Schleusen und Anlegen wesentlich einfacher machen.

Zu Tal schleusen

Zu Tal schleusen bedeutet, das Boot fährt in der Schleuse nach unten. Dieses Manöver ist das einfachere, weil die Leinen durchgehend auf Slip nachgeführt werden können und nicht umgelegt werden müssen. Ausnahme: Wenn die Leinen ganz oben am Rand der Schleusenkammer über einen Poller laufen und die Schleuse über einen großen Hub verfügt, kann ein Umstecken der Leinen notwendig sein. Wichtig ist es, dass die Leinen sauber und ohne Wuhling laufen, damit sie sich nicht verhaken oder verklemmen können.

Achtung: Ein Bootshaken ist nur dazu geeignet, eine Leine über einen Poller zu legen. In keinem Falle mit einem Bootshaken statt einer Leine das Schleusenmanöver durchführen.

Die Bergschleusung

Die Schleusung zu Berg, also das Heben des Bootes, ist die anspruchsvollere Aufgabe. Hier müssen die Leinen, sofern keine Schleusenstangen oder Schwimmpoller vorhanden sind, nach und nach auf die höher gelegenen Poller umgelegt und die Leinen fortwährend nachgeholt werden. Wichtig: Immer die Leinen umstecken, bevor sie unter der Wasseroberfläche verschwinden.

Poller, Stangen und Leinenführung

Die Leinen dürfen beim Schleusen niemals belegt werden! Bitte immer aus der Hand führen. Bei größeren Yachten kann die Leine zur Erhöhung der Haltekraft um einen Poller, eine Winsch oder eine Klampe an Bord umgelenkt werden. Hierfür ist aber Übung erforderlich, damit die Leine sauber und sicher laufen kann. Bei großer Strömung und hohem Kraftbedarf am besten noch ein Crewmitglied zur Unterstützung anfordern. Hier sind die häufigsten Festmach-Möglichkeiten in Schleusen aufgelistet:

  • Poller oder Bügel am oberen Schleusenrand
  • In die Schleusenwand eingelassene Poller
  • Schleusenstangen
  • Schwimmpoller
  • Leitern
  • Halteseile

Poller oder Bügel am oberen Schleusenrand

Bei der Talschleusung sollte bei oben an der Schleusenkammer befindlichen Pollern oder Bügeln darauf geachtet werden, dass die Leinen lag genug sind. bei einem Schleusenhub von 10 Meter sollte die Leine mindestens 30 Meter Länge besitzen, um sie führen zu können. Bitte auf keinen Fall zwei Leinen zusammenknoten, da das zum Verhaken führen kann.

Bei der Bergschleusung können diese Poller nur benutzt werden, wenn der Hub nicht groß ist und die Poller von unten erreicht werden. Andernfalls muss ein Crewmitglied über eine Leiter in der Schleusenwand nach oben klettern. Wichtig: sobald der Poller sich beim Hochschleusen unter der Bootshöhe befindet, bietet er keinen guten Halt mehr und kann abrutschen.

In die Schleusenwand eingelassene Poller

Hierbei gibt es einiges zu beachten: Vor allem in großen Schleusen für die Berufsschifffahrt sind die einzelnen Poller mit großen Abständen versehen. Das Umstecken erfordert also ein gutes Timing. Es sollten auch nicht beide Leinen zur exakt gleichen Zeit umgelegt werden, um immer noch wenigstens eine Leinenverbindung aufrecht zu erhalten, falls etwas schief gehen sollte.

Schleusenstangen

Schleusenstangen sind senkrecht angebrachte Stangen, um die die Leinen geführt werden. Die Leinen gleiten somit einfach hoch und runter. Wichtig: Bei großem Schleusenhub finden sich entlang der Stangen aber häufig Befestigungen, so dass die Leinen umgesteckt werden müssen.

Schwimmpoller

Schwimmpoller sind die wohl komfortabelste Lösung zur Leinenführung in der Schleuse. Sie heben und senken sich mit dem Wasserstand - ein Umlegen der Leinen entfällt somit. Aber auch hier sollte stets achtsam gehandelt werden, denn nicht immer funktionieren sie so, wie sie sollten. Deshalb immer alles im Blick behalten.

Leitern

Auch wenn die Versuchung oft groß ist - die in die Spundwand eingelassenen Leitern sollten nicht zum festmachen der Leinen benutzt werden, weil sie großen Belastungen nicht stand halten.

Halteseile

Viele Sportbootschleusen verfügen über Halteseile. Bei wenig Hub können diese Seile mit der Hand gegriffen und während des Schleusens geführt werden. Bitte vorher Handschuhe anziehen. Befindet sich kein Poller in der Nähe, kann auch zur Not die Festmacherleine durch die Halteseile geführt werden. Beachtet werden sollte dabei jedoch, dass auf diese Weise das Boot nach vorn und hinten gleiten kann. Bitte die Seile während des Schleusenvorgangs auf keinen Fall mit dem Bootshaken halten!

Die Ausfahrt aus der Schleuse

Nach dem Schleusenvorgang heißt es wieder: Geduld haben. Der Motor sollte solange aus bleiben, bis die Schleusentore geöffnet sind und die Ausfahrt erlaubt. Ansonsten kann es zu erheblicher Abgasbelastung innerhalb der Kammer kommen. Ausgefahren werden darf erst, wenn die Signalanlage dies erlaubt. Zunächst darf in der Regel erst wieder die Berufsschifffahrt die Schleusenkammer verlassen.

Daher die Leinen gut festhalten, weil es erneut zu starken Strömungen und Wirbeln kommen kann. Ist die Ausfahrt für Sportboote freigegeben, wird der Reihe nach langsam aus der Kammer gefahren. Bei engen Schleusen im Reißverschlussverfahren. Bis die Schleuse vollständig verlassen wurde, gilt es gut Ausschau nach den anderen Booten zu halten, um Kollisionen zu vermeiden.

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Was aber auch immer euer Boot für euch bereit hält: Macht euch vorher mit den Eigenheiten vertraut, damit es später nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/3-kurzkiel-und-propeller.jpg Welche grundsätzlichen Einflüsse und Dinge beeinträchtigen uns bei Manövern auf engem Raum? Bevor wir gleich mit dem ersten Manöver beginnen, wollen wir uns kurz mit ein paar grundsätzlichen Dingen des Manövrierens auf engem Raum und unter Maschine befassen. Welchen Einfluss nimmt der Wind bei Hafenmanövern? Da wäre als erstes der Wind. Draußen auf See noch unser Freund, kann er im Hafen schnell unser Gegner werden. Bereits beim Einfahren in den Hafen solltet ihr daher genau wissen, woher der Wind bläst und vor allen Dingen wie stark. Dabei hilft entweder der obligatorische Blick zum Verklicker im Topp oder auf die entsprechenden Instrumente sofern vorhanden. Je häufiger ihr das macht, umso besser. Denn zum einen entwickelt sich dadurch ein gutes Gefühl für die einfallende Brise, und zum anderen ändert sich der Einfallswinkel des Windes während der Manöver oft. Beispielsweise wenn ihr die Fahrtrichtung ändert oder in eine Windabschattung geratet. Wisst ihr zu jeder Zeit woher und wie stark der Wind bläst, können wir uns diesen je nach Manöver zunutze machen. Darüber hinaus wissen wir, wohin unser Boot tendenziell vom Wind vertrieben wird und wo wir entsprechenden Leeraum vorhalten müssen. Auch unsere eigene Geschwindigkeit spielt im Zusammenhang mit dem Wind eine wichtige Rolle. Einerseits weil wir bei viel Wind tendenziell mehr Fahrt benötigen, um das Boot sicher und stabil zu manövrieren, aber auch weil der Wind selbst Einfluss auf unsere Geschwindigkeit hat. Die meisten werden wohl schon einmal erlebt haben, wie stark Gegenwind bremsen kann, wohingegen Rückenwind ordentlich von hinten anschiebt. Und noch ein letzter Hinweis: Was in Sachen Wind für uns gilt, gilt natürlich auch für alle anderen Boote die gerade im Hafen unterwegs sind. Seid also auch insoweit möglichst vorausschauend unterwegs. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/4-abdrift-und-leeraum.jpg Welchen Einfluss nimmt der Strom bei Hafenmanövern? Neben dem Wind kann es insbesondere im Gezeitenrevier oder auch in Flüssen zu spürbaren Auswirkungen durch Strömungen kommen. Zwar sind diese in den meisten Häfen eher schwach ausgeprägt, dennoch sollte man auch hier wachsam sein. Trifft uns der Strom beispielsweise genau von der Seite, werden wir – ähnlich wie bei Seitenwind – in die entsprechende Richtung versetzt und müssen dort tendenziell Raum vorhalten. Gehen Wind und Strom in die gleiche Richtung, ist dieser Effekt sogar noch ausgeprägter. Hier kommt übrigens auch wieder die zuvor erläuterte Kielform ins Spiel, die ebenso Einfluss auf die Abdrift unseres Bootes hat. Warum sollte ich stets Fahrt im Schiff halten? Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für das Manövrieren eines Bootes ist: Fahrt! Denn nur mit Fahrt im Schiff wird das Ruder vom vorbeifließenden Wasser angeströmt und kann so die Fahrtrichtung des Bootes beeinflussen. Das gilt insbesondere bei Rückwärtsfahrt! Während wir in Vorwärtsfahrt das Ruder selbst bei nur sehr langsamer Geschwindigkeit durch einen beherzten Vorwärtsschub des Propellers anströmen können, bedarf es bei Rückwärtsfahrt definitiv einer Bewegung im Schiff. Steht das Boot erst mal, ist es mit dem Manövrieren vorbei. Das Ruder zeigt keinerlei Wirkung mehr und unser Schiff wird von Wind oder Strom zunehmend stark vertrieben. Also haltet möglichst immer Fahrt im Schiff, und sei es noch so langsam. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/5-fahrt-im-schiff.jpg Welchen Einfluss hat der Radeffekt auf mein Schiff? Wie bereits zuvor erwähnt, kommt es bei vielen Schiffen, abhängig von der Drehrichtung des Propellers, zu einem Versatz des Hecks, dem sogenannten Radeffekt. Im Grunde ist dieses Phänomen sehr einfach zu verstehen: Denn durch die Drehung des Propellers unter dem Schiff entsteht eine Wassersäule, welche sich um die Achse des Propellers dreht. Diese Säule saugt dabei naturgemäß auf einer Seite des Schiffs Wasser nach unten, während es auf der gegenüberliegenden Seite nach oben geschaufelt wird. So entsteht in gewisser Weise ein Schub bzw. Sog, der das Heck des Bootes in eine bestimmte Richtung versetzt. Die Drehrichtung der Schraube selbst wird übrigens nach der Rotationsrichtung bei Vorwärtsfahrt definiert. Beispiel: Dreht sich die Schraube bei Vorwärtsgas nach links, sprechen wir von einem linksdrehenden Propeller und umgekehrt. Die daraus abgeleitete Faustregel lautet nun: Dreht die Schraube nach links, wird auch das Heck des Bootes bei Vorwärtsfahrt nach links versetzt, bei Rückwärtsfahrt hingegen nach rechts. Mit einer rechtsdrehenden Schraube ist es entsprechend umgekehrt. Auch dieser Effekt kann uns bei unseren Manövern unterstützen oder behindern. So können wir beispielsweise beim längsseits Anlegen mit dem richtigen Wissen um den Radeffekt so manövrieren, dass uns dieser beim Aufstoppen zum Steg hin versetzt. Auch beim Aufstoppen in engen Fahrwassern kann man nun entsprechend mit dem Bug „vorhalten“, um das Boot beim abbremsen mit Rückwärtsgas über den Radeffekt wieder in eine gerade Position „zu ziehen“. Natürlich ist der Radeffekt abhängig vom Schiffstyp, dem Antrieb sowie der Rumpf- und Kielform unterschiedlich stark ausgeprägt. Um den individuellen Versatz eures Bootes einzuschätzen, solltet ihr am besten einfach mal bei ruhigen Verhältnissen und viel Platz entsprechende Test-Manöver fahren. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/6-radeffekt.jpg Wie wirkt die Drehachse beim Schiff? nders als beispielsweise bei einem Auto oder Motorrad, dreht sich der Rumpf eines Bootes nicht um einen Punkt weit hinten, sondern vielmehr um eine Achse etwa in der Mitte des Schiffs. Das führt dazu, dass es beim Abbiegen in eine bestimmte Richtung zu gegenläufigen Schwenkbewegungen von Bug und Heck kommt. Beispiel: Biegen wir mit dem Bug nach Steuerbord ab, schwenkt das Heck zeitgleich nach Backbord aus und umgekehrt. Dadurch wird das Boot sehr „breit“, weshalb besonders in engen Hafengassen oder Fahrwassern Vorsicht geboten ist. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/7-drehachse.jpg Wie kann ich mit Leinenarbeit meine Hafenmanöver verbessern? Gerade bei Einhand-Manövern oder Törns mit kleiner Crew fehlt es oft an den eigentlich notwendigen Händen, um ein Manöver sicher und souverän durchzuführen. Dieses Manko kann man leicht mit Hilfe von sinnvoll eingesetzten Leinen (oft auch im Zusammenhang mit Maschinenwirkung) ausgleichen. Wie das im Einzelfall konkret passieren kann, erklärt sich am besten im Rahmen der folgenden Manöver. Nur dass Ihr es schon mal gehört habt :-). Darüber hinaus solltet Ihr für sichere und stressfreie Hafenmanöver eine weitere Regel verinnerlichen: Alle Leinenmanöver sollten - wenn möglich - immer von Bord aus durchgeführt werden. Soll heißen, die Leinen werden idealerweise vom Boot aus über gebracht (etwa um eine Klampe oder einen Poller) und danach wieder zurück an Bord geführt und vertäut. Dadurch soll unter anderem einem voreiligen Verlassen des noch nicht ausreichend gesicherten Bootes vorgebeugt werden. Das gilt insbesondere bei Einhand-Manövern. Aber auch bei kleiner Crew kann man sich vorstellen was passiert, wenn ein Manöver misslingt, das Boot vom Steg vertreibt und die halbe Crew bereits an Land steht. Von den Risiken beim Übersteigen auf einen rutschigen Steg mal ganz zu schweigen. Außerdem sind die Leinen bei entsprechender Rückführung an Bord in der Regel einfacher und schneller zu handeln. Zum Beispiel beim erneuten Ablegen. Hier kann eine zum Boot zurückgeführte Leine in aller Regel einfach von Bord aus losgeworfen oder zumindest durchgezogen werden. Ist die Leine hingegen fest an Land belegt, bedarf es dazu erneut einer Person, die das Schiff verlässt. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/8-leinenarbeit.jpg Tipps für das erste Manöver Nun aber endlich zum ersten Manöver: Ablegen aus der Box mit Dalben Leine richtig werfen (Einhand) An- und Ablegen längsseits Anlegen in der Box Beiliegen bzw. Beidrehen mit der Segelyacht Manövrieren im Hafen - Einhand oder mit kleiner Crew Nützliche Produkte zum Thema HD-Film: Einhand- und Manövertipps, Guido Dwersteg, Preis: 19,95 € inkl. MwSt
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Manövrieren im Hafen

Auf Grundlage der bereits im Kapitel „Grundsätzliches“ angesprochenen Themen, können wir nun damit beginnen, unser Boot im Hafen zu bewegen. Wir wissen also um die Wind- und Stromsituation, kennen die individuellen Auswirkungen des Radeffektes, haben alle Leinen und Fender klargemacht und sind auch über die sonstigen Gegebenheiten des Hafens informiert. Wie kann ich das Boot auf der Stelle „parken“? Wie wir ja bereits wissen, ist ein Boot nur in Fahrt manövrierfähig. Nun gibt es aber trotzdem immer wieder mal Situationen, in denen man das Boot nicht permanent in Fahrt halten kann oder will. Sei es, wenn man beispielsweise vor Brücken oder Schleusen warten muss oder die Fender und Leinen trotz aller Sorgfalt erst im Hafen klar gemacht werden können. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten, um das Boot zu „parken“: 1. Das Boot mit dem Bug in den Wind stellen Bei der ersten und vermeintlich einfacheren Variante des „Parkens“ stellen wir das Boot langsam mit dem Bug in den Wind und lassen uns danach vom jetzt frontal einfallenden Wind langsam bremsen. Alternativ kann man das Boot auch mit der Maschine aufstoppen, wobei dann wieder die Wirkung des Radeffektes zu beachten ist. Wie bereits zuvor erläutert, ist es mit der Manövrierbarkeit vorbei, sobald unser Boot keine Fahrt mehr durchs Wasser macht. Es dauert also nicht lange, bis der Bug soweit in eine Richtung vertrieben ist, dass der Wind beginnt uns zu einer Seite wegzudrücken. Dieser Abdrift können wir durch entsprechende Ruderlage in die Gegenrichtung und einem kurzen beherzten Vorwärtsschub mit der Maschine entgegenwirken. Durch das nur sehr kurze Gasgeben nehmen wir dabei nur geringfügig Fahrt auf und werden vom nach wie vor frontal einfallenden Wind schnell wieder abgebremst. Dieses Korrekturmanöver ist übrigens auch gut geeignet, wenn das Boot einmal quer von Wind oder Strom vertrieben wird und wir uns mit Ruderlage und Gasschub wieder ausrichten wollen. 2. Das Boot mit dem Heck in den Wind stellen Die zweite und aus meiner Sicht bessere Möglichkeit das Boot zu parken, ist das Heck in den Wind zu stellen. Das Boot steht so stabiler, wird aber durch die jetzt größere Angriffsfläche am Heck nach vorne getrieben. Dem kann man durch rückwärtiges einkuppeln der Maschine entgegenwirken. Auch dabei ist der etwaige Radeffekt aufs Heck zu berücksichtigen.   Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/10-heck-im-wind.jpg Was muss ich beim rückwärts Fahren mit dem Boot beachten?  Gerade in engen Häfen und Marinas ist es außerdem wichtig, sicher und kontrolliert rückwärts fahren zu können. Und dabei ist nicht nur das Fahren selbst gewöhnungsbedürftig, sondern auch die entsprechenden Manöver zum Richtungswechsel. 1. Von Vorwärts- in Rückwärtsfahrt wechseln Beim Aufstoppen aus Vorwärtsfahrt solltet ihr abhängig vom Radeffekt eures Boots den Bug ein wenig in die Versatzrichtung des Hecks vorhalten. Dadurch soll der absehbare Heckversatz „ausgeglichen“ werden, um das Boot so in einer möglichst geraden Position zu halten. Beispiel: CARPE DIEM hat wie alle Bavarias eine linksdrehende Schraube. Das bedeutet, der Propeller dreht sich bei Vorwärtsfahrt nach links und versetzt dabei auch das Heck des Bootes tendenziell nach Backbord, gerade wenn wir nur langsame Fahrt machen. Beim Aufstoppen arbeiten wir hingegen mit Rückwärtsgas. Der Propeller dreht jetzt also nach rechts und versetzt demnach auch unser Heck nach rechts. Aufgrund des bekanntlich mittigen Drehpunkts eines Bootes (Stichwort: Drehachse), wird dabei der Bug in die entgegengesetzte Richtung versetzt. Also Heck nach rechts und Bug nach links. Würden wir während des Aufstoppens also einfach weiter geradeaus fahren, stünden wir im Ergebnis schräg in der Boxengasse, was das weitere Manövrieren erschweren kann. Halten wir hingegen während des Richtungswechsel mit dem Bug in die Versatzrichtung vor, „zieht“ sich das Boot durch den Radeffekt wieder in einer gerade Position. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/11-u-bug-vorhalten-radeffekt.jpg 2. Von Rückwärts- in Vorwärtsfahrt wechseln Beim Wechsel von Rückwärts- in Vorwärtsfahrt machen wir es dann genau umgekehrt. Beispiel: CARPE DIEMS linksdrehende Schraube rotiert bei Rückwärtsfahrt rechts herum. Zum Aufstoppen geben wir jetzt Schub nach vorne, wobei sich der Propeller wieder nach links dreht. Dementsprechend haben wir also beim Richtungswechsel aus Rückwärtsfahrt einen Radeffekt/Heckversatz nach links, während sich der Bug zeitgleich nach rechts bewegt. Halten wir den Bug jetzt also nach links vor, können wir die absehbare Drehbewegung ausgleichen und unser Boot nimmt möglichst gerade Vorwärtsfahrt auf. 3. Wind und Strom beachten Neben dem Radeffekt können natürlich auch Wind und ggf. Strom für einen Versatz sorgen, der das weitere Manövrieren erschwert. Wie wir zwischenzeitlich verinnerlicht haben, ist diese Abdrift am größten, wenn das Boot keine Fahrt mehr durchs Wasser macht (Stichwort: Fahrt). Ergo genau dann, wenn wir für den Fahrtrichtungswechsel aufgestoppt haben. Bei viel Wind bzw. Strom solltet ihr also immer ausreichend Raum für die absehbare Abdrift vorhalten. Bei einem Versatz durch Wind spricht man insoweit übrigens von sogenanntem Leeraum, also der von uns aus windabgewandten Fläche. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/12-abdrift-und-leeraum.jpg 4. Wind und Strom plus Radeffekt Auch im Hinblick auf den Radeffekt selbst, können Wind und Strom eine wichtige Rolle spielen. Beispiel: Wird beim Aufstoppen aus Vorwärtsfahrt unser Heck nach rechts versetzt und weht zeitgleich eine spürbare Brise von Steuerbord, wird der Bug nun umso deutlicher nach links versetzt als bei wenig Wind. Bläst der Wind hingegen von Backbord, wird dieser den Linksschwenk des Bugs beim Aufstoppen eher bremsen, sodass wir jetzt den Bug tendenziell weniger stark vorhalten sollten. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/13-u-wind-und-radeffekt.jpg 5. Ruderdruck Sobald wir rückwärts in Fahrt sind, ist es außerdem sehr wichtig, dass Steuerrad bzw. die Pinne gut festzuhalten, da der Druck auf das jetzt unmittelbar vom Wasser angeströmte Ruder ungleich höher als noch bei Vorwärtsfahrt ist. Dabei gilt, je schneller die Rückwärtsfahrt, umso höher der Druck auf das Ruder. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/14-u-ruderdruck.jpg 6. Ausschwenkender Bug Die aufgrund der mittigen Drehachse eines Bootes gegenläufigen Schwenkbewegungen von Bug und Heck, sind gerade bei Rückwärtsfahrt sehr ausgeprägt. Während wir die Schwenkbewegungen bei Vorwärtsfahrt noch gut kontrollieren können, unterschätzt man bei Rückwärtsfahrt die mitunter starken und schnellen Schwenkbewegungen des Bugs oft. Agiert hier also besonders vorsichtig.   Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/15-u-ausschwenkender-bug.jpg Ruderlage beachten Eine häufige Ursache für misslungene Hafenmanöver ist neben der nicht ausreichenden Berücksichtigung von Wind und Radeffekt auch eine falsche Ruderlage. Denn viele Skipper handeln nach der Devise: Gas-Richtung ist gleich Steuer-Richtung. Soll heißen, bei Vorwärtsgas wird Ruder für Vorwärtsfahrt gelegt und umgekehrt. Gerade beim Rangieren im Hafen entspricht die GAS-Richtung aber oft noch gar nicht der FAHRT-Richtung des Bootes. Wird dann zu früh Ruder in die falsche Richtung gelegt, fährt das Boot in die genau entgegengesetzte anstatt der gewünschten Richtung. Beispiel: Nach dem Ablegemanöver fahren wir rückwärts aus der Box und legen dabei Ruder nach Backbord. Bevor es nun hinter uns zu eng wird, kuppeln wir die Maschine kurz aus und geben anschließend Vorwärtsgas. Das Boot fährt dabei allerdings nach wie vor RÜCKWÄRTS. Dementsprechend bleibt das Ruder also weiterhin Backbord stehen !! Erst wenn das Schiff zum Stillstand gekommen ist und Vorwärtsfahrt aufnimmt, legen wir Ruder nach Steuerbord, um nun aus der Hafengasse zu manövrieren.   Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/16-u-ruderlage.jpg Wenden auf engem Raum Immer wieder kann man in Häfen beobachten, wie Bootsführer Probleme beim Wenden in engen Gassen haben. Das hat oft mit der zuvor beschriebenen falschen Ruderlage, aber auch der unterschätzten Abdrift durch Wind oder Strom zu tun. Gerade für moderne Kurzkieler mit ausgeprägtem Radeffekt gibt es aber eine gute Lösung, um diese Probleme zu vermeiden: Bevor wir das Manöver fahren, ist es auch hier wichtig zu wissen, welche Drehrichtung unser Propeller hat. Diese Information ist meist aus den Schiffsunterlagen bzw. dem Motorhandbuch zu entnehmen. Findet ihr die entsprechenden Angaben nicht, empfehle ich euch auf freiem Wasser zu testen, in welche Richtung das Heck bei Aufnahme von Vorwärtsfahrt verschoben wird. Geht der Versatz nach links, habt ihr eine linksdrehende Schraube und umgekehrt. Die daraus abgeleitete Faustregel für eine Wende auf engem Raum lautet nun: „Dreht die Schraube nach links, wenden wir auch über links bzw. über rechts bei einem rechtsdrehenden Propeller.“ Mit CARPE DIEMS linksdrehender Schraube fahren wir die Wende über links. Bei der Anfahrt zur Wende halten wir deshalb zunächst etwas rechts vor. Lasst dabei aber auf der rechten Seite noch so viel Platz, dass das beim Wenden ausschwenkende Heck (Stichwort: Drehachse) genug Raum hat. Darüber hinaus benötigen wir für das Manöver etwas Schwung, also nicht zu langsam anfahren. Haben wir die Position für unsere Wende erreicht, nehmen wir Gas weg und legen das Ruder hart Backbord. Der Bug biegt nun entsprechend stark nach links ab, während das Heck nach rechts ausschwenkt. Sobald das Boot in der Linksbewegung ist, kuppeln wir die Maschine kurz aus, bevor wir nun rückwärts einkuppeln und bereits etwas Gas geben. WICHTIG: Das Ruder bleibt während des ganzen Manövers hart Backbord stehen !! Mit dem Rückwärtsgas verlangsamen wir unsere Bewegung nun soweit, dass wir keine Vorausfahrt mehr machen, sondern das Boot möglichst nur noch auf der Stelle dreht. Der Radeffekt schiebt während dieses quasi rückwärts Aufstoppens das Heck des Bootes nach rechts und unterstützt damit die Drehbewegung zusätzlich. Sobald das Boot keine Vorausfahrt mehr macht, kuppeln wir die Maschine wieder aus. Für das Manöver ist es nämlich ebenso wichtig, keine Rückwärtsfahrt aufzunehmen. Lasst das Boot nun so weit wie möglich auf der Stelle drehen bis die Drehbewegung nahezu zum Erliegen gekommen ist. In der Regel ist der Bug dann schon so weit nach links geschwenkt, dass ihr mit einem kurzen beherzten Gasschub auch den Rest der Drehung anstoßen könnt. Auch hierbei lassen wir das Ruder die ganze Zeit hart Backbord stehen, bis wir wieder geradeaus aus der Gasse fahren können. Und noch ein Wort zum Wind: Natürlich müssen wir auch bei diesem Manöver die Windrichtung sowie die Windstärke beachten. Denn je stärker der Wind im Hafen weht, umso größer ist auch sein Einfluss auf das anstehende Manöver. Im Grunde gibt es dabei nur zwei denkbare Szenarien. Entweder der Wind hilft uns oder erschwert das Wenden. Weht der Wind zu stark aus einer ungünstigen Richtung, kann das Manöver unter Umständen so nicht durchgeführt werden. Das wars soweit zu den Hafenmanöver-Tipps. Ich weiß, dass ist jetzt alles sehr viel auf einmal und klingt mitunter sehr kompliziert. Lasst es einfach erst mal sacken. Ich verspreche, ihr werdet es schon bald geschnallt haben :-). Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/17-u-enge-wende.jpg Nützliche Produkte zum Thema HD-Film: Einhand- und Manövertipps, Guido Dwersteg, Preis: 19,95 € inkl. MwSt  
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5 Tipps, die das Anlegen mit dem Boot erleichtern

Von der Vorbereitung des Bootes bis zur perfekten Geschwindigkeit für das Anlegen: Nachfolgend haben wir 5 hilfreiche Tipps für erfolgreiche Anlegemanöver zusammengestellt.  Für viele Skipper und Steuerleute gehört das Anlegen im Hafen zu den schwierigsten Manövern. Enge Platzverhältnisse, Wind, Strömung, Schiffsverkehr und Unübersichtlichkeit lassen die Crew an Bord häufig ins Schwitzen kommen. Es heißt, Übung mache den Meister, aber auch Meister sind hin und wieder mit widrigen Bedingungen konfrontiert. Oft sind jedoch ganz simple Dinge entscheidend, ob das Hafenmanöver erfolgreich wird oder zum sogenannten Hafenkino führt - für die anderen. Wir haben 5 Tipps zusammengestellt, die das Anlegen erleichtern können. 5 Tipps fürs erfolgreiche Anlegen in der Übersicht Vorbereitung auf das Anlegemanöver Fahrtgeschwindigkeit anpassen Kurze und kontrollierte Gasschübe Im Zweifelsfall Manöver abbrechen Immer die Ruhe bewahren Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/boote-im-hafen-1.jpg 1. Eine gute Vorbereitung Nicht selten kommt es beim Hafenmanöver zu Problemen, weil unvorhergesehene Situationen und Verhältnisse entstehen, die einer mangelnden Vorbereitung geschuldet sind. Wenn entweder die Box zu eng ist, die Wassertiefe doch nicht ausreicht, seitliche Strömung vorherrscht, kein Fender parat ist, die Leinen nicht klar sind oder genau im Moment des Einlenkens rechts und links abgelegt wird. Oftmals können solche Schwierigkeiten umgangen werden, in dem du dir die Situation erst einmal anschaust und dich auf alles vorbereitest. Informationen einholen Bevor der Hafen überhaupt erreicht wird, sollten genaue Informationen über das Törnziel eingeholt werden. Ein Hafenhandbuch oder unsere ADAC-Hafendatenbank enthalten wichtige Infos über Boxenanzahl, Ansteuerung, Liegeplätze, Wassertiefe und vieles mehr. Die Situation im Hafen sollte sich gut eingeprägt werden, um bei der Einfahrt in die Marina nicht ohne Orientierung dazustehen. Wenn du weißt, wo du die Gastliegeplätze findest, hilft das ganze schon mal enorm weiter. Viele Marinas haben unterschiedliche Stege für verschiedene Bootsgrößen. Große Yachten sollten sich vorher beim Hafenmeister anmelden, entweder telefonisch, per email oder Funk, um ggf. einen Platz zugewiesen zu bekommen. Vorbereitung von Boot und Crew Vorm Ankommen sollte zunächst die Crew gebrieft werden: Wer hat welche Aufgaben? Wer welche Position? Wie wird an Bord kommuniziert? Danach wird das Boot vorbereitet. Alles, was an Deck und im Cockpit stören oder gar zur Stolperfalle werden kann, muss weggeräumt werden. Leinen und Fender werden klar gemacht und bereitgehalten. Oft gibt es Vorhäfen, die bereits vor Seegang schützen und wo du in Ruhe so lange verbleibst und Kreise drehst, bis das Boot klar zum Anlegen ist. Situation vor Ort beobachten Bevor dann in die Boxengassen und zu den Stegen gefahren wird, sollte die Windrichtung beachtet und analysiert werden. Welche Plätze liegen so, dass in Windrichtung angelegt werden kann? Drückt der Wind das Boot an den Steg oder davon weg? Außerdem sollte der Hafen beobachtet werden, ob gerade viel An- und Ablegeverkehr herrscht. Fahren viele Masten im Hafen hin und her, bedeutet das viel Verkehr und damit einhergehend oft Stress. Lieber etwas warten, bis sich die Situation gelegt hat. Außerdem findest du so oft auch mehr freie Boxen vor. Herrscht beim Anlegen viel Wind, sollte die Windangriffsfläche möglichst verkleinert werden. Nicht ganz eingerollte Vorsegel, ein Bimini, die Sprayhood können enorme Auswirkungen auf das Boot haben, weil der Wind das Schiff schneller wegdrücken kann. Alles, was einfach und ohne großen Aufwand eingerollt oder eingeklappt werden kann, sollte möglichst verschwinden. Einfahren in den Hafen Danach wird in den Hafen eingefahren und die Box der Wahl ausgesucht. Bevor eingefahren wird, sollte jedoch auch hier direkt vor dem Liegeplatz die Situation analysiert werden. Ist die Box breit und lang genug? Was zeigt das Echolot an? Gibt es Sorgleinen? Herrscht im Hafenbecken Strömung, die beim Anlegen beachtet werden muss? Lieber einmal die Boxengasse hin und zurückfahren und in aller Ruhe schauen, ob es einen besseren Platz gibt und wie die Strategie des Anlegemanövers sein soll. Danach wird die Crew erneut vom Rudergänger informiert, wie das Manöver ablaufen wird. Wenn die Crewmitglieder nicht Bescheid wissen, kann es zu Fehlern kommen. 2. Mit der richtigen Geschwindigkeit einparken Jedes Boot ist anders. Je nach Bauform, Gewicht und Lateralplan unterscheidet sich auch die für das Manöver optimale Geschwindigkeit. Außerdem hängt der richtige Speed zum Anlegen auch von den äußeren Bedingungen ab. Bei ruhigen Bedingungen sollte die Fahrt nicht zu langsam sein und die Ruderwirkung erhalten bleiben. Manche Boote lassen sich mit 1,5 Knoten noch gut steuern, bei anderen reißt bei 2,5 Knoten die Ruderwirkung bereits ab oder lässt merklich nach. Hier gilt es, das Schiff zu kennen und die Geschwindigkeit optimal zu wählen. Herrschen schlechtere Bedingungen, wie Wind oder Strömung, muss die Geschwindigkeit soweit erhöht werden, dass stets dagegen angesteuert werden muss. Reißt bei Seitenwind die Strömung am Ruderblatt ab, wird das Boot unkontrolliert vertrieben. Bei Booten, die Du noch nicht so gut kennst, wie auf Charteryachten, lohnen sich Test-Manöver auf See, um die optimale Geschwindigkeit herauszufinden und ein Gefühl zu bekommen. 3. Kurze und kontrollierte Gasstöße geben Beim Anlegen gilt: Immer nur kurze und nicht zu zaghafte Gasstöße geben. So gelingen die Manöver besser, weil das Boot sich durch die Anströmung des Ruders gut lenken lässt, aber gleichzeitig nicht zu viel Fahrt aufgebaut wird. Bei einmotorigen Booten sollte vor dem Gasschub das Steuerrad betätigt werden, um zum einen den Druckwechsel am Ruder zu spüren und zum anderen auch seitliche Kräfte aufzubauen. Achte darauf, dass das Boot zwischen den einzelnen Gasschüben nicht zu langsam wird - sprich die Ruderwirkung abreißt. Hier ist eine gute Balance zwischen Restfahrt und Gas geben erforderlich. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/hafen-von-oben-1.jpg 4. Abbrüche sind nicht verboten Es gibt immer wieder auch mal unvorhergesehene Situationen oder Fehleinschätzungen. Das hat nur dann keine negativen Folgen, wenn danach nicht auf Biegen und brechen das Manöver unbedingt zu Ende gefahren wird. Wenn sich eine Leine verklemmt oder eine Wuhling entstanden ist, wenn plötzlich eine seitliche Böe einfällt oder es andere Probleme beim Manöver gibt, ist ein Abbruch oftmals die klügere Entscheidung. Besser ist es, das Manöver noch einmal gut vorbereitet neu anzusetzen, als gegen einen Steg zu fahren oder auf den Lee-Lieger vertrieben zu werden. Niemand ist ohne Fehler, der richtige Umgang mit Fehlern oder Fehleinschätzungen ist jedoch häufig entscheidend. Wenn es beim zweiten Anlauf dann hinhaut, ist das Manöver auch trotz des Abbruchs professionell und sauber gefahren. 5. Immer mit der Ruhe anlegen Jeder, der Hafenmanöver beobachtet, wird feststellen, dass oft Hektik, wildes Gerenne an Deck und Stress letztlich dazu führen, dass der Anleger schief läuft. Auch wenn es mal schwieriger wird und zum Beispiel starker Seitenwind das Manöver erschwert, ist vor allem der Rudergänger als Ruhepol an Bord gefragt. Hektische Kommandos oder Abfragen führen oft dazu, dass die Crew verunsichert wird und sich bei allen Hektik breit macht - und gerade Hektik führt oft zu Fehlern. Mit ruhiger Stimme klare Kommandos zu geben, sorgt für Ruhe und kühlem Köpfen. Hafenmanöver: Weitere Links zum Thema Die wichtigsten Segelmanöver in der Übersicht Einhand- und Manöver-Tipps für die Segelyacht Erfolgreiches Manövrieren im Hafen Anlegen in einer Box Längsseits An- und Ablegen
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(Einhand) Ablegen aus der Box

Bevor wir mit unserem Boot den Hafen unsicher machen können, müssen wir naturgemäß erst einmal ablegen. „Ogottogottogott …“, wird es da dem Einhand-Neuling bereits durch den Kopf schießen - gerade wenn es im Hafen auch noch spürbar weht. Aber nur keine Panik, hier zunächst die Checkliste für den detaillierten Ablauf des Manövers und im Anschluss das Ganze auch nochmal als Video: Medium URL: 14983027 (Einhand) Ablegen aus der Box Als „Box“ bezeichnen wir die gerade im Ijsselmeer oder in der Ostsee weit verbreiteten Liegeplätze mit zwei Heckdalben. In der Regel wird daran das Heck des Bootes mit zwei Achterleinen vertäut, während der Bug zum Steg zeigt. Ungeachtet dessen kann man aber auch rückwärts in die Box einfahren, was dann das Ein- und Aussteigen ins Cockpit erleichtert. Wir gehen von der typischen Liegesituation aus, stehen also vorwärts in der Box, haben jeweils zwei Achter- und Vorleinen ausgebracht und unsere Flanken mit ausreichend Fendern gesichert. Die standardmäßig erste Amtshandlung vor allen Manövern ist der Blick auf den Verklicker, um uns über die aktuelle Windsituation zu informieren. Abhängig vom Einfallswinkel der Brise wissen wir anschließend wohin unser Boot während es Ablegens tendenziell vertrieben wird und wo sich unsere Luv- bzw. Leeseite befindet. Darüber hinaus gilt es noch ein paar Kleinigkeiten vorzubereiten: Wir starten die Maschine, prüfen den ordnungsgemäßen Kühlwasseraustritt und verholen das Boot anschließend ein Stück nach hinten, um so etwas mehr Abstand zwischen Bug und Steg zu bringen. Dazu geben wir zunächst etwas Lose in die beiden Vorleinen und ziehen das Boot anschließend durch entsprechendes dichtholen der beiden Achterleinen nach hinten. Nächster wichtiger, und oft vergessener, Schritt: Die Fender. Diese nehmen wir nach oben und legen sie auf das Deck. Dadurch soll verhindert werden, dass wir uns beim Ausfahren aus der Box mit den Fendern zwischen den Dalben verkeilen. Das würde uns nämlich nicht nur bremsen (Stichwort: Fahrt), sondern auch unschön an der Reling reißen. Die Fender selbst bleiben dabei aber einsatzbereit. Zurück am Steuerstand kuppeln wir nun die Maschine vorwärts ein. Das Ruder steht dabei mittschiffs. Unser Boot dampft nun mit etwas Vorwärtsfahrt in die beiden Achterleine ein und stabilisiert damit das Schiff in seiner Position (Stichwort: Leinenarbeit). Abhängig vom Einfallswinkel und der Stärke des Windes muss man hier ggf. mit etwas mehr Gas arbeiten. Zusätzlich kann man die Lage des Bootes auch durch entsprechende Ruderlage korrigieren. Dieser sehr einfache, dafür aber umso effektivere Trick ist gerade bei Einhand-Manövern sehr wichtig und kommt auch bei vielen anderen Hafensituationen zum Einsatz. Nun begeben wir uns zum Bug und lösen dort nacheinander zunächst die Lee- und anschließend die Luvleine. Durch das Eindampfen in die beiden Achterleinen und das zusätzlich durch den Propeller angeströmte Ruder steht unser Boot dabei nach wie vor sicher und stabil. Dennoch empfehle ich, vor dem endgültigen loswerfen der Bugleinen genau zu beobachten wie sich das Boot verhält. Bleibt die Lage des Bootes stabil, nehmen wir die beiden Leinen nacheinander weg und machen sie anschließend erneut einsatzbereit. Jetzt wird übrigens auch klar, warum wir uns zu Beginn unseres Manövers etwas nach hinten verholt haben. So soll beim vorwärts eindampfen verhindert werden, dass unser Boot mit dem Bug den Steg berührt. Nun wird’s langsam interessant. Wir gehen zurück zum Steuerstand, lösen hier die leewärtige Achterleine von der Klampe und nehme diese auf Standby. Auch hier beobachten wir vor dem endgültigen Loswerfen genau wie sich das Boot verhält. Erst wenn klar ist dass sich das Schiff nur geringfügig bewegt, nehmen wir die Leine weg. Obwohl jetzt nur noch eine (Luv-)Achterleine das Boot hält, stehen wir nach wie vor recht stabil in der Box. Das wird auf Dauer natürlich nicht so bleiben. Entweder vertreibt uns der einfallende Wind langsam nach Lee oder der Radeffekt versetzt unser Heck abhängig von der Drehrichtung des Propellers nach rechts oder links (Stichwort: Radeffekt). Ist die Abdrift durch Wind oder Radeffekt zu stark, können wir dem erneut mit mehr oder weniger Gas bzw. entsprechender Ruderlage entgegenwirken. Das wirklich Beste ist allerdings, dass Manöver sobald einmal angefangen möglichst zügig durchzuführen. Denn wer nicht lange fackelt, hat auch weniger Probleme mit dem Vertreiben des Bootes und etwaigen Gegenmaßnahmen. Nachdem wir also die leewärtige Achterleine entfernt haben, nehmen wir auch die luvseitige Leine von der Bootsklampe. Dabei ist es wichtig, die Leine unter Zug zu halten. Schließlich sind wir ja noch vorwärts eingekuppelt und wollen nicht mit dem Bug gegen den Steg rasseln. Um das Boot nun aus der Box zu manövrieren, schalten wir von Vorwärts- auf Rückwärtsgas um. Gebt dabei am Anfang ruhig etwas mehr Gas, damit das Schiff möglichst schnell Fahrt aufnimmt und manövrierfähig wird (Stichwort: Fahrt). Haben wir den luvwärtigen Heckdalben erreicht, lösen wir jetzt auch die in der Hand verbliebene Luv-Achterleine und können anschließend aus der Box ausfahren.
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Wichtigste Handling-Tipps

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/1-carpe-diem_5.jpg Hier noch einmal eine Auflistung der wichtigsten Handling-Tipps, die Sie beherzigen sollten, wenn Sie mit Ihrem Schiff auf gr0ßer Fahrt sind. Vorbereitung Immer wieder sehe man in Häfen Crews einlaufen, die kurz vor Ihrem Wunschliegeplatz bemerken, dass weder Leinen noch Fender klar sind. Dann beginnt oft das große Tohuwabohu an Deck, während der Rudergänger versucht das Boot bei möglicherweise viel Wind sicher zu manövrieren. Denkt also daran, alle Manöver frühzeitig und umfassend vorzubereiten. Dazu gehört nicht nur das rechtzeitige Ausbringen von Leinen und Fendern, sondern auch das Einweisen einer etwaigen Crew sowie ein prüfender Blick in die Seekarten und Hafenführer, um sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Fahrt im Schiff halten Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Manövrieren eines Bootes ist: FAHRT. Denn nur mit Fahrt im Schiff wird das Ruder vom vorbeifließenden Wasser angeströmt und kann so die Fahrtrichtung des Bootes beeinflussen. Das gilt insbesondere bei Rückwärtsfahrt ! Also haltet möglichst immer Fahrt im Schiff, und sei es noch so langsam. Gegen den Wind manövrieren Gerade beim Manövrieren auf engem Raum solltet ihr wenn möglich stets gegen den Wind arbeiten. Denn nur gegen den Wind könnt ihr mit Maschinen- und Ruderwirkung gut Korrekturen vornehmen. Mit dem Wind bleibt hingegen oft nur das Aufstoppen bzw. der Abbruch des Manövers. Wind- und Stromversatz beachten Macht euch frühzeitig mit den vorherrschenden Wind- und Stromverhältnissen vertraut und behaltet diese stets im Auge. Nur so könnt ihr euch den Wind ggf. zunutze machen, Freiräume gegen den Versatz vorhalten und die Auswirkungen auf eure eigene Geschwindigkeit ausreichend berücksichtigen. Eine gute Möglichkeit kurz vor dem Anleger festzustellen wo genau Luv und Lee liegen ist übrigens ein Blick auf den Verklicker eines benachbarten Bootes. Radeffekt beachten Bei Booten mit ausgeprägtem Radeffekt solltet ihr genau wissen, wohin euer Heck bei welchem Motormanöver versetzt wird. Macht euch diese wenn möglich zunutze oder haltet entsprechende Räume vor. Rückwärts fahren Besonders in engen Häfen ist es außerdem wichtig, sicher und kontrolliert rückwärts fahren zu können. Und dabei ist nicht nur das Fahren selbst gewöhnungsbedürftig, sondern auch die entsprechenden Manöver zum Richtungswechsel. Ruderlage beachten Eine häufige Ursache für misslungene Hafenmanöver ist neben der nicht ausreichenden Berücksichtigung von Wind und Radeffekt auch eine falsche Ruderlage. Denn viele Skipper handeln nach der Devise: Gas-Richtung ist gleich Steuer-Richtung. Oft entspricht die Gas-Richtung des Motors aber noch gar nicht der Fahrtrichtung des Bootes. Also legt immer Ruder nach der Fahrtrichtung des Bootes und nicht der Gas-Richtung der Maschine. Drehachse des Bootes beachten Anders als beispielsweise bei einem Auto, dreht sich der Rumpf eines Bootes nicht um einen Punkt weit hinten, sondern vielmehr um eine Achse etwa in der Mitte des Schiffs. Das führt zu gegenläufigen Schwenkbewegungen von Bug und Heck. Das Boot wird dabei sehr „breit“, weshalb besonders in engen Hafengassen oder Fahrwassern Vorsicht geboten ist. Leinenarbeit Gerade bei Einhand-Manövern fehlt es an Bord oft an den eigentlich notwendigen Händen. Diese Manko kann man leicht mit Hilfe von sinnvoll eingesetzten Leinen (oft auch im Zusammenhang mit Maschinenwirkung) ausgleichen. Darüber hinaus solltet ihr für sichere und stressfreie Hafenmanöver alle Leinenmanöver immer von Bord aus durchführen. Soll heißen, die Leinen werden idealerweise vom Boot aus über gebracht und danach wieder zurück an Bord geführt und vertäut. Kommunikation Solltet ihr mit Crew unterwegs sein, besprecht die beabsichtigen Schritte ausführlich mit allen Mitseglern und teilt entsprechende Rollen ein. Eine klare und ruhige Kommunikation ist nicht nur wichtig , sondern vermittelt auch ein Gefühl von Sicherheit und Souveränität. Schreien und schimpfen sind da doch eher kontraproduktiv. Liegeplätze mit Nachbarn nutzen Gerade bei etwas mehr Wind im Hafen, suchen sich viel Skipper aus Angst ein anderes Boot zu beschädigen einen Liegeplatz ohne direkte Nachbarn. Das ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar, meines Erachtens aber oft nicht hilfreich. Sucht euch lieber einen Platz mit Nachbarn zu beiden Seiten. Das erleichtert die Orientierung bei der Anfahrt, bietet Abschattung bei seitlichem Wind und ihr könnt euch – ausgebrachte Fender vorausgesetzt – im Fall der Fälle auch ruhig einmal beim Nachbarn „anlehnen“. Hilfe in Anspruch nehmen/einfordern Befindet sich auf dem Nachbarboot eine Crew oder stehen Leute am Steg scheut euch nicht davor auch deren Hilfe einzufordern. Die allermeisten Wassersportler wissen um die Bedeutung guter Seemannschaft und helfen gerne. Anderweitigen Verkehr im Auge behalten Das Platzangebot im Hafen ist bekanntlich oft begrenzt. Umso wichtiger ist es, den Verkehr um uns herum genau zu beobachten. Beachtet dabei auch die etwaigen Auswirkungen von Wind und Strom auf die andere Schiffe. Übrigens. Ein guter Trick um festzustellen, ob in der nächsten Boxengasse ein anderes Boot unterwegs ist, ist ein prüfender Blick ob einer der entsprechenden Masten in Bewegung ist. Übung macht den Meister Wie bei allen neuen (Einhand-)Manövern empfehle ich euch, das Ganze vorher bei möglichst ruhigen Verhältnissen und wenig Verkehr im Hafen zu üben. Und seid dabei bitte nicht zu streng mit euch selbst ! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und es ist weiß Gott keine Schande, wenn mal ein Manöver in die Hose geht. In der Ruhe liegt die Kraft Gaaanz wichtig !! Lasst euch auch bei ungünstigen Bedingungen nicht aus der Ruhe bringen. Selbst wenn der Steg voller Experten und sonstigen Gaffern steht. Fahrt euer Manöver, kommuniziert mit der Crew und lächelt. Und selbst wenn mal ein Manöver schief geht … kein Problem ! Manöver abbrechen, nochmal überlegen und neu anfahren. Das Gleiche gilt für das Verlassen des Bootes. Wie zuvor beschrieben, sollten die Leinen-Manöver wenn möglich immer von Bord aus durchgeführt werden. Verlasst also das Boot erst dann, wenn es sicher fixert ist und nicht mehr vertreiben kann.
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(Einhand) Segelmanöver & Co.

Nach so viel Hafen-Gedöns freue ich mich nun drauf, endlich mit Euch hinaus aufs freie Wasser zu fahren. Mit Unterstützung des elektrischen Auto-Pilots, der das Boot auf Kurs hält , kann man schon im Hafen damit beginnen alle Leinen und Fender in der Backskiste zu verstauen. Danach können wir bereits die Segel zum Setzen vorbereiten. Dazu zählt neben dem Aufklaren alle notwendigen Leinen und Schoten, auch das Wegnehmen etwaiger Segel-Abdeckungen oder Bändsel.     Segel setzen Sobald wir freies Wasser erreicht haben, können wir nun die Segel setzen. Wie üblich zunächst das Groß- und anschließend das Vorsegel. Im Cockpit geben wir zunächst etwas Lose in die Großschot und reduzieren außerdem unsere Geschwindigkeit. Die Lose in der Großschot soll dafür sorgen, dass der Baum beim Setzen des Großsegels etwas im Wind schwingen kann und so kein hinderlicher Winddruck im Tuch entsteht. Nun manövrieren wir das Boot mit Hilfe der Maschine und des Auto-Piloten in den Wind. Zeigt der Verklicker im Topp genau nach vorne, können wir mit dem Setzen des Großsegels beginnen. Abhängig von den vorherrschenden Windbedingungen solltet ihr bereits dabei entscheiden, ob ihr das komplette oder ggf. nur ein gerefftes Segel setzt. Nach dem Durchsetzen des Großfalls können wir nun über die entsprechende Seite ansegeln und uns danach um das Vorsegel kümmern. Dabei gehen wir im aktuellen Beispiel von einer der heute gängigen Vorsegel-Rollanlage aus. Neben den beiden Vorschoten klarieren wir dazu auch die Holeleine der Rollanlage sauber auf, damit diese beim Ausrollen des Vorsegels keine Probleme bereitet. Anders als beim Großsegel können wir das Vorsegel jetzt auch am Wind setzen. Der Wind unterstützt so nämlich das Abrollen des Segels. Die Holeleine der Rollanlage sollte dabei (gerade bei etwas mehr Wind) aber sicher und kontrolliert gefiert werden. Sind die Segel richtig getrimmt, können wir endlich die Maschine abstellen und für etwas Ordnung im Cockpit sorgen. Dazu schließen wir die entsprechenden Fall-Klemmen, klarieren die verbleibenden Fall-Reste und machen etwaig belegte Winschen erneut frei und einsatzbereit. Und noch ein kleiner Tipp: Wenn das Vorsegel nicht komplett abgerollt wird, besteht je nach Absicherung der Holeleine immer die Gefahr, dass das Vorsegel ungewollt ausrauscht. Ich sichere daher die Holeleine immer noch zusätzlich auf der achteren Klampe. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/19-u-segel-setzen.jpg Die (Einhand) Wende Die Wende gilt als das vermeintlich einfachste Segel-Manöver bei dem das Boot mit dem Bug durch den Wind fährt und im Grunde nur das Vorsegel bedient werden muss. Für die dafür notwendige Kursänderung nutze ich den schon eingangs erwähnten elektrischen Auto-Piloten. Also los: Ausgangskurs für die Wende ist ein Kurs hoch am Wind. Soll heißen, die Segel sind dicht geholt und das Boot wird mit einem Winkel zwischen 50 und 60 Grad zum Wind gesteuert. Bevor wir die Wende einleiten, nehmen wir bereits die leewärtige Vorschot auf Standby. Gerade bei viel Wind ist hier natürlich entsprechender Zug auf Schot und ihr solltet mindestens zwei Törns auf der Winsch belassen, um die Leine sicher und gut halten zu können. Alternativ könnt ihr die Schot aber auch bis zur Wende selbst belegt lassen und erst dann loswerfen. Für die Wende selbst fahren wir mit einer Kursänderungg von 120 Grad durch den Wind. Dieser Wert ergibt sich aus den beiden Winkeln, die man auf Backbord- oder Steuerbord-Bug segelnd, maximal zum Wind erreichen kann. Bei CARPE DIEM sind dies etwa 50 bis 60 Grad, die wir an den Wind herankommen. Gehe ich also von 60 Grad zu beiden Seiten aus, bin ich mit einer Kursänderung von 120 Grad auf der sicheren Seite. Nachdem der neue Kurs nun in Zehnerschritten eingestellt ist, warten wir bis das Boot mit dem Bug durch den Wind dreht , werfen die Lee-Schot los und holen das Vorsegel über. Dann noch etwas Feintrimm an den Segeln und fertig ist die Einhand-Wende. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/20-u-wende.jpg Die (Einhand) Halse Nun also zur Halse, bei der das Boot nicht mit dem Bug, sondern dem Heck durch den Wind fährt. Klingt soweit nicht weiter schlimm. Trotzdem ist die Halse das etwas schwierigere Manöver, vor dem so mancher Skipper Respekt hat. Das liegt in erster Linie an den Gefahren, die sich aus nicht korrekt gefahrenen Halse bzw. einer Fehleinschätzung der Bedingungen ergeben können: Ausgangskurs für die Halse ist ein sogenannte sicherer Raumwind-Kurs. Sicher bedeutet dabei, dass wir soweit abgefallen sind, dass der Wind von schräg achtern einfällt, wir aber bis zum eigentlichen Durchwandern des Windes am Heck etwa 20 Grad Luft lassen. So haben wir selbst bei unruhigen Bedingungen und einem ggf. stark gierenden Boot noch einen gewissen Sicherheits-Puffer, bevor der Wind von der anderen Seite des Bootes bläst. Sollte der Wind nämlich zu früh bzw. ungewollt am Heck durchwandern, droht die sogenannte Patenthalse bei der der weit aufgefierte Baum unkontrolliert von einer zu anderen Seite überschlägt und das Vorsegel gefährlich back steht. Da der Wind zudem nun achterlich einfällt, kommt uns die gefühlte Windstärke (der sog. „scheinbare Wind“) nun deutlich schwächer als noch bei einem Am-Wind-Kurs vor. Der Wind ist aber natürlich noch in voller Stärke da. Auch insoweit solltet ihr also sehr wachsam sein. Um all diesen Gefahren möglichst aus dem Wege zu gehen und das Manöver zusätzlich einfach und unkompliziert zu halten, habe ich mir für das Einhand halsen zwei Varianten gewöhnt: Halsen mit geborgenem Vorsegel Bei dieser Variante bergen wir während des Abfallens auf einen sicheren Raumwind-Kurs das Vorsegel, indem wir es mit der Holeleine der Rollanlage einholen. Das Großsegel wird derweil weit aufgefiert, um das Schiff bei der jetzt achterlichen Brise in Fahrt zu halten. So müssen wir uns während der Halse also nur noch um das Großsegel kümmern, was die ganze Angelegenheit ungemein erleichtert. Der Rest läuft dann wie üblich: Wir holen die Großschot dicht. Per Autopilot und einer Kursänderung von etwa 40 Grad gehen wir rund achtern ... … und fieren die Großschot danach wieder schnell und weit auf. Zu guter Letzt können wir das Vorsegel nun erneut setzen und wieder langsam anluven. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/21-u-halse-1.jpg Wende statt Halse Die zweite Variante für eine sichere Einhand-Halse ist: Die Wende ! Ja, ihr habt richtig gelesen. Denn anstatt zu halsen kann man nämlich auch einfach wenden: Dabei luven wir zunächst von unserem sicheren Raumwind-Kurs auf einen Am-Wind-Kurs an. Da ist natürlich ein ganz schöne Kursänderung und man bekommt schnell das Gefühl wieder nach Hause zu segeln :-). Aus dem Am-Wind-Kurs fahren wir nun die Wende. Danach fallen wir erneut auf einen sicheren Raum-Wind-Kurs ab. Das Ergebnis ist der gleiche Kurs den wir auch nach einer Halse erreicht hätten. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/22-u-halse-2.jpg Segel bergen Kommen wir nun zum letzten Teil des Kapitels „Segel-Manöver“, dem Segel bergen. Eigentlich keine große Sache: Die Maschine läuft und sorgt zusammen mit dem Großsegel für etwas Vorausfahrt. Der Kurs wird derweil von unserem elektrischen Auto-Piloten gehalten. Als Erstes bergen wir nun das Vorsegel. Dazu fieren wir die Lee-Vorschot so weit, bis das Segel beginnt zu killen. Mit der Holeleine der Rollanlage können wir das Segel nun nach und nach einrollen, während die Vorschot weiter gefiert wird. Damit das Großsegel beim Bergen flüssig und schnell nach unten rutschen kann, klarieren wir zunächst das Großfall ordentlich auf. Darüber hinaus fieren wir die Großschot so weit, dass der Baum beim anschließenden „in den Wind fahren“ erneut etwas schwingen kann. Mit dem Auto-Piloten fahren wir unser Boot nun in den Wind. Zeigt der Verklicker im Topp erneut genau nach vorne, werfen das Großfall los. Im Idealfall rauscht das Segel nun in einem Rutsch nach unten. Falls das nicht funktioniert, gehen wir vorsichtig nach vorne zum Mast, ziehen das Segel bis auf den Baum herunter und sichern es anschließend mit ein paar Bändseln. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/24-u-segel-bergen-1.jpg Eine etwas andere Variante ist das Bergen des Großsegels bei noch gesetztem Vorsegel. Diese Verfahren bietet sich an, wenn man nur noch mit der Genua weitersegeln will. Der Ausgangskurs für dieses Manöver ist erneut Hoch-Am-Wind. Bevor wir nun das Großfall loswerfen, ist es wichtig den Winddruck aus dem Großsegel zu nehmen. Beim herkömmlichen Bergen des Groß fahren wir dazu in den Wind. Jetzt fieren wir die Großschot so weit auf, bis der Baum im Wind steht und das Großsegel zu killen beginnt. Nach dem Lösen des Großfalls können wir das Segel nun am Mast stehend bergen und am Baum sichern. WICHTIG !! Bitte seid bei diesem Manöver sehr vorsichtig. Denn zum einen ist die Fahrt unter Sgeln oft deutlich unruhiger als unter Maschine und zweitens schwingt der Baum durch die gefierte Großschot stark hin und her. Sorgt also für einen sicheren Stand am Mast und pickt euch am besten mit eurem Lifebelt an einer Decksleine ein. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/25-u-segel-bergen-2.jpg
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Beiliegen bzw. Beidrehen mit der Segelyacht

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/1-carpe-diem_3.jpg Unter Beiliegen bzw. Beidrehen versteht man ein Manöver, bei dem das Boot in einer möglichst ruhigen und stabilen Lage quer zu Wind und Wellen treibt. Die seitliche Abdrift beträgt dabei je nach Wetterverhältnissen und Bootstyp nur noch 1 bis 2 Knoten. Ausreichend Leeraum vorausgesetzt, kann man so für längere Zeit Ruhe ins Schiff bringen, um beispielsweise notwendige Arbeiten auszuführen, seekranke Crew zu versorgen oder schlechte Bedingungen abzuwettern. Das Manöver selbst wird auch oft als Wende ohne Fock-Manöver bezeichnet, bei dem wir mit dem Bug durch den Wind fahren, dass Vorsegel back stehen lassen und die Großschot weit auffieren. Medium URL: 14983030 Beiliegen oder Beidrehen Die Anfahrt zum Beiliegen ist tatsächlich die Gleiche wie bei der normalen Wende. Wir segeln hoch am Wind und bereiten uns bereits im Geiste auf das Manöver vor. Sobald wir nach dem Anluven mit dem Bug um Wind stehen, stoppen wir die Drehbewegung nun für einen kurzen Moment auf, bis das Schiff fast keine Fahrt mehr macht. Erst wenn unser Boot fast steht legen wir erneut Ruder, um jetzt auch die restliche Drehung durch den Wind durchzuführen. Durch dieses quasi „bremsen“ im Wind soll übrigens verhindert werden, dass wir nach der Wende noch zu viel Fahrt machen und das Beiliegen dadurch behindert wird. Was die Segel betrifft, so lassen wir das Vorsegel im Gegensatz zur normalen Wende jetzt back stehen. Sprich die Fock wird nicht über geholt. Die Großschot fieren derweil weit auf, sodass das Großsegel nach der Wende in nahezu einer Flucht mit dem jetzt seitlich einfallenden Wind steht. Außerdem legen wir das Ruder jetzt hart zum Wind (also beispielsweise nach Backbord, sofern auch der Wind von Backbord einfällt). Zur Sicherheit arretieren wir das das Ruder in dieser Position zusätzlich. Nach einer Weile sollte das Boot nun keine nennenswerte Vorausfahrt mehr machen und nur noch seitlich vor Wind und Wellen treiben. WICHTIG !! Gebt acht, dass ihr beim „bremsen“ im Wind nicht zu viel Fahrt verliert. Ansonsten kann es gegen Wind und Welle schwer werden, dass Manöver erfolgreich abzuschließen.
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Eine Leine richtig werfen

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/1-carpe-diem_2.jpg Wie wir in vielen der gezeigten Manöver gesehen haben, ist es sehr wichtig, eine Leine richtig werfen zu können. Auch das ist im Grunde recht einfach, wenn man erst mal weiß wie es funktioniert: Medium URL: 14983029 Eine Leine richtig werfen Als Erstes befestigen wir die Leine mit einem Ende an der entsprechende Bootsklampe. Führt das Ende der Leine dabei unbedingt von außen (also außerhalb der Reling) auf die Klampe. Andernfalls würde die Leine beim Wurf von innen über die Reling hinweg nach außen verlaufen, was immer zu Problemen führt. Nun wird die Leine sauber aufgeschossen. „Sauber“ bedeutet dabei: Runde, gleich große und nicht verdrehte Augen bzw. Rundtörns. Die Anzahl der aufgeschossenen Rundtörns richtet sich dabei nach der Distanz, die wir mit dem Wurf überbrücken müssen. Nach dem Aufschießen greifen wir nun mit der Wurfhand von hinten in die aufgeschossenen Rundtörns. Das am Boot befestigte Ende der Leine liegt danach in der Wurfhand innen. Das lose Ende der Leine halten wir mit der anderen Hand fest. Der Wurf selbst erfolgt dann als schwingende Bewegung am lang ausgestreckten Arm über den Poller bzw. die Klampe. Dabei öffnen sich die zuvor aufgeschossenen Rundtörns zu einer weiten Bucht, die danach im Idealfall über den Poller oder die Klampe fällt. Mit dem in der anderen Hand verbliebenen losen Ende könnt ihr die über gebrachte Leine nun dicht nehmen. Bei viel Wind kann es übrigens notwendig werden, beim Wurf ein wenig gegen den Wind vorzuhalten, um so der absehbaren Abdrift der Leine während des Wurfs vorzubeugen.
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(Einhand) Längsseits An- und Ablegen

Wieder zurück im Hafen, wollen wir uns nun noch mit zwei Varianten des längsseits An- und Ablegens befassen. Denn auch dieses vermeintlich sehr einfache Hafenmanöver kann zu unerwarteten Schwierigkeiten führen: Wie lege ich längsseits an bei Anfahrt vorwärts? Unsere Leinen und Fender sind klar und auch über den Wind haben wir uns hinreichend informiert. Er bläst in der beschriebenen Situation mit etwa 10 bis 12 Knoten vom Steg weg. Das Anlegen wird damit tendenziell etwas schwieriger, da uns die Brise sobald keine Fahrt mehr im Boot ist (Stichwort: Fahrt ) anfängt vom Steg wegzublasen. Bei der Anfahrt zum Anleger müssen wir daher einige Dinge beachten: Zum einen sollten wir nicht zu langsam fahren, um gegen den Wind sicher und stabil manövrieren zu können. Darüber hinaus ist es wichtig, während der Anfahrt so lange wie möglich mit dem Bug frontal im Wind zu bleiben. Auch so soll ein Vertreiben des Bootes nach Lee vermieden werden. Außerdem wählen wir für das Anlegen in dieser Situation unsere Steuerbordseite aus. Den so wird das Heck bei CARPE DIEMS linksdrehender Schraube beim Aufstoppen zusätzlich durch den Radeffekt nach rechts versetzt und unterstützt damit die Bewegung zum Steg hin. Man spricht in diesem Zusammenhang übrigens auch oft von der „Schokoladenseite“ des Bootes. Kurz bevor wir den Steg erreichen, drehen wir bei und geben mit der Maschine zur Verlangmung unserer Fahrt rückwärts Gas. Sobald das Boot nun längsseits zum Steg fährt, legen wir die Achterleine über die Klampe am Steg. Das Boot macht dabei nach wie vor ein wenig Fahrt voraus. Als Nächstes kuppeln wir die Maschine nun erneut vorwärts ein. Die Restfahrt stoppen wir anschließend aus der Hand bzw. über die achtere Bootsklampe auf. Dort wir die Leine sobald das Boot steht auch zügig belegt. Das Boot dampft nun mit etwas Vorwärtsfahrt in die Achterleine ein (Stichwort: Leinenarbeit ) und zieht sich bereits an den Steg heran. Je stärker der Wind vom Steg wegbläst, umso mehr Gas muss man ggf. geben. Zusätzlich kann man mit etwas Ruderlage zum Steg hin dafür sorgen, dass unser Boot nicht vom Wind vertrieben wird. Als Letztes kümmern wir uns in aller Ruhe um die Vorleine sowie evtl. notwendige Springleinen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/26-laengsseits-anlegen-1.jpg Wie lege ich mit dem Boots Längsseite an - Anfahrt rückwärts? Sollte es mal etwas kräftiger vom Steg wegblasen, bietet sich die folgende Variante an. Dabei fahren wir den Steg rückwärts an und versuchen jetzt das Heck des Bootes genau im Wind zu halten. Kurz bevor wir den Steg erreichen verlangsamen wir unsere Geschwindigkeit nun so weit, dass wir nur noch geringfügig in Fahrt sind. Dann nehmen wir die zum Wurf vorbereitete stegseitige Achterleine und werfen diese über die Klampe an Land. Bevor es nun hinter uns zu eng wird, stoppen wir anschließend die Fahrt auf und kuppeln die Maschine bereits vorwärts ein. Während das Boot nun beginnt langsam Vorwärtsfahrt aufzunehmen, belegen wir die Achterleine auf der entsprechenden Bootsklampe. Nun können wir das Boot mit Vorwärtsgas und Ruderlage langsam an den Steg heranziehen. Stehen wir längsseits an der Pier, bringen wir nun auch die übrigen Leinen über. Geschafft ! Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/27-laengsseits-anlegen-2.jpg Wie lege ich mit dem Boot bei ablandigem Wind längsseits ab? Längsseits ablegen bei ablandigen Wind: Durch den nach wie vor ablandig wehenden Wind ist das Ablege-Manöver denkbar einfach. Die Maschine läuft und alle Festmacherleinen liegen auf „Slip“. Soll heißen, alle Leinen können von Bord aus bedient und weggenommen werden (Stichwort: Leinenarbeit ). Als Erstes lösen wir nun die Vorleine. Der Bug beginnt danach sofort Richtung Lee abzutreiben, also entfernt sich bereits vom Steg. Dach werfen wir auch die Achterleine los, sodass nun auch das Heck frei ist und sich ebenfalls vom Steg enfernt. Das Boot kann nun mit Maschinenwirkung und entsprechender Ruderlage vom Steg weg manövriert werden. Auch dabei achten wir natürlich auf das ausschwenkende Heck. WICHTIG !! Sollten vor oder hinter uns andere Boot liegen, ist außerdem darauf zu achten, dass unser Boot nicht auch nach vorne oder hinten vertrieben wird und so eine Kollision droht. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, kann man vor dem Loswerfen der Vorleine etwas Vorwärtsgas geben und so in die noch belegte Achterleine eindampfen. Das Boot zieht sich so bis zum erneuten Auskuppeln der Maschine an den Steg heran und bleibt so stabil stehen, bis wir uns auch um die Achterleine kümmern können. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/28-laengsseits-ablegen-1.jpg Wie lege ich mit dem Boot bei auflandigem Wind längsseits ab? Längsseits ablegen bei auflandigem Wind: Bei auflandig wehendem Wind wird das Ablegen natürlich ungleich schwerer. Während wir uns beim Anlegen jetzt von der Brise einfach an den Steg heranpusten lassen, müssen wir beim Ablegen mit einer Achterspring arbeiten: Dazu legen wir die Achterleine zur Spring und fendern zusätzlich das Heck gut ab. Sobald wir nun zum Ablegen bereits sind, nehmen wir auch hier die Vorleine weg und begeben uns zurück zum Steuerstand. Je nach Einfallswinkel des Windes sowie des Platzangebotes am Steg, muss man auch eir aufpassen nicht auf andere Boote getrieben zu werden. Am Steuerstand kuppeln wir nun die Maschine rückwärts ein und geben etwas Gas. Das Ruder steht dabei mittschiffs. Das Boot dampft nun rückwärts im die Achterspring ein und zieht sich mit dem Heck an Steg (Stichwort: Leinenarbeit ). Daher ist es bei diesem Manöver besonders wichtig, dass Heck gut abzufendern. Der Bug zieht sich derweil langsam gegen den Wind vom Steg weg. Sobald der Bug weit genug vom Steg und etwaigen anderen Booten entfernt ist, nehmen wir Vorwärtsfahrt auf und werfen dabei möglichst zügig die Achterspring los. WICHTIG !! Dieser Wechsel von Rückwärts- in Vorwärtsfahrt muss recht flott vonstatten gehen, damit uns der Wind nicht wieder zurück an den Steg drückt (Stichwort: Fahrt ). Ich empfehle daher die Achterspring während des Eindampfens nicht komplett auf der Klampe zu belegen, sondern vielmehr mit zwei Kreuzschlägen auf Standby zu halten. Sobald das Boot nun Vorwärtsfahrt aufgenommen hat, können wir aus dem Hafen heraus manövrieren. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/29-laengsseits-ablegen-2.jpg Wie kann ich mit dem Boot an einem Fingersteg längsseits An- oder Ablegen? (Einhand) Längsseits An- und Ablegen mit Fingersteg: Kommen wir nun zu meinem letzten Manöver-Tipp. Denn neben der Box mit Heckdalben und dem klassischen Steg, gibt es gerade in Gezeitenrevieren noch eine weitere Anlege-Variante. Dabei befindet sich jeweils zu einer Seite des Liegeplatzes ein sogenannter Fingersteg. Oft handelt es sich dabei übrigens um Schwimmstege, die mit den Gezeiten auf und ab wandern. Die Anfahrt sowie die Vorbereitungen zum Anlegen mit Fingersteg unterscheiden sich nicht von den bisherigen Manövern. Mit einer Ausnahme: Denn neben den üblichen Vor- und Achterleinen, machen wir nun auch zwei Leinen auf den mittleren Klampen des Bootes klar. Die Fender hängen wegen des Anlegens an einem Schwimmsteg außerdem etwas niedriger. Wie auch schon beim Anlegen in der Box, fahren wir den Liegeplatz vorzugsweise gegen den Wind an. Wenn möglich, solltet ihr euch außerdem einen Platz suchen, bei dem euch der Wind tendenziell an den Fingersteg heran bläst. Sobald wir unsere Parkposition erreicht haben, stoppen wir mit der Maschine auf und steigen anschließend möglichst schnell auf den seitlichen Fingersteg über. Dies ist insoweit eine Ausnahme von der zuvor behandelten Regel, wonach wir alle Leinenmanöver möglichst von Bord aus durchführen. Während des Übersteigens auf den Fingersteg nehmen wir bereits die entsprechende Leine auf der Mittelklampe zur Hand. Abhängig vom genauen Einfallswinkel des Windes, legt ihr mit dieser Leine nun entweder eine Vor- oder Achterspring, um das Boot so grob am Fingersteg zu fixieren. Welche Spring ihr legt, hängt dabei von der Richtung ab, in die das Boot vom Wind vertrieben wird. Wird es nach vorne getrieben legen wir eine Vorspring und umgekehrt. Danach kümmern wir uns um die Vorleinen. Diese liegen ja bereits vorbereitet am Bug und sollten so klariert sein, dass ihr sie vom Steg aus greifen und an Land belegen könnt. Auch hier belegen wir zuerst die Luv- und anschließend die Leeleine. Zu guter Letzt bringen wir auch noch die hintere fingerstegseitige Leine aus und befestigen diese am äußeren Ende des Schwimmstegs. Das Boot ist nun in alle Richtungen sicher fixiert und ihr könnt euch dem Landgang widmen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/30-laengsseits-fingersteg.jpg Wie lege ich mit dem Boot von einem Fingersteg ab? Auch für das Ablegen vom Fingersteg nutzen wir eine Springleine. Diese führen wir von der mittleren Klampe des Bootes zum äußeren Ende des Schwimmstegs und zurück an Bord (Stichwort: Leinenarbeit ), also eine Vorspring. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass das Boot bei diesem Manöver gut und möglichst über die komplette Länge gegen den Fingersteg abgefendert ist. Als nächstes dampfen wir mit der Maschine vorwärts in die Vorspring auf der Mittelklampe ein. Das Boot beginnt nun sich an den Fingersteg heranzuziehen. Die Leine auf der hinteren Klampe verhindert dabei, dass sich der Bug zu nah an den Steg heranzieht. Nun beginnen wir die Vorleinen wegzunehmen. Als erstes die fingerstegseitige Vorleine und anschließend auch die andere Seite. Das Boot steht durch das Eindampfen in die Vorspring dabei nach wie vor sicher und stabil. Bevor wir nun endlich losfahren können, müssen wir natürlich auch die achtere Leine entfernen. Dabei ist zu beobachten, wie sich das Boot beim Lösen der Leine verhält. Je nach Wind- und Gas-Stärke zieht sich der Bug beim Lösen der Leine mehr oder weniger stark an den Fingersteg heran. Das ist aber kein Problem, da wir ja längsseits gut abgefendert sind. Sollte das Boot dennoch zu schräg stehen, kann man dem mit etwas Ruderlage entgegenwirken. Obwohl das Boot jetzt nur noch von der Vorspring auf der Mittelklampe gehalten wird, stehen wir noch immer sicher an unserem Platz. Zum eigentlichen Ablegen wechseln wir nun von Vorwärts- in Rückwärtsgas und legen das Ruder mittschiffs. Das Boot nimmt nun langsam Fahrt auf und beginnt rückwärts aus der Box zu laufen. Die Spannung auf der Vorspring löst sich dabei und kann jetzt einfach von der Klampe des Fingerstegs herunter genommen werden. Dazu müsst ihr natürlich kurz den Steuerstand verlassen, was gerade anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist aber mit zunehmender Erfahrung kein Problem mehr darstellt. Sobald nun auch die Vorspring geborgen ist, manövrieren wir rückwärts von unserem Liegeplatz in die Gasse (Stichwort: Ruderlage und Rückwärtsfahrt ) und anschließend heraus aus dem Hafen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/31-laengsseits-fingersteg.jpg Nützliche Produkte zum Thema HD-Film: Einhand- und Manövertipps, Guido Dwersteg, Preis: 19,95 € inkl. MwSt
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Die wichtigsten Segelmanöver im Überblick

Beim Segeln gibt es einige Manöver, die Skipper unbedingt beherrschen sollten. Die wichtigsten Segelmanöver und alles Wichtige zu Wende, Halse und Co. Um ein Boot zu steuern, seine Richtung und Geschwindigkeit zu verändern und die Segelstellung dem Wind anzupassen, sind verschiedene Handlungen erforderlich, die als Segelmanöver bezeichnet werden. Jedes Manöver hat eine eindeutige Bezeichnung, wie Halse, Wende, Aufschießen oder Beiliegen. Auch ist jedem Manöver eine klare Manöversprache zugeteilt, damit die Abläufe an Bord im Bezug aufs Timing und die einzelnen Crewmitglieder, wie Vorschoter oder Steuermann, aufeinander abgestimmt sind. Nachfolgend geben wir einen Überblick über die 6 wichtigsten Segelmanöver und zeigen, worauf es bei der Ausführung ankommt. Die 6 wichtigsten Segelmanöver im Überblick Sechs der wichtigsten Segelmanöver sind: Wende Halse Q-Wende Aufschießen Reffen Ankern Segelmanöver: Die Wende Segelboote können nicht genau gegen den Wind fahren. Um Vortrieb zu erlangen, muss der Wind also immer etwas schräg einfallen, je nach Bootsart und Takelung mal mehr mal weniger schräg. Segelt ein Boot von A nach B und der Wind kommt direkt aus der Richtung, in die man unterwegs ist, muss daher ein Zickzack-Kurs gefahren werden, das sogenannte Kreuzen. Für diesen Zickzackkurs sind häufige Richtungsänderungen notwendig, bei denen der Bug, also die Spitze des Bootes, durch den Wind gedreht wird. Bei diesem Manöver spricht man von einer Wende. Die Wende Schritt-für-Schritt Eine Wende erfolgt im mehreren Schritten. Diese sind: Anluven des Bootes, also in den Wind steuern sobald das Vorsegel flattert und der Wind die Seite wechselt, Fock auf die andere Seite überholen auch das Großsegel wechselt die Seite das Boot wird auf den neuen Kurs gebracht die Segel werden an den Wind angepasst (getrimmt) Segelmanöver: Die Kommandos bei der Wende Während eine Wende ausgeführt wird, sind auch mehrere Kommandos nötig: Der Steuermann informiert die Crew über die anstehende Wende: Klar zur Wende Die Crew bereitet sich vor und nimmt die Positionen ein. Bestätigung, dass alle bereit sind, durch: Ist klar! Sobald der Steuermann das Boot dreht: Ree Sobald der Vorschoter das Segel auf die neue Leeseite überholen soll: Hol über die Fock Bei manchen Bootstypen hilft es, beim Drehen des Bugs die Fock etwas länger stehen zu lassen, also back zu halten. In diesem Fall erfolgt das Kommando: Halt back die Fock Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/wende.jpg Segelmanöver: Die Halse Im Gegensatz zur Wende wird bei der Halse das Heck durch den Wind gedreht, wenn das Boot raumschots segelt (Wind von schräg hinten) oder auf Vorwindkurs (Wind von hinten) ist. Dieses Manöver ist etwas anspruchsvoller als eine Wende, weil der Großbaum bei achterlichem Wind weit aufgefiert ist und deshalb einen langen Weg von der einen zur anderen Seite zurücklegen muss. Bei Unachtsamkeit oder Fehlern im Timing kann es so zu einem unkontrollierten Überschlagen des Großsegels mit Großbaum kommen, der sogenannten Patenthalse. Die Halse Schritt-für-Schritt Es gibt mehrere Schritte, die beim Ausführen einer Halse von Bedeutung sind. Dazu gehört: Das Abfallen des Bootes mit dem Heck durch den Wind Bevor der Wind die Seite wechselt, dichtholen der Großschot Nach dem Seitenwechsel Großschot wieder auffieren Vorsegel auf die andere Seite überholen Auf den gewünschten Kurs steuern Segel anpassen und trimmen Segelmanöver: Die Kommandos bei der Halse Die wichtigsten Kommandos beim Ausführen einer Halse: Der Steuermann informiert die Crew über die anstehende Halse: Klar zur Halse Crew bereitet sich vor und nimmt die Positionen ein. Bestätigung, dass alle bereit sind durch: Ist klar! Sobald der Steuermann das Boot dreht: „Neuer Kurs: Raumer Wind! Fier auf die Schoten!“ Beim Killen des Vorsegels: „Fock fällt!“ Gleichzeitig, bevor das Boot durch den Wind dreht: Hol dicht die Großschot!“ Sobald der Wind die Seite wechselt: Rund achtern! Hol über die Fock! Fier auf die Großschot - um das Großsegel der Windrichtung anzupassen und möglichst keine Fahrt zu verlieren. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/halse.jpg Segelmanöver: Die Q-Wende Eine Q-Wende ist ein Ersatzmanöver, bei dem eine Halse vermieden werden soll. Der Grund für eine Q-Wende ist meistens die Sicherheit. Bei starkem Wind und auch bei hohem Seegang, wenn das Boot durch die von hinten einlaufenden Wellen rollt, kann eine Halse so schwierig zu fahren sein, dass die Gefahr einer Patenthalse droht. Um also eine Halse zu vermeiden, das Boot aber dennoch auf einen neuen Kurs zu bringen, ist die Q-Wende eine sinnvolle Alternative. Die Q-Wende ist zusätzlich noch ein Rettungsmanöver und wird als Mann über Bord mit Aufschießer auch in Bootsprüfungen abgefragt. Die Q-Wende Schritt-für-Schritt So läuft die Q-Wende im Einzelnen ab: Anluven des Bootes aus Raumwindkurs, bis ein Amwindkurs erreicht wird Dabei die Segel kontinuierlich dichtholen und der Windrichtung anpassen Danach erfolgt eine vollständige Wende wie oben beschrieben Abfallen vom neuen Amwindkurs auf Raumwindkurs, bis die gewünschte Fahrtrichtung erreicht ist Dabei die Segel kontinuierlich fieren und der neuen Windrichtig anpassen Das Manöver wird vom Steuermann als Klar zur Q-Wende angekündigt. Danach erfolgt die Kommandoabfolge wie bei einer Wende. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/q-wende.jpg Segelmanöver: Der Aufschießer Als Aufschießer bezeichnet man ein Manöver, bei dem das Boot mit dem Bug direkt in den Wind gedreht wird, um es zu stoppen. Der Aufschießer wird gefahren, um eine im Wasser treibende Person zu bergen, um an einem Steg anzulegen, um zu ankern oder um an einer Boje festzumachen. Auch, um zum Beispiel an einer Schleuse oder vor einer Brücke zu warten, das Boot also kurz zu parken, eignet sich ein Aufschießer. Aufschießer Schritt-für-Schritt Um einen Aufschießer auszuführen, sind folgende Schritte notwendig: Anluven des Bootes bis es direkt im Wind steht Segel langsam fieren und killen (flattern) lassen Sobald das Boot im Wind steht, durch leichte Korrekturen am Ruder die Ausrichtung halten Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/aufschiesser.jpg Segelmanöver: Reffen Reffen ist eines der wichtigsten Segelmanöver, und dient vor allem der Sicherheit an Bord. Reffen bedeutet, die Segelfläche zu verkleinern, wenn der Wind zunimmt oder starker Wind erwartet wird. Wenn der Wind immer stärker weht, nimmt die Krängung, also die Schräglage des Bootes, zu. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann sinnvoll, die Segel zu reffen, um das Boot weiterhin sicher steuern und manövrieren zu können und um die Stabilität zu halten. Vorsegel werden gerefft, indem sie über eine Rollreffanlage verfügen, bei der das Segel um das Vorstag aufgewickelt wird. Ist keine Rollreffanlage vorhanden, kommen je nach Windstärke kleinere Segel zum Einsatz, wie zum Beispiel eine kleine Sturmfock. Arten zum Reffen der Segel Es gibt verschiedene Arten, wie Segel gerefft werden können: Rollreff : Hierbei können die Segel mit einer Rollreffanlage einfach eingerollt werden. Vorsegel wickeln sich um das Vorstag, das Großsegel rollt entweder im Rollbaum oder im Rollmast auf. Bindereff : Hier wird das Großsegel etwas niedergeholt und mit Leinen am Großbaum fixiert. Dazu finden sich in den Segeln entsprechend positionierte Ösen (Reffkauschen, Reffaugen). Zweileinen-Reff: Ein System, welches das Reffen über den Einsatz mit zwei umgelenkten und untersetzten Leinen, vorn und hinten am Großbaum erfolgt. Für jede Reffstufe gibt es verschiedene Leinen. Einleinen-Reffsystem : Hierbei wird zum Reffen nur eine Leine bedient, die über ein Schlittensystem und verschiedenen Taljen funktioniert. Das Einleinen-Reffsystem ist die komfortabelste Art zu reffen. Um die Segel zu reffen, muss der Winddruck aus ihnen genommen werden. Unter Druck ist ein Reffmanöver nicht möglich. Deshalb muss für einen Reffvorgang das Boot zunächst soweit angeluvt werden, bis die zu reffenden Segel beginnen zu killen (flattern). Mit dem Reffen sollte nie zu lange gewartet werden. Eine alte Seemannsweisheit besagt, dass lieber zu früh als zu spät gerefft werden sollte. Reffen bedeutet jedoch nicht nur, die Segelfläche zu verkleinern (einreffen), sondern auch, bei nachlassendem Wind die Segelfläche wieder zu vergrößern. In diesem Falle spricht man vom ausreffen. Segelmanöver: Das Ankern Ankern gehört zu den wichtigsten Manövern. Nicht nur, weil eine Nacht vor Anker ein besonderes Erlebnis ist, sondern auch, weil manövrierunfähige Boote mit einem Anker geparkt werden können. Vor allem in strömungsreichen Revieren, wie Flüssen oder Tidengewässern kann ein Motorausfall und ein in der Folge unkontrolliert treibendes Boot verheerende Folgen haben. Ein Anker kann ein Boot an Ort und Stelle halten. Ankern Schritt für Schritt Die folgenden Schritte sind beim Ankern zu beachten: Einen geeigneten und geschützten Ankerplatz suchen Wassertiefe und Untergrund überprüfen das Boot langsam an die Stelle manövrieren und in den Wind drehen (siehe Aufschießer) Anker über Bord und auf Grund fallen lassen Genügend Ankerkette/ Ankerleine stecken, etwa 3 bis 5 mal die Wassertiefe Boot langsam rückwärts fahren, um den Anker einzugraben Wenn das Boot keine Fahrt mehr macht trotz Rückwärtsfahrt, sitzt der Anker Fortlaufendes Überprüfen, ob das Boot stabil liegt und nicht driftet. Peilung fester Landmarken Punkte an Land per GPS Elektronische Ankerwache einschalten Weitere Tipps zum Thema gibt es in unserem Anker-Ratgeber: Alles Wichtige zum Ankern Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/ankerndes-boot-ankerplatz-melden.jpg Segelmanöver und weitere Tipps für Skipper Die wichtigsten Einhand- und Hafenmanövertipps Arten und Einsatzbereiche von Segeln im Überblick Sicher manövrieren im Hafen Was es zu Einhand-Segelmanövern zu wissen gibt Funktionsweise und Tipps zu Schleusen Kentern mit dem Boot: Ursachen und Tipps
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(Einhand) Anlegen in einer Box

Wie kann ich mit dem Boot (Einhand) Anlegen in einer Box? Nun soll es also wieder zurück in eine Box gehen. Wir wählen dazu den gleichen Liegeplatz wie schon beim Ablegemanöver, wodurch wir sofort über die vorherrschende Windsituation Bescheid wissen. Der Einfallswinkel des Windes und dessen Stärke spielen natürlich auch im Hinblick auf das Anlegemanöver eine wichtige Rolle. Zum einen weil wir gerade bei etwas stärkerem Wind die Box tendenziell lieber gegen den Wind anfahren und zum anderen, weil die Brise Einfluss auf unsere Geschwindigkeit und das Verhalten der Yacht nach dem Aufstoppen hat. Für das Anfahren gegen den Wind gibt es übrigens einen einfachen Grund: Denn nur gegen den Wind können wir mit Ruder- und Maschinenwirkung gut Korrekturen vornehmen. Mit dem Wind bleibt oft nur das Aufstoppen (Stichwort: Fahrt) bzw. der Abbruch des Manövers. Die Einhand-Anfahrt zur Box unterscheidet sich im Grunde nicht von der mit Crew. Alle Leinen sind klar und die Fender liegen einsatzbereit an Deck. Abhängig von der Stärke des Windes oder einer etwaigen Strömung, müssen wir dabei ggf. mit etwas mehr Fahrt ansteuern, um gut und sicher manövrieren zu können. Nun steuern wir das Boot möglichst gerade in die Box ein. Kurz bevor wir den luvwärtigen Heckdalben erreichen, kuppeln wir die Maschine rückwärts ein, nehmen die entsprechende Achterleine zur Hand und verlassen kurz den Steuerstand. Das Boot fährt dabei trotz der bereits rückwärts eingekuppelten Maschine nach wie vor vorwärts. Das Ruder sollte deshalb möglichst mittschiffs liegen, damit wir nicht aus dem Kurs laufen. Nun wird es etwas tricky: Denn sobald der Heckdalben an uns vorbeizieht, legen wir die Luv-Achterleine darüber und beginnen anschließend die Fahrt langsam aufzustoppen. Die Achterleine fieren wir dabei aus der Hand. Das Aufstoppen lässt sich dabei übrigens durch etwas mehr Zug beim Fieren der Achterleine gut unterstützen. Sobald das Boot nun mit ausreichendem Abstand zum Steg in der Box zum Stehen gekommen ist, folgt ein weiterer wichtiger Schritt: Wir kuppeln die Maschine erneut vorwärts ein. Die Achterleine halten wir dabei jetzt fest unter Zug, um dadurch zu verhindern, dass das Boot erneut Fahrt aufnimmt. Anschließend belegen wir die Achterleine möglichst zügig auf der hinteren Klampe. Wie schon beim Ablegemanöver dampft das Boot nun mit etwas Vorwärtsfahrt in die ausgebrachte Heckleine ein. Sollte sich das Boot dabei etwas versetzen, kann man auch hier mit Gas und Ruderlage für eine Korrektur sorgen. Der Rest ist dann schnell erledigt. Wir hängen die Fender raus, bringen die Vorleinen über (erst Luv, dann Lee) und fertig ist das Anlagemanöver in der Box. Na zumindest fast. Denn eine Sache fehlt natürlich noch. Auf unserer Leeseite fehlt ja noch die zweite Achterleine. Diese werfen wir nun in alle Ruhe über den Dalben. WICHTIG !! Beim Einfahren in die Box solltet ihr stets etwas Vorausfahrt im Boot halten (Stichwort: Fahrt). Das ist gerade zu Beginn etwas ungewohnt und man bekommt schnell Angst gegen den Steg zu rasseln. Das ist ganz normal. Ich empfehle deshalb auch hier, das Manöver zunächst bei Windstille und viel Platz im Hafen zu üben. Kommt ihr nämlich bei Seitenwind oder Strom zu früh zum Stehen, ist das Boot nicht mehr manövrierfähig und wird schnell vertreiben. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/18-u-anlegen-in-der-box.jpg
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