GPS Störungen auf Ostsee und Mittelmeer
Seit geraumer Zeit kommt es an der Ostsee und in anderen Seegebieten Europas vermehrt zu seltsamen Störungen des GPS-Signals. Was mögliche Gründe dafür sind und wie sich Skipper darauf vorbereiten können. Dass GPS Signale ungenau sind oder gar Störungen aufweisen, ist keine Seltenheit. Meistens jedoch entstehen die gestörten Signale der zur Positionsermittlung vorhandenen Satelliten durch eine erhöhte Sonnenaktivität und sind dann nach kürzerer Zeit auch wieder verschwunden. Auch können während Militärübungen die GPS Signale abweichend sein. Seit Februar 2022 liegen in mehreren Seegebieten Europas und insbesondere auf der Ostsee erhebliche Fehlfunktionen im Global Positioning System, kurz GPS, vor. Teilweise hatten die Störungen auch große Auswirkungen auf die Luftfahrt. Hinter dem ungenauen GPS-System werden gezielte Störungen im Rahmen von aktuellen Kriegen und anderen Konflikten, wie dem Krieg in der Ukraine und dem Nahost-Konflikt vermutet. Experten sprechen hierbei vom sogenannten GPS-Jamming. Seit 2025 werden auch Störungen bei Radarsystemen verzeichnet. GPS Plotter arbeiten während der Störfälle nicht mehr so genau wie gewohnt und es sind teils erhebliche Abweichungen berichtet worden. Auch AIS Daten werden verfälscht wiedergegeben. Die Behörden raten allen Skippern, aktuelle Seekarten und Navigationsbesteck mitzuführen, um bei Bedarf oder zur Kontrolle auf die klassische Navigation zurückgreifen zu können. Welche Gebiete betroffen sind Update: Die schwedische Schifffahrtsverwaltung hat Ende Juli eine Navigationswarnung für folgende Gebiete herausgegeben: südliche, südöstliche, mittlere und nördliche Ostsee finnischer Meerbusen Rigabucht und Ålandsee. In diesen Gebieten werden Störungen bei DGPS, GNSS, AIS und auch Radar verzeichnet. Skipper werden angehalten, vorsichtig zu navigieren. Laut einem Sicherheits-Informationsbulletin der EASA (European Union Aviation Safety Agency) von November 2023 sind insbesondere die folgenden Bereiche von den GPS-Störungen betroffen: Das Gebiet rund um Kaliningrad, die umliegende Ostsee und die angrenzenden Staaten (Kaliningrad, die Baltikum-Staaten, Polen) Der südliche und östliche Mittelmeerraum und der Mittlere Osten (darunter Zypern, Türkei, Syrien, Jordanien, Libanon, Israel und Ägypten sowie Irak, Iran und Libyen) Das Schwarze Meer (Türkei, Rumänien, Bulgarien, Georgien, Armenien und Aserbaidschan) Finnland und ein Teil der Arktis Auf der Website gpsjam.org , welche frei zugängliche GPS-Störmeldungen auswertet und auf einer Karte erfasst, wurden seit 2022 immer wieder Störungen im Ostseeraum, insbesondere in der südöstlichen Ostsee von der schwedischen Südküste über das Baltikum und Polen bis ins östliche Mecklenburg-Vorpommern erfasst. Im Sommer 2025 kam es wieder vermehrt zu verzeichneten Störungen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/gps_stoerung_ostsee.png Die derzeitige Situation Die ersten Berichte über Störungen in der GPS-Positionsermittlung gab es bereits Anfang März 2022, kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, im Ostseeraum: Damals berichtete die finnische Kommunikationsbehörde Traficom über zahlreiche Meldungen von Flugzeugen zu falschen GPS-Signalen. Seither hatte es immer wieder Störfälle in der Ostsee gegeben, etwa im Oktober 2022 oder im März 2023, bei denen auch mehrere Schiffe und Fähren GPS-Ausfälle meldeten. Seit 2025 steigt die Zahl der gemessenen Störungen weiter an. Es wurden so viele Vorfälle wie noch nie verzeichnet. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) verzeichnet seit dem Frühjahr bislang mehr als 2.800 Störfälle. Bedeutung der GPS-Störungen für die Seefahrt Wie die GPS-Ausfälle bei Fähren und Schiffen gezeigt haben, kann auch die Seefahrt in genannten Gebieten von den falschen Signalen betroffen sein. GPS-Marine-Navigationssysteme können teilweise falsche Positionen anzeigen. Zwar nutzen die meisten modernen GPS-Navigationsgeräte sowohl das amerikanische NAVSTAR als auch das russische GLONASS - beide Systeme werden jedoch von Störsendern und Spoofern beeinflusst. Da allem Anschein nach ein Zusammenhang zwischen den GPS-Störungen und den aktuellen Konflikten in der Ukraine und im Nahen Osten besteht, kann davon ausgegangen werden, dass sie während der nicht vorhersehbaren Dauer der Konflikte bestehen bleiben. Auch lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sich die betroffenen Gebiete nicht auch ausweiten können. Was Skipper bei GPS-Störungen tun können Falls in diesem Jahr eine Reise entlang der betroffenen Küstengebiete geplant ist oder ansteht, sollten Sportboot-Skipper in jedem Falle mit Störungen rechnen, sie aber zumindest einplanen. Auch wenn die Reise schon seit langem geplant und sehnsüchtig erwartet wurde, sollte überdacht werden, nicht vielleicht einen alternativen Törnplan in andere Gebiete zu gestalten. Muss die Reise - zum Beispiel eine Überführung - in jedem Falle entlang der Küsten Finnlands und der baltischen Staaten durchgeführt werden, muss mit Störungen unterwegs gerechnet werden. Daher sollte unter keinen Umständen die Navigation ausschließlich auf GPS basieren. Aktuelle Papier-Seekarten und ein traditionelles und unabhängiges Navigationsbesteck sowie Kompass, Peilkompass, Fernglas und ggf. Sextant sollten in jedem Falle an Bord sein. Auch ist in diesem Fall eine genaue und exakte Törnplanung unerlässlich. Beachtet werden sollte auch, dass Systeme wie zum Beispiel AIS von den Störungen betroffen sind. GPS und Navigation: Weitere Links zum Thema Fachkundiges Navigieren: Sicher auf Kurs bleiben Vorgestellt: 3 Apps zur Boots-Navigation AIS und Radar: Die beiden Systeme im Vergleich Die wichtigsten Hinweise der DGzRS zum Thema Sicherheit auf See