Zurück

Quallen, Seeigel, Feuerwürmer: Drei tierische Törn-Probleme

Die wichtigsten Maßnahmen, die Skipper im Mittelmeer bei Kontakt mit Quallen, Seeigeln oder Feuerwürmern beachten sollten und Tipps zur Prävention.

4

Wer auf Mittelmeer-Törns einen Badestopp plant, sollte sich vor Quallen, Seeigeln oder Feuerwürmern in Acht nehmen. Die wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Kontakt und Tipps zur Prävention in unserem Ratgeber.

Endlich ist die Ankerbucht erreicht und nach einem heißen Tag auf See wartet nun der langersehnte Sprung ins Wasser. Aber Vorsicht! Auf dem feinen, sandigen Grund oder im Wasser lauert so manche Gefahrenquelle, die den Badestopp erheblich beeinträchtigen kann. Viele Segler und Motorbootfahrer können ein Lied von Leid singen, wenn plötzlich die Haut brennt oder ein stechender Schmerz im Fuß auftritt. Vor allem drei solcher schmerzhaften Begegnungen lauern immer wieder auf Skipper und Crew: Seeigel, Feuerqualle und seit diesem Jahr vor allem an der Italienischen Südküste der Feuerwurm.

Was tun, wenn es Kontakt gab? Welche präventiven Maßnahmen können ergriffen werden?

Inhaltsverzeichnis

 

Feuerquallen: Symptome und Sofortmaßnahmen

Feuerquallen, auch Brandquallen genannt, ernähren sich in den meisten Fällen von kleinen Fischen und Plankton. Mit ihren Tentakeln fangen sie die Beute ein, betäuben sie mit ihrem Gift und transportieren sie dann zum Maul, das sich unter dem Schirm befindet.

Und genau diese giftigen Tentakeln sind das Problem: Zwar sind sie in den meisten Fällen für Menschen nicht lebensgefährlich. Sie führen aber zu schmerzhaften Reaktionen. Gefährlich kann es für Allergiker und gesundheitlich geschwächte Menschen werden.

Feuerquallen kommen meistens in Küstennähe vor, da sie durch Strömung und Wind angespült werden. Daher ist an Badestränden und in Ankerbuchten besondere Vorsicht geboten.

Eine Feuerqualle im Mittelmeer.

Symptome nach Kontakt mit Feuerquallen

  • Starke, brennende Schmerzen
  • Rötung und Schwellung
  • Blasenbildung in schweren Fällen

Sofortmaßnahmen nach einer Feuerquallen-Verbrennung

  • Nicht reiben: Vermeiden Sie das Reiben der betroffenen Stelle, um die Verteilung der Giftstoffe nicht zu verschlimmern.
  • Spülen mit Essig: Spülen Sie die betroffene Stelle großzügig mit Essig (5% Essigsäure), um die Nesselkapseln zu deaktivieren. Kein Süßwasser oder Alkohol verwenden.
  • Nesselkapseln entfernen: Falls noch Nesselkapseln auf der Haut sichtbar sind, entfernen Sie diese vorsichtig mit einer Pinzette oder durch Abstreifen mit einer Kreditkarte.
  • Schmerzlinderung: Legen Sie heiße Kompressen auf oder tauchen Sie die betroffene Stelle in heißes Wasser (nicht kochend, etwa 45°C) für 20-45 Minuten zur Schmerzlinderung.

Weitere Maßnahmen

  • Medikamente: Bei starken Schmerzen können handelsübliche Schmerzmittel (wie Ibuprofen) eingenommen werden.
  • Arztbesuch: Suchen Sie einen Arzt auf, wenn die Symptome schwerwiegend sind oder sich verschlimmern.

 

Seeigel: Symptome und Sofortmaßnahmen

Seeigel kommen fast überall vor. Es gibt weltweit fast 1000 verschiedene Arten. Sie besitzen eine harte, stachelige Schale, die als "Test" bezeichnet wird. Diese Stacheln dienen dem Schutz vor Fressfeinden und können bei Berührung oder Tritt schmerzhafte Verletzungen verursachen. Für Bootfahrer sind sie insbesondere bei Badestopps am Strand eine potenzielle Gefahrenquelle oder wenn das Beiboot beim Anlanden barfuß verlassen wird.

Es kann äußerst schmerzhaft sein, auf einen Seeigel zu treten.

Symptome eines Seeigel-Stichs

  • Sofortige, stechende Schmerzen
  • Rötung und Schwellung
  • Potenzielle Infektionsgefahr durch eingedrungene Stacheln

Sofortmaßnahmen nach Seeigel-Stichen

  • Stacheln entfernen: Entfernen Sie sichtbare Stacheln mit einer Pinzette. Seien Sie vorsichtig, um Brüche zu vermeiden.
  • Nicht reiben: Vermeiden Sie das Reiben der betroffenen Stelle, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
  • Desinfizieren: Spülen Sie die Wunde gründlich mit sauberem Wasser und desinfizieren Sie sie.

Weitere Maßnahmen

  • Heiße Kompressen: Tragen Sie heiße Kompressen auf die betroffene Stelle auf, um den Schmerz zu lindern.
  • Medikamente: Nehmen Sie bei Bedarf Schmerzmittel (wie Ibuprofen) ein.
  • Arztbesuch: Suchen Sie einen Arzt auf, insbesondere wenn Stacheln tief sitzen, um Infektionen zu verhindern und eventuell verbleibende Stacheln zu entfernen.

 

Feuerwürmer: Symptome und Sofortmaßnahmen

Feuerwürmer sind Allesfresser und ernähren sich von Meeresorganismen wie Korallen, Anemonen, Schwämme und kleinen Krebstieren. Sie sind in warmen, tropischen und subtropischen Gewässern verbreitet und leben meist in Riffen und auf felsigen Untergründen. Der Feuerwurm geriet in der jüngsten Vergangenheit vor allem in Süditalien in die Schlagzeilen, wo es eine regelrechte Plage gibt. 

Feuerwürmer traten zuletzt insbesondere in Süditalien vermehrt auf.

Symptome nach Kontakt mit Feuerwürmern

  • Brennende Schmerzen
  • Rötung und Schwellung
  • Potenzielle Hautausschläge

Sofortmaßnahmen nach Kontakt mit Feuerwürmern

  1. Nicht reiben: Vermeiden Sie das Reiben der betroffenen Stelle, um die Verteilung der Giftstoffe nicht zu verschlimmern.
  2. Spülen mit Essig oder Alkohol: Spülen Sie die betroffene Stelle mit Essig oder hochprozentigem Alkohol, um die Borsten zu entfernen und zu neutralisieren.
  3. Borsten entfernen: Verwenden Sie eine Pinzette oder Klebeband, um verbleibende Borsten vorsichtig von der Haut zu entfernen.

Weitere Maßnahmen

  • Schmerzlinderung: Legen Sie heiße Kompressen auf die betroffene Stelle, um den Schmerz zu lindern.
  • Medikamente: Nehmen Sie bei Bedarf Schmerzmittel (wie Ibuprofen) ein.
  • Arztbesuch: Suchen Sie einen Arzt auf, wenn die Symptome schwerwiegend sind oder sich verschlimmern.

 

Tipps zur Prävention: Diese Maßnahmen helfen

Es gibt mehrere Tipps, mit denen sich ungewollte Begegnungen mit den Meerestieren vermeiden oder - sollte es doch zu einem Kontakt kommen - der Schaden bestmöglich begrenzen lässt. Diese Präventionsmaßnahmen helfen:

  • Richtige Bekleidung: Tragen Sie beim Schnorcheln oder Tauchen Schutzausrüstung wie Neoprenanzüge und Handschuhe. Beim Badestopp oder Anlanden mit dem Beiboot sind Badeschuhe aus Neopren vor allem gegen Seeigel wirksam
  • Medizinische Ausrüstung: Halten Sie ausreichend Medikamente oder andere Mittel zur Behandlung und als Gegenmaßnahmen stets griffbereit.
  • Crew einweisen: Erklären Sie der Crew die Gefahren und geben Sie entsprechende Tipps zur Prävention und zum Verhalten nach einem Kontakt.
  • Achtsam sein: Halten Sie Ausschau nach gefährlichen Meeresbewohnern und vermeiden Sie es, sie zu berühren.
  • Informationen vor Ort: Informieren Sie sich vorab über die Gefahren in der Region, in der Sie unterwegs sind.

 

Weitere Tipps für den nächsten Törn

 

 

Das könnte Sie auch interessieren

Klimawandel im Mittelmeer: Auswirkungen für Bootsfahrer und Segler

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/island-7058873_1280.jpg Die Auswirkungen des Klimawandels sind im Mittelmeer immer deutlicher zu spüren. Auch Freizeitskipper stellt die Situation vor große Herausforderungen. Mit diesen Folgen müssen Bootsfahrer künftig rechnen. Das Mittelmeer, bekannt und beliebt wegen seiner malerischen Küsten, dem maritimen Lebensgefühl, der Kultur und der guten Bedingungen für Segler und Motorbootfahrer, steht angesichts des Klimawandels vor erheblichen Veränderungen. Denn auch für die Sportschifffahrt bringen die klimatischen Veränderungen neue Risiken und Ungewissheiten mit sich. Erfahrene Mittelmeerskipper bemerken schon seit einiger Zeit Veränderungen bei Wind, Wetter, Temperaturen und im Wasser. Der Klimawandel macht sich überall im Mittelmeer bemerkbar. Nun geht es darum, sich auf die neuen Bedingungen und den Veränderungen einzustellen und gleichzeitig nachhaltiger zu agieren, um die rasante Entwicklung beim Klima möglichst aufzuhalten. Inhaltsverzeichnis Steigende Meerestemperaturen: Drastische Folgen Anstieg des Meeresspiegels: Bedrohung für Küstenregionen Zunehmende Frequenz und Intensität von Wetterereignissen Auswirkungen auf die Wasserqualität Wie Bootsfahrer auf die neuen Herausforderungen reagieren können   Die Folgen von steigenden Meerestemperaturen Der Klimawandel im Mittelmeer und die dramatischen Folgen: Seit den 80er Jahren ist die Wassertemperatur im Mittelmeer um 0,29 bis 0,44 Grad pro Dekade gestiegen. Der gesamte Mittelmeerraum erwärmt sich laut einer Analyse der Initiative World Weather Attribution etwa 20% schneller als der weltweite Durchschnitt. Diese Erwärmung hat weitreichende Folgen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/mediterranean_mean_temp_1980-2018.jpg Diese Grafik zeigt anhand von Messwerten die Entwicklung der Temperaturen von 1980 - 2018.  Climate and Environmental Change in the Mediterranean Basin – Current Situation and Risks for the Future. Veränderung der maritimen Ökosysteme Höhere Wassertemperaturen führen zu einer Verschiebung der maritimen Lebensräume. Traditionelle Fischbestände wandern in kühlere Gewässer ab, während tropische Arten zunehmen. Dies beeinträchtigt nicht nur die lokale Fischerei, sondern auch die Unterwasserwelt und somit das sehr fragile Gebilde unter der Wasseroberfläche, bestehend aus Meerestieren, Pflanzen, Korallen und Co. Erhöhtes Risiko für invasive Arten Mit den wärmeren Temperaturen gedeihen auch invasive Arten, die die einheimischen Ökosysteme bedrohen. Dies kann zu einer Verringerung der Biodiversität führen und das maritime Gleichgewicht stören. Eines der jüngsten Beispiele ist die Feuerwurm-Plage an der italienischen Küste. Ein Grund für die enorme Population des giftigen und für Menschen gefährlichen Wurms könnten die steigenden Wassertemperaturen sein, vermuten die Experten vom National Institute of Oceanography and Applied Geophysics (OGS) in Triest. Jetzt weiterlesen: Maßnahmen und Prävention bei Feuerwürmern, Quallen und Seeigeln Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/feuerwurm-mittelmeer-klimawandel.jpg Die steigenden Meerestemperaturen könnten mit der rasanten Ausbreitung des Feuerwurms zusammenhängen.   Anstieg des Meeresspiegels: Bedrohung für Küstenregionen Auch im Mittelmeer steigen die Meeresspiegel bedingt durch den Klimawandel immer weiter an. Das stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Küstenregionen des Mittelmeers dar. Erosion der Küstenlinien Viele beliebte Segelreviere und Ankerplätze, etwa in Italien oder Spanien, sind durch die steigenden Meeresspiegel von Küstenerosion betroffen. Strände schrumpfen, und natürliche Häfen können verschwinden oder verlieren ihre Schutzfunktion. Überflutung von Infrastrukturen Marinas, Häfen und Küstenorte und historische Bauten sind zunehmend von Überschwemmungen bedroht. Ein Beispiel prominentes Beispiel ist Venedig, das immer öfters überflutet wird. Um die Auswirkungen einzudämmen, sind kostspielige Schutzmaßnahmen notwendig. Das kann die Verfügbarkeit und Qualität von Liegeplätzen stark beeinträchtigen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/beach-6514331_1280.jpg Auch Strände und Buchten im Mittelmeer sind zunehmend von Küstenerosion betroffen   Wetterereignisse: Zunehmende Frequenz und Intensität Der Klimawandel im Mittelmeer führt immer häufiger zu extremen Wetterbedingungen, die direkte Auswirkungen auf die Freizeitschifffahrt, egal ob Segler oder Motoryachten, hat. Stärkere Stürme und Unwetter Die Häufigkeit und Intensität von Stürmen nimmt zu. Ein Beispiel dafür ist der dem Hurrikan ähnelnde Medicane , der in den letzten Jahren immer häufiger auftritt oder sogenannte Kaltlufttropfen . Solche Wetterereignisse stellen eine direkte Gefahr für die Sicherheit der Schiffe und ihrer Besatzungen dar und erfordert bessere Vorhersagesysteme, Warnmethoden und Notfallpläne. Veränderte Windmuster Traditionelle Windmuster im Mittelmeer, wie der Mistral oder die Meltemi-Winde können unvorhersehbarer werden. Vor allem Segler müssen sich an neue Bedingungen anpassen und flexibel auf Wetteränderungen reagieren. Törnplanungen sollten entsprechend angepasst und um Alternativen erweitert werden. Mehr dazu: Die 9 häufigsten Mittelmeerwinde in der Übersicht   Auswirkungen auf die Wasserqualität im Mittelmeer Der Klimawandel im Mittelmeer hat auch direkte Folgen für die Qualität des Meerwassers. Sauerstoffgehalt und Algenblüten Erwärmtes Wasser enthält weniger Sauerstoff, was das Wachstum von Algen begünstigt. Dies kann zu Todeszonen führen, in denen das Leben im Wasser erstickt wird und die Navigationsbedingungen verschlechtern. Plastikverschmutzung und Abfall Mit steigender Temperatur und Bevölkerungsdichte nimmt die Verschmutzung durch Plastik und andere Abfälle zu. Dies stellt eine Gefahr für Meeresbewohner und Segler dar, die zunehmend mit Müll im Wasser konfrontiert sind.   Handlungsempfehlungen für die Sportschifffahrt Wie aber sollten Bootfahrer, Segler und auch die Branche im Mittelmeerraum auf die Folgen und Auswirkungen reagieren? Investition in nachhaltige Technologien Der Einsatz von umweltfreundlichen Bootsantrieben und Materialien oder umweltfreundlichen Treibstoffen hilft, die Umweltbelastung zu reduzieren. Solarbetriebene Systeme und energieeffiziente Motoren sind Beispiele für solche Innovationen. Erhöhte Aufmerksamkeit auf Wettervorhersagen Moderne Technologien ermöglichen präzisere Wettervorhersagen. Segler sollten regelmäßig aktuelle Informationen einholen und ihre Routen entsprechend anpassen. Küsten- und Meeresschutz Engagierte Segler können zum Schutz der Küsten und des Meeres beitragen, indem sie sich an Reinigungsaktionen beteiligen und nachhaltige Praktiken an Bord umsetzen. Hier gibt es schon viele Initiativen, wie Müllsammelaktionen oder nachhaltige Törnveranstalter. Die Sensibilität wächst und muss es weiter tun. Schulung und Bewusstsein Spezielle Ausbildungsprogramme und Aufklärung  können das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels schärfen und praktische Maßnahmen zur Anpassung und Risikominimierung vermitteln. Engagement Zahlreiche Initiativen, die nachhaltige Konzepte erarbeiten, wie zum Beispiel das Blue Innovation Dock in Zusammenarbeit mit der boot Düsseldorf   Mittelmeer: Weitere Links zum Thema   Wetter im Mittelmeer: Worauf Skipper achten sollten Nachhaltigkeit im Bootssport: Aktuelle Entwicklungen Orca-Angriffe: Verhaltenstipps für Skipper Boote und Yachten am Liegeplatz vor Sturm sichern  
Mehr erfahren

Nachhaltigkeit im Bootssport: Aktuelle Entwicklungen und Trends der Branche

Nachhaltigkeit im Bootssport ist ein facettenreiches Thema, das viele Veränderungen und Erfordernisse für Skipper mit sich bringt. Ein Überblick über aktuelle und zukünftige Nachhaltigkeits-Bestrebungen in der Branche. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/greenboats-2019_jku_3559.jpg   Es gibt kaum einen Bereich in unserer Gesellschaft, in dem Klima- und Umweltschutz nicht die vorherrschenden Themen sind, wenn es im die zukünftige Entwicklung geht. Auch der Bootssport ist gefordert, die Weichen auf CO2-Neutralität , Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu stellen. Immer neue Regelungen werden weltweit erlassen, Auflagen für die Industrie verschärft und auch für die Bootsportler selbst gilt es, sich den Veränderungen und Erfordernissen anzupassen. Viele Länder und Regionen haben sich teilweise ambitionierte Ziele gesetzt, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt CO²-neutral zu sein In den entsprechenden Maßnahmenkatalogen sind auch der Tourismus und somit der Bootsport enthalten.   Nachhaltigkeit im Bootssport umfasst viele Facetten. Wohin die Reise geht und was derzeit der Stand der Dinge ist, haben wir in einer Übersicht zusammengestellt. Dabei betrachten wir unter anderem die folgenden Bereiche: Nachhaltigkeit im Bootsbau Nachhaltige Entsorgung von Booten Klimafreundliche Bootsantriebe Der Schutz von Gewässern Nachhaltigkeit von Bootssportlern und Skippern   Nachhaltigkeit im Bootsbau Am Anfang der Kette steht der Bau von Booten und Yachten . Hier hat sich in der jüngeren Vergangenheit sehr viel getan. Natürlich spielen auch Faktoren wie die umweltverträgliche und gewissenhafte Entsorgung und den Umgang mit den anfallenden Bootsbaumaterialien und deren Reste eine Rolle. Viel entscheidender jedoch ist, welche Materialien überhaupt zum Einsatz kommen. Fast jedes Bootsbaumaterial betrifft das, egal ob Harze, Hölzer, Metalle oder Farben. Die Firma Greenboats aus Bremen gilt hier als einer der Vorreiter, denn bereits seit über 10 Jahren experimentiert das Unternehmen mit nachhaltigen Bootsbaumaterialien . Besonders zu erwähnen ist dabei, dass nachwachsende Rohstoffe wie Flachsfasern statt Glasfaser zum Einsatz kommen und nachhaltige Harze aus pflanzlichen Ölen benutzt werden. Galt Greenboats vor wenigen Jahren noch als Exot, hat sich die nachhaltige Werft heute am Markt etabliert. Mehr noch, denn mittlerweile finden sich viele Bootsbaubetriebe, die Laminate aus Naturfasern und nachhaltige Bauweise anbieten. Sogar für die IMOCA-Rennyacht Malizia Sea Explorer des Hamburger Seglers Boris Herrmann wurden Bauteile mit Flachsfasern von Greenboats hergestellt. Die IMOCA-Regeln sehen seit einiger Zeit vor, dass für klimaneutral hergestellte Elemente Gewichtsgutschriften gegeben werden, die sich vorteilhaft auf die Performance auswirken. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/bildvorlage-newsletter.png Ein Boot aus Flachsfaser: Nachhaltiger Bootsbau bei Greenboats. Dass eine nachhaltige Bauweise auch im Spitzen-Regattasport angekommen ist, zeigt, dass die Branche das Thema ernst nimmt. Schwieriger wird es jedoch für die Industrie, wenn es um den Großserienbau geht. Hier ist im Bezug auf die Nachhaltigkeit vielerorts noch Luft nach oben, gerade was den Rumpfbau angeht.                                                               Die Werften stehen unter einem Preisdruck und müssen auf ihre Produktionskosten achten, um marktgerechte Preise anbieten zu können. Lieferkettenengpässe, steigende Preise, Fachkräftemangel und ein unter Druck geratener Markt lassen es schlichtweg nicht zu, Produktionsprozesse und Materialien umzubauen.                                                               Allerdings sind viele Werften mittlerweile gezwungen, umzudenken und alternative Bootsbaumaterialien einzusetzen. Das betrifft vor allem das Thema Hölzer. Zertifiziertes Teak beispielsweise ist kaum noch zu bekommen, dazu sündhaft teuer - derzeit liegt der Kubikmeterpreis jenseits der 30.000 Euro. Es werden fast überall Alternativen angeboten, manche Werften verzichten bereits vollkommen auf den Einsatz. Die Alternativen reichen von nachwachsenden Rohstoffen wie Kork bis hin zu sogenannten Kunststoffteaks aus PU oder PVC .                                                               An diesem Punkt scheiden sich häufig auch die Geister, denn die einen sagen, dass nur Naturmaterialien nachhaltig sind, andere argumentieren, langlebige Kunststoffe mit jahrzehntelanger Nutzungszeit würden die Umwelt ebenso wenig belasten.                                                                                                                               Entsorgung und Recycling von Altbooten                                                               Die Nachhaltigkeit misst sich nicht nur an der Herstellung. Es gibt noch einen weiteren Punkt, der am Ende eines Bootslebens steht: Die Entsorgung von Altschiffen . In fast jedem Hafen oder Bootslager gibt es marode, verrottete Boote, um die sich niemand mehr kümmert und die als schrottreif bezeichnet werden können. Und es kommen Jahr für Jahr geschätzt tausende Boote dazu.                                                               In Deutschland, so wird geschätzt, gibt es rund 500.000 Bootsbesitzer - von der Jolle bis zur Yacht. Vor allem die GFK-Boote aus den 70er Jahren, deren Lebenszeit von etwa 50 Jahren nun vorbei ist, werden immer mehr zum Problem.                                                               Schwierigkeiten bei der Entsorgung von Altbooten                                                               Die hauptsächliche Schwierigkeit bei vielen Altbooten: Oft weiß niemand, wem sie gehören. Ein zentrales Schiffsregister für Sportboote gibt es nicht. Deshalb stellen manche Eigner ihre alten Boote einfach in Nacht-und-Nebel-Aktionen in Häfen ab oder parken sie am Straßenrand. Hafenbesitzer dürfen fremdes Eigentum jedoch nicht einfach so entsorgen, möchten dazu auch nicht auf den Entsorgungskosten sitzen bleiben, weshalb diese Leichen genannten Altboote oft viele Jahre herumliegen.                                                               Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/altboot-nachhaltigkeit.jpg Tausende Boote verrotten in den Häfen                                                               Wo das Recycling von Booten funktioniert                                                               Das Recycling von Booten ist jedoch kein Ding der Unmöglichkeit. Im Gegenteil, denn viele Materialien können wiederverwertet werden, wie hochwertige Alu-Beschläge oder Edelstahl. Und sogar für GFK gibt es eine Verwendung, wie als Granulat im Straßenbau oder als Basis für die Herstellung von Quarzsand in der Zementindustrie.                                                               Wie es gehen kann, zeigt Frankreich: Hier wurde bereits vor über zehn Jahren das Problem von der französischen Industrie frühzeitig erkannt und getestet, wie eine organisierte Entsorgung von alten Booten und Yachten funktionieren kann. Mittlerweile gibt es sogar einen staatlichen Auftrag, die Entsorgung ist für die Eigner (bis auf die Anlieferung) kostenlos und wird über eine zentrale Webseite unkompliziert abgewickelt. 2019 ist schließlich eine Entsorgungspflicht für Boote eingeführt worden, Handel und Werften müssen beim Verkauf eine Umweltabgabe zahlen, die zur Finanzierung des Recyclingsystems genutzt wird.                                                               Entsorgung und Recycling von Booten in Deutschland                                                               Wann und ob die Entsorgung in Deutschland zentral organisiert werden kann, hängt von der Einführung eines einheitlichen Registers ab. Die Zeit rennt, denn bis im Bootsbau flächendeckend nachhaltige und wiederverwendbare Materialien verbaut werden, müssen noch zigtausende Altboote entsorgt werden, deren Lebenszyklus abgelaufen ist.                                                               Als derzeit wahrscheinlichste Lösung für eine einheitliche Regelung bei der Entsorgung ausrangierter Boote gilt eine Initiative der europäischen Bootsbauindustrie, die in diesem Jahr den Fahrplan für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft für Altboote ins Leben gerufen hat. Ziel: 2030 soll es eine europaweite Lösung zum Recycling von Booten geben.                                                                                                                               Nachhaltige Bootsantriebe: Alternativen zum Verbrenner                                                               Im Bereich nachhaltige Bootsantriebe ist in den letzten Jahren sicherlich am meisten passiert. Gehörten elektrische Motoren vor wenigen Jahren noch zur absoluten Ausnahme, findet man sie vor allem an kleineren Booten immer häufiger.                                                               Aber auch größere Yachten und Fahrtenboote werden mit E-Motoren ausgestattet. Grund ist die stetige Weiterentwicklung vor allem in der Batterietechnik. Die Motorenhersteller profitieren stark von den technischen Entwicklungen in der Autoindustrie.                                                               Außenborder: Wann sich ein Elektromotor lohnt                                                               Fast jede Werft, auch die Serienhersteller großer Yachten, bieten alternativ zum Verbrenner auch elektrisch betriebene Motorsysteme an, sowohl als Hybridlösung oder auch als Vollstromer . Kleinstboote, wie Dingis , Jollen oder Angelkähne werden bereits schon seit längerer Zeit immer häufiger mit E-Außenbordern versehen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/e-motoren-torqeedo-1.jpg Gehören zum Alltagsbild: Elektromotoren.                                                               Immer mehr Verbrennerverbote                                                               Neben den immer häufigeren Kundenwünschen nach elektrischen Antrieben wird der Druck allerdings auch durch politische Entscheidungen höher: Immer mehr Reviere schränken den Betrieb von Verbrenner-Motoren ein , erste reine Elektroreviere sind bereits eingerichtet worden, wie zum Beispiel der Innenstadtbereich von Amsterdam .                                                               Auch Berlin denkt derzeit darüber nach, ein reines Elektrorevier zu werden. Nordbrandenburg mit der WIN-Initiative (Wassersport in Nordbrandenburg) hat sich erfolgreich als Modellregion für Elektromobilität auf dem Wasser beworben, die durch eine Kooperation des Bundesverbands Wassersportwirtschaft (BVWW) und dem Deutschen Boots-und Schiffbauerverband (DBSV) initiiert wird.  Aber nicht nur in Binnenrevieren gibt es solche Initiativen, auch in Küstengebieten wie zum Beispiel in Greifswald laufen derzeit Überlegungen oder bereits Planungen für die Umsetzung.                                                               Mangelnde Infrastruktur als Hindernis                                                               Als Hindernis bei der Einführung von flächendeckenden elektrischen Revieren gilt derzeit vielerorts die mangelnde Infrastruktur . Viele Hafenbetreiber besitzen nicht die Möglichkeit, schnellen Ladestrom zur Verfügung zu stellen. Außerdem verfügt die Bootsindustrie noch gar nicht über einheitliche Ladestandards, wie es im Automobilbereich der Fall ist.                                                               Hier gibt es noch einen erheblichen Nachholbedarf. Helfen können dabei verschiedene Initiativen, wie die bereits genannte Kooperation zwischen BVWW und DBSV und der von der Leitmesse boot Düsseldorf unterstützte Initiative blue Innovation Dock , die innovative Ideen und Umsetzungen sowie die Branche und StartUps zusammenbringt und unterstützt.                                                                                                                               Gewässerschutz: Strengere Auflagen für Hafenbetreiber und Bootfahrer                                                               Vieles tut sich weltweit, wenn es um den Gewässerschutz geht. Die Auflagen werden immer strenger, egal ob für Hafenbetreiber oder Bootfahrer. Vielerorts ist das Einleiten von Fäkalien bereits vollständig untersagt.                                                               In manchen Gebieten, wie in der Türkei, wurde sogar eine Pflicht zur Dokumentation der Entsorgung eingeführt und streng kontrolliert. Ohne offizielle Dokumente (per QR-Code) ist in der Türkei das Absaugen von Fäkalientanks gar nicht mehr möglich. Auch hier besteht das Problem meistens darin, dass jedes Land seine eigenen Regeln und Gesetze erlässt. Eigner, Charterer und Bootfahrer, die in verschiedenen Ländern reisen, sind oft verunsichert. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/dokumentation-entsorgung-1320x938.jpg Dokumentation zur Entsorgung von Bootsabwasser in der Türkei.                                                               Schutzgebiete und Umwelt-Reviere                                                               Die Gesetzgeber führen immer mehr Schutzgebiete und Reviere ein, in denen der Umweltschutz die Regeln vorgibt. Wie zum Beispiel bei der Befahrensverordnung für das Wattenmeer . Hier allerdings regt sich immer häufiger großer Widerstand, etwa bei den offenen Überlegungen, auch große Teile der Ostsee einzuschränken. Oft sind für Freizeitkipper die Regeln nicht klar erkennbar oder nur wenig nachvollziehbar, wenn sie wie im Fall der Wattenmeer-Verordnung in der Praxis nur schwer umzusetzen sind. Viele Verbände haben bereits Einspruch erhoben.                                                               Neue Gesetze zum Umweltschutz                                                               Nicht nur Skipper setzen sich mit vielen neuen Vorschriften auseinander. Auch zum Beispiel die Hafen- und Winterlagerbetreiber müssen und wollen sich immer mehr für den Schutz unserer Gewässer und der Umwelt engagieren. Das beginnt bei der Mülltrennung und der Entsorgung von umweltschädlichen Stoffen, wie Lacken und Harzen, bis hin zu modernen Absaugstationen und der Stromerzeugung durch PV-Anlagen, bzw. grünem Strom in den Häfen. Viele Hafenordnungen wurden in den letzten Jahren immer mehr um Umweltaspekte und Gewässerschutz erweitert.                                                               Gewässerschutz-Bestrebungen der Bootsindustrie                                                               Und auch die Industrie ist gefordert, zum Beispiel beim Thema Bewuchsschutz . Hier wurden in der jüngsten Vergangenheit immer mehr Biozide in Antifoulings verboten. Umweltschonende Coatings und Antifoulingfolien setzen sich immer mehr durch. Die Ideen sind kreativ und reichen bis zu Unterwasserschiff-Waschanlagen.                                                               Initiativen zum Gewässerschutz                                                               Einen großen Anteil am aktiven Gewässerschutz haben immer mehr Initiativen von Organisationen, privaten Anbietern und Vereinen. Müllsammelaktionen finden ständig statt, Anbieter wie Join-the-Crew spezialisieren sich auf nachhaltiges Bootsreisen - von der Packliste bis zum Müllsammeln unterwegs . Vor allem die Bilder von riesigen Müllinseln auf den Weltmeeren erschüttern Bootssportler rund um den Globus. Auch deshalb verzeichnen Müllsammeltage von verschiedenen Organisationen häufig sehr großen Zulauf, wie zum Beispiel jährlich zum Welt-Ozeantag mit der Aufräumaktion von Not Today . Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/join-the-crew-muellsammeln.jpg Organisiertes Müllsammeln.                                                                                                                               Nachhaltigkeit bei Skippern, Eignern, Charterern und Crews                                                               Die Sensibilität im Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit wächst. Auch die Umfrage des ADAC-Skipper Club zu dem Thema zeigte eindrucksvoll, wie sehr den Bootssportlern die Natur am Herzen liegt: 80 % der Befragten gaben an, dass ihnen das Thema Nachhaltigkeit beim Bootfahren wichtig is t. Vor allem der Gewässerschutz liegt den Sportbootfahrern am Herzen. Sie erwarten umweltgerechte Angebote in den Häfen und sind an alternativen Energien und Antrieben sehr interessiert.                                                               Dass der Klimaschutz ein großes Thema bei Menschen ist, die ihre Freizeit auf dem Wasser verbringen, überrascht nur wenig. Kaum eine Freizeitaktivität ist den Elementen so ausgesetzt und von Wind und Wetter abhängig. Die klimatischen Veränderungen und immer häufiger auftretenden Wetterphänomene gehen an Bootsfahrern nicht vorbei.                                                               Deshalb ist die Bereitschaft bei Wassersportlern augenscheinlich sehr hoch, aktiv beim Klimaschutz mitzumachen und nachhaltiger zu denken und zu handeln. Letztlich kann kaum etwas auch die Entwicklungen in der Industrie so stark beeinflussen, wie die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen und klimaneutralen Lösungen.                                  
Mehr erfahren

HVO-Diesel für Boote: Alles Wichtige zum klimaschonenden Kraftstoff

Kürzlich fiel der Startschuss des Projektes Klimafreundlicher Bodensee. Teil des Projektes ist die Einführung des klimafreundlichen HVO100-Diesels an mehreren Bootstankstellen. Alles Wichtige zu Vorteilen, Kosten und Kompatibilität des Klimadiesels in der Übersicht. Nachhaltige Antriebstechnologien beschäftigen die Bootsbranche schon seit geraumer Zeit. Neben dem Umstieg vom Verbrenner auf elektrische Bootsmotoren, der vielerorts bereits forciert wird, sind auch Antriebstechnologien mit alternativen Kraftstoffen immer gefragter. So auch am Bodensee. Schon in der 3. Saison gibt es hier unter anderem in der Marina Ultramarin Meichle + Mohr in Kressbronn-Gohren die Möglichkeit, den innovativen Kraftstoff HVO100 zu tanken. Bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt „Klimafreundlicher Bodensee“ in der Marina wurde die nachhaltige Diesel-Variante kürzlich einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Die Tankstelle in der Marina stellt dabei ein Gemeinschaftsprojekt des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des baden-württembergischen Verkehrsministeriums dar und wird von Letzterem auch wissenschaftlich begleitet. Was ist HVO-Diesel? HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil, also hydriertes Pflanzenöl. Es wird ausschließlich aus Abfall- und Reststoffen, z.B. pflanzlichen Ölen oder tierischen Fetten hergestellt, die durch ein spezielles Verfahren veredelt werden. Dadurch entsteht ein synthetischer, hochreiner Diesel, welcher keine Biodieselanteile enthält. Seine offizielle Bezeichnung lautet HVO100. Die Zahl 100 bezieht sich dabei auf den Recycling-Anteil. Im Gegensatz zu eFuels, welche durch die Umwandlung von erneuerbarem Wasserstoff und CO2 hergestellt werden, wird der HVO100-Diesel aus bereits vorhandenen Stoffen produziert. Seit Ende Mai 2024 ist die Diesel-Variante auch im Straßenverkehr zugelassen. Die Vorteile von HVO100 für Bootfahrer HVO100-Diesel bietet gleich mehrere Vorteile im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Laut KIT kann HVO100 über seinen gesamten Lebenszyklus bis zu 90 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen. Der Sprit verbrennt sauberer als herkömmlicher Diesel und kann somit die Lebensdauer von Motoren verlängern. Im Tank hält sich HVO deutlich länger als fossiler Diesel. Zudem ist er biologisch abbaubar. Bootsmotoren kommt der HVO100-Kraftstoff noch in anderer Hinsicht zugute: Im Gegensatz zu Biodiesel nimmt HVO kein Wasser auf und beugt so der gefürchteten Dieselpest vor. Auch der Umstieg auf Winterdiesel entfällt bei einer Betankung mit HVO. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/water-surface-3728999_1920.jpg Kompatibilität von HVO mit Dieselmotoren So gut wie alle modernen Dieselmotoren und auch viel ältere Modelle können problemlos mit HVO100 tanken. Dazu kommt, dass der nachhaltige Kraftstoff sich ohne Weiteres mit herkömmlichem Diesel mischen lässt. Damit stellt HVO auch eine sinnvolle Alternative bzw. Ergänzung zu elektrischen Antrieben dar. Vor diesen schrecken derzeit noch viele Eigner aufgrund von teuren Umrüstungskosten und der in vielen Revieren noch unzureichenden Ladeinfrastruktur zurück. Kosten und Verfügbarkeit von HVO100-Diesel Die Kosten des HVO-Kraftstoffes sind derzeit noch rund 5 bis 15 Cent höher als bei fossilem Diesel. Da die CO₂-Besteuerung für HVO-Kraftstoffe nicht gilt, ist jedoch damit zu rechnen, dass sich die Preise der beiden Dieselsorten in den kommenden Jahren annähern werden. Die Verfügbarkeit des HVO100-Diesels innerhalb von Deutschland variiert stark. Seit seiner Zulassung für den Straßenverkehr gibt es jedoch eine zunehmende Zahl an Land-Tankstellen, welche den nachhaltigen Diesel ins Sortiment nehmen. Einen guten Überblick über die Verfügbarkeit von HVO an Landtankstellen erhält man beispielsweise in der ADAC Drive App. Diese bietet eine eigene Filterfunktion für Tankstellen mit HVO im Sortiment. Mehr dazu:  Alles zur ADAC Drive App Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/hvo_adac_drive.png Die Zahl der Bootstankstellen, welche HVO anbieten, ist aktuell noch überschaubar. Es ist jedoch denkbar, dass in den kommenden Monaten weitere Regionen dem Beispiel des Bodensees folgen werden. Nachhaltige Kraftstoffe am Bodensee: HVO und Nautic E10 Am Bodensee selbst ist HVO derzeit in drei Tankstellen verfügbar: Neben der Marina Ultramarin in Kressbronn gibt es auch in Konstanz-Wallhausen und in Bodman die Möglichkeit, HVO100 zu tanken. Eine weitere Tankstelle in der Konstanzer Innenstadt soll bald folgen. „Am Bodensee haben wir keine Probleme damit, den Jahresverbrauch an HVO abzubilden“, sagt Sonja Meichle, Geschäftsführerin von Ultramarin. Das Ziel von Meichle und den anderen Beteiligten am Projekt „Klimafreundlicher Bodensee“ ist es, das HVO-Angebot auf sämtliche Bootstankstellen am baden-württembergischen Bodenseeufer auszuweiten. Im Anschluss sollen die Nachbarregionen in Vorarlberg und der Ostschweiz folgen. „Wir möchten alle Seetankstellen am Bodensee mit ins Boot holen“, so Meichle. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/bild-skipperportal-1200x800-24.png Nautic E10: Ottokraftstoff mit Bio-Ethanol-Anteil Neben HVO100 wurde am Bodensee auch der speziell für den Einsatz im Boot optimierte Ottokraftstoff Nautic E10 eingeführt, welcher ab dieser Saison auf allen deutschen Bodenseetankstellen verfügbar ist. Der Kraftstoff besitzt einen Bio-Ethanol-Anteil von 10 %, was eine CO₂-Einsparung von rund 8,5 % ermöglicht. Auch die Sorge vor Korrosionsschäden, welche bei Kraftstoffen mit Ethanolgehalt bei längeren Standzeiten oftmals besteht, ist beim Nautic E10 unbegründet. Ein beigemischtes Additiv garantiert einen Korrosionsschutz von mindestens einem Jahr. Am Bodensee und auch in vielen anderen Revieren würden HVO und andere alternative Antriebe laut Meichle eine gute Möglichkeit darstellen, um auch Bestandsboote ohne teure Umrüstung mitzunehmen. Für die Ultramarin-Geschäftsführerin ist es aber wichtig, offen für alle nachhaltigen Antriebsmöglichkeiten zu sein: „Man muss alle Bereiche bespielen und die beste Möglichkeit für den jeweiligen Einsatzzweck finden.“ HVO und alternative Kraftstoffe: So steht der ADAC dazu Im Automobilbereich wurde HVO100-Diesel vom ADAC bereits getestet. Hier kamen die ADAC-Tester ebenfalls zum Fazit, dass der Kraftstoff bedenkenlos von neuen und auch älteren Fahrzeugen getankt werden kann, sofern die Betankung vom Hersteller freigegeben ist. Mehr dazu: HVO-Diesel im ADAC Test Gerade bei Bestandsfahrzeugen mit Verbrennermotor – egal ob Auto oder Boot – ist es wichtig, Alternativen zu fossilen Kraftstoffen zu nutzen, um auch Verbrennermotoren klimafreundlich betreiben zu können. Für den ADAC sind hier sowohl Beimischungen als auch Reinkraftstoffe auf erneuerbarer Basis denkbar. Wichtig ist laut ADAC jedoch auch, dass die Ausgangsstoffe tatsächlich aus Abfall und Reststoffen stammen. Nur so lassen sich Nachhaltigkeitsstandards einhalten und tatsächlich Umweltvorteile erzielen. Technologieoffenheit im Bootsbereich Auch im Bootsbereich sieht der ADAC in HVO eine mögliche Lösung, um den Energiebedarf mittelfristig zu decken. Als Trägerverband der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWBG) setzt sich der ADAC deshalb z.B. auch am Bodensee für den Ausbau des HVO-Angebots ein. Daneben ist jedoch auch die Weiterentwicklung von eFuels und anderer Lösungen für Benzinmotoren sowie der deutliche Ausbau der Ladeinfrastruktur von Elektrobooten, wo dies möglich ist, wichtig. Denn nur mit einem möglichst technologieoffenen Ansatz lässt sich sicherstellen, dass alle Verbraucher auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Bootssport mitgenommen werden. Alternative Kraftstoffe und Co: Weitere Links zum Thema Nachhaltigkeit im Bootssport: Aktuelle Entwicklungen Elektromotor fürs Boot: Alles Wichtige für den Umstieg HVO-Diesel und Co: Die neuen Kraftstoffe im Überblick Nachhaltige Alternativen zum Teakdeck Antifoulingfolien: Umweltschonende Alternativen gegen Bewuchs Weitere Artikel zum Thema Umwelt- und Gewässerschutz
Mehr erfahren