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Wasserhosen: Alles Wichtige zum Tornado auf See

Wasserhosen sind ein unter Skippern gefürchtetes Wetterphänomen auf See. Alles Wissenswerte zum Tornado auf See im Ratgeber.

Wasserhosen zählen zu den gefürchtetsten Wetterphänomenen, denen Skipper auf See begegnen können. Alles Wissenswerte dazu und worauf Skipper achten sollten.

Wasserhosen gehören zu den Wetterereignissen auf See, die unter Skippern sehr gefürchtet sind. Die Bilder, die im August 2024 beim Untergang der Luxusyacht „Bayesian“ vor der Küste Siziliens um die Welt gingen, zeigten die Wucht, mit der eine Wasserhose wüten kann.

Aber was sind Wasserhosen eigentlich, wie entstehen sie genau, und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Inhaltsverzeichnis

  • Charakteristik von Wasserhosen
  • Arten von Wasserhosen
  • Entstehung von Wasserhosen
  • Wie gefährlich Wasserhosen für Skipper sind
  • Sicherheitstipps gegen Wasserhosen

Charakteristik von Wasserhosen

Bei Wasserhosen handelt es sich um Wirbelstürme, die sich über dem Wasser entwickeln. Rein optisch gesehen zählen sie zu den beeindruckendsten Wetterphänomenen und faszinieren durch ihre spektakuläre Erscheinung und dynamische Bewegung.

Wasserhosen treten vor allem im Spätsommer und Herbst auf und können sowohl ungefährlich als auch zerstörerisch sein. Sie bilden sich hauptsächlich über warmen Gewässern – etwa in der Karibik, im Golf von Mexiko, im Südpazifik, aber auch im Mittelmeer. Dort zählen sie zusammen mit dem Kaltlufttropfen zu den gefürchteten Wetterereignissen auf See.

In Extremfällen können in Wasserhosen Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde und Durchmesser von 200-300 Metern erreicht werden. Dennoch sind sie im Vergleich zu Tornados in der Regel weniger intensiv.

Eine Wasserhose zwischen zwei Schiffen. Foto: Pixabay

Die Arten von Wasserhosen

Gemeinhin gelten Wasserhosen als Tornados auf dem Wasser. Hier sollte allerdings zwischen den beiden Arten von Wasserhosen unterschieden werden, die in der Entstehung sehr unterschiedlich sind:

  • Tornadische Wasserhosen
  • Nicht-Tornadische Wasserhosen

Tornadische Wasserhosen

Diese Form der Wasserhosen ist mit Gewittern und starken Wetterlagen verbunden. Der Entstehungsprozess ähnelt dem von Tornados an Land:

  • Instabilität der Atmosphäre: Warme, feuchte Luft steigt schnell auf, wenn sie auf kältere Luftmassen trifft. Dies führt zu einer starken vertikalen Bewegung.
  • Windscherung: Unterschiede in Windgeschwindigkeit und -richtung mit der Höhe erzeugen eine rotierende Luftsäule.
  • Bildung eines Trichters: Wenn sich der rotierende Wirbel mit den feuchten Luftmassen verbindet, entsteht ein sichtbarer Trichter. Über Wasser kann dieser Trichter Wasser und Schaum nach oben ziehen.

Nicht-tornadische Wasserhosen

Nicht-tornadische Wasserhosen entstehen auf andere Weise und sind weniger gewaltsam:

  • Warme Wasseroberfläche: Kalte Luft zieht über warmes Wasser, wodurch die darunter liegende Luft schnell aufsteigt. Diese Temperaturunterschiede schaffen Instabilität.
  • Aufwärtsströmung: Die warme Luft steigt schnell auf und bildet kleine Rotationen, die durch lokale Winde verstärkt werden.
  • Kondensation: Wenn der Wasserdampf in der aufsteigenden Luft abkühlt, kondensiert er und macht den Wirbel sichtbar.

So entstehen Wasserhosen

Wasserhosen bilden sich bevorzugt unter ganz bestimmten Wetterbedingungen, die eng miteinander verbunden sind. Deshalb treten sie in Revieren wie zum Beispiel dem Mittelmeer vor allem in den Monaten des Spätsommers und im Herbst auf, wenn sich das Wasser stark erwärmt hat und kalte Luftströmungen auftreten.

Eine Wassertemperatur von mindestens 25° C ist erforderlich, um ausreichend Verdunstung zu ermöglichen. Die dadurch freigesetzte Energie bildet die Grundlage für die Entstehung von Wasserhosen.

Wenn kalte Luft über das warme Wasser strömt, entsteht ein starker Temperaturunterschied. Dieser sorgt für Instabilität in der Atmosphäre, die das Aufsteigen der warmen Luft begünstigt. Damit sich ein stabiler Wirbel entwickeln kann, müssen die Winde in der Umgebung relativ schwach sein. Zu starke horizontale Luftströmungen würden die Rotation stören und die Bildung einer Wasserhose verhindern.

Durch diese Entstehung unter Schwachwindbedingungen sind Wasserhosen für Skipper auf See nur schlecht vorauszusehen. Es lässt sich jedoch bei der Beobachtung der genauen Wetterlage, Wasser- und Lufttemperatur eine Risikoeinschätzung vornehmen. Außerdem warnen die lokalen Wetterdienste häufig vor der Gefahr möglicher Wasserhosen.

Gefahren für Sportboote

Wasserhosen können für Boote, Schiffe und Küstenregionen sehr gefährlich sein. Vor allem tornadische Wasserhosen haben die gleiche Zerstörungskraft wie Tornados an Land, und können eine sehr starke Wucht entwickeln. Nicht-tornadische Wasserhosen verfügen meistens über weniger Wucht, bringen aber Starkwind und -regen mit sich.

Wasserhosen können für Sportboote erhebliche Gefahren darstellen, da sie mit starken Winden, plötzlichen Wetteränderungen und rauer See einhergehen.

Hier sind die wichtigsten Gefahren, die sie für Sportboote mit sich bringen:

Starke Winde und Turbulenzen

Wasserhosen können Winde mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h erzeugen. Diese starken Böen können kleine oder mittelgroße Sportboote zum Kentern bringen oder schwere Schäden verursachen.

Seegang

Die starken Winde und der Energieaustausch bei einer Wasserhose können hohe und unberechenbare Wellen verursachen. Diese sind für kleinere Boote besonders gefährlich, da sie die Kontrolle erschweren oder das Boot überspülen können.

Sichtbehinderung

Der aufgewirbelte Wasserdampf und die Gischt rund um die Wasserhose können die Sicht erheblich einschränken, was das Navigieren und Umfahren des Phänomens schwierig macht.

Plötzliche Wetteränderungen

Wasserhosen treten oft ohne große Vorwarnung auf, insbesondere nicht-tornadische Wasserhosen. Sportbootfahrer können überrascht werden, ohne Zeit zu haben, in sicherere Gewässer zu flüchten.

Herabfallende Trümmer

Falls eine wasserhosenartige Struktur nahe der Küste auftritt oder sich Material vom Wasser aufwirbelt, können kleinere Trümmerteile oder andere Gegenstände auf das Boot fallen und Verletzungen oder Schäden verursachen.

Sicherheitsempfehlungen für Skipper

Skipper sollten sich in Bezug auf Wasserhosen an die folgenden Sicherheitsempfehlungen halten:

Wetterberichte prüfen

Vor dem Törn sollten die Wetterbedingungen sorgfältig und regelmäßig geprüft werden, insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmem Wasser.

Vorsicht bei Wolkenmustern

Wasserhosen sind oft an spezifischen Wolkenformationen erkennbar, wie z. B. an rotierenden Trichterwolken.

Abstand halten

Wenn eine Wasserhose gesichtet wird, sollte so weit wie möglich Abstand gehalten werden (mindestens mehrere Kilometer).

Schutzhäfen und -buchten einplanen

Im Fall eines nahenden Wirbels sollte das Boot, sofern möglich, rechtzeitig in Häfen oder geschützte Buchten verholt werden. Zwar bieten Marinas und Häfen keinen sicheren Schutz vor Wasserhosen, weil sie auch dort hinwandern können. Zur Not aber kann die Crew den Wirbelsturm bei drohender Gefahr an Land abwettern.

Wetter auf See: Weitere Links zum Thema

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Wettermodelle im Vergleich: Das können ECMWF, AROME, ICON und Co.

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An den einzelnen Punkten im Raster werden schließlich in regelmäßigen Zeitintervallen Berechnungen zur Vorhersage der zukünftigen Wettersituation vorgenommen. Da sich die Wetterbedingungen laufend ändern, sind die Berechnungen äußerst kompliziert und müssen in den meisten Fällen von Supercomputern ausgeführt werden. Je engmaschiger das Raster ist (man spricht hier von der sogenannten „Auflösung“), desto präziser sind die Vorhersagen des Modells, desto größer ist aber auch die erforderliche Rechenleistung. Es wird meist zwischen zwei Kategorien von Wettermodellen unterschieden: Globale Wettermodelle Regionale Wettermodelle Globale Wettermodelle Globale Wettermodelle decken den gesamten Globus ab und ermöglichen auch längerfristige Wetterprognosen. Durch den hohen Abdeckungsbereich sind die Vorhersagen allerdings weniger präzise als bei regionalen Modellen. Regionale Wettermodelle Regionale Wettermodelle decken immer nur ein bestimmtes Land oder Gebiet ab und können nur einen kurzen Zeitraum vorhersagen. Durch den kleineren Bereich ermöglichen sie aber auch präzisere Vorhersagen als globale Wettermodelle. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/bild-skipperportal-1200x800-3.png Die Anzeige von Wettermodellen am Beispiel der ADAC Skipper App. Foto: ADAC e.V.[/caption]   Die bekanntesten Wettermodelle im Vergleich Es gibt mehrere Wettermodelle, die sich in den letzten Jahren etabliert haben. Die bekanntesten globalen Wettermodelle sind ECMWF GFS ICON In Europa gängige, regionale Modelle sind unter anderem: ICON-EU ICON-D2 AROME Nachfolgend gehen wir näher auf die unterschiedlichen Modelle ein. ECMWF: Globalmodell aus Europa Das Wettermodell des ECMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) wird von einem unabhängigen internationalen Forschungsinstitut mit Sitz in Reading im Vereinigten Königreich betrieben. Zweimal täglich berechnet das Modell globale Wettervorhersagen für bis zu 15 Tage im Voraus. GFS: Wettermodell aus den USA Das GFS (Global Forecast System) wird vom National Weather Service der USA betrieben. Es berechnet Wettervorhersagen viermal täglich und bis zu 16 Tage im Voraus. Die horizontale Auflösung beim GFS ist jedoch geringer als beim Model des CCMWF. ICON: Globales Wettermodell aus Deutschland Das ICON ist ein Globalmodell, welches vom Deutschen Wetterdienst (DWD) betrieben wird. Seinen Namen hat es von den fast drei Millionen Ikosaedern (Dreiecken), aus denen das Gitternetz beim ICON besteht. Bei einer Maschenweite von rund 13 Kilometern berechnet das ICON viermal täglich Wettervorhersagen für bis zu 180 Stunden im Voraus. ICON-EU: Regionalmodell für Europa Das ICON-EU wird ebenfalls vom DWD betrieben und basiert auf dem Globalmodell ICON. Als Regionalmodell deckt es das Gebiet der Europäischen Union ab, geht aber im Westen und im Osten auch weit über Europa hinaus. Es ist eng mit dem globalen ICON-Modell verknüpft, ermöglicht durch seine höhere Auflösung aber präzisere Vorhersagen für Europa. ICON-D2: Kürzestfristmodell für Deutschland und seine Nachbarn Auch das Regionalmodell ICON-D2 des DWD basiert auf dem Modell ICON. Es deckt in seinem Modellgebiet ganz Deutschland, die Benelux-Staaten, die Schweiz, Österreich und Teile der übrigen Nachbarstaaten ab. Durch seine hohe Auflösung ermöglicht es insbesondere bei gefährlichen Wetterlagen verbesserte Vorhersagen – allerdings sind nur relativ kurze Vorhersagezeiten möglich. Alle drei Stunden werden Wettervorhersagen für bis zu 48 Stunden im Voraus bereitgestellt. AROME: Länderübergreifendes Gemeinschaftsprojekt Das Wettermodell AROME (Application of Research to Operations at Mesoscale) liefert alle drei Stunden Wettervorhersagen für den erweiterten Alpenraum auf einem 2,5-Kilometer-Gitter. Dabei sind Vorhersagen für 60 Stunden möglich. Das AROME wurde vom ACCORD-Konsortium, einem Zusammenschluss mehrerer europäischer Wetterdienste, darunter den nationalen Wetterdiensten von Frankreich, Österreich oder Tschechien entwickelt. Es ist eine Weiterentwicklung des insbesondere in West-, Mittel- und Südosteuropa sowie in Nordafrika verbreiteten Modells ALADIN.   Wettermodelle: Was Skipper beachten sollten Die meisten gängigen Seewetter-Apps arbeiten mit Vorhersagen auf Basis von einem der vorgestellten Wettermodelle. In vielen Apps ist es zudem möglich, zwischen verschiedenen Modellen zu wechseln. Welches Modell das richtige ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen und dem Fahrtgebiet ab. Nie sollte man vergessen, dass Wettermodelle lediglich eine mathematische Annäherung an den Ist-Zustand darstellen. Für eine möglichst zuverlässige Prognose bei der Törnplanung ist es deshalb wichtig, mehrere Modelle miteinander zu vergleichen und die Wetterlage kontinuierlich zu überwachen. 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Dazu gibt es Informationen zu Windstärken, Temperaturveränderungen und Niederschlagsmenge. Die Pro-Version der ADAC Skipper App (im Abo ab 19,99 € pro Jahr) besitzt noch umfangreichere Wetter-Funktionen. Dazu gehören: Zukünftige Informationen zum Wind Windböen Regenradar Wolkenanzeige Signifikantes Wetter Wellen-Informationen Wassertemperatur Nebel Blitzrate Luftdruck CAPE-Index Durch Kartenlayer lassen sich die genannten Informationen auch auf der Karte der App anzeigen. Zudem können Informationen zum Wetter auch gemeinsam mit Törnplanungen heruntergeladen und offline genutzt werden. Zusätzlich zu den Daten des ECMWF kommen auch die folgenden Wettermodelle in der Pro-Version der App zum Einsatz: ICON ICON-EU ICON-D2 AROME Der Einbau von weiteren Modellen ist geplant. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/skipper_app_update.png Die ADAC Skipper App besitzt in Basis- und Pro-Versionen umfangreiche Wetter-Features.   Seewetter und Co.: Weitere Links zum Thema Tipps für die Benutzung von Wetter-Apps Windstärke in Beaufort Wetter auf See: Alles Wissenswerte Medicane: Alles zum Hurrikan im Mittelmeer Was Skipper über Wasserhosen wissen sollten    
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Mistral: Kalter Fallwind im westlichen Mittelmeer

Der zu der Familie der Fallwinde gehörende Mistral ist ein Wind, der dem Rhône Tal folgt und in südliche Richtung auf das Mittelmeer weht. Er gehört zu dem dominantesten Winden des westlichen Mittelmeerraums und ist das westliche Pendant zum Bora, welcher das Mittelmeer am östlichen Ende der Alpen erreicht. Der Name „Mistral“ stammt ursprünglich von der lateinischen Bezeichnung „Magistral“ bzw. französisch provenzialisch „Mistreau“ (dt. Meister/Gebieter). Wie und unter welchen Voraussetzungen entsteht der Mistral? Der Mistral entsteht aus einem Zusammenspiel von Druckunterschieden zwischen dem Zentrum und dem Süden Frankreichs oder zwischen beiden Seiten des Golfe du Lion und der orographischen Beschaffenheit des mittel und südeuropäischen Raumes. Eine typische Ausgangslage für den Mistral ist gegeben, sobald ein Hochdruckgebiet von den Azoren her über die iberische Halbinsel sowie Golf von Biskaya und sich ein Tiefdruckgebiet über die Nordsee in Richtung Dänemark und Skandinavien zieht. Da der Mistral aus kalter maritimer Polarluft entsteht, weht er auch bei klarem Himmel. Was sind die Auswirkungen des Mistrals? Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/2c49de4c-fa9c-4b04-8106-6bbc0c3a33e2-480x1039.png Ungemach in der Adventszeit: ein Winter-Mistral der übleren Art. Quelle: windy.com Je nach Stärke kann der Mistral durch die Straße von Bonifacio, welche zwischen Korsika und Sardinien verläuft, bis in das zentrale Mittelmeer reichen. Er führt oft zu erhöhten Wasserständen und trägt durch die Abkühlung der Meeresoberfläche zur Bildung von Tiefenwasser bei. Im Vergleich zu anderen Winden tritt der Mistral im Sommer fast genauso heftig wie im Winter auf und erreicht teilweise sogar Orkanstärke. Mistral und Co.: Weitere Mittelmeerwinde Neben dem Mistral treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf: Der Schirokko Die Bora Die Tramontana Der Meltemi Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer Mehr dazu:  La Gota Fría – das Wetterphänomen Kaltlufttropfen
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Mittelmeerwinde: Die 9 häufigsten Winde in der Übersicht

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/port-3764780_1280.jpg Im Mittelmeer gibt es verschiedene Arten von Winden, die Skipper besser auf dem Schirm haben sollten. Sie haben klingende Namen, wie Bora, Scirocco oder Meltemi. Die 9 häufigsten Mittelmeerwinde und ihre Eigenschaften haben wir in unserer Übersicht zusammengefasst. Das Mittelmeer zählt zu den beliebtesten Revieren vieler Skipper und Bootfahrer. Egal, ob in Kroatien, Italien, Griechenland, in der Türkei oder in einem der vielen anderen Länder, die Anteil am Mittelmeer haben: Überall gibt es spannende Reviere, die mit traumhaften Ankerbuchten, schönen Inseln und besten Bedingungen locken. Auch die Yachtcharter im Mittelmeer erfreut sich größter Beliebtheit. Skipper und Bootfahrer, die im Mittelmeer unterwegs sind, sollten sich aber unbedingt über die dort vorherrschenden Winde informieren. Mittelmeerwinde, wie Bora, Scirocco oder Meltemi können den Törnverlauf mitunter stark beeinflussen. Umso wichtiger ist es, den vorherrschenden Wind frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu setzen. In unserer Übersicht stellen wir die wichtigsten neun Mittelmeerwinde vor und informieren über ihr Auftreten, Eigenschaften und alles weitere Wissenswerte zum Thema. Die 9 häufigsten Mittelmeerwinde im Überblick Zu den häufigsten Windsystemen, die im Mittelmeer auftreten, gehören: Bora Levante Libeccio Marin Meltemi Mistral Poniente Scirocco Tramontana Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/banner_fb_boot-2-720x378.png Bora: Fallwind aus Kroatien Die Bora ist ein Fallwind, der seinen Namen vom griechischen Gott Boreas hat und insbesondere an der östlichen Adriaküste vor Kroatien und Montenegro vorkommt. Die Bora tritt meist plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Sie zeichnet sich durch ihren stürmischen Charakter mit teils sehr starken Windböen aus. In Einzelfällen können Bora-Böen Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h erreichen, was mitunter erhebliche Gefahren für Schiff und Crew bedeuten kann. Mehr dazu: Alles zur Bora, dem Fallwind an der Adria Informationen zur Bora im Überblick Vorkommen: Adriaküste von Kroatien und Montenegro Richtung: aus Ost/Nordost Charakter: starker, böiger Wind, der plötzlich auftritt Windstärken: in der Regel 6-7 Bft., in der Regel auch Böen mit deutlich höheren Geschwindigkeiten Auftreten: ganzjährig, im Winter häufiger als im Sommer   Levante: Wind der spanischen Küste Der Levante ist ein warmer Ostwind, der vor allem im westlichen Mittelmeer zwischen Spanien und der nordafrikanischen Küste weht. Insbesondere in der Straße von Gibraltar gewinnt der Levante zunehmend an Stärke, ehe er auf dem Atlantik wieder abschwächt. Meist weht der Levante in sehr unregelmäßigen Abständen. Informationen zum Levante im Überblick Vorkommen: westlicher Mittelmeerraum, Südspanien, Nordafrika Richtung: aus Osten Charakter: warmer Ostwind mit mäßigen Windstärken Windstärken: 3-5 Bft., manchmal auch stärker Auftreten: ganzjährig. Am stärksten zwischen Mai und Oktober   Libeccio: Ein stürmischer Zeitgenosse Der Libeccio (auch bekannt als Leveche oder Lebić) ist ein Wind aus westlicher oder südwestlicher Richtung. Er tritt insbesondere in Nord-Korsika und daneben auch auf Elba, Sardinien und an den Küsten Frankreichs und Italiens auf. Der Libeccio kann aber auch an der kroatischen Adriaküste wehen. Der Libeccio ist ein feuchter Wind, der heiße Luft und oftmals Saharastaub mit sich bringt. Er ist auch für heftige Sturmböen bekannt und wird von Skippern als ungemütlich eingeschätzt. Im Sommer ist der Libeccio äußerst dominant. Im Winter wechselt er sich mit der Tramontana ab. Informationen zum Libeccio im Überblick Vorkommen: westliches Mittelmeer (insb. Nord-Korsika), Adria Richtung: aus Westen oder Südwesten Charakter: heißer, feuchter Wind, der oftmals von Sturmböen begleitet wird Windstärken: in der Regel 3-5 Bft. Im Winter Böen bis zu 11 Bft Auftreten: ganzjährig. Im Sommer vorherrschend, im Winter abwechselnd mit der Tramontana   Marin: Seemann aus Frankreich Der Marin (französisch für „der Seemann“) ist ein warmer, starker Wind aus Südost, der relativ gleichmäßig und das ganze Jahr über im Küstengebiet Südfrankreichs weht. Er entsteht über dem Meer und ist dadurch sehr feucht. Über dem Land führt der Wind deshalb auch oft zu starken Niederschlägen. Auf offenem Wasser weht der Marin zudem stärker als in Küstennähe. Informationen zum Marin im Überblick Vorkommen: westlicher Mittelmeerraum, südfranzösisches Küstengebiet, Golfe du Lion Richtung: aus Südosten Charakter: Warmer, feuchter und gleichmäßiger Wind Windstärken: im Sommer gleichmäßig bei rund 6 Bft. Im Herbst stärker und böig Auftreten: ganzjährig, am häufigsten im Frühjahr und Herbst   Meltemi: Wind der Ägäis Der Meltemi (in Griechenland auch Etesien genannt) ist im Sommer der vorherrschende Wind in der Ägäis. Es handelt sich um einen recht trockenen Nordwind, der vom griechischen Festland in Richtung Kreta weht. Der Meltemi ist in der Regel äußerst beständig und bringt im Schnitt Windgeschwindigkeiten von 4-7 Beaufort mit sich. Es können aber auch stärkere Böen mit bis zu 9 Beaufort (bis zu 47 Knoten bzw. 88 km/h) auftreten, weshalb er auf See mit Vorsicht zu genießen ist. Mehr dazu:  Alles Wissenswerte zum Meltemi Informationen zum Meltemi im Überblick Vorkommen: Ägäis, östliches Mittelmeer Richtung: aus Norden, Nordosten, Nordwesten Charakter: Grundsätzlich beständiger Wind, teils starke Böen möglich Windstärken: In der Regel 4-7 Bft., auch stärkere Böen mit bis zu 9 Bft. möglich. Auftreten: Ende Mai bis Ende September   Mistral: Französischer Fallwind Der Mistral (auch bekannt als Maestrale) ist ein kalter und trockener Fallwind, der im Tal der Rhône in Frankreich und insbesondere auch im Golfe du Lion an der französischen Mittelmeerküste weht. Er gehört zu den dominantesten Winden des westlichen Mittelmeerraums und weht in der Regel aus Norden oder Nordwesten. Der Mistral kann zu jeder Jahreszeit äußerst stürmisch wehen, was selbst für erfahrene Skipper eine Herausforderung darstellt. Berüchtigt ist der Wind auch in der Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien. Ein hier auftretender, natürlicher Düseneffekt kann den Mistral noch einmal deutlich verstärken. Mehr dazu:  Die wichtigsten Informationen zum Mistral Informationen zum Mistral im Überblick Vorkommen: westlicher Mittelmeerraum, Rhônetal, Golfe du Lion, Korsika und Sardinien Richtung: aus Nordwesten, Norden Charakter: kalter, trockener und oftmals stürmischer Fallwind Windstärken: 6-8 Bft. im Sommer, bis zu 10 Bft. im Frühjahr, Herbst und Winder Auftreten: ganzjährig. Im Frühjahr, Herbst und Winter stürmischer als im Sommer   Poniente: Westwind vom Atlantik Das Gegenstück zum Levante ist der Poniente. Dieser trockene Wind weht ebenfalls zwischen Spanien und Nordafrika. Im Gegensatz zum Levante kommt er jedoch aus dem Westen. Da die Luftmassen beim Poniente vom Atlantik durch die Meerenge von Gibraltar in Richtung Mittelmeer ziehen, ist der Wind kühler als der Levante. Er erreicht auch nicht so große Windstärken wie sein östliches Pendant. Informationen zum Poniente im Überblick Vorkommen: westlicher Mittelmeerraum, Südspanien, Nordafrika Richtung: aus Westen Charakter: warmer, trockener Westwind Windstärken: 2-5 Bft. Auftreten: ganzjährig   Scirocco: Heißer Wind aus Afrika Der Scirocco (auch als Schirokko oder Sirocco bekannt und in Kroatien sowie Montenegro dem Jugo gleichzusetzen) ist ein heißer Wind, der aus Süden oder Südosten kommt. Er weht in der Regel von der Sahara in Richtung Mittelmeer. Charakteristisch für ihn ist auch der aufgewirbelte Saharastaub, den der Scirocco meist mit sich bringt und die Luft gelblich oder bräunlich färbt. Vor den Bergen führt er oftmals zu starken Regenfällen. Im Schnitt weht der Scirocco äußerst gleichmäßig bei Geschwindigkeiten bis zu 6 Beaufort. In ganz seltenen Fällen kann der Scirocco auch die Stärke eines tropischen Wirbelsturms erreichen. Mehr dazu:  Alle Informationen zum Scirocco Informationen zum Scirocco im Überblick Vorkommen: gesamter Mittelmeerraum Richtung: aus Süden, Südosten Charakter: gleichmäßiger, heißer Wind aus dem Süden, meist von Saharastaub begleitet Windstärken: im Schnitt bis zu 6 Bft. Selten auch darüber. Auftreten: Frühjahr, Frühsommer und Herbst   Tramontana: Wind aus den Bergen Die Tramontana tritt meist als heftiger, kalter Nord- oder Nordostwind auf. Die Tramontana kann regional im gesamten Mittelmeerraum wehen. Bekannt ist sie insbesondere aus dem nördlichen Mittelmeerraum, wo die Tramontana etwa in Spanien, Frankreich, Italien oder Kroatien auftritt. Sie entsteht, indem polare Kaltluft aus dem Norden durch Täler von Gebirgsketten, wie den Alpen oder den Pyrenäen strömt. Dadurch wird die Luft kanalisiert und beschleunigt, was durchaus zu stürmischen Böen führen kann. Ist es bewölkt, wenn die Tramontana auftritt, führt dies meist zu einem Temperatursturz mit Regen. Mehr dazu:  Alles Wichtige zur Tramontana Informationen zur Tramontana im Überblick Vorkommen: gesamtes Mittelmeer, Nordspanien, Frankreich, Italien, Kroatien Richtung: aus Norden oder Nordosten Charakter: kalter, heftiger Wind mit teils stürmischen Böen Windstärken: tagsüber 4-6 Bft., nachts und morgens bis zu 8 Bft., im Winter stärker als im Sommer Auftreten: ganzjährig   Wind und Wetter auf See: Weitere Links zum Thema Übersichtsseite zum Wetter auf See Alles Wichtige zum Medicane: Dem Hurrikan im Mittelmeer Beaufortskala: Übersichtstabelle mit allen Windstärken Mittelmeerwetter: Experten-Tipps für Skipper Charakteristik, Entstehung und Eigenschaften von Kaltlufttropfen
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Windstärke in Beaufort

Beaufort-Tabelle Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Windstärken, die in Seewetterberichten in der Regel in Beaufort angegeben werden und sich an den sichtbaren Auswirkungen des Windes orientieren. Die Windgeschwindigkeiten können in dabei in Knoten, Metern pro Sekunden (m/s) oder Kilometern pro Stunde (km/h) angegeben werden   Windstärke (Beaufort) Knoten m/s km/h Internationale Bezeichnung Auswirkungen auf die See 0 0-1 0-0,2 0-1 Stille Spiegelglatte See 1 1-3 0,3-1,5 1-5 Leiser Zug Kleine, schuppenförmig aussehende Kräuselwellen ohne Schaumkämme. 2 4-6 1,6-3,3 6-11 Leichte Brise Kleine Wellen, noch kurz, aber ausgeprägter. Die Kämme sehen glasig aus und brechen sich nicht. 3 7-10 3,4-5,4 12-19 Schwache Brise Kämme beginnen zu brechen. Schaum überwiegend glasig, ganz vereinzelt, kleine, weiße Schaumköpfe. 4 11-16 5,5-7,9 20-28 Mäßige Brise Wellen sind noch klein, werden aber länger. Weiße Schaumköpfe treten schon ziemlich verbreitet auf. 5 17-21 8,0-10,7 29-38 Frische Brise Mäßige Wellen, die eine ausgeprägte lange Form annehmen. Überall weiße Schaumkämme. Ganz vereinzelt kann schon Gischt vorkommen. 6 22-27 10,8-13,8 39-49 Starker Wind Die Bildung großer Wellen beginnt; Kämme brechen und hinterlassen größere weiße Schaumflächen; etwas Gischt. 7 28-33 13,9-17,1 50-61 Steifer Wind See türmt sich; der beim Brechen entstehende weiße Schaum beginnt sich in Streifen in die Windrichtung zu legen. 8 34-40 17,2-20,7 62-74 Stürmischer Wind Mäßig hohe Wellenberge mit Kämmen von beträchtlicher Länge. Von den Kanten der Kämme beginnt Gischt abzuwehen. Der Schaum legt sich in ausgeprägten Streifen in die Windrichtung. 9 41-47 20,8-24,4 75-88 Sturm Hohe Wellenberge; dichte Schaumstreifen in Windrichtung. Rollen der See beginnt. Die Gischt kann die Sicht schon beeinträchtigen. 10 48-55 24,5-28,4 89-102 Schwerer Sturm Sehr hohe Wellenberge mit langen, überbrechenden Kämmen. See weiß durch Schaum. Rollen der See schwer und stoßartig. Sicht durch Gischt beeinträchtigt. 11 56-63 28,5-32,6 103-117 Orkanartiger Sturm Außergewöhnlich hohe Wellenberge. Die Kanten der Wellenkämme werden überall zu Gischt zerblasen. Die Sicht ist herabgesetzt. 12 >63 >32,7 >117 Orkan Luft mit Schaum und Gischt angefüllt. See vollständig weiß. Die Sicht ist sehr stark herabgesetzt; jede Fernsicht hört auf.   Weitere Mittelmeerwinde Neben dem Mistral treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf: Der Schirokko Die Bora Die Tramontana Der Meltemi Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer Mehr dazu:  La Gota Fría – das Wetterphänomen Kaltlufttropfen
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Medicane: Alles Wissenswerte zum Hurrikan im Mittelmeer

Ein Medicane ist ein Sturmtief, das einem Hurrikan ähnelt und immer häufiger im Mittelmeer auftritt. Unser Ratgeber mit allen Informationen zu Entstehen, Ablauf und Auswirkungen eines Medicanes. In letzter Zeit ist der Begriff Medicane immer häufiger ein Thema. Vor allem Skipper, die im Herbst im Mittelmeerraum unterwegs sind, werden zunehmend mit dem Tropensturm und seinen Auswirkungen konfrontiert. Doch was ist ein Medicane eigentlich? Wie kommt es zu einem Medicane, welche Auswirkungen haben sie und wie kann man sich vor einem Medicane schützen? All das erklärt unser Ratgeber. Was ist ein Medicane? Als Medicane wird ein Sturmtief im Mittelmeer bezeichnet, das einem Tropensturm ähnelt. Sein Name ist ein Schachtelwort, das sich aus den beiden Wörtern „mediterranean“ und „Hurricane“ zusammensetzt. Und tatsächlich könnte man einen Medicane als so etwas wie einen Hurrikan im Mittelmeer bezeichnen. Medicane und Hurrikan: Gemeinsamkeiten und Unterschiede Medicanes ähneln Hurrikans in ihren Eigenschaften sehr. So wird auch der Medicane von Wolkenbändern, die gegen den Uhrzeigersinn um ein wolkenfreies Auge im Zentrum des Tiefs wirbeln, gekennzeichnet. Besonders gut lässt sich dieser Umstand anhand von Satellitenbildern erkennen. Darüber hinaus werden Medicanes von starken Niederschlägen von mehr als 500 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden und hohen Windgeschwindigkeiten begleitet und können starke Verwüstungen in ihrem Einzugsgebiet verursachen. Im Gegensatz zu Hurrikans, wie sie im Atlantik vorkommen, bauen Medicanes aufgrund des geringen Einzugsgebiets im Mittelmeer kein sich selbst stabilisierendes Wettersystem auf und zerfallen meist schon nach wenigen Stunden oder maximal ein bis zwei Tagen. Weitere Unterschiede sind der geringere Durchmesser von Medicanes, welcher „nur“ rund 70 bis 200 Kilometer beträgt (Hurrikans können einen Durchmesser von 100 bis 1.500 Kilometer erreichen) und die geringeren Windgeschwindigkeiten. So erreichen Medicanes selten die Geschwindigkeit eines Hurrikans mit mehr als 118 km/h oder Windstärke 12 auf der Beaufortskala, sondern in den meisten Fällen eher die eines tropischen Sturms zwischen 63 und 112 km/h. Medicanes treten in der Regel einmal jährlich im Herbst – vor allem zwischen September und Dezember – im Mittelmeerraum auf. Es wurden aber auch bereits Medicanes im Januar dokumentiert. Wie ein Medicane entsteht Die Grundvoraussetzung für das Entstehen eines Medicanes sind hohe Wassertemperaturen im Mittelmeer. Schon Temperaturen von 24° C oder mehr können die Entstehung von Medicanes begünstigen. Ebenso benötigt es aber auch kalte Luft aus den gemäßigten Breiten, die in den Mittelmeerraum eindringt und auf die warme und feuchte Luft, die über dem Mittelmeer verdunstet, trifft. Kräftige Gewitter mit starken Regenfällen sind die Folge. Je höher der Temperaturgegensatz zwischen Meeresoberfläche und Troposphäre, desto eher kann sich aus dem Tiefdruckgebiet ein Medicane bilden. Dieser wird von der Energie des warmen Meeres gespeist und hält sich meist mehrere Stunden oder bis zu zwei Tage. Trifft der Medicane schließlich auf Land, schwächt sich seine Wirkung meist ab. Yachten am Liegeplatz vor Sturm sichern Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/medicane2-720x540.png Satellitenaufnahme des Medicane Ianos über dem Mittelmeer. Foto: Wikimedia Commons (gemeinfrei) Das sind die Auswirkungen eines Medicanes Welche enormen Auswirkungen ein Medicane haben kann, hat zuletzt im September 2023 der Medicane Daniel gezeigt. Noch als Sturmtief verursachte der Medicane bereits Anfang des Monats schwere Unwetter mit Starkregen und Überflutungen in Griechenland, aber auch in Bulgarien und in der Türkei. Allein in der Stadt Zagora in der Region Thessalien fielen innerhalb von 18 Stunden 754 Millimeter Regen. Große Teile der Region wurden überflutet. Kurz darauf zog das Tief weiter nach Süden und entwickelte sich vor der Küste Nordafrikas – gespeist durch die Energie des zu dieser Zeit bis zu 30° C warmen Mittelmeers – zu einem vollwertigen Medicane. Besonders stark betroffen in Nordafrika war Libyen und dort insbesondere die Hafenstadt Darna. Schwere Überflutungen zerstörten einen großen Teil der Stadt. Schätzungen gehen von bis zu 20.000 Toten aus. Damit gilt der Medicane Daniel als der bislang verheerendste dokumentierte Medicane. Neben dem Medicane Daniel gab es auch bereits in der Vergangenheit verheerende Medicanes. So führten etwa auch der Medicane Ianos 2020 (auch bekannt als „Udine“), der Medicane Zorbas 2018 und der Medicane Numa 2017 zu Starkregen, Überflutungen und großen Schäden – insbesondere in Griechenland. Die zukünftige Entwicklung von Medicanes Wie sich das Auftreten von Medicanes in Zukunft entwickeln wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt. Auch, welchen Beitrag der Klimawandel zur Häufigkeit von Medicanes leistet, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Aus einem 2017 veröffentlichten Bericht der American Meteorological Society geht hervor, dass es derzeit noch vollkommen unklar sei, wie sich Anzahl und Häufigkeit von Medicanes in Zukunft entwickeln werde. Die Autoren einer 2019 im Fachblatt „Geophysical Research Letters“ erschienenen Studie gehen davon aus, dass sich die Zahl von Medicanes in den kommenden Jahren sogar verringern werde. Beide Studien kommen aber überein, dass der Klimawandel einen Einfluss auf die Charakteristika von Medicanes habe. Medicanes der Zukunft würden demnach mit noch stärkerer Intensität und extremen Ausprägungen – also stärkeren Regenfällen, höheren Windgeschwindigkeiten und einer längeren Lebensdauer – auftreten. Wind und Wetter im Mittelmeer: Weitere Artikel zum Thema Die wichtigsten Mittelmeerwinde in der Übersicht Winde im Mittelmeer: Die Bora Alles Wissenswerte zum Mistral Informationen zum Scirocco Die Tramontana: Alles zum Thema Alles zum Wetterphänomen Kaltlufttropfen
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Meltemi: Alles Wissenswerte zum Wind in der Ägäis

Der Meltemi ist der in den Sommermonaten vorherrschende Wind in der Ägäis und verspricht grandiose Segeltörns. Nicht selten kann er jedoch auch herausfordernd sein. Nachfolgend haben wir alles Wichtige zum Mittelmeerwind zusammengefasst. Skipper, die zum Segeln in der Ägäis unterwegs sind, haben zweifellos schon einmal mit dem Meltemi Bekanntschaft gemacht. Der Wind, den manche auch als die Etesien kennen, ist der in den Sommermonaten vorherrschende Wind in der Ägäis. Der Meltemi gilt als äußerst zuverlässig und ist daher ein Garant für grandiose Segeltörns. Er kann jedoch auch starke Windböen mit sich bringen und schnell zu einer Herausforderung für Skipper werden. In unserem Ratgeber klären wir alles Wichtige, was Skipper über den Meltemi wissen müssen. Meltemi: Die wichtigsten Informationen im Überblick Allgemeine Informationen zum Meltemi Entstehung des Meltemi Wo der Meltemi auftritt Anzeichen für das Auftreten des Meltemi Die Auswirkungen des Meltemi und Tipps für Skipper Was den Meltemi auszeichnet Der Name Meltemi stammt aus dem Türkischen und steht für eine Brise oder einen sanften Wind. Vor allem in Griechenland war der Meltemi früher auch als „die Etesien“ bekannt, was so- viel wie die „jährlichen Winde“ bedeutet. Als trockener Nordwind weht der Meltemi von der Ostküste Griechenlands und der Westküste der Türkei bis nach Kreta. Je nach Gebiet kann er auch aus Nordwesten oder Nordosten kommen. Der Meltemi tritt in der Regel von April bis Oktober auf. Am stärksten weht er zwischen Juni und September. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/pexels-jo-kassis-12848021-720x480.jpg In Griechenland ist der Meltemi im Sommer allgegenwärtig. Foto: Pexels/Jo Kassis Im Durchschnitt bringt der Mittelmeerwind in der Ägäis Windstärken von 4 bis 5 Bft. Nicht selten weht er aber auch in stärkeren Böen mit 8 Bft. oder mehr. In den meisten Fällen weht der Meltemi angenehm kühl und bringt heiteres Wetter und klare Sicht mit sich. Steckbrief zum Meltemi Vorkommen: Ägäis, östliches Mittelmeer Richtung: Norden, Nordost, Nordwest Charakter: Grundsätzlich beständiger Wind, teils starke Böen möglich Windstärken: In der Regel 4-5 Beaufort, auch stärkere Böen mit 8 Beaufort oder mehr möglich. Auftreten: April bis Oktober Wie der Meltemi entsteht Der Meltemi zählt zu den sogenannten synoptischen Winden. Das bedeutet, dass der Mittelmeerwind von dem Zusammenspiel globaler Windsysteme abhängig ist. Im Falle des Meltemi ist ein Druckunterschied zwischen dem Azoren-Hochdruckgebiet und dem Tiefdruckgebiet des Sommermonsun ausschlaggebend. Zum Ausgleich dieser Unterschiede entstehen an den Flanken der Druckgebiete Luftströmungen. Unterstützt und noch weiter beschleunigt wird der Meltemi durch die jahreszeitlich bedingte, starke Sonneneinstrahlung über der anatolischen Hochebene und der arabischen Halbinsel, die für ein Hitzetief sorgt. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/725px_origin_of_etesian_winds_detail-720x413.png Wie der Meltemi entsteht. Foto: Wikimedia Commons/MagentaGreen (CC BY-SA 3.0) Wo der Meltemi vorkommt Der Meltemi weht im Sommer in der gesamten Ägäis und kann an der Ostküste des griechischen Festlandes – etwa an den Küsten Makedoniens und Thrakiens – ebenso auftreten, wie auf den griechischen Inseln. Im nördlichen und mittleren Teil der Ägäis weht er aus Norden und fächert sich in Richtung Süden auf. An der Peloponnes-Halbinsel weht der Meltemi aus Nordost. Auf Rhodos und den anderen Inseln des Dodekanes kommt er aus Nordwesten. Am stärksten weht der Meltemi in der zentralen Ägäis – insbesondere im  Inselgebiet der Kykladen , der n ördlichen Sporaden  und der Dodekanes. Anzeichen des Meltemi Ob sich der Meltemi an konkreten Anzeichen festmachen lässt, ist umstritten. Häufig kündigen aber die folgenden Anzeichen einen Meltemi an: Deutlicher Anstieg des Luftdrucks Gutes Wetter und klare Sicht bei trockener Luft und tiefblauem Himmel Auftreten von Cirrocumulus-Wolken Cumulus-Wolken am Festland Die Auswirkungen des Meltemi für Skipper In der Regel setzt der Meltemi am Vormittag ein und weht bis zum Abend bei beständigen 4-5 Bft. Das verspricht gute Bedingungen für den Segeltörn. Oftmals wird der Meltemi aber im Laufe des Tages stärker, weshalb auch Stärken von 8 Bft. oder mehr im Tagesverlauf keine Seltenheit sind, ehe er zum Sonnenuntergang wieder abflaut. Manchmal weht der Meltemi aber auch mehrere Tage ununterbrochen. Es ist nicht einfach, vorherzusagen, in welcher Stärke der Meltemi wehen wird. Skipper, die in der Ägäis unterwegs sind, sollten Törns daher gut planen und sich der Unberechenbarkeit des Meltemi stets bewusst sein. Es empfiehlt sich zudem, die Ägäis nur mit einer Crew, die Erfahrung im Umgang mit dem Meltemi hat, zu besegeln oder bei Unsicherheit in ein windgeschützteres Gebiet (z.B. in den Saronischen Golf ) auszuweichen. Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/yacht-1585991_1920-720x405.jpg Perfekter Törn oder Herausforderung für Skipper und Crew: Der Meltemi ist unberechenbar. Foto: Pixabay/dimitrisvetsikas1969 Ein genaues Studium des Wetterberichts ist natürlich vorausgesetzt. Daneben ist es auch ratsam, bereits frühmorgens oder gar nachts loszusegeln und den Starkwind tagsüber im Hafen oder einer geschützten Bucht abzuwettern. Im Zweifelsfall kann auch ein Hafentag mehr nicht schaden. Jetzt weiterlesen:  Boote und Yachten am Liegeplatz bei Sturm sichern Wer bei Meltemi ausläuft, sollte das schnelle Reffen der Segel geübt haben, da der Starkwind sehr schnell einfallen kann. Besondere Vorsicht gilt außerdem in der Nähe von Steilküsten, Meerengen oder Gebirgen. Hier kann der Meltemi durch Kanalisierungseffekte noch stärker wehen. Daneben ist auch ein Aufenthalt im Lee von Inseln mit Vorsicht zu genießen – in diesen Bereichen können starke Fallböen auftreten, die ein Boot schnell zum Kentern bringen können. Typische Inseln, auf denen mit Fallböen zu rechnen ist, sind: Euböa Andros Tinos Ios Amorgos Sifnos Kos Fazit zum Meltemi Der Meltemi ist ein ständiger Begleiter im Mittelmeer und kann auch zur Herausforderung für Skipper und Crew werden. Wer seine Törns jedoch gut plant, bestimmte Ratschläge befolgt und sich der besonderen Eigenschaften des Meltemi bewusst ist, besitzt das nötige Rüstzeug, das es für einen gelungenen Ägäis-Törn benötigt. Meltemi und Co: Weitere Mittelmeerwinde: Der Schirokko Die Bora Die Tramontana Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer Mehr dazu:  La Gota Fría – das Wetterphänomen Kaltlufttropfen
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Tramontana: Der Mittelmeerwind im Porträt

Die Tramontana - der katabatische Wind des Mittelmeers Die Tramontana ist ein katabatischer Wind, der aus dem Nord bzw. Nordosten überwiegend im Mittelmeer weht. Anders als z.B. der Mistral, ist dieser Wind auf kleinere Regionen beschränkt. Der Name „Tramontana“ steht für „trans“ (jenseits) und „montana“ (das Gebirge), also der Wind, der von jenseits des Gebirges kommt. Wie und unter welchen Voraussetzungen entsteht die Tramontana? Polare Kaltluft aus dem Norden strömt durch die Täler der Gebirgsketten, wie die Alpen, Zentralmassiv und Pyrenäen. Die Luft wird dabei kanalisiert und erheblich beschleunigt (sog. Kanalisationseffekt) und erreicht in Böen durchaus Sturmstärke. Was sind die Anzeichen und Auswirkungen der Tramontana? Der oft böige, kalte Wind kann bei wolkenlosem, blauem Himmel als auch bei starker Bewölkung auftreten. Dieser Ausbruch bringt, vor allem im Winter, einen rapiden Temperatursturz mit Regen und starken Böen mit sich. Andersherum bringt sie bei guter Ausgangslage aber auch weiterhin klares Wetter. Der Begriff „Tramontana Scura“ also, „die dunkle Tramontana“ wird häufig in Ligurien verwendet. An der ligurischen Küste kommt es immer wieder zu Perturbationen von den Bergen zwischen den Alpen im Norden und dem Apeninbogen im Süden. Ein ligurisches Sprichwort besagt „tramuntan-na scüa, ægua següa“ (dunkle Tramontana, sicherer Regen‘). Auf dem Meer bilden sie lange Wellen und es weht stark bis stürmisch. Wann tritt die Tramontana auf? Im Winter weht die Tramontana häufig auch mit Sturmstärke, jedoch hat sie meist nur eine kurze Dauer. Hierdurch unterscheidet sie sich von den meisten anderen Winden, wie z.B. dem Meltemi, der Bora, etc., die im Winter oft wochenlang und ohne Pause wehen. Tramontana und Co.: Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Neben der Tramontana treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf: Der Mistral Der Schirokko Die Bora Der Meltemi Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer Mehr dazu:  La Gota Fría – das Wetterphänomen Kaltlufttropfen
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Bora: Der berüchtigte Mittelmeerwind im Porträt

Die Bora ist ein Fallwind an der Adria und bei Skippern oftmals gefürchtet. Die wichtigsten Eigenschaften der Bora, die man kennen sollte und wie man sich gegen den Wind wappnet klären wir in unserem Ratgeber. Die Bora ist ein Wind, der insbesondere Skipper an der Adriaküste von Kroatien regelmäßig vor große Herausforderungen stellt. Sie tritt meist plötzlich und ohne Vorwarnung auf und kann sehr starke Windböen verursachen. Nicht zu unrecht wird die Bora daher auch zu den stärksten Winden in Europa gezählt. Was Skipper über die Bora wissen sollten, haben wir in unserem Ratgeber zusammengefasst. Inhaltsverzeichnis Allgemeine Informationen zur Bora Entstehung der Bora Wo die Bora auftritt Anzeichen für das Auftreten der Bora Die Auswirkungen der Bora und Tipps für Skipper  Was die Bora auszeichnet Die Bora ist zu der Familie der Fallwinde gehörende Wind. Ursprünglich stammt der Begriff vom griechischen Boreas (dem Gott der Nordwinde) ab. Der katabatische, also trockene und kalte Wind taucht ohne jegliche Warnung auch bei heiterem Himmel und bei niedriger Luftfeuchtigkeit auf. Es gibt zwei verschiedene Arten der Bora: Es wird zwischen der „schwarzen Bora“, die zyklonale Bora, die durch ein Tief über Oberitalien entsteht und der „weißen Bora“, die antizyklonale Bora, die durch ein Hoch über der Ukraine ausgelöst wird. Hauptsächlich wütet die Bora an der Ostküste der Adria. Der an sich schon böige Wind wird oft von Fallböen verstärkt. Die Bora weht zu jeder Jahreszeit, doch kommt häufiger im Winter vor. Während sie im Sommer nur 1-2 Tage andauert, weht sie im Winter manchmal bis zu 2 Wochen am Stück. Sie tritt nicht nur zu einer bestimmten Tageszeit auf, aber erreicht ihre maximale Stärke eher nachmittags bzw. abends. Steckbrief zur Bora Vorkommen: Adriaküste von Kroatien und Montenegro Richtung: aus Ost/Nordost Charakter: starker, böiger Wind, der plötzlich auftritt Windstärken: in der Regel 6-7 Bft., in der Regel auch Böen mit deutlich höheren Geschwindigkeiten Auftreten: ganzjährig, im Winter häufiger als im Sommer Wie die Bora entsteht Verursacht wird die Bora durch polare Kaltluft aus dem Norden/Nordosten, die in die adriatische Küstenregion strömt und somit die Luft abkühlt. Die Luft gelangt durch das Gebirge ans Meer und wird dabei kanalisiert und erheblich beschleunigt. Der sogenannte Fallwind stürzt die Hänge der Karstgebirge herunter und erlangt hohe Geschwindigkeit und Stärke. Die Bora weht weit bis auf das Meer hinaus und kann in Böen sogar Orkanstärke bis über 200km/h erreichen. Oft tritt dieser Fallwind ohne jegliche Warnung auf und erreicht innerhalb kurzer Zeit seine Höchstgeschwindigkeit. Wo die Bora vorkommt Die Bora tritt an der gesamten Adriaküste – von Slowenien bis nach Albanien – auf. Vor allem in Kroatien ist die Bora besonders stark ausgeprägt. Ausgesprochen häufig weht sie in folgenden Regionen: im Golf von Triest in der Kvarner Bucht (insbesondere bei Senj) im Velebit-Kanal (vor allem zwischen Krk und Rab) bei Sibenik bei Split bei Risan (Montenegro) Abseits der adriatischen Küsten kommt ein der Bora sehr ähnlicher Wind auch noch an der russischen Schwarzmeerküste bei Noworossijsk, auf Nowaja Semlja, in Skandinavien und in der Kantō-Ebene Japans vor. Anzeichen der Bora Anzeichen der Bora sind unter anderem Wolkenwalzen, die auf Bergen in Küstennähe zu sehen sind. Zerteilen sich diese Walzen in Stücke, so kann man davon ausgehen, dass die Bora bald einsetzen wird. Bilden sich auf dem Meer Schaumkronen, die der aus dem Osten kommende Wind entstehen lässt, schließt das wiederum auch auf ein baldiges Eintreten der Bora. Auswirkungen der Bora und Tipps für Skipper Die aufgewirbelte Salzgischt verursacht die Versalzung der Böden auf dem Festland, was das Wachsen der Bäume und Pflanzen fast unmöglich macht. In einigen Gebieten bringt die Bora eisige Kälte mit sich. Frost, Schneestürme und sogar andauernde Schneedecken sind im Winter in den von der Bora betroffenen Regionen nicht selten. Oft wird die Bora als „kaltes Gegenstück“ zum Föhn beschrieben, da beide grundsätzlich ähnliche charakteristische Merkmal aufweisen. Jedoch wirkt die Bora, im Vergleich zum Föhn, positiv und verursacht Lebhaftigkeit bei Menschen und bringt trotz der eisernen Kälte keine Beschwerden mit sich. Bora: Tipps für Segler und Wassersportler Auch für Segler und Wassersportler bringt die Bora massive Auswirkungen mit sich: Bei den ersten Anzeichen einer Bora bleiben Bootfahrern nur rund 30 Minuten, um einen sicheren Ankerplatz anzulaufen. Wenn die Bora aufzieht, ist mit kurzen, steilen Wellen und extremen Windböen zu rechnen. Je weiter man von der Küste entfernt ist, desto größer sind die Wellen. Um gefährliche Situationen zu vermeiden, sollten Skipper, die an der östlichen Adria unterwegs sind, ihre Törns sorgfältig planen. Die kroatischen Rundfunksender geben regelmäßig Bora-Warnungen heraus und auch in vielen Seekarten sind Abschnitte mit Bora-Gefahr eingezeichnet. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, in ein weniger Bora-gefährdetes Gebiet auszuweichen. Auf dem Wasser sollte man die Wind- und Wetterbedingungen stets im Auge behalten. Bei ersten Anzeichen der Bora sollte schnellstmöglich Schutz aufgesucht werden. Wichtig: Buchten am Fuß der Gebirge bilden keinen Schutzort, sondern sind bei Bora besonders gefährdet! Jetzt weiterlesen:  Boot am Liegeplatz vor Sturm sichern Bora und Co.: Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Neben der Bora treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf: Der Mistral Der Schirokko Die Tramontana Der Meltemi Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer Mehr dazu:  La Gota Fría – das Wetterphänomen Kaltlufttropfen
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Schirokko: Der heiße Mittelmeerwind aus der Sahara

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/winde_1.jpg Der Schirokko – der heiße Wind aus der Sahara Der Schirokko ist ein heißer Wind, der aus dem Süden bis Südosten kommt. Er weht von der Sahara in Richtung Mittelmeer und kann in Ausnahmefällen auch mit der Geschwindigkeit eines tropischen Wirbelsturms wehen. Die Luft wird oft gelblich-rötlich-bräunlich durch die große Menge an Sandstaub, die der Schirokko mit sich bringt. Wie und unter welchen Voraussetzungen entsteht der Schirokko? Der Schirokko entsteht durch die Druckdifferenz zwischen den kühlen Tiefdruckgebieten in Südeuropa und der heißen Sahara. Wie hoch der Temperaturunterschied ist, legt auch fest wie stark der Wind weht. Durchschnittlich liegt er bei unter 6 Beaufort, seltener auch mit 7-8 und in seltenen Fällen wird auch Sturmstärke erreicht. Er wandert über Afrika und dann über das Mittelmeer nach Europa. Anfangs ist er noch trocken, nimmt aber Feuchtigkeit über dem Mittelmeer auf und wird deshalb weiter im Norden als sehr schwül empfunden. Dadurch, dass sich vor den Gebirgen, wie z.B. an dem Apennin in Italien, die Feuchtigkeit staut, kommt es dort mitunter auch zu schweren Regenfällen. Aus der Wüste führt er zusätzlich auch eine große Menge Sandstaub mit sich und die Sichtweite verringert sich daher erheblich. Was sind die Anzeichen und Auswirkungen des Schirokkos? Ein Anzeichen des Schirokkos ist die steigende Luftfeuchtigkeit. Es wird sehr diesig und im Sommer wird der Wind als unangenehm und schwül empfunden. Zu Beginn setzt der Schirokko leicht ein und hat nach ca. 2 Tagen seine maximale Wirkungskraft erreicht. Nur bei extremen Bedingungen kann es auch zu einem schweren Sandsturm kommen. Für Segler ist dieser Wind jedoch eher ungefährlich, da er gleichmäßig weht und nur selten 6 Beaufort überschreitet. Wann tritt der Schirokko auf? Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/schirokko-180x391.png Der heiße Wüstenwind tritt hauptsächlich im Frühjahr oder Herbst auf. Er startet trocken und heiß über der Sahara, nimmt Feuchtigkeit über dem Mittelmeer auf und zeigt sich dann in den europäischen Mittelmeerregionen als schwüler und feuchter Wind. Er zieht in der Regel von West nach Ost, abhängig von der Geschwindigkeit des Tiefs. Schirokko und Co.: Weitere Mittelmeerwinde Neben dem Schirokko treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf: Der Mistral Die Bora Die Tramontana Der Meltemi Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane. Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer Mehr dazu:  La Gota Fría – das Wetterphänomen Kaltlufttropfen  
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La Gota Fría: Alles zum Wetterphänomen Kaltluftropfen

Medium URL: https://adac.imxplatform.de/data/p1080680-1.jpg Der sogenannte Kaltlufttropfen, in Spanien auch Gota Fría oder DANA genannt, ist ein vor allem bei hohen Wassertemperaturen auftretendes Starkwindphänomen im Mittelmeer. Alles Wichtige zu Charakteristik, Entstehung und Schutzmaßnahmen bei Kaltlufttropfen.  Das Wetterphänomen „La Gota Fría“, auch DANA (Depresión Aislada en Niveles Altos) oder auf Deutsch Kaltlufttropfen genannt, ist im Mittelmeerraum nichts Ungewöhnliches. Durch die unterschiedlichen Intensitäten, in denen es auftritt, kann es für Skipper und Crew jedoch äußerst tückisch werden. Erst im August 2024 erregte La Gota Fría besondere Aufmerksamkeit, als es auf den Balearen große Schäden an Booten und Yachten anrichtete. Nachfolgend erklären wir alles Wichtige zur Gota Fría – von der Charakteristik des Sturmphänomens bis hin zur Entstehung und den wichtigsten Schutzmaßnahmen für Skipper und Crew. Inhaltsverzeichnis Die Charakteristik von Kaltlufttropfen Wie Kaltlufttropfen entstehen Die wichtigsten Schutzmaßnahmen für Skipper Was Kaltlufttropfen auszeichnet Kaltlufttropfen sind nur schwer vorhersehbar, weil sie unabhängig von den Tiefdruckgebieten am Boden in großer Höhe entstehen. Vor allem Bootscrews ist diese Schwerwetterlage besonders tückisch, weil die Windrichtung auch kurz vor dem Einsetzen des Windes nicht genau vorhergesagt werden kann und es nicht klar ist, wo der beste Schutz besteht. Im August 2024 gingen die Bilder zahlreicher Yachten um die Welt, die von einem Kaltlufttropfen überrascht wurden und vor allem auf der Insel Formentera an Land gespült wurden. Augenzeugen berichten, dass diese DANA mit ständig drehenden Windrichtungen  bis zu 90 Knoten Wind  über die Ankerbucht hereinbrach. Jetzt weiterlesen: Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Mittelmeer Wie der Kaltlufttropfen entsteht Der Jetstream, ein starkes Westwindband, verläuft wellenförmig um die Erde. Wenn diese Wellen – auch Rossby-Wellen genannt – besonders ausgeprägt sind, kann kalte Polarluft in südlichere Gebiete gelangen. Wird ein Teil dieser Luft von der Hauptströmung abgeschnitten, entsteht in etwa fünf bis zahn Kilometern Höhe ein sogenanntes Höhentief, das keine Verbindung zu den normalen Tiefdrucksystemen am Boden hat. Dabei sinkt die kalte Luft aufgrund ihrer Dichte ab und trifft auf wärmere Luftmassen am Boden, was zu starker Instabilität in der Atmosphäre führt. Diese Wetterlage ist besonders gefährlich, wenn der Kaltlufttropfen über den warmen Wassern des Mittelmeers liegt. Das aktuell ungewöhnlich warme Meerwasser verstärkt die Instabilität und begünstigt die Entstehung von starken Stürmen und Regenfällen. Je wärmer das Wasser, desto höher die Gefahr einer intensiven DANA. Welche Schutzmaßnahmen es gibt Kaltlufttropfen sind vor allem im Bezug auf die Region, wo sie entstehen, nur schwer und nur sehr kurzfristig vorhersehbar. Die beste Möglichkeit, die Entstehung einer DANA frühzeitig zu erkennen, besteht im Lesen von Wetterkarten. Außerdem sollten die regionalen Wetterhinweise im Blick behalten werden. Apps sind oft nicht in der Lage, dieses Windphänomen vorauszusagen. Wichtig ist es, bei entsprechenden Wetterlagen Vorkehrungen an Bord zu treffen, um eventuell auftretenden Starkwinden gewappnet zu sein. Im Zweifel ist es oftmals sicherer, die nahe der Küste gelegene Ankermöglichkeit zu verlassen und den Sturm auf See abzuwettern. Denn gerät ein Boot in solch einem Wind erst einmal in eine Legerwall-Situation, ist die Gefahr einer Strandung sehr groß. Mehr dazu: Boote und Yachten am Liegeplatz vor Sturm sichern La Gota Fria und Co.: Weitere Mittelmeerwinde Neben dem Mistral treten auch die folgenden Mittelmeerwinde häufig auf: Der Schirokko Die Bora Die Tramontana Der Meltemi Weitere Mittelmeerwinde in der Übersicht Seit einigen Jahren kommt es im Mittelmeer zudem immer häufiger zu einem sogenannten Medicane oder dem Auftreten von Kaltlufttropfen. Mehr dazu:  Medicane – Hurrikan im Mittelmeer
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